Batterielebensdauer bei Elektroautos

Wie lange hält der Akku? Sechs wichtige Fragen zum Antrieb des Elektroautos

  • Simon Mones
    VonSimon Mones
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Handy-Akkus sind nach kurzer Zeit merklich platt. Und auch Laptops machen unterwegs immer schneller schlapp. Was bedeutet das für den Energiespeicher im E-Auto? 

Die Batterie ist der teuerste Teil eines Elektroautos. Entsprechend wichtig ist, dass sie nicht frühzeitig ausfällt. Doch wie lang leben die Akkus eigentlich? Sechs Fragen und Antworten. 

Batterielebensdauer bei Elektroautos: Was garantieren die Hersteller? 

Acht Jahre und 160.000 Kilometer sind aktuell der Garantie-Standard, den die meisten Hersteller bieten. Über diese Dauer beziehungsweise Fahrleistung ist eine Mindestkapazität in Höhe von 70 Prozent des Ausgangswerts garantiert. Einige Hersteller versprechen auch noch etwas mehr: Toyota als aktueller Spitzenreiter etwa gewährt zehn Jahre oder eine Million Kilometer. Dazu muss das Auto allerdings jedes Jahr zum Service unter Herstellervorgaben, bei dem auch ein Batterie-Check durchgeführt wird.

Wie die meisten Hersteller gibt auch Polestar acht Jahre oder 160.000 Kilometer Garantie auf den Akku.

Auch andere Hersteller setzen im Kleingedruckten teils etwas schwammig formulierte Bedingungen, etwa das Berücksichtigen der Ladeanweisungen in der Betriebsanleitung oder das Vermeiden von Tiefenentladungen. Wie kulant oder penibel die Autobauer ihre Garantie-Regelungen in der Praxis auslegen, muss abgewartet werden. Bislang fehlt es noch an Fällen und Gerichtsurteilen. 

Batterielebensdauer bei Elektroautos: Was sagt die Erfahrung? 

Systematische Probleme mit der Batterielebensdauer bei Elektroautos sind bislang nicht öffentlich bekannt. Auch, weil erst seit 2021 relevante Stückzahlen an Neuwagen verkauft werden. Glaubt man aber den Aussagen von E-Auto-Pionier Renault, ist aber auch für die kommenden Jahre keine große Mängel-Welle zu erwarten. Über 99 Prozent aller seit dem Deutschlandstart 2013 im Kleinwagen Zoe eingesetzten Akkus seien noch voll funktionsfähig, teilt das Unternehmen unter Bezugnahme auf eigene Statistiken mit. Demnach verfügen die Energiespeicher noch über mindestens 70 Prozent ihrer Ursprungs-Kapazität. Die Angaben gelten für alle Batterietypen und -größen – von den 22-kWh-Modellen der ersten Jahre bis hin zu den aktuellen Versionen mit 52 kWh.

