Annäherung an Putin

Verhandlungen über Ende des Ukraine-Kriegs: Trump bricht mit US-Tradition – und stürzt Europa in tiefe Krise

  • Paula Völkner
    VonPaula Völkner
    schließen

Trump versetzt die Welt in Aufruhr. Nicht nur die Ukraine äußert Kritik an den Gesprächen der USA mit Russland. Eine Wende, die Europa vor Herausforderungen stellt.

Washington D.C. – Angesichts der jüngsten Äußerungen von US-Präsident Donald Trump, scheinen Befürchtungen – Trump könnte sich auf die Seite Russlands schlagen und die Ukraine übergehen – Realität zu werden. Bereits das Telefonat mit Russlands Präsident Wladimir Putin und das darauffolgende Treffen mit russischen Delegationen in Saudi-Arabien haben Empörung – und in Europa Krisenstimmung ausgelöst. Nach dem Treffen seines Außenministers mit Kreml-Vertretern am Dienstag (18. Februar) zeigte sich Trump nun zuversichtlich, dass schon bald ein Friedensabkommen im Ukraine-Krieg erreicht werden kann.

Donald Trump beschuldigt die Ukraine nach Gesprächen mit Russland über Ende des Ukraine-Kriegs

„Russland will etwas tun“, behauptete Trump. Die Schuld dafür, dass der Krieg noch nicht beendet ist, gab der US-Präsident praktisch dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Der Krieg hätte längst enden sollen, mahnte er – und warf den Ukrainern Versäumnisse vor: „Ihr hättet es nie anfangen sollen. Ihr hättet einen Deal machen können.“ Es gebe in Kiew „eine Führung, die einen Krieg zugelassen hat, den es nie hätte geben dürfen“.

