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Putin zu Besuch in Vietnam – wieso Russland auf Partnersuche in Asien geht
VonNils Thomas Hinsberger
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Von Nordkorea nach Vietnam – Russland sucht im asiatischen Raum nach neuen Verbündeten. Der Besuch Putins in Hanoi sorgt für Kritik aus den USA.
Hanoi – Russlands Präsident Wladimir Putin sucht im indopazifischen Raum nach Verbündeten. So auch in Vietnam, wo er sich am Donnerstag (20. Juni) mit dem Generalsekretär der kommunistischen Partei, Nguyen Phu Trong, treffen soll. Zudem sind Gespräche mit dem vietnamesischen Präsidenten To Lam und dem Regierungschef Minh Chinh geplant.
Bei seiner Ankunft in der Hauptstadt Hanoi am Mittwoch (19. Mai) soll Putin die enge Verbindung zwischen Russland und dem kommunistischen Land betont haben. Laut der Zeitung Nhan Dan der kommunistischen Partei sagte der Autokrat: „Wir sehen Vietnam als gleichgesinnten Partner bei der Gestaltung einer neuen Architektur gleichberechtigter und unteilbarer eurasischer Sicherheit auf einer integrativen und nicht-diskriminierenden Grundlage.“
Putin zu Gesprächen in Vietnam – Russland sucht neue Märkte wegen westlicher Isolation
Russlands Machthaber wurde in Vietnam mit militärischen Ehren empfangen. Der Empfang in Hanoi sei nicht ganz so pompös ausgefallen wie der Besuch in Nordkorea, wo er von Diktator Kim Jong-un persönlich begrüßt wurde, wie der Spiegel berichtete. Nichtsdestotrotz zeigt sich die anhaltende Partnerschaft zwischen Vietnam und Russland.
Und auf diese könnte Putin angewiesen sein. Denn nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine vor mehr als zwei Jahren ist das Land weitestgehend vom Westen isoliert. Immer neue Sanktionen westlicher Staaten nagen zunehmend an der wirtschaftlichen Stärke Moskaus und drängen das Land zu neuen Handelsbeziehungen.
Vietnam scheint dafür ein idealer Partner zu sein. Denn obwohl das Land erst kürzlich Verbindungen mit den USA aufgebaut habe, soll die politische Führung immer neue Wege gesucht haben, Waffen aus Russland zu kaufen, berichtete die New York Times. Russland sei der wichtigste Waffenlieferant und Verteidigungspartner für Vietnam. Das geht auch auf den Vietnamkrieg zurück, bei dem die Sowjetunion und China den nordvietnamesischen Landesteil mit Waffen für den Kampf gegen die USA und Südvietnam ausstatteten.
USA empört über Putin-Reise nach Vietnam – „kein Land sollte Putin eine Plattform bieten“
Die USA zeigen sich wie zu erwarten wenig begeistert davon, dass Putin in Hanoi der rote Teppich ausgerollt wird. In einem Statement, welches der Washington Post vorliegt, habe die US-Botschaft in Hanoi den Besuch scharf kritisiert. „Kein Land sollte Putin eine Plattform bieten, um seinen Angriffskrieg zu propagieren und ihm sonst erlauben, seine Gräueltaten zu normalisieren“, heißt es in der Mitteilung.
Dadurch, dass das Land dem russischen Autokraten freie Reisemöglichkeiten ermögliche, „könnte dies Russlands eklatante Verstöße gegen das Völkerrecht normalisieren“, zitiert die Washington Post aus der Erklärung. Aufgrund zunehmender Spannungen zwischen den USA und Russland müsse Vietnam „sorgfältig abwägen“ inwieweit es die Beziehungen zu Russland ausweiten wolle.
Ukraine-Krieg: Die Ursprünge des Konflikts mit Russland
Der ukrainische Botschafter in Hanoi, Olexander Haman, zeigte sich gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) optimistisch. Er erwarte nicht, dass Vietnam seine neutrale Haltung im Ukraine-Krieg aufgebe und Russland unterstützen werde. Es sei ein Grundsatz der vietnamesischen Sicherheitspolitik, für keine Seite Partei zu ergreifen.
Putin nennt Partnerschaft mit Vietnam „Priorität“ in Russland
Russlands Machthaber sei jedoch darauf bedacht, die Beziehungen zu Vietnam zu intensivieren, berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass. „Die Stärkung einer umfassenden strategischen Partnerschaft mit Vietnam gehörte schon immer zu unseren Prioritäten“, soll Putin bei einem Gespräch mit seinem Amtskollegen To Lam gesagt haben.
Außerdem zeige sich Putin dankbar für die Haltung des südostasiatischen Landes im Ukraine-Krieg. Er danke „unseren vietnamesischen Freunden für ihre ausgewogene Haltung zur Ukraine-Krise“. Zudem sei Russland „ihrem Wunsch dankbar, die Suche nach praktischen Wegen zu einer friedlichen Lösung zu unterstützen“, so Putin in der Zeitung Nhan Dan.
Experte zu Putin-Besuche in Asien: Will sich „im Rampenlicht als Führer sonnen“
Für den Asien-Experten Patrick Cronin stehe fest, dass Russland mit Ländern wie Nordkorea versuche, „die von den USA geführte Ordnung zu untergraben“, sagte er gegenüber der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap. Kim und Putin sollen beide mit „schwachen Volkswirtschaften“ zu kämpfen haben, würden sich aber „im Rampenlicht als Führer sonnen, um Militärtechnologie auszutauschen“.
Gegenüber der dpa sagte der Vietnam-Experte Carl Thayer, dass er erwarte, dass Russland Vietnam zu Waffenkäufen in Russland drängen wolle. Putin wolle zeigen, dass er trotz des Krieges in der Ukraine auf der internationalen Bühne nicht isoliert dastehe. (nhi)