Verluste als möglicher Auslöser
Putins Verzweiflungstat? Russland kauft wohl eigene Militärausrüstung zurück
- VonBettina Menzelschließen
Offenbar wegen der Verluste im Ukraine-Krieg fordert Russland offenbar zuvor verkaufte Militärausrüstung zurück. Der Kreml hat geheime Treffen einberufen.
Moskau – Nach den USA ist Russland der zweitgrößte Waffenproduzent der Welt. Offenbar versucht Moskau nun, Teile seiner zuvor ins Ausland verkauften Militärausrüstung zurückzukaufen. Moskau habe dazu geheime Gespräche mit Ländern wie Pakistan, Ägypten, Belarus und Brasilien geführt und Technologie zurückgefordert, berichtete das Wall Street Journal (WSJ) am Mittwoch (8. November) unter Berufung auf anonyme Quellen. Womöglich könnten die Verluste im Ukraine-Krieg der Auslöser sein.
Ukraine-Krieg: Brasilien will Russland offenbar 150 Helikopter-Triebwerke liefern
Die Datenbank Oryx beziffert die dokumentierten Verluste im Ukraine-Krieg an Fahrzeugen und Ausrüstung auf russischer Seite seit Beginn des Konflikts mit 13.077 (Stand 11. November). Die tatsächlichen Zahlen dürften noch höher liegen. Russland verlor demnach auch mindestens 132 Helikopter, von denen zwei der Ukraine in die Hände fielen.
Diese Verluste im Ukraine-Krieg will Moskau nun offenbar ausgleichen. Wie das WSJ berichtete, war die Anfrage des Kreml bei den befreundeten Staaten teils erfolgreich. Demnach sei Ägypten heimlich, still und leise auf die Forderung eingegangen und gebe 150 Hubschraubertriebwerke innerhalb eines Monats zurück. Im Gegenzug will Moskau Ägypten offenbar Schulden erlassen und Weizenlieferungen senden.
Nach Verlusten im Ukraine-Krieg: Kairo will 40.000 Raketen für Moskau produzieren
Kairo versucht in einer Art Schaukelpolitik offenbar, die Beziehungen zu den USA aufrechtzuerhalten, aber gleichzeitig die historisch guten Beziehungen zu Russland nicht zu beeinträchtigen. Kairo sitzt dabei offenbar zwischen zwei Stühlen: Ägypten hatte in diesem Jahr geplant, 40.000 Raketen für Moskau zu produzieren.
Doch die USA – ein wichtiger Geldgeber Kairos – intervenierten und der Deal platzte, wie im April aus Recherchen der US-Zeitung Washington Post hervorging. Waffenlieferungen an Russland könnten US-Sanktionen gegen Ägypten auslösen.
Militärhilfen der USA an Ukraine entscheidend: Russland im Ukraine-Krieg „ohne Hilfe erfolgreich“
Den anonymen WSJ-Quellen zufolge willigte im aktuellen Fall auch Russlands enger Verbündeter Belarus ein, Helikopter-Motoren zurückzugeben. Pakistan dementierte indes gegenüber dem Wall Street Journal, eine Anfrage erhalten zu haben. Brasilien habe die Anfrage abgelehnt, hieß es.
Die Angaben von anonymen Quellen lassen sich nicht unabhängig verifizieren und sind daher mit Vorsicht zu genießen. Fest steht aber, dass Russland nicht von externer Hilfe abhängig ist, um den Krieg zu gewinnen. Das Schicksal der Ukraine aber wird maßgeblich von den Militärhilfen der USA bestimmt. „Ich kann Ihnen garantieren, dass Putin ohne unsere Unterstützung erfolgreich sein wird“, hatte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin Anfang November gesagt.
Entwicklungen im Ukraine-Krieg: Moskau stellt Wirtschaft auf Kriegsbetrieb um
Moskau hat wegen der Entwicklungen im Ukraine-Krieg bereits auf Kriegswirtschaft umgestellt und seine Rüstungsproduktion zuletzt deutlich gesteigert. Die Verteidigungsausgaben für das kommende Jahr sollen um 68 Prozent klettern. Angesichts verstärkter russischer Waffenproduktionen will die Ukraine ebenfalls die heimische Rüstungsindustrie ankurbeln, um „ein modernes und schlagkräftiges Arsenal aufzubauen“, wie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj im Oktober sagte.
„Unsere erste Aufgabe ist es, diesen Krieg zu gewinnen und unserem Volk einen dauerhaften und vor allem verlässlichen Frieden zu bringen“, so der Staatschef weiter. Dies solle durch die Zusammenarbeit mit den Rüstungsunternehmen „erfüllt“ werden.
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