„Plötzlich eine Schwarze“?

CNN-Interview als „Vorstellungsgespräch“: Harris bleibt besonders in einem Punkt Antwort schuldig

  • Nail Akkoyun
    VonNail Akkoyun
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Kamala Harris gibt ihr erstes TV-Interview seit ihrer Nominierung. Viele Beobachter sehen den Auftritt als Erfolg – doch es gibt auch Kritik.

Update vom 30. August, 13.07 Uhr: War das erste Interview von Vizepräsidentin Kamala Harris und ihrem „Running Mate“ Tim Walz ein Erfolg? Mit diese Frage haben sich diverse US-amerikanische Politikwissenschaftler am Freitag beschäftigt. Susan McWilliams Barndt vom kalifornischen Pomona College sagte gegenüber Newsweek: Die Übertragung sei kein „freudiges Gespräch“ gewesen. „Es war ein Vorstellungsgespräch“, und Harris hätte die richtige Entscheidung getroffen, indem sie sich vor allem auf die Politik konzentrierte.

„Harris fasste den Fall, den sie darzulegen versuchte, gegen Ende des Interviews zusammen, als sie sagte: ‚Ich bin im Moment die beste Person für diesen Job‘“, so die Analyse weiter. Die Vizepräsidentin und ihr Running Mate hätten auf Sicherheit gespielt.

Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris und ihr Vize-Kandidat Tim Walz gaben dem Sender CNN ein Interview.

Harris-Interview bei CNN: Bei heiklem Punkt blieb die Demokratin eine Antwort schuldig

Grant Reeher von der Syracuse University merkte jedoch auch an, dass Harris es nicht geschafft hätte, sich von der aktuellen Biden-Administration abzugrenzen. Für potenzielle Wähler sei es dadurch schwierig herauszufinden, wofür eine mögliche Präsidentin Harris stehen würde. „Ich habe überhaupt keine Ahnung, wie sich eine Harris-Präsidentschaft von einer Biden-Präsidentschaft unterscheiden würde“, sagte Reeher.

Auch das Wahlkampf-Team von Trump hatte Harris wiederholt dafür angegriffen, für ein „weiter so“ in der US-amerikanischen Politik zu stehen und sie für Versäumnisse in ihrer Zeit als Vizepräsidentin kritisiert.

Nach CNN-Interview von Harris – Trump in Umfragen wieder in Front

Update vom 30. August, 11.15 Uhr: Quasi zeitgleich zu ihrem ersten Interview als Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, muss Kamala Harris in einer neuen Umfrage zur US-Wahl 2024 einen Rückschlag einstecken. Erstmals seit mehreren Wochen sieht der Datenguru Nate Silver, Trump in seiner Prognose zur -US-Wahl im November wieder vor Harris. Grund dafür ist wohl vor allem neue Erhebungen aus dem „Battleground State“ Pennsylvania, die Trump wieder in Front sehen. Auch wenn Harris in nationalen Umfragen weiterhin führt, kann bereits ein Staat durch das Wahlsystem ausschlaggebend für das Ergebnis der US-Wahl 2024 sein.

Harris-Interview bei CNN vor US-Wahl 2024: Trump reagiert auf „Genossin Kamala“

Update vom 30. August, 8.50 Uhr: Das Interview mit dem TV-Sender CNN war für Kamala Harris eine Bewährungsprobe – die sie wohl bestanden hat: Größere Patzer blieben in dem rund halbstündigen Gespräch aus. Anderseits ist fraglich, ob sie mit dem Gespräch bei den Unentschlossen punkten konnte.

Ihrt Kontrahent Donald Trump jedenfalls fand das Interview zunächst einfach nur „langweilig“. Später legte er auf seinem Sprachrohr Truth Social noch einmal nach, natürlich in Großbuchstaben: „GENOSSIN KAMALA: ‚MEINE WERTE HABEN SICH NICHT GEÄNDERT.‘“ Damit wollte er wohl deutlich machen, dass er sie nach wie vor für eine Kommunistin hält. Immerhin zitierte er sie korrekt. Mit ihrer Aussage war sie auf Kritik der Republikaner eingegangen, wonach sie ihre Haltung zu wichtigen Themen geändert habe.

