Minus 47 Prozent

Ladenhüter mit Ladekabel: Händler-Umfrage offenbart gewaltigen Bestelleinbruch bei E-Autos

  • Sebastian Oppenheimer
    VonSebastian Oppenheimer
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Schwere Zeiten für das E-Auto: Im ersten Halbjahr 2024 sind die Bestelleingänge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum massiv eingebrochen.

Seit Anfang des Jahres steckt die Elektromobilität in Deutschland in der Krise. E-Autos verkaufen sich extrem schleppend, wie sich immer wieder an den monatlichen Neuzulassungen des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) ablesen lässt. Wie groß die Probleme aktuell wirklich sind, zeigt nun auch eine Umfrage des Zentralverbands des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) unter 348 Autohäusern: Demzufolge sind die Bestellungen von reinen Elektroautos im ersten Halbjahr 2024 bei Privatkunden im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 47 Prozent zurückgegangen. Nur wenig besser sieht es im Bereich der gewerblichen Kunden aus: Hier sank der E-Auto-Bestelleingang um 41 Prozent.

Extremer Rückgang: Die Elektroauto-Bestellungen sind im ersten Halbjahr 2024 stark gesunken, wie eine Umfrage zeigt. (Symbolbild)

Elektroauto-Markt: Großteil der Händler sieht schwarz

Von einer baldigen Erholung des Marktes ist bei den Händlern wenig zu spüren: 91 Prozent der Befragten bewerten die Bestellsituation von E-Autos bei Privatkunden als „sehr schlecht“ (63 Prozent) oder „schlecht“ (28 Prozent). Im gewerblichen Bereich beurteilten 84 Prozent die Bestellsituation als „sehr schlecht“ (50 Prozent) oder „schlecht“ (34 Prozent).

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E-Auto-Krise: Hohe Preise und enormer Wertverlust als Hauptprobleme

Auf die Frage nach den Hindernissen für den Einsatz von Elektroautos und Plug-in-Hybriden als Flotten- oder Dienstfahrzeuge nannte die Mehrheit (27 Prozent) den „hohen Anschaffungspreis“ beziehungsweise die „hohe Leasingrate“. Ein weiteres großes Problem ist demzufolge der hohe Wertverlust von Elektroautos beziehungsweise ein „unsicherer Wiederverkaufswert“ (23 Prozent). Für weitere 16 Prozent ist eine fehlende Lademöglichkeit eine Hürde. Die hohen Reparaturkosten von E-Autos, die gerade erst von den Versicherern beklagt wurden, stellen der Umfrage zufolge dagegen eher kein Hindernis dar: Nur drei Prozent gaben diesen Kritikpunkt an.

Elektroauto-Flaute bleibt nicht ohne Folgen

Die schlechten E-Auto-Verkäufe bleiben nicht ohne Folgen: Bei Audi etwa droht die Schließung des Werks in Brüssel, andere Hersteller verlängern die Laufzeiten von Verbrenner-Modellen, etwa Mercedes. Ford hat gerade erst seine ambitionierten Elektroauto-Pläne für das Jahr 2030 eingestampft – und auch bei vielen Zulieferern in der Automobilbranche läuft es alles andere als rund.