Die Trump-Dynastie: Alle Mitglieder und ihre Rollen in der „First Family“

Drei Ehefrauen, vier Geschwister, fünf Kinder, zehn Enkelkinder: Donald Trumps Familie wächst und wächst. Wir stellen Donalds Lieblingskinder, die Ex-Frauen und den Rest des Trump-Clans vor.
Drei Ehefrauen, vier Geschwister, fünf Kinder, elf Enkelkinder … © Imago
Von links: Donald Trump Jr., Tiffany Trump, Donald Trump, Melania Trump und Barron Trump im Weißen Haus im August 2020
… Donald Trumps Familie wächst und wächst. Wir stellen Donalds Lieblingskinder, die Ex-Frauen und den Rest des Trump-Clans vor. © Imago
Donald Trump, ehemaliger Präsident der Vereinigten Staaten.
Er ist wohl der kontroverseste Amtsinhaber der Vereinigten Staaten: Donald Trump. Von 2017 bis 2021 residierte der Multimilliardär aus New York das erste Mal im Weißen Haus in Washington, DC. Bei der US-Wahl 2024 wurde er dann erneut zum US-Präsidenten gewählt. © Angela Piazza/Imago
Ivana Trump, ehemalige Ehefrau von Donald Trump und Mutter von Ivanka, Eric und Don, starb in diesem Jahr.
Von 1977 bis 1990 war Donald Trump mit seiner ersten Ehefrau Ivana Trump verheiratet. Die Scheidung von Ivana und Donald Trump zählt bis heute zu den berühmtesten Trennungen der USA. © Kristin Callahan/Imago
Ivana Trump auf dem roten Teppich zu einer Feier der Grammy-Gala im Januar 2018 in New York
Ivana behauptete, Donald Trump habe sie während ihrer Ehe 1989 vergewaltigt. Später gab sie zu, diese Anschuldigungen auf Anraten ihrer Anwälte erfunden zu haben. © John Angelillo/Imago
Ivana Trump bei der Vorstellung ihres Buches „Raising Trump“ in einem Hotel in Zagreb in Kroatien im April 2018.
Ivana Trump starb am 14. Juli 2022 im Alter von 73 Jahren in ihrer Wohnung in New York an den Folgen eines Treppensturzes. © Marko Lukunic/Imago
Donald Trump Jr. bei einer Pressekonferenz zum Gerichtsverfahren gegen seinen Vater im Mai 2024 in New York
Donald Trump Jr. ist das älteste der drei Kinder von Donald Trump und dessen erster Ehefrau Ivana. Er ist als lautstarker Unterstützer der Politik seines Vaters bekannt und nimmt teilweise noch extremere Positionen als dieser ein. © Carlos Chiossone/Imago
Donald Trump Jr. und seine Ex-Ehefrau Vanessa Trump.
Im Jahr 2003 lernte Trump Jr. Vanessa Haydon kennen. Sie heirateten 2005. Zusammen haben sie fünf Kinder, die zwischen 2007 und 2014 geboren wurden.  © John Angelillo/dpa
Parteitag der Republikaner in Milwaukee: Donald Trump Jr. und seine Tochter Kai Madison Trump
Das älteste Kind von Vanessa Haydon und Donald Trump Jr. ist Kai Madison Trump (im Bild), die im Mai 2007 geboren wurde. Haydon und Trump ließen sich Ende 2018 scheiden. © Jasper Colt/Imago
Donald Trump Jr. und seine neue Freundin Kimberly Guilfoyle.
Von 2018 bis 2024 stand diese Frau an der Seite von Donald Trump Jr.: Kimberly Guilfoyle, Juristin und ehemalige Moderatorin des US-Nachrichtensender Fox News. Sie ist neun Jahre älter als er und war vor der Beziehung zu Trump Jr. bereits zweimal verheiratet.  © Peter Foley/Imago
Ivanka Trump und Jared Kushner mit ihren drei Kindern.
Auch Donald Trumps älteste Tochter Ivanka Trump hat ihre eigene Familie gegründet: Verheiratet ist sie mit dem Unternehmer Jared Kushner.  © Imago
Ivanka Trump bei einem Spiel der New York Mets im August 2023 in New York
Ivanka gilt als heimliches Lieblingskind Trumps. Der nahm seine Tochter und ihren Ehemann mit nach Washington, DC. Im Weißen Haus waren beide in Trumps erster Amtszeit als Beraterin und Berater des US-Präsidenten tätig. Das Ehepaar nahm so Schlüsselrollen im Stab des US-Präsidenten ein.  © Imago
Ivanka Trump und ihr Ehemann Jared Kushner bei einer Zeremomnie in Prag am 28. Oktober 2022
Ivanka Trump und Jared Kushner haben zusammen drei Kinder: Arabella Rose, Joseph Frederick und Theodore James. © Imago
Mittlerer Sohn von Donald Trump: Eric Trump mit seiner Frau Lara.
Und dann wäre da noch Eric Trump: Seit 2014 ist der zweite Sohn von Donald Trump mit seiner Frau Lara verheiratet. Das Paar hat zwei Kinder. © Mark Hertzberg/Imago
Eric Trump und Donald Trump beim Parteitag der Republikaner im Juli 2024 in Milwaukee, Wisconsin
Wie seine älteren Geschwister stieg auch Eric in die Familienfirma ein. Im Februar 2024 wurde er – ebenso wie sein Bruder Donald Jr. – in einem Betrugsprozess in New York dazu verurteilt, rund vier Millionen Dollar Strafe zu zahlen. Zudem darf er zwei Jahre lang kein Unternehmen im Bundesstaat New York leiten. © Imago
CPAC-Konferenz in Washington: Lara Trump
Eric Trumps Ehefrau Lara Trump wiederum soll Gerüchten zufolge den Fußstapfen ihres Schwiegervaters folgen wollen und eine politische Karriere anstreben. © Niyi Fote/dpa
Donald Trump und Marla Maples im Jahr 1991
Auf Ivana folgte an der Seite Donald Trumps Marla Maples. Die US-amerikanische Schauspielerin war von 1993 bis 1999 mit Trump verheiratet.  © Adam Scull/Imago
Marla Maples, Tiffany Trump und Donald Trump (v.l.) am 29. März 1994 in New York
1993 kam Tiffany, die Tochter von Marla Maples und Donald Trump, zur Welt.  © Imago
Ex-Frau von Donald Trump und Mutter von Tiffany Trump Marla Maples.
Berichten zufolge könnte die Trennung von Trump im Zusammenhang mit einer Affäre von Maples stehen. Ein Polizist griff Maples und einen Bodyguard Trumps im April 1996 auf. Nachdem Trump den Bodyguard gefeuert hatte, plauderte dieser von einer Liaison. © Vincenzo Landi/Imago
Tiffany Trump, Tochter von Donald Trump und Marla Maples.
Tiffany Trump wurde nach dem Unternehmen Tiffany & Co. benannt, dessen Hauptgeschäft neben dem Trump Tower in New York lag. Nach der Scheidung der Eltern 1999 wurde Tiffany von ihrer Mutter in Kalifornien großgezogen, wo sie bis zu ihrem Highschool-Abschluss lebte. Sie galt lange als schwarzes Schaf der Dynastie.  © Andrew Dolph/Imago
Tiffany Trump (l.) streichelt an Thanksgiving 2017 im Rosengarten des Weißen Hauses einen Truthahn, nehmen ihr Ivanka Trump mit ihrer Tochter Arabella
Anders als Ivanka, Eric und Don Jr. erhielt sie bisher keine wichtige Funktion im millionenschweren Familienunternehmen. Auch im Wahlkampf war sie selten zu sehen. Im November heiratete sie in Mar-a-Lago den libanesisch-amerikanischen Geschäftsmann Michael Boulos. © Imago
Tiffany Trump Boulos
Am 15. Mai 2025 gab Tiffany Trump (hier mit ihrem Ehemann bei der Amtseinführung ihres Vaters) auf Instagram die Geburt ihres ersten Kindes bekannt, eines Sohnes namens Alexander Trump Boulos. © Jack Gruber/Imago
Donald Trump mit seiner aktuellen Ehefrau Melania Trump.
Melania Trump ist die aktuelle Ehefrau Donald Trumps. Das Model ist seit 2005 mit dem ehemaligen Präsidenten verheiratet. Die beliebteste First Lady ist Melania Trump nicht.  © Imago
Melania Trump am Rednerpult einer Wahlkampfveranstaltung der Republikaner im Oktober 2024 in New York
Die First Lady wurde als Melanija Knavs in Slowenien geboren. Damiot ist sie nach Louisa Adams in den Jahren 1825 bis 1829 erst die zweite Präsidentengattin, die nicht in den USA zur Welt kam. © Imago
Trump and Vance Swearing-In at the US Capitol
2006 bekamen Melanie und Donald Trump einen Sohn. Barron Trumps öffentliche Auftritte sind allerdings rar. Hier ist er während der Amtseinführung seines Vaters am 20. Januar 2025 zu sehen. Zum Erstaunen der Öffentlichkeit: Der jüngste Sohn von Donald Trump ist mittlerweile über zwei Meter groß. © Kevin Lamarque/Imago