Update vom 30. August, 7.00 Uhr: Ihre Positionen hat Kamala Harris in dem Interview mit dem Sender CNN klar umrissen: Die Demokratin kündigte an, hart gegen die illegale Migration vorgehen und sich für eine gerechtere Wirtschaft einsetzen zu wollen. Zudem warf sie ihrem Rivalen Donald Trump vor, die USA zu spalten. Die Menschen in den USA seien hingegen bereit für einen „neuen Weg nach vorn“. Und weiter: „Ich bin die beste Person für den Job.“

Bilder einer Karriere: Kamala Harris strebt Präsidentenamt in den USA an

Mit dem Verzicht von Joe Biden auf die Kandidatur der Demokraten rückt seine Stellvertreterin Kamala Harris vor der US-Wahl 2024 in den Fokus.
Mit dem Verzicht von Joe Biden auf die Kandidatur der Demokraten ist seine Stellvertreterin Kamala Harris vor der US-Wahl 2024 in den Fokus gerückt.  © Saul Loeb/afp
Nachdem die Demokraten die Vizepräsidentin aufgestellt haben, hat Harris die Chance, als erste Frau in der Geschichte der USA das Präsidentenamt zu übernehmen. Damit wäre sie die mächtigste Frau der Welt.
Nachdem die Demokraten die Vizepräsidentin aufgestellt haben, hat Harris die Chance, als erste Frau in der Geschichte der USA das Präsidentenamt zu übernehmen. Damit wäre sie die mächtigste Frau der Welt. © Carlos Osorio/dpa
Harris wurde am 20. Oktober 1964 in Oakland im Bundesstaat Kalifornien geboren. Ihr Vater war aus Jamaika in die USA eingewandert, um Wirtschaft zu studieren. Ihre Mutter, eine 2009 verstorbene Brustkrebsforscherin, kam aus Indien in die USA. Sie kam aus Indien und lernte Harris‘ Vater in den 60er Jahren in den USA kennen. 
Harris wurde am 20. Oktober 1964 in Oakland im Bundesstaat Kalifornien geboren. Ihr Vater war aus Jamaika in die USA eingewandert, um Wirtschaft zu studieren. Ihre Mutter, eine 2009 verstorbene Brustkrebsforscherin, kam aus Indien in die USA. Sie lernte Harris‘ Vater in den 60er Jahren in den USA kennen. Ihre Eltern ließen sich scheiden, als Harris noch ein kleines Kind war.  © Courtesy of Kamala Harris/afp
Harris und ihre jüngere Schwester Maya wuchsen bei ihrer Mutter auf, zeitweise lebten sie im kanadischen Montreal. „Sie erzog uns zu stolzen, starken Schwarzen Frauen. Und sie hat uns beigebracht, unser indisches Erbe zu kennen und darauf stolz zu sein“, sagte Harris 2020 in einer Rede. Darin betonte sie auch, dass die USA einen Präsidenten brauchten, „der uns alle zusammenbringt – Schwarze, Weiße, Latinos, Asiaten, Indigene – um die Zukunft zu erreichen, die wir gemeinsam wollen“.
Harris und ihre jüngere Schwester Maya wuchsen bei ihrer Mutter auf, zeitweise lebten sie im kanadischen Montreal. „Sie erzog uns zu stolzen, starken Schwarzen Frauen. Und sie hat uns beigebracht, unser indisches Erbe zu kennen und darauf stolz zu sein“, sagte Harris 2020 in einer Rede. Darin betonte sie auch, dass die USA einen Präsidenten brauchten, „der uns alle zusammenbringt – Schwarze, Weiße, Latinos, Asiaten, Indigene – um die Zukunft zu erreichen, die wir gemeinsam wollen“. © Courtesy of Kamala Harris/afp
Harris wurde die erste Schwarze Bezirksstaatsanwältin von San Francisco und später die erste Generalstaatsanwältin und Justizministerin („Attorney General“) in ihrer Heimat Kalifornien. Schwester Maya Harris (Mitte) und Richterin Tani Cantil-Sakauye (links) gratulieren.
Harris wurde die erste Schwarze Bezirksstaatsanwältin von San Francisco und später die erste Generalstaatsanwältin und Justizministerin („Attorney General“) in ihrer Heimat Kalifornien. Schwester Maya Harris (Mitte) und Richterin Tani Cantil-Sakauye (links) gratulieren.  © Imago
