Debatten der „Grand Old Party“
Vorwahlen der Republikaner: Trump sagt TV-Debatte der eigenen Partei ab
- VonBettina Menzelschließen
Donald Trump will an parteiinternen TV-Debatten nicht teilnehmen – wohl um seinen republikanischen Konkurrenten die Aufmerksamkeit zu entziehen und Fox News zu demütigen.
Mar-a-Lago – Der ehemalige US-Präsident Donald Trump bewirbt sich erneut auf das höchste Amt in den USA, will aber nicht mit seinen republikanischen Mitstreitern debattieren. Üblicherweise treten die Präsidentschaftsbewerber der Republikaner in Fernsehdebatten gegeneinander an, bevor die Partei in Vorwahlen einen Kandidaten festlegt.
Donald Trump hält Teilnahme an Fernsehdebatten nicht für nötig: „Öffentlichkeit weiß, wer ich bin“
Schon im April hatte Trump sein Fernbleiben bei den republikanischen Fernsehdebatten angekündigt. Sein Vorsprung bei Wahlumfragen sei ohnehin „unüberwindbar“ und die Fragen würden von „wütenden Trump-hassenden Moderatoren“ gestellt, weshalb er nicht gedenke, zu den parteiinternen Debatten anzutreten, hatte der Republikaner damals erklärt. Zunächst war unklar, ob Trump, der allein während seiner Amtszeit als US-Präsident laut Washington Post über 30.000 Lügen erzählte, diese Drohung wahr machen würde. Am kommenden Mittwoch steht nun die erste Fernsehdebatte der „Grand Old Party“ an – und der Immobilienmogul bekräftigte am Sonntag (20. August), ihr tatsächlich fernbleiben zu wollen.
„Die Öffentlichkeit weiß, wer ich bin und was für eine erfolgreiche Präsidentschaft ich hatte“, schrieb Trump auf seiner Online-Plattform Truth Social. „Ich werde daher nicht an den Debatten teilnehmen“, ergänzte der Ex-Präsident in Großbuchstaben. Zudem verwies er erneut auf seinen parteiinternen Vorsprung bei den jüngsten Umfragen. Wie eine vom US-Sender CBS News in Auftrag gegebene YouGov-Umfrage zuletzt ergab, würde Trump aktuell 62 Prozent der republikanischen Wählerstimmen erhalten. Damit liegt der Ex-US-Präsident weit vor dem zweitstärksten parteiinternen Konkurrenten, Floridas erzkonservativem Gouverneur Ron DeSantis, der auf nur 16 Prozent der Stimmen kommt.
Der Boykott der TV-Debatten soll einem Bericht von Guardian zufolge vor allem zwei Ziele verfolgen: Einerseits solle den anderen republikanischen Kandidaten damit Aufmerksamkeit entzogen werden. Andererseits diene es auch der öffentlichen Demütigung des Senders Fox News, der die TV-Debatte zusammen mit dem republikanischen Nationalkomitee (RNC) ausrichtet. Trump sei mit der jüngsten Berichterstattung des rechten Senders unzufrieden gewesen, hieß es.
Donald Trump könnte gefeuertem Ex-Fox-Moderator Tucker Carlson Interview geben
Zahlreiche Führungskräfte und Moderatoren von Fox News hätten sich einem Bericht der New York Times bemüht, den Republikaner noch umzustimmen – offenbar erfolglos. Trump sah sich mit seiner Entscheidung auch historisch in guter Gesellschaft. „Reagan hat es nicht getan, und andere auch nicht. Die Leute kennen meine Bilanz, eine der besten aller Zeiten, warum sollte ich also debattieren?“, so die rhetorische Frage des Präsidentschaftskandidaten. Stattdessen will der Immobilienmogul offenbar dem vom konservativen Sender Fox News gefeuerten Moderator Tucker Carlson ein Interview geben.
Öffentlich hatte sich Carlson immer als Verbündeter Trumps gegeben und die Lüge der geklauten Präsidentschaftswahl 2020 unterstützt – etwa indem er dem Wahlmaschinenhersteller Dominion mutmaßlich Wahlmanipulation unterstellte. In veröffentlichten, privaten Textnachrichten sprach der Ex-Fox-News-Moderator indes davon, den Republikaner „leidenschaftlich zu hassen“ und „nicht wirklich eine positive Seite“ an ihm zu finden. Auch wenn Trump nicht bei den offiziellen TV-Debatten seiner „Grand Old Party“ antritt, muss sich der Präsidentschaftskandidat nicht um mangelndes Medieninteresse sorgen: Allein wegen seiner zahlreichen juristischen Probleme bleibt der Ex-Präsident weiterhin Thema. (Bettina Menzel)