Verhandlungen mit Putin: Trump bricht mit langer amerikanischer Tradition

Trumps Aussagen und die scheinbare Annäherung an Russland beschreibt die New York Times als eine „180-Grad-Wende, die Freunde und Feinde zwingen wird, sich grundlegend neu zu orientieren“. Trump bricht mit langer amerikanischer Tradition: Die Sowjetunion und später Russland als eine Macht zu betrachten, vor der man sich in Acht nehmen sollte. „Herr Trump erweckt den Anschein, als würde er Russland als Kollaborateur bei künftigen gemeinsamen Unternehmungen betrachten“, beschreibt die US-Zeitung den jüngsten außenpolitischen Wandel unter der Trump-Führung.

Im Gegensatz zum Kalten Krieg, erklärte Kori Schake, Direktorin für außen- und verteidigungspolitische Studien am American Enterprise Institute: „Jetzt legitimieren wir Aggressionen, um Einflusssphären zu schaffen. Jeder amerikanische Präsident der letzten 80 Jahre würde sich der Aussage von Präsident Trump widersetzen.“ Schake war Beraterin für nationale Sicherheit unter US-Präsident George W. Bush. „Es ist eine schändliche Umkehrung von 80 Jahren amerikanischer Außenpolitik“, führte sie gegenüber der Times weiter aus. Was die einen als Bruch einer langen außenpolitischen Tradition verstehen, wird in Trump-Kreisen dennoch gefeiert.

Trump-Lager feiert Gespräche mir Moskau über Ende des Ukraine-Kriegs

Es fühle sich an wie ein „Weihnachtsmorgen“ kommentierte Kari Lake, die den US-Auslandssender Voice of America (VOA) leiten soll, die jüngsten Schritte der Trump-Regierung. Trump wolle „Frieden für alle Nationen“. Um welchen Preis und auf wessen Kosten dieser Frieden geschaffen werden könnte, scheint hier egal. Die USA und Russland hatten am Dienstag in Riad Gespräche über ein Ende des Ukraine-Kriegs vereinbart. Die Regierungen wollen nun Unterhändler für Gespräche über ein Ende des Ukraine-Kriegs ernennen.

