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Offensive auf Russlands Schwarzmeer-Flotte: Krim-Tataren schmierten wohl Putins Offiziere
VonJens Kiffmeier
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U-Boote und Top-Generäle: Russlands Verluste bei der Krim-Offensive der Ukraine sind hoch. Offenbar hatten Partisanen zuvor Putins Offiziere bestochen.
Kiew – Vernichtender Schlag gegen Russlands Armee: Mit Raketenangriffen hat die Ukraine in den vergangenen Tagen mehrfach erfolgreiche Offensiven auf der Krim verbucht. Dass die Angreifer dabei ihre Raketen präzise in die Ziele steuern konnten, war offenbar kein Zufall. So soll die Ukraine über Insider-Informationen über die genauen Standorte der Schiffe und militärischen Einrichtungen der russischen Streitkräfte verfügt haben – und zwar dank erfolgreicher Bestechung hochrangiger Offiziere von Russlands Präsidenten Wladimir Putin. Das berichtete die Kyiv Post am Montag (25. September). Unüblich ist das Vorgehen wohl nicht.
Erfolgreiche Krim-Offensive der Ukraine: Partisanen sollen Putins Offiziere bestochen haben
Dem Medienbericht zufolge soll die Partisanen-Bewegung der Krim-Tataren im Vorfeld der Ukraine-Offensive ganze Arbeit geleistet haben. So erklärte der Sprecher der Ukrainer und Tataren auf der Krim (ATESH), dass man von finanzschwachen Offizieren im Austausch gegen finanzielle Belohnungen wichtige Informationen über den Aufenthaltsort und die Aktivitäten hochrangiger russischer Kommandeure erhalten habe.
Wie viel Geld genau geflossen ist, wurde nicht bekannt. Es sei aber ausreichend gewesen, um die „Risiken für die Armeeangehörigen und ihre Familien abzudecken“, sagte der Partisanensprecher. Über die Bestechung, so fügte er hinzu, habe man mittlerweile einen guten Zugang zu Aktivitäten des Kommandos der Schwarzmeerflotte.
ATESH – was steckt hinter der Partisanenbewegung?
Die Krimtataren gelten als Ureinwohner der Schwarzmeerinsel. Noch heute stellen sie rund 13 Prozent der Bevölkerung. Doch seit Jahrhunderten litten sie immer wieder unter russischer Vertreibung. Derzeit sollen sie vor allem die Folgen der Besetzung durch Putins Invasoren zu spüren bekommen. Aus ihren Reihen heraus hat sich im Untergrund die ATESH-Partisanengruppe gebildet. Sie soll erst seit September des vergangenen Jahres aktiv sein. Schätzungen zufolge soll die Guerillabewegung aber bereits auf bis zu 1000 Kämpfer angewachsen sein.
Verluste für Russlands Armee: Ukraine greift Schwarzmeerflotte in Sewastopol auf Krim an
Die Attacken hatte zuletzt für viel Aufsehen im Ukraine-Krieg gesorgt und Russland schwere Verluste zugefügt. Mehrere Tage hintereinander hatte die Ukraine mit Spezialoperationen Russlands Armee rund um die Krim schwer zugesetzt. Nachdem sie erst in einer spektakulären Aktion im Schwarzen Meer die Boiko-Bohrtürme zurückerobert und dabei die Radaranlagen von Putins Truppe ausgeschaltet hatte, setzten die Verteidiger im Anschluss gezielte Raketenschläge auf die Schwarzmeerflotte in Sewastopol.
Bei den Angriffen wurde ein Landungsschiff und zwei U-Boote zerstört. Insgesamt wurde neun Menschen getötet und viele andere verletzt. Unter den Opfern waren auch Aleksandr Romanchuk, der Kommandeur der russischen Streitkräfte an der Saporischschja-Front, und Generalleutnant Oleg Tsekov, der Kommandeur der 200. Separaten Garde-Motorschützenbrigade der Küstenstreitkräfte der Nordflotte der russischen Marine.
Aktueller Frontverlauf: Gegenoffensive auf Krim soll an anderer Stelle Durchbrüche ermöglichen
Die ukrainischen Streitkräfte hoffen, durch das Ausschalten wichtiger militärischer Fähigkeiten auf der Krim, auch den Druck von den anderen Frontabschnitten nehmen zu können. So soll Russland gezwungen werden, seine Kräfte auf die Krim zu verlegen, sodass der Frontverlauf im Süden und Osten der Ukraine mit Durchbrüchen entscheidend verändert werden kann.
Ukraine-Krieg: Die Ursprünge des Konflikts mit Russland
Unabhängig überprüfen lassen sich viele Informationen nicht. Doch die gezielte Krim-Offensive hatte bei Militärbeobachtern durchaus Verwunderung ausgelöst. Es gab Spekulationen darüber, ob die genauen russischen Positionen eventuell auch durch die Urlaubsfotos von russischen Krim-Urlaubern verraten worden sein könnte. Doch offenbar steckte eher gezielte Bestechung dahinter.
Russlands Armee: Putins Soldaten sind für Bestechung empfänglich
Dass Putins Armee für Sonderzuwendungen empfänglich sein könnte, überrascht nicht wirklich. Seit Monaten gibt es Berichte über schlechte Versorgung und unzureichenden Sold. So hat sich durch die Wirren des Ukraine-Krieges ein undurchsichtiges Dickicht an Verdienstmöglichkeiten entwickelt. Die hohen Verluste hatten Putins Streitkräfte lange dadurch kompensiert, dass man auf die Dienste von Söldnern wie der Wagner-Gruppe gesetzt hatte. Doch je mehr Nachschub an Soldaten nötig wurde, umso mehr wurden Freiwillige mit Zusatzverdiensten gelockt. Am Ende verdienten die Söldner das Vielfache der regulären Soldaten – was zu hoher Missgunst in Putins bunt gemischter Truppe geführt haben soll.
Russische Deserteure: Hubschrauber-Pilot ruft zur Fahnenflucht auf – auch er bekam Geld
Diesen Fakt nutzt die Ukraine nun zunehmend aus. Bereits vor der ATESH-Bestechung auf der Krim umgarnte die Ukraine russische Soldaten mit Lockangeboten. So wurde mithilfe einer Geheimdienstoperation kürzlich ein Hubschrauber-Pilot zum Desertieren bewegt. Den Angaben zufolge erhielt auch er eine üppige finanzielle Zuwendung. In einem Interview rief er seine alten Kameraden zur Fahnenflucht auf. Flankiert wurde dies mit dem Versprechen der ukrainischen Regierung, dass es nicht zum Schaden der russischen Soldaten sein solle. Die Hotline, bei er sich Putins Armeeangehörige melden können, wenn sie vor dem Dienst an der Waffe flüchten wollen, soll sich seitdem reger Zulaufzahlen erfreuen. (jkf)