Propaganda im Ukraine-Krieg
Erster Leopard-2 zerstört? Jubelmeldung der Wagner-Söldner als Lüge entlarvt
VonClemens Dörrenbergschließen
Reine Propaganda: Die Wagner-Gruppe hat keinen Leopard-2 abgeschossen. Die Meldung ist Fake. Doch der Kreml streut Infos über die Schwachstelle des Panzers.
Moskau/Kiew - Er gilt für manche als Gamechanger im Ukraine-Krieg: der Leopard-2. Nach langen Verhandlungen sollen die deutschen Panzer bald mehrfach in die Ukraine geliefert werden. Noch sind sie nicht da. Doch die Wagner-Gruppe vermeldete bereits ihren Abschuss. Doch das ist Fake, wie die Schweizer Boulevardzeitung 20 Minuten jetzt in einem Bericht eindeutig nachweisen konnte.
Auf ihrem Telegram-Kanal hatte die Truppe am Sonntag (26. Februar) den Abschuss veröffentlicht und vermeintlich mit einem Foto belegt. Doch das Foto ist jedoch bereits vor fünf Jahren in Syrien entstanden. Die Aufnahme sei nachweislich auf den 5. Februar 2018 datiert und ursprünglich auf der russischen Militärnews-Seite topwar.ru veröffentlicht worden, die der scharfen Kontrolle durch die russischen Zensoren unterliege, hieß es in dem Medienbericht.
Wagner-Chef Prigoschin dementiert Leopard-2-Abschuss im Ukraine-Krieg und streut neue Behauptungen
Offenbar hatte sich die Wagner-Gruppe das Bild zu Propagandazwecken im Ukraine-Krieg zunutze gemacht. Denn auf dem Wagner-Telegramkanal war folgendes zu lesen gewesen: „Heute zerstörten Soldaten der Wagner-Gruppe nahe des Dorfes Jahidne den ersten Panzer vom Typ Leopard 2. Die Kämpfer trafen den deutschen Panzer mit einer Panzerabwehrrakete, der Turm wurde abgerissen und die aus polnisch-deutschen Söldnern bestehende Besatzung wurde vernichtet.“
Nach einer Anfrage der russischen Nachrichtenagentur Tass an den Wagner-Chef, Jewgeni Prigoschin, dementierte dieser den Abschuss jedoch schließlich. Er habe laut Tass jedoch behauptet, dass die ersten Kampfpanzer, die aus dem Westen geliefert wurden, bereits ohne ausgebildete Besatzung an der Front im Einsatz seien.
Russisches Geheimpapier zeigt Schwachstellen von Leopard-2 und weiteren Kampfpanzern
Tatsächlich sind bisher aber erst wenige Kampfpanzer von den westlichen Verbündeten an die Ukraine geliefert worden. Dennoch versucht sich Russland schon jetzt auf die militärische Unterstützung für die Ukraine aus dem Westen einzustellen und verfügt über ein Raketensystem, das die russische Armee gegen Leopard-2-Panzer einsetzen könnte. Daneben existiert ein Geheimpapier des russischen Verteidigungsministeriums, das die russischen Streitkräfte auf Kämpfe mit den Panzern aus dem Westen vorbereiten soll. Das berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
In dem Papier, das dem RND vorliegt, heißt es: „Auf dem Schlachtfeld sind Panzer am gefährlichsten.“ Auf 26 Seiten würden in einer Art Handbuch von den sowjetischen T72 und T64 bis zum Leopard 2 alle Panzermodelle gezeigt, auf die russische Streitkräfte in der Ukraine treffen könnten. Potenzielle Schwachstellen werden darin vorgestellt. So seien neben dem Fahrwerk, die Seiten, das Heck, die Oberseite der Wanne und der Turm, sowie die Beobachtungs- und Visiereinrichtungen die anfälligsten Stellen.
Auf der Internet-Plattform Youtube kursiert bereits seit mehreren Tagen ein Video, das zeigen soll, wie Leopard-2-Panzer getroffen werden könnten. Weitere Videos sollen etwa Stärken des Kampfpanzers darstellen, der neben Deutschland aus weiteren europäischen Ländern in die Ukraine geliefert werden soll.
Für Russlands Angriffskrieg: Geheimpapier soll mehrere hunderttausend einberufene Russen schulen
Laut RND steht in dem Handbuch für ausgebildete Soldaten nichts Neues. Das russische Verteidigungsministerium will mit dem Geheimpapier jedoch vermutlich die mehreren hunderttausend Einberufenen erreichen, die in Russland mobilisiert wurden. Nach RND-Angaben sind das nach der ersten Mobilisierung im Herbst mit 300.000 Russen weitere 80.000, die ohne umfassende militärische Ausbildung direkt an die Front geschickt wurden.
Auch die 220.000 Russen, die derzeit in russischen und belarussischen Militärcamps auf die Front vorbereitet werden, könnten mit dem Geheimpapier geschult werden. In den kommenden Monaten soll die Ukraine nach RND-Angaben 200 Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 erhalten. Dazu kommen 14 vom britischen Typ Challenger 2 und 31 vom Typ M1 Abrams. Auf diese Modelle wird in dem Papier des russischen Verteidigungsministeriums detailliert eingegangen. (Clemens Dörrenberg)
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