Neue Regelung

Euro 7: Neue Abgasnorm setzt auch Vorgaben für Emissionen von E-Autos fest

  • Sebastian Oppenheimer
    VonSebastian Oppenheimer
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E-Autos emittieren keine Verbrennungsschadstoffe. An einer anderen Form der Umweltverschmutzung sind sie aber durchaus beteiligt. Die neuen Abgasregeln der EU nimmt diese nun ins Visier.

Die bisherigen Abgasnormen waren für Elektroautos nahezu irrelevant. Wenn wie geplant 2025 Euro 7 in Kraft tritt, sind aber auch Batterie-Fahrzeuge betroffen. Vor allem die Feinstaub-Grenzwerte könnten ihnen Probleme bereiten.

Weil E-Autos lokal emissionsfrei fahren, spielen große Teile der Abgasnorm-Grenzwerte für sie keine Rolle. Weder die teilweise verschärften Limits für Stickoxide, noch die für Kohlenmonoxid oder Kohlenwasserstoffe sind auf Batterieautos anwendbar. Einfach, weil ihnen der Auspuff fehlt. Eventuelle Emissionen bei der Stromerzeugung lassen sich einzelnen Fahrzeugen nicht zurechnen. Der klimawirksame Schadstoff CO2 spielt in der europäischen Abgas-Regulierung gar keine Rolle. Er soll auf EU-Ebene mithilfe des Flottengrenzwerts bekämpft werden. Bei der Abgasnorm hingegen geht es nicht um die Erderwärmung, sondern um die Luftqualität.

Euro 7: Neue Abgasnorm setzt auch Vorgaben für Emissionen von E-Autos fest

Neben den klassischen gasförmigen Verbrennungsprodukten spielen beim Kampf um gesunde Luft auch schon seit der Euro-5-Einführung im Jahr 2009 Feinstaubpartikel eine Rolle. Bislang wurden aber vor allem die Teilchen berücksichtigt, die in Form von Ruß beim Verfeuern von Kohlenwasserstoffen entstehen. Bei Euro 7 werden nun erstmals auch Bremsstaub sowie Gummiabrieb von Reifen gemessen und bewertet. Im E-Auto fällt beides an.

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Beim Reifenabrieb haben E-Autos sogar prinzipbedingte Nachteile gegenüber Verbrennermodellen, weil sie aufgrund der Batterie deutlich schwerer sind. Und hohes Gewicht sorgt für mehr Reibung zwischen Gummi und Straße. Auch beim Bremsen wirken die Kilos negativ; weil das E-Auto aber in 90 Prozent der Fälle mit dem Rekuperationsmotor verzögert, dürfte das in der Praxis keine entscheidende Rolle spielen. Zudem verfügen viele E-Mobile nicht über gewöhnliche, offene Scheibenbremsen, sondern über Trommelbremsen mit Gehäuse, in dem sich der Abriebstaub zunächst sammelt.

Die Euro-7-Abgasnorm enthält auch Emissionsvorgaben für E-Autos. (Symbolbild)

Euro 7: Technische Lösungen sollen Bremsen-Feinstaub von E-Autos in Grenzen

Die Industrie arbeitet schon seit Jahren daran, des Bremsstaubs Herr zu werden. Weil bislang die Regulierung fehlte, hat es die Technik aber noch kaum ins Fahrzeug geschafft. Das französische Unternehmen Tallano etwa hat Bremsbeläge mit einem Absaugkanal entwickelt, der über einen Schlauch mit einem Ministaubsauger im Motorraum verbunden ist. Bis 90 Prozent des Bremsstaubs soll so absorbiert werden. Einen anderen Weg beschreitet der deutsche Bremsscheibenhersteller Buderus Guss, der normale Grauguss-Bremsscheiben mit einer Hartmetallschicht und optional Titancarbid versieht. Die so entstandene Oberfläche ist sehr hart und damit besonders abriebfest. 80 bis 90 Prozent weniger Feinstaubemissionen sollen dadurch anfallen. 