Harris wurde die erste Schwarze Bezirksstaatsanwältin von San Francisco und später die erste Justizministerin in ihrer Heimat Kalifornien. Ihr harter Kurs ging vielen in der Partei allerdings viel zu weit. So kämpfte sie damals darum, auch solche Verurteilungen aufrechtzuerhalten, die nachgewiesenermaßen durch rechtswidrige Mittel wie Manipulation von Beweisen oder Falschaussagen zustande gekommen waren.
Ihr harter Kurs ging vielen in der Partei allerdings viel zu weit. So kämpfte sie damals darum, auch solche Verurteilungen aufrechtzuerhalten, die nachgewiesenermaßen durch rechtswidrige Mittel wie Manipulation von Beweisen oder Falschaussagen zustande gekommen waren. © Justin Sullivan/Getty Images/afp
In ihre Zeit als Generalstaatsanwältin fällt auch ein bemerkenswerter Kontakt. Kein Geringerer als Donald Trump spendete damals zweimal Geld für ihren Wahlkampf. 2011 überwies er erst 4000 Dollar an Harris, ehe er im Jahr 2013 noch einmal 1000 Dollar folgen ließ. Seine Tochter Ivanka Trump spendete im Jahr 2000 Dollar an Harris. Zu jener Zeit wurden in Kalifornien Vorwürfe gegen die Trump University untersucht, reihenweise Kundinnen und Kunden betrogen zu haben. Harris selbst hat die Klage nicht bearbeitet.
In ihre Zeit als „Attorney General“ fällt auch ein bemerkenswerter Kontakt. Kein Geringerer als Donald Trump spendete damals zweimal Geld für ihren Wahlkampf. 2011 überwies er erst 4000 Dollar an Harris, ehe er im Jahr 2013 noch einmal 1000 Dollar folgen ließ.  © Brendan Smialowski/afp
Seine Tochter Ivanka Trump spendete im Jahr 2000 Dollar an Harris. Zu jener Zeit wurden in Kalifornien Vorwürfe gegen die Trump University untersucht, reihenweise Kundinnen und Kunden betrogen zu haben. Harris selbst hat die Klage nicht bearbeitet.
Seine Tochter Ivanka Trump spendete im Jahr 2000 Dollar an Harris. Zu jener Zeit wurden in Kalifornien Vorwürfe gegen die Trump University untersucht, reihenweise Kundinnen und Kunden betrogen zu haben. Harris selbst hat die Klage nicht bearbeitet. © Franck Fife/AFP
Als Harris 2017 in den US-Senat einzog, nutzte sie ihre Erfahrung als Staatsanwältin auch in der Kongresskammer und tat sich bei Anhörungen ein ums andere Mal mit einem harten und effektiven Befragungsstil hervor. Ein perfektes Beispiel dafür war die Anhörung um die möglichen Kontakte zwischen Trumps Wahlkampfteam und der russischen Regierung, als sie die Befragten regelrecht in die Mangel nahm, konsequent auf Antworten drängte und immer wieder nachhakte.
Als Harris 2017 in den US-Senat einzog, nutzte sie ihre Erfahrung als Staatsanwältin auch in der Kongresskammer und tat sich bei Anhörungen ein ums andere Mal mit einem harten und effektiven Befragungsstil hervor. Ein perfektes Beispiel dafür war die Anhörung um die möglichen Kontakte zwischen Trumps Wahlkampfteam und der russischen Regierung, als sie die Befragten regelrecht in die Mangel nahm, konsequent auf Antworten drängte und immer wieder nachhakte.  © Pete Marovich/Imago
Vor allem der damalige US-Justizminister Jeff Sessions konnte ein Lied davon singen, den sie mit ihrer Befragung mächtig ins Schwitzen brachte. Offenbar war das für die Republikaner so schlimm, dass die Senatoren Richard Burr und John McCain die Prozedur unterbrachen und Harris baten, ihre Fragen doch bitte etwas höflicher zu stellen.