Geplante Gespräche mit Putin: US-Präsident Donald Trump bricht mit US-Tradition – und stürzt Europa in tiefe Krise. (Montage)

Der konservative Podcaster und Trump Unterstützer, Charlie Kirk, nannte die Debatte rund um die Gespräche über ein Ende des Ukraine-Kriegs „einen Atemzug frischer Luft“. Dass immer mehr Republikaner Trump auch in dieser Entscheidung den Rücken stärken, beschreibt die New York Times als einen Beweis für Trumps Fähigkeit, die Republikaner „in nahezu jedem Thema auf die Probe zu stellen, selbst in einem, das ihre zuvor aggressive Haltung gegenüber Russland auf den Kopf stellt“.

Ukraine-Verhandlungen: Trump kündigt Putin-Treffen „wahrscheinlich“ noch im Februar an

Nun kündigte Trump bereits ein „wahrscheinliches“ Treffen mit Putin noch vor Ende des Monats an. Auf Kritik der Ukraine, dass das Land zu den Gesprächen in Riad nicht eingeladen worden sei, hatte Trump zuvor spöttisch reagiert. „Ich habe heute gehört: Oh, wir waren nicht eingeladen“, sagte der Republikaner – und schob nach: „Nun, ihr seid seit drei Jahren dabei.“ Bei den Gesprächen war jedoch nicht nur die Ukraine nicht von der Partie – auch die europäischen Partner sind außen vor.

Ukraine-Krisentreffen in Paris: Trump stellt Europa vor Herausforderungen

Die Sorge wächst, dass Trump und Putin die Ukraine zu Zugeständnissen drängen könnten – und dass das angegriffene Land sowie Europa am Ende die Hauptlast einer möglichen Waffenruhe tragen müssen. Europa scheint sich der Herausforderung bewusst, vor die Trump und damit der Nato-Partner die Staaten stellt. So hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron für Mittwoch bereits das zweite Krisengespräch mit Staats- und Regierungschefs in Paris einberufen.

Doch in Europa scheint es derzeit in einigen Punkten an Einigkeit und auch an Führung zu fehlen. So wurde der erste Krisengipfel am Montag bereits überschattet von Uneinigkeiten über die mögliche Entsendung von Friedenstruppen zum Absichern eines etwaigen Friedensabkommens zwischen Kiew und Moskau. Macron hatte die mögliche Entsendung bereits vor rund einem Jahr ins Spiel gebracht und zuletzt Unterstützung aus Großbritannien erhalten.

Uneinigkeit über Friedenstruppen für die Ukraine: EU-Anfrage könnte Klarheit bringen

Bundeskanzler Olaf Scholz hingegen nannte die Debatte darüber völlig verfrüht. Angesichts der Bundestagswahl am Sonntag scheint jedoch möglich, dass es nicht mehr lange der SPD-Politiker sein wird, der darüber zu diskutieren hätte. Entscheidungen wurden bei den informellen Gesprächen in Paris am Montag nicht getroffen.

Auf die aktuelle Krise, heißt es in einem Text des Wall Street Journal, ist Europa nicht vorbereitet: „Es geht um Europas engsten Verbündeten, die USA, und einen Bereich, in dem Europa nie geeint war: die Außenpolitik.“ Europa müsse sich zusammenreißen, forderte der finnische Präsident Alexander Stubb am Montag in Paris. Auch andere Staats- und Regierungschefs betonen: Europa müsse nun Einigkeit beweisen. Ob das innerhalb der EU gelingen kann, könnte indessen auch eine Anfrage von EU-Ratspräsident António Costa zeigen.

Angesichts des drastischen Kurswechsels in der US-Ukrainepolitik erwägt Costa die Einberufung eines EU-Sondergipfels. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur hat der Ratspräsident den Staats- und Regierungschef der 27 EU-Staaten konkrete Fragen zur weiteren Unterstützung der Ukraine und zu möglichen Sicherheitsgarantien für das Land zukommen lassen. Wenn es eine gemeinsame Basis gibt, soll dann ein EU-Sondergipfel organisiert werden, um Entscheidungen zu treffen. Ein Treffen sei nur sinnvoll, wenn es eine solide Grundlage für eine gute Diskussion und ein relevantes Ergebnis gebe. (pav mit dpa)

Rubriklistenbild: © NATALIA KOLESNIKOVA / POOL / AFP, IMAGO / ZUMA Press Wire, Ludovic MARIN / AFP