Filterspezialist Mann+Hummel hingegen hat ein passives Filtersystem entwickelt, bei dem sich die Feinstäube in einem Gehäuse an der Oberseite der Scheibenbremse sammeln – auch Audi testet aktuell zusammen mit dem Unternehmen eine Feinstaub-Filtertechnik. Und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt schließlich schlägt eine Ölbad-Lagerung der Bremsscheiben vor. Das geschlossene System soll den Abrieb zu sogar 100 Prozent herausfiltern.

Euro 7: Emissionen durch Reifenabrieb nicht einfach in den Griff zu bekommen

Schwieriger zu lösen ist die Frage des Reifenabriebs. Streng genommen setzt sich der zumindest außerhalb des Labors aus Substanzen des Reifens und der Fahrbahn zusammen, ist also keine sortenreine Partikelmasse. Bei der Verringerung der Emissionen kommt es trotzdem in erster Linie auf die Reifen-Hersteller an. Laut Tests des ADAC gibt es große Unterschiede zwischen den einzelnen Marken. Vor allem Michelin und Goodyear überzeugen mit Reifen-Rezepturen, die wenig Abrieb zulassen. Die Kunst bei der Optimierung hin zu weniger Abrieb ist, andere Reifeneigenschaften wie Sicherheit und Performance bei der Verringerung des Verschleißes nicht zu vernachlässigen. 