Vor allem der damalige US-Justizminister Jeff Sessions konnte ein Lied davon singen, den sie mit ihrer Befragung mächtig ins Schwitzen brachte. Offenbar war das für die Republikaner so schlimm, dass die Senatoren Richard Burr und John McCain die Prozedur unterbrachen und Harris baten, ihre Fragen doch bitte etwas höflicher zu stellen. © Pete Marovich/Imago
Und am 1. Mai 2019 wich der Justizminister und Trump-Vertraute William Barr ihren präzisen Fragen zum Abschlussbericht des Russland-Sonderermittlers Robert Mueller aus – woraufhin Harris dem Justizminister den Rücktritt nahelegte. Das alles hinterließ Eindruck – bei Freund und Feind.
Und am 1. Mai 2019 wich der Justizminister und Trump-Vertraute William Barr ihren präzisen Fragen zum Abschlussbericht des Russland-Sonderermittlers Robert Mueller aus – woraufhin Harris dem Justizminister den Rücktritt nahelegte. Das alles hinterließ Eindruck – bei Freund und Feind. © Mandel Ngan/afp
Auch den jetzigen Supreme-Court-Richter Brett Kavanaugh brachte Harris bei dessen Anhörung immer wieder in Bedrängnis, vor allem das eine Mal, als sie den Abtreibungsgegner mit einer ganz speziellen Frage überraschte: „Können Sie sich ein Gesetz vorstellen, das der Regierung die Befugnis gibt, Entscheidungen über den männlichen Körper zu treffen?“
Auch den jetzigen Supreme-Court-Richter Brett Kavanaugh brachte Harris bei dessen Anhörung immer wieder in Bedrängnis, vor allem das eine Mal, als sie den Abtreibungsgegner mit einer ganz speziellen Frage überraschte: „Können Sie sich ein Gesetz vorstellen, das der Regierung die Befugnis gibt, Entscheidungen über den männlichen Körper zu treffen?“  © Drew Angerer/afp
Bevor Biden bei der Wahl 2020 Harris zu seiner Vize machte, war sie in der parteiinternen Vorwahlen seine Gegenspielerin – und teilte damals mächtig aus. So warf sie Biden vor, in den 1970ern gegen die Praxis gewesen zu sein, Kinder mit Bussen zu Schulen in anderen Bezirken zu fahren – was vor allem der Integration schwarzer Schüler dienen sollte. Harris verknüpfte dies mit ihrer eigenen Biografie: Dies sei eine Entscheidung gewesen, die ein kleines Mädchen in Kalifornien verletzt habe: „Dieses kleine Mädchen war ich.“
Bevor Biden bei der Wahl 2020 Harris zu seiner Vize machte, war sie in der parteiinternen Vorwahlen seine Gegenspielerin – und teilte damals mächtig aus.  © Henry Griffin/dpa
So warf sie Biden vor, in den 1970ern gegen die Praxis gewesen zu sein, Kinder mit Bussen zu Schulen in anderen Bezirken zu fahren – was vor allem der Integration Schwarzer Schülerinnen und Schüler dienen sollte.
So warf sie Biden vor, in den 1970ern gegen die Praxis gewesen zu sein, Kinder mit Bussen zu Schulen in anderen Bezirken zu fahren – was vor allem der Integration Schwarzer Schülerinnen und Schüler dienen sollte.  © Win McNamee/AFP
Harris verknüpfte dies mit ihrer eigenen Biografie: Dies sei eine Entscheidung gewesen, die ein kleines Mädchen in Kalifornien verletzt habe: „Dieses kleine Mädchen war ich.“
Harris verknüpfte dies mit ihrer eigenen Biografie: Dies sei eine Entscheidung gewesen, die ein kleines Mädchen in Kalifornien verletzt habe: „Dieses kleine Mädchen war ich.“  © Saul Loeb/AFP
Die Erwartungen an Harris als Pionierin im Amt der Vizepräsidentin waren enorm. Sie konnte zunächst aber nicht wirklich punkten. Erst 2022 schien sie sich mehr und mehr in ihre Rolle einzufinden.
Die Erwartungen an Harris als Pionierin im Amt der Vizepräsidentin waren enorm. Sie konnte zunächst aber nicht wirklich punkten. Erst 2022 schien sie sich mehr und mehr in ihre Rolle einzufinden.  © Haiyun Jiang/AFP
