CO₂-Ausstoß untersucht

Dienstwagen von Spitzenpolitikern: Deutsche Umwelthilfe bezeichnet Plug-in-Hybride als „Klimakiller“

  • Sebastian Oppenheimer
    VonSebastian Oppenheimer
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Welcher Spitzenpolitiker fährt welchen Dienstwagen? Die Deutsche Umwelthilfe hat den Fuhrpark unter die Lupe genommen – und kritisiert vor allem die Plug-in-Hybride.

Ein Dienstwagen ist nach wie vor ein Status-Symbol – und dient in manchen Branchen auch als „Lockmittel“ für neue Mitarbeiter. Einen großen Aufschrei gab es kürzlich auf Top-Manager-Ebene im VW-Konzern, weil für sie künftig Porsche-Modelle als Dienstwagen gestrichen sind. Es wird gespart, Ausnahmen gibt es nur noch für Porsche-Manager und Konzernvorstände. Aber auch hochrangige Politiker bekommen Dienstfahrzeuge gestellt – auf Bundesebene sind dies meist große Luxuslimousinen. Doch wer fährt welches Modell – und wie sieht es mit der Klimafreundlichkeit aus?

Audi, BMW, Mercedes: Diese Dienstwagen fahren die Bundesminister

Wie jedes Jahr hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) die Dienstwagen von Spitzenpolitikern untersucht. Dabei zeigte sich: Entweder setzen die Bundesminister auf reine E-Autos oder Hybridantrieb:

Ministerin/MinisterRessortDienstwagen Antrieb/CO2-Emission (laut DUH)
Svenja Schulze (SPD)Wirtschaftliche Zusammenarbeit und EntwicklungMercedes-Benz EQS 450+Elektro / 76 g/km
Lisa Paus (Grüne) Familien, Senioren, Frauen, JugendBMW iX xDrive50Elektro / 86 g/km
Cem Özdemir (Grüne)Ernährung und LandwirtschaftAudi e-tron Sportback 55Elektro / 105 g/km
Steffi Lemke (Grüne)Umwelt, Naturschutz, Verbraucherschutz ect.Audi e-tron Sportback 55Elektro / 105 g/km
Klara Geywitz (SPD) Wohnen, Stadtentwicklung, BauwesenBMW M760e xDrivePlug-in-Hybrid / 171 g/km
Hubertus Heil (SPD)Arbeit und SozialesBMW 750e xDrivePlug-in-Hybrid / 174 g/km
Volker Wissing (FDP)Digitales und VerkehrBMW M760e xDrivePlug-in-Hybrid / 184 g/km
Bettina Stark-Watzinger (FDP) Bildung und ForschungAudi A8Plug-in-Hybrid / 205 g/km
Marco Buschmann (FDP)JustizAudi A8 L TFSI e 60 ePlug-in-Hybrid / 205 g/km

Schwer gepanzerte Dienstwagen werden nicht gewertet

Die in der Auflistung fehlenden Minister sowie der Bundeskanzler nutzen aufgrund ihrer Gefährdung speziell gepanzerte Fahrzeuge – diese ließ die DUH wie in den Vorjahren nicht in die Wertung einfließen. Von den 16 Regierungschefs der Länder fahren laut DUH zwei mit Elektroautos (Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher und Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann). Fünf weitere nutzen der Auswertung zufolge Plug-in-Hybride. Insgesamt wurden 252 Politiker aus Bund und Ländern zu ihren Dienstwagen befragt. Dabei kritisiert die DUH, dass der CO₂-Ausstoß von 186 Politiker-Dienstwagen oberhalb des europäischen Flottengrenzwerts von 95 g CO₂ auf 100 km liege. Bei 162 Politiker-Dienstwagen liege der CO2-Ausstoß sogar um mehr als 20 Prozent über den 95 g/km.

Zahlreiche Spitzenpolitiker nutzen große Luxuslimousinen als Dienstwagen – Bettina Stark-Watzinger (FDP), Bundesministerin für Bildung und Forschung, setzt auf einen Audi A8. (Archivbild)

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DUH wertet bei Plug-in-Hybriden ausschließlich die Verbrenner-Werte aus

Allerdings sind die DUH-Zahlen nur bedingt mit anderen Statistiken vergleichbar. So wurden etwa bei Plug-in-Hybriden ausschließlich die CO₂-Werte angesetzt, die für den reinen Verbrennerbetrieb gelten. Die DUH begründet dies damit, dass diese Art von Fahrzeugen meist mit leerer Batterie genutzt würde. Laut einer Studie ist dies wohl oft der Fall – ob aber die Politiker beziehungsweise das Fuhrparkmanagement tatsächlich so vorgehen, ist offen. Dazu kommt, dass manche Politiker mehrere Dienstwagen zur Verfügung haben – doch das wird im Ranking der DUH nicht berücksichtigt. Gegenüber der dpa bestätigte die Umwelthilfe, dass pro Politiker nur das Fahrzeug mit den höchsten Emissionswerten aufgelistet wurde. 

