Ein Lademeister der U.S.-Luftwaffe weist den Weg ins Innere einer C-130.-Frachtmaschine
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Ready for Take-off: Ein Lademeister der U.S.-Luftwaffe weist den Weg ins Innere einer C-130. In Europa könnten bald weniger US-Truppen stationiert sein. (Symbolbild)

Sorge in Europa

Münchner SiKo: Vance soll massiven US-Truppenabzug aus Europa verkünden – Was bekannt ist

  • Felix Busjaeger
    VonFelix Busjaeger
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Siko-Chef Heusgen rechnet damit, dass US-Vizepräsident gravierende Entscheidungen bekannt geben wird. Auswirkungen würden auch Deutschland treffen.

Update vom 15. Februar, 9.00 Uhr: Die Rede von US-Vizepräsident J.D. Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz war mit großer Spannung erwartet worden. Und sie erschütterte Europa auch in seinen Grundfesten. Vance attackierte die europäischen Verbündeten ungewöhnlich scharf und warnte sie vor einer Gefährdung der Demokratie.

Anderseits ließ Vance sicherheitspolitisch viele Fragen offen: Wie geht es mit den Strafzöllen weiter? Was wird aus seiner Forderung, dass die Bündnispartner fünf Prozent ihrer Wirtschaftskraft für Verteidigung ausgeben sollen? Und vor allem: Wird Trump US-Truppen aus Europa abziehen? Der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, hatte zuvor nicht ausgeschlossen, dass Vance einen massiven Abzug amerikanischer Soldaten aus Europa verkünden würde. Das blieb zunächst einmal aus.

Münchner SiKo: Verkündet Vance massiven US-Truppenabzug aus Europa?

München – Was plant Donald Trump in Europa? Bereits vor dem Amtsantritt des US-Präsidenten war die Sorge bei den internationalen Partnern groß, dass der globalen Sicherheitspolitik ein Paradigmenwechsel ins Haus stehen könnte. Während des US-Wahlkampfs stellte Trump immer wieder den Umfang des Engagements seiner Nation in der Nato infrage und ließ durchblicken, dass er signifikante Veränderungen im Verhalten der internationalen Partner erwarten würde.

Sein Vize-Präsident J. D. Vance spricht nun auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Die Veranstaltung ist von möglichen Verhandlungen über ein Ende des Ukraine-Kriegs überschattet – und möglicherweise steht ein US-Truppenabzug aus Europa bevor.

Abzug von US-Soldaten aus Europa: Siko-Chef rechnet mit Vance-Ankündigung

Der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, sagte gegenüber dem Deutschlandfunk, er würde nicht ausschließen, dass Vance bei der Siko einen massiven Abzug amerikanischer Soldaten aus Europa verkünden wird. Dies sei die Stunde Europas. Man sei bereit, die großen Herausforderungen anzupacken und müsse mehr für die Verteidigung tun, führte Heusgen weiter aus.

Welche Standorte von einem US-Truppenabzug aus Europa betroffen sein könnten, ist bislang noch nicht bekannt. Dass die US-Politik unter der neuen Führung aber ein entsprechendes Vorgehen planen könnten, wird bereits seit Längerem erwartet. Bereits im vergangenen Jahr deutete Trump diese Möglichkeit an. Im Januar gab es Berichte, dass die USA bis zu 20.000 Soldaten aus Europa abziehen könnten. Laut einer europäischen Diplomatenquelle, auf die sich die italienische Nachrichtenagentur ANSA beruft, forderte der US-Präsident zuletzt ein finanzielles Engagement der europäischen Länder für die verbleibenden Truppen.

Truppenabzug aus Europa: Trump sprach zuletzt von 20.000 US-Soldaten

Sollte Trump beim möglichen US-Truppenabzug aus Europa etwa 20.000 Soldaten verlegen, würde dies die Truppenstärke auf dem Kontinent um etwa 20 Prozent schwächen. Schon während seiner ersten Amtszeit hatte Trump ähnliche Schritte angekündigt, die jedoch von seinem Nachfolger Joe Biden zeitweise ausgesetzt wurden. In Deutschland waren zuletzt über 30.000 Soldaten aus den USA stationiert. Die meisten Truppen befinden sich in Rheinland-Pfalz, Bayern, Baden-Württemberg und Hessen.

JahrAnzahl der in Deutschland stationierten US-Soldaten
200672.416
200956.680
201442.500
201635.800
202034.500
202439.400

Im Zusammenhang mit einem möglichen Truppenabzug der US-Streitkräfte wächst in Europa seit Längerem die Sorge, dass dies die Position gegenüber Russland erheblich schwächen würde – zugleich sehen EU-Vertreter großen Handlungsbedarf. „Wir haben uns nach dem Zweiten Weltkrieg daran gewöhnt, unsere letztendliche Verteidigung an die Vereinigten Staaten von Amerika zu delegieren, durch deren militärischen Schutzschirm und insbesondere deren nuklearen Schutzschirm“, sagte Nicolás Pascual de la Parte, ehemaliger spanischer Botschafter bei der Nato, dem US-amerikanischen Sender ABC.

Abzug der US-Truppen aus Europa: Wohl auch Verhandlungen über Ukraine in München

Inwieweit ein möglicher Abzug der US-Truppen aus Europa bei der Sicherheitskonferenz verkündet wird, zeigt sich mutmaßlich erst während der Rede von J. D. Vance. Im Vorfeld kündigte Trumps Vize im Zusammenhang mit möglichen Verhandlungen über das Ende des Ukraine-Kriegs an, dass die USA bereit seien, Russland mit Sanktionen oder militärischen Maßnahmen unter Druck zu setzen, sollte Kremlchef Wladimir Putin nicht zu einem Friedensabkommen bereit sein, das der Ukraine langfristige Unabhängigkeit garantiert.

Möglicherweise soll es in München zu einem Treffen zwischen Vertretern der USA, der Ukraine und Russland kommen. Heusgen hingegen erklärte derweil auf Nachfrage des ARD-Morgenmagazins, er habe keine Kenntnis über eine mögliche Anreise russischer Unterhändler nach München. „Wir wissen davon auch nicht. Wir haben eine Reihe von Russen, aber das sind Oppositionspolitiker.“ Man wisse von der Bundesregierung, keine Visa beantragt wurden. „Jedenfalls auf dem Gelände der Münchner Sicherheitskonferenz hier im Bayerischen Hof wird es ein solches Treffen nicht geben.“ (fbu/dpa)

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