Die Erwartungen an Harris als Pionierin im Amt der Vizepräsidentin waren enorm. Sie konnte zunächst aber nicht wirklich punkten. Erst 2022 schien sie sich mehr und mehr in ihre Rolle einzufinden. Sie ergriff eine führende Stimme beim Kampf für das Recht auf Abtreibung und setzte sich gegen Waffengewalt ein. Zudem hat Harris ihr außenpolitisches Profil geschärft. So bekannte sie sich im Februar 2024 in einer Rede vor der Münchner Sicherheitskonferenz explizit zur Nato und zur internationalen Zusammenarbeit. Harris vertrat Biden bei einem Ukraine-Gipfel in der Schweiz und mahnte Israel zur Mäßigung in Gaza.
So bekannte sie sich im Februar 2024 in einer Rede vor der Münchner Sicherheitskonferenz explizit zur Nato und zur internationalen Zusammenarbeit. Harris vertrat Biden bei einem Ukraine-Gipfel in der Schweiz und mahnte Israel zur Mäßigung in Gaza. © Sven Hoppe/dpa
Harris ist mit dem Rechtsanwalt Douglas Emhoff verheiratet. Eine Freundin arrangierte 2013 ein Blind Date der beiden in Kalifornien, wo sie damals lebten. Im Jahr darauf heirateten sie. Emhoff hat zwei erwachsene Kinder aus erster Ehe: Cole und Ella. Sie nennen Harris „Momala“. Emhoff wurde als erster Mann zum „Second Gentleman“ in den USA. Nun könnte er sogar zum ersten „First Gentleman“ in der Geschichte der USA aufrücken.
Harris ist mit dem Rechtsanwalt Douglas Emhoff verheiratet. Eine Freundin arrangierte 2013 ein Blind Date der beiden in Kalifornien, wo sie damals lebten. Im Jahr darauf heirateten sie.  © Rob Schumacher/Imago
Cole und Ella Emhoff.
Emhoff hat zwei erwachsene Kinder aus erster Ehe: Cole (2. von links) und Ella (dritte von links). Sie nennen Harris „Momala“. © Mark Hoffman/Imago
Emhoff wurde als erster Mann zum „Second Gentleman“ in den USA. Nun könnte er sogar zum ersten „First Gentleman“ in der Geschichte der USA aufrücken.
Emhoff wurde als erster Mann zum „Second Gentleman“ in den USA. Nun könnte er sogar zum ersten „First Gentleman“ in der Geschichte der USA aufrücken. © Saul Loeb/AFP
Kurz vor der US-Wahl 2024 trat Harris an einem symbolträchtigen Ort in der US-Hauptstadt auf. Dort, wo Donald Trump am 6. Januar 2021 seine Fans aufgewiegelt hatte.
Kurz vor der US-Wahl 2024 trat Harris an einem symbolträchtigen Ort in der US-Hauptstadt auf. Dort, wo Donald Trump am 6. Januar 2021 seine Fans aufgewiegelt hatte.  © Amid Farahi/AFP
Tausende Menschen jeden Alters kamen zu ihrem Auftritt. Stundenlang hatten sie in langen Schlangen gewartet, um auf das Gelände zu gelangen. Immer wieder wurde Harris bei ihrer Rede von „Kamala“-Sprechchören unterbrochen.
Tausende Menschen jeden Alters kamen zu ihrem Auftritt. Stundenlang hatten sie in langen Schlangen gewartet, um auf das Gelände zu gelangen. Immer wieder wurde Harris bei ihrer Rede von „Kamala“-Sprechchören unterbrochen.  © Brendan Smialowski/AFP
Bei der US-Wahl 2024 kommt es vor allem auf die Ergebnisse in sieben sogenannten Swing States an, in denen der Ausgang völlig offen ist. Ein Beispiel ist Wisconsin.
Bei der US-Wahl 2024 kommt es vor allem auf die Ergebnisse in sieben sogenannten Swing States an, in denen der Ausgang völlig offen ist. Ein Beispiel ist Wisconsin.  © Roberto Schmidt/AFP
Pennsylvania entsendet 19 Wahlleute ins Electoral College und gilt somit als der wichtigste der sieben Swing States. Für Kamala Harris ist ein Sieg im Bundesstaat im Osten der USA Pflicht.
Pennsylvania entsendet 19 Wahlleute ins Electoral College und gilt somit als der wichtigste der sieben Swing States. Für Kamala Harris ist ein Sieg im Bundesstaat im Osten der USA Pflicht.  © Angela Weiss/AFP

