Iran-Israel-Konflikt
Nach „Vergeltungsschlag“ des Iran: Holt Israel zum Gegenangriff aus?
VonFabian Hartmannschließen
Mit Drohnen und Marschflugkörpern greift der Iran Erzfeind Israel erstmals direkt an. Die Sorgen vor einer Eskalation wachsen. Wie reagiert Israel?
Tel Aviv/Teheran – Trotz internationaler Warnungen hat der Iran seinen Drohgebärden Taten folgen lassen und Israel in der Nacht zum Sonntag mit einem großangelegten Militärschlag angegriffen. Angaben der israelischen Armee zufolge schoss der Iran rund 300 Angriffsdrohnen und Raketen vom eigenen Territorium aus in Richtung des jüdischen Staates.
Gegen 23 Uhr (Ortszeit) bestätigte Daniel Hagari, Konteradmiral Israels Defence Forces (IDF), dass der seit mehreren Tagen erwartete Angriff des Irans auf Israel begonnen habe. An verschiedenen Orten in Israel wurde Raketenalarm ausgelöst. Sirenen ertönten gegen 1.54 Uhr (Ortszeit) in südlichen Gemeinden des Landes gegen und weiteten sich bald darauf auf weite Teile des Landes aus, meldete die Times of Israel. Im Norden und Süden sowie in Jerusalem und vielen Städten im nördlichen Westjordanland waren Explosionen zu hören.
Der Militärschlag des Irans, bei dem neben Drohnen auch Marschflugkörper eingesetzt wurden, ist der erste direkte Militärangriff auf den Erzfeind Israel überhaupt – und könnte damit eine Zäsur im lange schwelenden Konflikt beider Länder markieren. Zeitgleich mit dem iranischen Angriff wurde Israel auch aus dem Libanon attackiert. Die Hisbollah-Miliz feuerte nach eigenen Angaben Raketen auf die israelisch besetzten Golanhöhen ab. Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete, schickten auch die jemenitischen Huthi-Rebellen Drohnen in Richtung Israel. Israels Militärsprecher Daniel Hagari zufolge waren israelische Kampfjets am Himmel erfolgreich und schaffen es, rund 99 Prozent der iranischen Geschosse abzuwehren.
Wie fällt Israels Reaktion auf den ersten Direktangriff des Irans aus?
Offen bleibt, ob Israel den selbst betitelten iranischen Vergeltungsschlag mit einem Gegenangriff beantworten wird. Wie der israelische TV-Sender Channel 12 mitteilt, hat das Sicherheitskabinett neben Ministerpräsident Netanjahu auch Benny Gantz, Minister im Kriegskabinett und Verteidigungsminister Joav Galant befugt, Entscheidungen über das weitere Vorgehen Israels zu treffen. Dabei dürfte essenziell werden, wie die internationale Reaktion auf den iranischen Angriff weiterhin ausfällt. Schließlich könnte Netanjahu, der im eigenen Land mit dem Rücken zur Wand steht, von der Solidarität internationaler Bündnispartner profitieren.
Militärsprecher Hagari machte deutlich, dass Israel die Situation prüfe: „Wir zeigen dem Kabinett die Pläne, wir sind bereit, zu unternehmen, was für die Verteidigung Israels notwendig ist.“ Man sei auch auf weitere Bedrohungen durch den Iran vorbereitet.
US-Präsident Biden verurteilt Angriff Irans „auf das Schärfste“ – einen Gegenangriff unterstützt er nicht
US-Präsident Joe Biden telefonierte noch in der Nacht mit Israels Ministerpräsident Netanjahu. Wie die israelische Regierung am frühen Sonntagmorgen mitteilte, führten beide ihr Gespräch nach Beratungen des israelischen Sicherheitskabinetts und des Kriegskabinetts.
Das Weiße Haus teilte anschließend mit, der US-Präsident habe den iranischen Angriff „auf das Schärfste“ verurteilt. Biden habe Netanjahu aber auch mitgeteilt, dass die USA keinen israelischen Gegenangriff auf den Iran unterstützen würden, wie die US-Medien Axios und CNN unter Berufung auf hochrangige Regierungsbeamte berichten.
Bilder zeigen, wie der Krieg in Israel das Land verändert




Iran warnt Israel vor einem Gegenangriff – UN-Sicherheitsrat kommt zusammen
Unterdessen hat der Iran seinen Erzfeind Israel vor einem weiteren größeren Angriff auf israelisches Territorium gewarnt, sollte es den nächtlichen Drohnen- und Raketenangriff Teherans vergelten, berichtete die Times of Israel. „Unsere Antwort wird viel größer sein als die heutige Militäraktion, wenn Israel Vergeltung gegen den Iran übt“, sagte der Generalstabschef der Streitkräfte, Generalmajor Mohammad Bagheri, im staatlichen Fernsehen und fügte hinzu, Teheran habe Washington gewarnt, dass jede Unterstützung der israelischen Vergeltungsmaßnahmen dazu führen würde, dass US-Stützpunkte angegriffen würden.
Der UN-Sicherheitsrat plant eine Sondersitzung. Per Brief an die maltesische Uno-Botschafterin Vanessa Frazier, deren Land derzeit dem Gremium vorsitzt, habe er um ein entsprechendes Treffen des Sicherheitsrats gebeten, teilte der israelische Uno-Botschafter Gilad Erdan über X mit. Wie der Spiegel ausgehend von Informationen aus Diplomatenkreisen berichtet es, könne das Treffen in New York vermutlich noch am Sonntag stattfinden, vermutlich gegen 22 Uhr (Ortszeit). (fh)
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