Schwere Vorwürfe nach Zwischenfall

„Schlechte Flugkunst demonstriert“: China-Kampfjet kollidiert beinahe mit US-Bomber

  • Patrick Mayer
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Über dem Südchinesischen Meer kommt es beinahe zu einem Zusammenstoß zwischen einem chinesischen Kampfjet und einem Langstreckenbomber der USA.

Washington, D.C./Peking – Über dem Südchinesischen Meer zwischen China, Taiwan und den Philippinen ist es offenbar zu einem militärisch heiklen Zwischenfall gekommen. Das United States Indo-Pacific Command (USINDOPACOM) wirft den chinesischen Luftstreitkräften vor, beinahe eine Kollision mit einem B-52-Langstrecken-Bomber der US Air Force provoziert zu haben.

China-Taiwan-Konflikt: Chinesische Luftwaffe provoziert die US Air Force

Es ist die nächste Episode im China-Taiwan-Konflikt. „Ein J-11-Pilot der Volksrepublik China hat einen unsicheren Abfang eines B-52-Flugzeugs der US-Luftwaffe durchgeführt, das rechtmäßig Routine-Operationen über dem Südchinesischen Meer im internationalen Luftraum durchführte“, heißt es in einer Stellungnahme des USINDOPACOM von Donnerstag (26. Oktober).

Das zu Deutsch „Indopazifische Kommando der Vereinigten Staaten“, das Teil der US-Streitkräfte ist, erklärte: Der Abfang durch die VR China wurde nachts mit eingeschränkter Sicht durchgeführt, was im Widerspruch zu den internationalen Flugsicherheitsregeln und -normen steht.“

Der chinesische Pilot sei auf unsichere und unprofessionelle Weise geflogen, „demonstrierte schlechte Flugkunst, indem er sich mit unkontrollierter überhöhter Geschwindigkeit näherte und innerhalb von zehn Fuß an die B-52 heranflog, was beide Flugzeuge in die Gefahr einer Kollusion brachte“, hieß es weiter: „Wir befürchten, dass dieser Pilot nicht wusste, wie nahe er daran war, eine Kollision zu verursachen.“ Der J-11-Kampfjet soll sich dem Bomber demnach bis auf umgerechnet knapp drei Meter genähert haben.

Zwischenfall über Südchinesischem Meer: USA erheben Vorwürfe gegen China

Die USA warfen dem chinesischen Verteidigungsministerium ein „zwanghaftes und riskantes Einsatzverhalten der Volksbefreiungsarmee“ vor. Seit Herbst 2021 habe es „mehr als 180 solcher Interaktionen“ gegeben. Wenn sich Militärflugzeuge absichtlich einem anderen Flugzeug nähern, müssten sie mit professionellem Flugkönnen operieren und die Sicherheit anderer Flugzeuge gebührend berücksichtigen, erklärte USINDOPACOM. Dies sei nicht der Fall gewesen.

„Wir befürchten, dass dieser Pilot nicht wusste, wie nahe er daran war, eine Kollision zu verursachen.

Stellungnahme des United States Indo-Pacific Command

Der Zwischenfall fällt in den sich aktuell wieder zuspitzenden Konflikt zwischen China und dem Inselstaat Taiwan, der sich 1949 nach der Niederlage im Chinesischen Bürgerkrieg als später demokratische Republik China vom kommunistisch geprägten chinesischen Festland losgesagt hatte.

Konflikt mit China: USA stehen an der Seite Taiwans

Die Amerikaner stehen fest an der Seite Taiwans (rund 23,5 Millionen Einwohner) und haben ferner auf der Insel Guam in der benachbarten Philippinensee die Andersen Air Force Base installiert, den wichtigste US-Luftwaffenstützpunkt westlich von Hawaii und Hauptstützpunkt für Langstreckenbomber der US Air Force in Ostasien. Ob der beschriebene B-52-Langstreckenbomber von dort kam, wurde nicht präzisiert.

Ein B-52-Bomber der USA landet auf der Andersen Air Force Base in der Philippinensee.

Guam gehört als südlichste Insel des Marianen-Archipels zu den Vereinigten Staaten. Washington hatte zuletzt seine Unterstützung für die Philippinen und vor allem für Taiwan bekräftigt. Ebenfalls brisant: Erst kürzlich hatte ein Schiff der chinesischen Küstenwache ein philippinischen Versorgungsboot, das auf dem Weg zum philippinischen Außenposten „Sierra Madre“ im Südchinesischen Meer war, gerahmt. Die geopolitische Lage bleibt angespannt. (pm)

Rubriklistenbild: © Screenshot X@INDOPACOM

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