Spritschleudern der Autogeschichte: 43,5 Liter auf 100 Kilometer

Ein Chevrolet Camaro.
Mit dem Camaro reagierte Chevrolet Ende 1966 auf den beleibten Ford Mustang. Das Muscle Car aus Detroit erwies sich mit dem V8-Motor und 7 Litern Hubraum jedoch als sehr durstig: Bis zu 43,5 Liter auf 100 Kilometern waren keine Seltenheit. © Chevrolet
Ein roter Lamborghini Countach.
Im Heck des ersten Lamborghini Countach verrichtete ein V12-Motor mit 5 Litern Hubraum seinen Dienst. Mit bis zu 33,5 Litern auf 100 Kilometern war der Sportwagen jedoch alles andere als sparsam. Die Neuauflage dürfte dank Hybrid-Antrieb deutlich weniger verbrauchen. © Thomas Zimmermann/Imago
Rolls Royce Corniche Cabrio Baujahr 1984
Der Rolls-Royce Corniche ist mit rund drei Tonnen wahrlich kein Leichtgewicht. Kein Wunder also, dass sich auch der V8-Motor mit 7 Litern Hubraum als Schluckspecht erwies. Bis zu 29 Liter gönnte sich der edle Brite auf 100 Kilometer. © Sebastian Geisler/Imago
Ein Dodge Charger.
Auch der Dodge Charger ist ein Klassiker der amerikanischen Automobil-Geschichte. Getreu dem Motto „Höher, schneller, weiter“ fällt auch sein Spritverbrauch üppig aus. Bei frühen Modellen waren bis zu 27 Liter auf 100 Kilometer möglich. © Panthermedia/Imago
Aston Martin Lagonda
Optisch kann man vom Aston Martin Lagonda halten, was man möchte. In Sachen Spritverbrauch zählt der Brite, mit bis zu 26,1 Liter auf 100 Kilometern, aber zu den durstigsten Autos, die jemals gebaut wurden.  © Tim Graham/Imago
Hummer H1
Der Hummer H1 wurde ursprünglich vom US-amerikanischen Militär-Herstellers AM General gebaut. Dieser verkaufte die Markenrechte schließlich an General Motors. So wuchtig wie der Geländewagen aussieht, war auch sein Verbrauch, der bei bis zu 24,5 Liter auf 100 Kilometer lag. Die Neuauflage des Klassikers ist im übrigen rein elektrisch unterwegs. © Sebastian Geisler/Imago
Bentley Arnage
Bis 2010 baute Bentley den 2,6 Tonnen schweren Arnage, auf dem auch die State Limousine der verstorbenen Königin Elisabeth II basierte. Mit dem größten Motor war ein Verbrauch von 24,2 Liter auf 100 Kilometer möglich.  © Sebastian Geisler/Imago
Bugatti Veyron 16.4 Grand Sport L Edition Type 35
Der Bugatti Veyron war eines der ersten Autos mit Straßenzulassung, das mehr als 1000 PS unter der Haube hatte. Der Motor des „Super Sport“ leistete sogar 1.200 PS. Die Folge: ein Verbrauch von durchschnittlich 24,1 Litern auf 100 Kilometer. Innerorts sind sogar bis zu 37,2 Liter möglich. © Sebastian Geisler/Imago
Dodge Challenger RT
Neben dem Charger eroberte Dodge auch mit dem Challenger den US-Muscle-Car-Markt. Letztere zeigte sich mit einem Verbrauch von 23,5 Litern auf 100 Kilometer etwas „sparsamer“. © Andre Poling/Imago
Dodge Viper RT10
Aller guten Dinge sind bekanntlich drei. Das gilt auch für Dodge, denn auch die Viper erweist sich als besonders durstig: bis zu 21,1 Liter auf 100 Kilometer waren möglich. Gebaut wurde der Sportwagen von 1992 bis 2017. © Eibner/Imago

„Wahre Klimakiller“: DUH-Bundesgeschäftsführerin kritisiert Plug-in-Hybride

„Zu viele Regierungsmitglieder, einschließlich der Staatssekretärinnen und -sekretäre, setzen auf klimaschädliche Autos mit Plug-in-Hybridantrieb“, sagte DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. „Diese erscheinen auf dem Papier umweltfreundlich, sind tatsächlich aber wahre Klimakiller.“ Sie fordert die Abkehr von Plug-in-Hybriden und einen Wechsel hin zu batterieelektrischen Dienstwagen beziehungsweise den Verzicht auf eigenen Dienstwagen.

Zwei Grünen-Politikerinnen mit den „klimafreundlichsten“ Dienstwagen

Im Dienstwagen-Emissionsranking der DUH landete die sächsische Staatsministerin Katja Meier (Grüne) gemeinsam mit Staatssekretärin Margit Gottstein (Grüne) ganz vorne. Deren VW ID.3 beziehungsweise BMW i3 hätten einen realen CO₂-Ausstoß von nur 68 g/km. Es gebe sogar Spitzenpolitiker, die komplett auf einen Dienstwagen verzichteten und stattdessen Dienstfahrräder oder Fuhrparkfahrzeuge nutzten. Dazu gehörten die Staatssekretäre Udo Philipp (Grüne) und Sven Giegold (Grüne) aus dem Bundeswirtschaftsministerium, die Bremer Umweltsenatorin Kathrin Moosdorf (Grüne) sowie Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne). 

Rubriklistenbild: © Future Image/Imago