Erstes Harris-Interview im TV: „Plötzlich eine Schwarze“? Harris wirft Trump „alte Masche“ vor

Update vom 30. August, 5.20 Uhr: Kamala Harris hat Aussagen Donald Trumps über ihre Identität als Schwarze als „dieselbe alte, abgestandene Masche“ bezeichnet. Auf die Frage nach Trumps Vorwurf, wonach sie aus politischen Gründen angeblich erst kürzlich angefangen habe, sich als Schwarze zu identifizieren, warf Harris dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten im CNN-Interview altbackenes Denken vor. Sie sagte lediglich, Trumps Vorgehen sei „dieselbe alte, abgestandene Masche“. „Nächste Frage bitte“, sagte die 59-Jährige – und lachte.

Erstes Harris-Interview bei CNN: Trump-Gegnerin ist offen für überraschende Personalie

Update vom 30. August, 5.00 Uhr: Die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin hat in ihrem ersten TV-Interview seit ihrer Nominierung die Erfolge der Regierung von Präsident Joe Biden verteidigt und für einen politischen Neuanfang geworben. „Was das amerikanische Volk meiner Meinung nach verdient, ist ein neuer Weg nach vorne und eine Abkehr vom letzten Jahrzehnt“, sagte Harris. Sie kündigte an, bei einem Wahlsieg einen Republikaner in ihr Kabinett holen zu wollen – auch Obama hatte das einst getan. Bei illegalen Grenzübertritten hat sie auf Konsequenzen gepocht.

US-Wahl 2024: Trump und die Republikaner suchen vor CNN-Interview weiter geeignete Harris-Strategie

Erstmeldung vom 29. August: Washington, D.C. – Die US-Wahl 2024 nimmt immer mehr an Fahrt auf; die Termine der Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump häufen sich, die Rhetorik wird bissiger. Nun werden Harris und ihr Vizekandidat Tim Walz erstmals gemeinsam ein Interview geben. Zwar trat die Hoffnungsträgerin der Demokraten zuletzt mehrfach mit Walz bei Wahlkampfveranstaltungen auf, doch ein im Fernsehen übertragenes Interview gab es noch nicht. Das folgt jetzt am Donnerstagabend (Ortszeit, 3 Uhr nachts in Deutschland) exklusiv auf dem Sender CNN.

Harris‘ ohnehin verkürzter Wahlkampf tritt damit in eine neue Phase ein; ihr Team befürchtet laut einem CNN-Vorbericht, dass sie und Walz in den kommenden Monaten bis zur US-Wahl noch stärker unter die Lupe genommen werden. Als nächste Etappe ist dann das TV-Duell gegen Donald Trump am 10. September zu sehen. Dessen Vizekandidat, J.D. Vance, ist Harris ebenfalls für die bislang fehlenden Interviews angegangen.

Die Kritik seitens der Republikaner sowie der rechten Ecke ließ nicht lange auf sich warten. Kaum hatte der US-Sender CNN das geplante Interview angekündigt, hagelte es Kritik an Kamala Harris. Wieso die Vizepräsidentin und demokratische Kandidatin nicht allein sprechen könne; ob ihr „Running Mate“ Tim Walz ihr beim Sprechen die Hand halten müsse – Fragen, die sich rechtspopulistische Accounts auf X zuwerfen, ohne darauf überhaupt eine Antwort zu wollen.

„Ich finde es wirklich beschämend, sowohl für Kamala Harris als auch für einen Großteil der amerikanischen Medien, die sich an dieser Sache beteiligen, dass eine Person, die seit 17 Tagen die voraussichtliche Kandidatin der Demokratischen Partei ist, sich weigert, auch nur eine einzige Frage der amerikanischen Medien anzunehmen“, sagte Vance Anfang des Monats in Wisconsin, noch ehe Harris offiziell von den Demokraten nominiert wurde.