Zehn Autos mit Verbrennungsmotor, die wir vermissen werden

Audi TT
Audi TT: Einst als Kernmodell der Marke Audi betrachtet, wird der als Coupé und Roadster gebaute Kompakt-Sportler keinen Nachfolger bekommen. Das liegt auch an der mittlerweile schleppenden Nachfrage für die Design-Ikone. Ein vergleichbarer Stromer wird völlig anders aussehen. Bis Ende des Jahres ist der TT aber noch ab 39.700 Euro bestellbar. © Audi AG
Mercdes-Benz A-Klasse
Mercedes A-Klasse: Der Kompaktwagen passt nicht mehr in das neue Konzept von Mercedes-Benz, vor allem hochpreisige Limousinen, SUV und Sportwagen anzubieten. Das überzeugende Konzept der frühen A-Klasse, möglichst viel Platz in einem kompakten Auto zu schaffen, würde dabei gut ins Elektro-Zeitalter passen – ist mittlerweile aber ohnehin verwässert. Noch gibt den Basis-Benz ab 28.393 Euro zu kaufen.  © Mercedes-Benz
Porsche 718 Boxster
Porsche 718 Boxster: Zwar kämpft Porsche weiterhin für den Verbrennungsmotor, aber überleben wird der langfristig wohl nur im 911. Boxster und Cayman werden 2025 erst auf Wunsch, später wohl grundsätzlich elektrifiziert. Dabei bieten gerade die Versionen mit Sechszylinder-Boxer fast schon elektrische Tugenden wie Laufruhe und Durchzugskraft – bei (für Sportwagen) hoher Reichweite und geringem Gewicht. Aktueller Preis: ab 60.061 Euro. © Daniel Wollstein/Porsche
Jeep Wrangler
Jeep Wrangler: Als purer Verbrenner ist die Off-Road-Ikone schon jetzt nicht mehr lieferbar. Der Plug-in-Hybrid wird so lange laufen, wie er darf, aber den Sprung in die Elektro-Ära nicht schaffen. Ein Nachfolger mit Akku dürfte ähnlich modernisiert daherkommen wie der aktuelle Land Rover Defender, aber dank seiner E-Motoren immerhin überragende Gelände-Eigenschaften bieten. Mit 77.500 Euro ist der Klassiker mittlerweile zum Luxus-Auto geworden. © Stellantis
VW Golf Cabrio
VW Golf Cabrio: Im Grunde vermissen wir ihn jetzt schon, nämlich seit 2016. Der offene VW T-Roc kann den Charme des offenen Kompaktwagens, der seine Karriere als „Erdbeerkörbchen“ mit Henkeln startete, nicht ersetzen. Das wird wohl auch für ein elektrisches Cabrio auf Basis des VW ID.3 gelten – wenn ein solches überhaupt kommt, was angesichts der schwächelnden Nachfrage für offene Autos eher zweifelhaft ist. © VW
Fiat 500
Fiat 500: Während die aktuelle Version des Kleinwagens ausschließlich als Elektroauto produziert wird, ist auch der etwas kleinere Vorgänger derzeit noch bestellbar. Im Stellantis-Konzern ist dessen Aus aber beschlossen. Dabei ist gerade die sparsame Hybrid-Version mit 70 PS ein ökologisch sinnvolles Angebot etwa für jene, die partout kein Elektroauto möchten – etwa Städter, die keine schnelle Lade-Möglichkeit haben. Noch ist der Verbrenner ab 15.501 Euro bestellbar. © Stellantis
Mercedes-Benz SLC 300
Mercedes SLC: Der kompakte Roadster startete – als erstes Cabrio mit Falt-Hardtop – unter dem Namen SLK. Nun beendete nicht der Elektro-Boom, sondern die Nachfrage-Flaute seine Karriere als Frauenversteher. Im künftigen Luxus-Stromer-Portfolio von Mercedes sind solche gerade noch bezahlbaren Fahrspaß-Modelle schon gar nicht vorgesehen.  © Mercedes-Benz
Lamborghini Huracan
Lamborghini Huracán: Die italienische VW-Tochter sperrte sich lange gegen die Elektrifizierung, aber kommt natürlich auch nicht drumherum. Der pure, weder von Hybrid noch Turbo verwässertre V10-Saugmotor des Huracán wird seinen Platz als einer der Höhepunkte des Verbrenner-Zeitalters bekommen. Seine 640 PS würden Elektromotoren zwar mit deutlich weniger Aufwand erreichen, aber sei´s drum: Dass es solche Autos nicht mehr geben wird, ist ebenso vernünftig wie schade. Preis: ab 190.274 Euro. © Charlie Magee
BMW Z4
BMW Z4: Ja, er lebt noch! Anders als Mercedes-Benz führt BWM seinen Mittelklasse-Roadster weiter, eine Kooperation mit Toyota machts möglich. Doch auch wenn BMW weiter Verbrenner bauen will, ist ein Nachfolger alles andere als gesichert. Wenn wir uns irren und es künftig einen Z4 mit (wie bei BMW üblich) Verbrenner- und Elektro-Option geben wird: umso besser. Wer sich darauf nicht verlassen mag, muss mindestens 46.200 Euro investieren. © BMW
Tina Ruland auf Opel Manta
Opel Manta: Eigentlich hatten wir den Manta ja schon als Eighties-Unikum abgehakt. Dann weckte Opel mit der Ankündigung eines elektrischen Mantas die Fantasie: Ein zweitüriges, leichtes Coupé, mit genügend Reichweite für den Ausflug in die Diskothek (so hießen Clubs früher) und zum Baggersee, das wäre doch ein schönes Stück Anarchie zwischen all den effizienten, vernünftigen Stromern. Doch heraus wird wieder nur das übliche Akku-SUV kommen, an das ein Marketing-Genie den Manta-Schriftzug klebt. Umso mehr werden wir den Echten vermissen. © Rights Managed/Imago

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Euro 7: Noch stehen nicht alle Grenzwerte für E-Autos fest

Über das Finden neuer Mischungen hinaus sind die Lösungsansätze begrenzt: Überlegungen, die Gullys am Straßenrand mit Filtern zu versehen, sind im vergangenen Jahrzehnt diskutiert, aus Kostengründen aber schnell wieder ad acta gelegt worden. Innerhalb der Euro-7-Logik würden solche Systeme auch keinen Einfluss haben, da sie die Emissionen am Fahrzeugreifen nicht verringern.

Aktuell sind beim Brems- und Gummi-Abrieb aber noch viele Fragen offen. So stehen weder alle Grenzwerte fest, noch ist vollkommen klar, wie gemessen werden soll. In der Fahrzeugentwicklung sind Abkapselungen für Radhäuser gebräuchlich, die auch bei der Euro-7-Labormessung zum Einsatz kommen könnten. Alternativ können Absaugvorrichtungen zum Einsatz kommen. Der Reifenabrieb lässt sich durch Prüfstandtests oder im realen Straßenverkehr ermitteln und hochrechnen. (Holger Holzer/SP-X)

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