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Kia EV6
Kia EV6: 309 Kilometer. Dank moderner 800-Volt-Ladetechnik fährt das Mittelklasse-SUV aus Südkorea klar an die Spitze. Die Version mit Heckantrieb und 77,4-kWh-Akku war das einziges Modell des Testfeldes, das die 300-Kilometer-Marke knackte. Basispreis: 46.990 Euro. © weigl.biz
Mercedes-Benz EQS 450+
Mercedes-Benz EQS 450+: 275 Kilometer. Die Luxuslimousine für mindestens 107.326 Euro holt aus der verwendeten 400-Volt-Technik dank präzisem Lade- und Temperatur-Management das Optimum heraus. Getestet wurde die Long-Range-Version mit 108-kWh-Akku und Heckantrieb. © Deniz Calagan/Mercedes-Benz AG
BMW iX
BMW iX: 273 Kilometer. Das große Elektro-SUV trat als xDrive50 mit serienmäßigem Allradantrieb zum Test in der Oberklasse-Kategorie an – und mit mächtigem 105,2-kWh-Akku. Der Basispreis des mächtigem Stromers liegt bei 84.600 Euro. © Uwe Fischer/BMW
Hyundai Ioniq 5
Hyundai Ioniq 5: 272 Kilometer. Das südkoreanische SUV ist technisch mit dem Testsieger Kia EV6 verwandt, und nutzt dieselbe schnelle 800-Volt-Technik. Die sparsamere Heckantriebsversion kostet ab 43.900 Euro, getestet wurde die Ausführung mit 72,6-kW-Akku für 4.000 Euro Aufpreis. © Dino Eisele/Hyundai
Porsche Taycan GTS
Porsche Taycan: 271 Kilometer. In der Oberklasse lagen die Testwerte relativ dicht beieinander. In der Version GTS fährt der Elektro-Porsche (Basispreis 86.733 Euro) mit 93,4-kWh-Akku nur knapp hinter den Klassenbesten her, er kann ebenfalls mit 800 Volt laden. © Porsche AG
Audi e-tron GT quattro
Audi e-tron GT quattro: 237 Kilometer. Der viertürige, Elektrosportler mit Allradantrieb basiert auf dem Porsche Taycan und verfügt daher ebenfalls über schnelle 800-Volt-Technik und einen 93,4-kWh-Akku, ist aber etwas größer und geräumiger. Preis: ab 104.000 Euro. © Audi
BMW i4 eDrive40
BMW i4: 235 Kilometer. Die Elektroversion der konventionell angetriebenen 4er-Reihe ist das sportlichste Modell der Mittelklasse-Wertung. Als eDrive40 kostet er ab 59.200 Euro und verfügt über einen Akku mit 83.9 kWh Kapazität. © BMW
Tesla Model 3
Tesla Model 3: 221 Kilometer. Der Elektroauto-Pionier legt seit jeher mehr Wert auf Reichweite als auf schnelles Laden, was bei der Akku-Auslegung ein Zielkonflikt ist. Der Test der Long-Range-Version mit 82,1-kWh-Akku erfolgte an markeneigenen Superchargern. Basispreis des Model 3: 52.965 Euro. © Tesla
Polestar 2
Polestar 2: 218 Kilometer. Die noch junge Marke gehört zum chinesischen Geely-Konzern, die Autos werden von dessen Tochter Volvo entwickelt und in China produziert. Den Polestar gibt es ab 46.495 Euro, gemessen wurde die heckgetriebene Long-Range-Version mit 78-kWh-Akku. © Polestar
BMW iX3
BMW iX3: 201 Kilometer. Ein weiterer BMW nach dem bewährten Muster, ein Verbrennermodell zum Stromer umzurüsten. Das Mittelklasse-SUV kostet ab 67.300 Euro und verfügt über einen Akku mit 80 kWh Kapazität. © BMW

Auch unabhängige Stellen kommen zu vergleichbaren Aussagen: So meldet der ADAC auf Basis von Daten aus seinen herstellerübergreifenden Langzeittests ähnliche Ergebnisse wie Renault. Die Experten streichen dabei vor allem die Rolle der intelligenten Batteriemanagement-Systeme heraus, die die Zellen im Alltag so gut wie möglich schonen. Dadurch unterscheiden sich E-Auto-Akkus übrigens auch von den Speichern in Handys und Laptops, bei denen wohl schon jeder Nutzer Ärger mit der Dauerhaltbarkeit hatte.

Batterielebensdauer bei Elektroautos: Wie erkenne ich, wie gesund eine Batterie ist? 

Während man bei Neuwagen wohl davon ausgehen kann, dass die Batterie maximal fit ist, ist die Spanne der möglichen Zustände bei einem Gebrauchtwagen deutlich größer. Welche Restkapazität der Akku eines E-Autos hat, zeigt ein Batteriecheck – beispielsweise im Rahmen einer Wartung in der Herstellerwerkstatt.

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Den „State of Health“, also den Gesundheitszustand des Akkus, kann man aber auch bei verschiedenen Sachverständigen-Organisationen überprüfen lassen – vom TÜV bis zur DEKRA. Die Investition von rund 100 Euro dürfte sich vor allem für Verkäufer lohnen, die das erhaltene Zertifikat bei der Preisverhandlung vorlegen können. Keine Alternative zu den kostenpflichtigen Tests sind die Reichweitenangaben des Bordcomputers oder der Hersteller-Apps. Ihre Werte sind stark vom Fahrverhalten oder der Außentemperatur abhängen. Geht es nach der EU, soll künftig ein Batteriepass, das Akku-Leben transparenter machen.

