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Größter Waffenlieferant: Trump lässt Scholz bei Debatte über Ende des Ukraine-Kriegs im Regen stehen
VonBabett Gumbrecht
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Trump hat verkündet, dass die USA und Russland Friedensverhandlungen ohne andere europäischen Staatschefs führen werden. An Scholz soll er andere Signale gesendet haben.
Berlin/Washington D.C. – Monatelang verriet US-Präsident Donald Trump nicht konkretes zu seinen Plänen, wie er den Krieg in der Ukraine beenden wolle. Jetzt, kurz vor der Münchener Sicherheitskonferenz, verkündete Trump überraschend, dass er und PutinFriedensverhandlungen über die Köpfe der europäischen Staats- und Regierungschefs hinwegführen werden. Diese Nachricht überraschte wohl auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Schließlich spielt Deutschland eine entscheidende Rolle bei der Lieferung von Waffen an Kiew.
Trotz Gesprächen mit Trump über Ukraine-Krieg: Scholz sah US-Kehrtwende nicht kommen
In seinem Gespräch im „Berlin Playbook Podcast“ des Nachrichtenportals Politico sagte Scholz, er habe von Trump und seinen Beratern Hinweise erhalten, dass Washington bei der Unterstützung für Kiew keine derart dramatische Kehrtwende vollziehen würde. „Die Gespräche, die ich mit [Trump] geführt habe und die auch meine Berater mit seinen Beratern geführt haben, führen zu dem Schluss, dass wir hoffen und davon ausgehen können, dass die USA die Ukraine weiterhin unterstützen werden“, sagte Scholz, nur wenige Stunden bevor Trump faktisch seine Unterstützung für Kiew im Widerstand gegen die russische Invasion einstellte.
Hintergrund: Trump hatte am Mittwoch (12. Februar) in einem Telefonat mit Putin nach eigenen Worten einen „unverzüglichen“ Beginn von Verhandlungen über die Zukunft der Ukraine vereinbart. Kurz zuvor hatte Trumps Verteidigungsminister Pete Hegseth bei seinem Nato-Antrittsbesuch in Brüssel rote Linien für Kiew deutlich gemacht. Weder eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine noch die Rückgabe aller durch Russland besetzter Gebiete seien realistische Ergebnisse der Verhandlungen mit Putin, sagte der Pentagonchef.
Zur plötzlichen Kehrtwende gab es vom Bundeskanzleramt bisher keine Stellungnahme. Wenige Stunden zuvor warnte Scholz aber noch vor einem Diktatfrieden: „Wir haben die Ukraine in all diesen Jahren unterstützt“, sagte Scholz. „Das ist die Grundlage, um die Aussicht auf eine friedliche Lösung zu schaffen, die kein diktierter Frieden über die Ukraine ist. Das muss der Grundsatz bleiben, dass Entscheidungen nicht über die Köpfe der Ukrainer hinweg getroffen werden.“ Scholz Wunsch scheint nun aber deutlich unwahrscheinlicher.
Verteidigungsminister mahnt: Europäer dürfen bei den Gesprächen „nicht am Katzentisch“ sitzen
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) nannte diese US-Zugeständnisse an Putin „bedauerlich“. Er warnte am Rande eines Nato-Verteidigungsministertreffens in Brüssel zudem, die Europäer dürften bei den Gesprächen zwischen Trump und Putin „nicht am Katzentisch“ sitzen. Pistorius bezeichnete es als „naheliegend“, dass Deutschland als größte Volkswirtschaft in Europa dabei eine Rolle spielen müsse.
Nato-Generalsekretär Rutte nannte es „entscheidend“, dass Kiew in alles eingebunden sei, „was die Ukraine betreffen könnte“. Zudem müsse jegliche Friedensvereinbarung „dauerhaft“ sein. Es dürfe kein weiteres „Minsk“ geben, sagte er mit Blick auf das von Deutschland und Frankreich vermittelte Abkommen von 2015, nach dem Putin die Ukraine weiter angegriffen hatte.
Ukraine-Krieg: Die Ursprünge des Konflikts mit Russland
Russland kündigte inzwischen an, mit den USA nicht nur über die Ukraine, sondern auch über die „Sicherheit in Europa“ und russische „Bedenken“ verhandeln zu wollen. Experten zufolge will sich Putin Nachbarstaaten wie die Ukraine und Georgien unterwerfen, von Finnland bis Südosteuropa eine Pufferzone einziehen und die Beziehungen zwischen Westeuropa und den USA dauerhaft schwächen.
Hegseth wies in Brüssel den Eindruck zurück, die US-Bedingungen für die Gespräche seien ein „Verrat“ an Kiew. Die ganze Welt und die USA seien an einem Frieden interessiert, betonte er. „Dafür müssen beide Seiten Dinge anerkennen, die sie nicht wollen.“
Nach Telefonat mit Putin: Selenskyj fordert gemeinsame Position mit USA vor Gesprächen mit Russland
Trump telefonierte nach seinem Gespräch mit Putin auch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Selenskyj äußerte sich danach zuversichtlich. In seiner abendlichen Videobotschaft am Mittwoch (12. Februar) sagte er: „Wir glauben, dass die Stärke Amerikas ausreicht – zusammen mit uns, zusammen mit all unseren Partnern –, um Russland und Putin zum Frieden zu drängen.“
Am Donnerstag (13. Februar) forderte Selenskyj aber auch eine Abstimmung mit den USA vor Gesprächen mit Russland. „Die ukrainisch-amerikanischen Treffen haben für uns Priorität“, erklärte Selenskyj am Donnerstag und fügte an: „Und erst nach solchen Treffen, nachdem ein Plan ausgearbeitet wurde, um Putin zu stoppen, halte ich es für fair, mit den Russen zu sprechen.“
Selenskyj äußerte sich zudem irritiert darüber, dass Trump am Vortag zuerst Putin angerufen hatte und dann ihn. Er glaube zwar, dass die Ukraine für Trump Priorität habe, erklärte der ukrainische Staatschef. Es sei aber „in jedem Fall nicht besonders angenehm“, dass Trump sich erst an seinen russischen Amtskollegen gewandt habe. Trump habe ihm zuvor gesagt, er wolle „mit zwei Präsidenten gleichzeitig sprechen“.
Kreml: Ukraine wird „auf eine oder andere Weise“ an Friedensgesprächen teilnehmen
Der Kreml äußerte sich am Donnerstag zu den Geschehnissen und sagte, dass die Ukraine „auf die eine oder andere Weise“ an den geplanten Friedensgesprächen zur Beendigung des seit drei Jahren dauernden Konflikts beteiligt sein. „Auf die eine oder andere Weise wird die Ukraine natürlich an den Verhandlungen teilnehmen“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Donnerstag in einem Interview mit dem russischen Staatsfernsehen mit Bezug auf das Telefonat zwischen Putin und Trump am Vortag.
„Es wird beides geben, einen bilateralen russisch-amerikanischen Teil des Dialogs und einen Bereich im Zusammenhang mit der Beteiligung der Ukraine“, sagte Peskow. Die Lage in der Ukraine ist ab Freitag auch eines der Hauptthemen bei der Münchner Sicherheitskonferenz. Selenskyj will dort unter anderem mit US-Außenminister Marco Rubio und US-Vizepräsident JD Vance zusammentreffen. (bg/dpa)