Kritik vor US-Wahl: Harris‘ Interview-Pläne mit Walz seien „unglaublich schwach“

CNN verweist hingegen auf kleine Interviews, etwa mit Influencern. „Ein Beispiel für die Überzeugung ihrer Kampagne, dass Wähler – insbesondere junge Wähler – ihre Nachrichten aus weniger traditionellen Quellen beziehen“, schreibt der Sender. Generell fehlt den Republikanern noch der Zugriff, was eine wirksame Vorgehensweise gegen Harris angeht. Versuche, die 59-Jährige als „plötzlich schwarz“ oder „kinderlose Katzen-Frau“ abzustempeln, gingen für Trump und Vance eher nach hinten los.

Doch auch der Journalist und CNN-Kommentator Scott Jennings hielt sich mit Kritik nicht zurück. Als „unglaublich schwach“ bezeichnete er das Vorhaben Harris‘, mit dem Minnesota-Gouverneur Walz vor die Kamera zu treten. Weiter argumentierte Jennings, dass das Interview wahrscheinlich nicht viele Meinungen ändern und die Kritik der Republikaner nur anheizen wird. Er habe jedoch großes Vertrauen in den Sender und dessen politische Chefkorrespondentin Dana Bash, die das Exklusivinterview führen wird.

Der einstige Berater von Ex-Präsidenten George Bush ging aber noch weiter: „Die Tatsache, dass sie nicht genug Vertrauen in sie haben, um sie selbst an der Spitze der Liste sitzen und ein einziges Interview geben zu lassen. In der Tat denke ich, dass das Händeringen und das Hin und Her in den letzten Monaten einen beunruhigenden Mangel an Vertrauen in ihre politischen Fähigkeiten zeigt“, so Jennings mit Blick auf den US-Wahl-Endspurt.

Wirbel um erstes Harris-Interview vor US-Wahl: „Sie ist die verdammte Vizepräsidentin“

Ein weiterer Kritikpunkt: das CNN-Interview wird vorab aufgezeichnet. Bis zur Ausstrahlung würde das dem Wahlkampfteam von Harris erlauben, das Gespräch glätten und die Präsidentschaftskandidatin vor der US-Wahl „gut aussehen zu lassen“, so die republikanische Rhetorik.

USA Today-Kolumnist Rex Huppke echauffierte sich über die kritischen Bemerkungen, schließlich sei Kamala Harris „die verdammte Vizepräsidentin“. „Sie hat mit Staatsoberhäuptern der Welt verhandelt und umfassende Diplomatie betrieben. Sie war Staatsanwältin und Generalstaatsanwältin. Lasst doch mal diesen verdammten, erniedrigenden ‚Sie kann kein Interview führen‘-Schwachsinn“, schrieb Huppke auf X.

US-Wahl 2024: CNN-Interview wird Harris die Möglichkeit geben, ihr Profil zu schärfen

Die Republikaner – insbesondere Donald Trump – hatten auch Amtsträger Joe Biden in den vergangenen Monaten scharf dafür angegriffen, dass dieser zu wenig live spreche. Nach seiner viel beachteten Rede zur Lage der Nation im März, behaupteten einige Republikaner und Rechtspopulisten gar, Biden sei mithilfe von Medikamenten aufgeputscht worden, um energisch sprechen zu können.

Das Interview wird Kamala Harris hingegen erste Gelegenheiten geben, ihre Positionen zu verschiedenen innen- und außenpolitischen Themen vorzustellen. Bisher lebte die demokratische Präsidentschaftskandidatin eher von der neu entfachten Euphorie innerhalb ihrer Partei sowie von progressiven Wählerinnen und Wählern. Das zeigen auch Umfragen zur US-Wahl.

Nun könnte Harris deutlich machen, inwiefern sich ihre Positionen von jenen Bidens unterscheiden würden, und so ihr Profil schärfen – falls Tim Walz ihr nicht das Rampenlicht stiehlt. (nak)

Rubriklistenbild: © Fotomontage J. Scott Applewhite/dpa