Batterielebensdauer bei Elektroautos: Lassen sich Batterien reparieren oder austauschen? 

Prinzipiell lassen sich Elektroauto-Akkus reparieren, etwa durch den Tausch defekter Module. Wie häufig das vorkommt, ist aber unklar, da es sich meist um Garantiefälle handelt, zu denen die Autohersteller wenig sagen. Generell legt die Industrie bei Konstruktion und Einbau der Batterien kaum Wert auf Reparierbarkeit. Fehler kommen zu selten vor, als dass sich das Berücksichtigen wirklich lohnen würde, wie unter der Hand zu hören ist. Nicht nur deswegen dürfte langfristig der komplette Akku- oder sogar Fahrzeugtausch das vorherrschende Vorgehen bei Batterieproblemen sein.

Sogar alternativlos wird es spätestens dann, wenn sogenannte „Cell-to-Pack“- oder „Cell-to-Chassis“-Speicher zum Standard werden. Aus diesen kompakt gebauten beziehungsweise bereits direkt in die Karosserie integrierten Batterien lassen sich keine einzelnen Module mehr für einen kleinteiligen Austausch herauslösen. Ein kompletter Batterietausch dürfte nach Ablauf der Garantiezeit allerdings teuer werden: Allein die Zellen für einen durchschnittlichen 50-kWh-Akku kosten heutzutage mehr als 5.000 Euro. 

Batterielebensdauer bei Elektroautos: Muss ich meine Batterie besonders schonend behandeln? 

Wie lange eine Batterie lebt, hängt auch davon ab, wie sie behandelt wird. Da unterscheidet sich der Energiespeicher nicht von einem Verbrennungsmotor. Als Stressfaktoren für Batterien gelten unter anderem Schnellladen, lange Standzeiten mit sehr vollem oder sehr leerem Akku, vor allem bei Hitze, sowie Vollgasfahrten. Dabei gilt wie bei allem: Wird das Stressen nicht exzessiv betrieben, ist das Risiko von Langzeitschäden gering. Allerdings fehlen auch hierbei unabhängige und öffentlich zugängliche Langzeitstudien. Und auch ein einheitlicher Maßstab, wie viel Exzess noch ok ist. Ein gelegentlicher Gesundheits-Check beim Akku hilft aber analog zum Arztbesuch, die Gefahr von Schäden durch leichtsinniges Verhalten im Blick zu haben und gegebenenfalls gegenzusteuern.

Batterielebensdauer bei Elektroautos: Was passiert mit Batterien nach dem Autoleben? 

Auch wenn Elektroauto-Akkus voraussichtlich lange halten – irgendwann sind auch sie am Ende ihres Lebenszyklus angelangt. In der Regel wird dann die Demontage mit anschließendem Recycling der Inhaltsstoffe folgen. Noch steckt die in diesem Geschäft tätige Industrie in den Kinderschuhen – entsprechend unklar ist, ob und wie viel Geld Autobesitzer für die Rückgabe eines Akkus erhalten, der wertvolle Materialien enthält. Diskutiert werden auch Pfandsysteme, die dann auch positiven Einfluss auf die Gesamtkostenbilanz des E-Autofahrens haben könnten, aber erst für künftige E-Auto-Generationen gelten würden.

Weniger relevant dürfte die Nutzung ausgemusterter Batterien in verschiedenen stationären Stromspeichern sein – gerne unter dem Begriff „second life“, zweites Leben, zusammengefasst. Die Anforderungen bei solchen Anwendungen sind andere als die im Auto, sodass wohl eher spezialisierte Batterien zum Einsatz kommen dürften. Die könnten günstiger sein, weil sie zum Beispiel weder besondere Schnellladefähigkeit noch eine hohe Temperatur-Resilienz mitbringen müssen. (Holger Holzer/SP-X)

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