Top 10: Das sind die meistgebauten Autos aller Zeiten

BWM 3er-Reihe
Platz 10: BMW 3er-Reihe. 16 Millionen mal wurde BMWs beliebte Mittelklasse seit 1975 gebaut – in mehreren Karosserievarianten wie dem im Foto gezeigten Kombi Touring, und auch als Cabrio. Der BMW 3er wird aktuell in siebter Generation produziert, und auch bald voll elektrifiziert. Die Erfolgsstory kann also weitergehen. © Fabian Kirchbauer/BMW
Ford Model T
Platz 9: Ford Model T. Längst Geschichte, doch mit 16,5 Millionen produzierten Einheiten noch immer in den ewigen Top 10. Die 1908 vorgestellte „Tin Lizzie“ startete 1910 auf dem weltweit ersten Fließband in die Serienproduktion, und hielt mit nur wenigen Modifikationen (zu denen auch ein Panzer gehörte) und der Mono-Farbe schwarz bis 1927 durch. © Joseph Sohm/Imago
Lada 1200
Platz 8: Lada 1200. Oder Schiguli. Oder VAZ 2101. Der klassische russische (oder sowjetische) Pkw war unter vielen Namen bekannt und brachte es von 1966 bis 2007 auf 17,3 Millionen Einheiten. Er basierte auf dem Fiat 124, wies aber eine robustere Karossiere und weniger Komfort auf. © National Motor Museum/Imago
Toyota Hilux
Platz 7: Toyota Hilux. Der Pick-up-Truck ist vor allem in den USA begehrt, was für mittlerweile über 18 Millionen gebaute und verkaufte Exemplare reicht. Seit 1968 schätzen ihn seine Fahrer als robustes Allwege-Gefährt, auf dessen Pritsche afrikanische Warlords auch mal ein Maschinengewehr installieren. Derzeit ist die achte Generation unterwegs. © Toyota
VW Käfer
Platz 6: VW Käfer. Etwa 21,5 Millionen mal wurden VW 1200 und andere Versionen produziert, bis zum Wachwechsel durch den VW Golf war der originale Käfer hierzulande der Bestseller – aber auch in aller Welt beliebt. Entstanden aus dem 1938 für das Nazi-Reich entwickelten KdF-Wagen, wurde der VW noch 2003 in Mexiko produziert. © Gottfried Czepluch/Imago
Honda Civic
Platz 5: Honda Civic. In Europa nur ein weiterer VW-Golf-Gegner, ist dieser Kompaktwagen in den USA und in Japan seit Jahrzehnten ein Megaseller. Seit 1972 wurden über 27,5 Millionen Einheiten produziert, derzeit steht Generation Nummer elf bei den Händlern. © Honda
VW Passat Variant
Platz 4: VW Passat. Vielleicht etwas überraschend, aber auch der brave Mittelklassewagen hat es seit seinem Debüt 1973 auf über 30 Millionen Exemplare gebracht – allerdings inklusive der deutlich anderen US-Version. In Europa dominiert klar die Kombi-Variante, die neunte Generation ab 2023 wird es als Stufenheck gar nicht mehr geben. © Ingo Barenschee/VW
VW Golf
Platz 3: VW Golf. Auch wenn der gefühlt ewige Liebling der Deutschen derzeit gegen Tesla und den internen Konkurrenten T-Roc zu kämpfen hat: An über 35 Millionen produzierten Autos seit 1974 muss man erst mal vorbeikommen. Ob die derzeit aktuelle achte Generation noch einen Nachfolger bekommt, ist allerdings unsicher. Als elektrischer ID. Golf könnte der Inbegriff des Kompaktwagens aber trotzdem weiterleben. © Martin Meiners/VW
Ford F-150
Platz 2: Ford F-Serie. In den USA ist Pick-up-Truck Ford F-150 aus dem Straßenbild nicht mehr wegzudenken, er und seine noch größeren F-Brüder verkörpern perfekt den American Way of Driving. Die elektrische Version Lightning beschert dem seit 1948 über 40 Millionen mal gebauten Nutz- und Lifestyle-Laster weiteren Zulauf. © Mark Phelan/Imago
Toyota Corolla
Platz 1: Toyota Corolla. Was den Deutschen der VW Golf ist, das ist für Amerikaner, Japaner und viele Europäer der Toyota Corolla. Seit 1966 wurden über 50 Millionen dieses Kompaktwagen gebaut, seine zwölfte Generation ist mittlerweile auch als Cross-Version zu haben. Das Maximum der Elektrifizierung ist allerdings ein Plug-in-Hybrid. © Slavko Midzor/Imago

Anmerkung der Redaktion: Dieser Text ist bereits in der Vergangenheit erschienen. Er hat viele Leserinnen und Leser besonders interessiert. Deshalb bieten wir ihn erneut an.

ZDK-Präsident fordert von den Autobauern niedrigere Preise

„Die deutlich rückläufige Bestellsituation bei BEV und PHEV im ersten Halbjahr macht deutlich, wie schwierig die Lage in den Autohäusern ist“, sagt ZDK-Präsident Arne Joswig. „Die hohen Preise und Leasingraten werden als ein wichtiges Hemmnis für den Hochlauf der E-Mobilität gesehen, verbunden mit zu erwartenden geringen Restwerten und schwierig zu kalkulierenden Wiederverkaufswerten.“ Man erwarte nun von den Herstellern, dass diese durch günstige Preise und niedrige Leasingraten Marktanreize setzten. Außerdem bräuchte es „signifikante Fortschritte beim Thema Ladeinfrastruktur“. Darüber hinaus gehe man davon aus, dass Neufahrzeuge mit Verbrennungsmotoren auch nach 2035 noch zugelassen werden können, wenn sie mit klimaneutral erzeugten E-Fuels betrieben werden – ein solches Signal habe EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kürzlich ausgesandt.

Rubriklistenbild: © Pond5 Images/Imago

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