US-Präsidentschaftswahl 2024

Wer wird Trumps „Running Mate“? Falsche Entscheidung könnte ihn die Wahl kosten

  • Sandra Kathe
    VonSandra Kathe
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Mit seinem ehemaligen Vizepräsidenten Mike Pence herrscht seit dem Kapitol-Sturm vom 6. Januar 2021 eisige Stimmung. Doch wer wird nun Trumps neue Nummer zwei?

Washington – Es sind bewegte Wochen für den abgewählten US-Präsidenten Donald Trump. Zuerst ein langwieriger Prozess in einem New Yorker Gerichtssaal, der dem 77-Jährigen sichtlich einiges abverlangte, dann die Verurteilung in 34 von 34 Anklagepunkten – die erste in der Geschichte gegen einen ehemaligen Präsidenten der USA. Und nun steht Trump auch noch eine wichtige Entscheidung bevor, die in der Frage um seine Präsidentschaftskandidatur im November zwischen Alles und Nichts entscheiden könnte.

Bei dieser Entscheidung, die voraussichtlich Mitte Juli auf dem Parteitag der Republikaner im Bundesstaat Wisconsin bekannt gegeben werden soll, geht es um die Frage nach Trumps „Running Mate“ im Rennen um die Gunst der US-Staaten, die in der Wahl im Vordergrund stehen. Denn wie bei einigen Wahlkämpfen in der US-Geschichte könnte auch in diesem ein möglicher Vizepräsident oder eine Vizepräsidentin über die Mehrheit entscheiden.

Nach seiner Verurteilung lässt sich Trump schon wieder bei Wahlkampfveranstaltungen von seinen Fans feiern.

US-Präsidentschaftswahl: Darum spielt Trumps Vize eine so wichtige Rolle

Doch Hinweise darauf, wer in diesem Jahr Trumps neue Nummer zwei werden könnte, gibt es bislang kaum – dafür jedoch reichlich Spekulationen, sowie einige Kandidatinnen und Kandidaten, die bereits als ausgeschlossen gelten. So hatte Trump sich zuletzt klar gegen seine republikanische Mitbewerberin bei den Vorwahlen, Nikki Haley, ausgesprochen. Eine weitere Favoritin, Kristi Noem, hat sich mit einer umstrittenen Passage in ihrer Autobiografie, die von der Tötung ihres Haustiers handelte, wohl selbst ins Aus geschossen.

Auch Trumps ehemaliger Vizepräsident Mike Pence steht nach den Geschehnissen vom 6. Januar 2021, als Trump-Fans beim Sturm auf das Parlamentsgebäude in der US-Hauptstadt Washington D.C. „Hang Mike Pence“ skandierten, nicht mehr zur Verfügung. Dabei wird dem christlich geprägte Konservativen, ein großer Anteil an Trumps erstem Wahlsieg zugeschrieben. Pence galt bei vielen republikanischen Stammwählenden als willkommener Gegenpol zu dem heftig polarisierenden ehemaligen Geschäftsmann, der schon vor seiner Verurteilung für Skandale, Pleiten und Ausbrüche bekannt war.

Wahrscheinliche Running Mates in Trumps Wahlkampf: Mit diesen Kandidaten rechnen Experten

Eine Person zu finden, die 2024 einen ähnlichen Effekt haben wird, um Trump erneut zur Präsidentschaft zu verhelfen, sollte aktuell auch die Hauptaufgabe seines Wahlteams sein. Dabei galt bislang unter Fachleuten vorrangig die Annahme, dass Trump diesmal auf eine Frau als Running Mate setzen würde. Das berichtete etwa die US-Zeitung Newsweek. So war neben Haley und Noem auch die New Yorker Parlamentsabgeordnete Elise Stefanik als mögliche Vizepräsidentschaftskandidatin gehandelt worden.

Dass Trump aber wahrscheinlich einen Mann als Vizepräsidentschaftskandidaten aussuchen wird, dafür sprechen laut Newsweek neben aktuellen Experteneinschätzungen auch Wettplattformen wie Oddschecker. Diese nannte in der vergangene Woche als die wahrscheinlichsten Running Mates die drei Senatoren Tim Scott (South Carolina), J.D. Vance (Ohio), Marco Rubio (Florida), den Gouverneur Doug Burgum (North Dakota) und Trumps ehemaligen Wohnungsbauminister Ben Carson.

Trump vor Gericht: Die wichtigsten Personen beim Prozess in New York

Donald Trump ist der Angeklagte in New York.
Donald Trump ist der Angeklagte in New York. Der ehemalige Präsident der USA ist im Prozess um mutmaßliche Schweigegeldzahlungen in 34 Punkten angeklagt. Vorgeworfen wird ihm dabei nicht die Zahlung von Schweigegeld an sich. Vielmehr soll Trump Geschäftsberichte gefälscht haben, um die Zahlungen geheim zu halten. Damit soll der Kandidat der Republikaner für die US-Wahl 2024 sowohl gegen Steuergesetze wie auch gegen Gesetze zur Wahlkampffinanzierung verstoßen haben. Trump ist der erste Präsident der USA, der sich in einem Strafprozess wiederfindet.  © Pool/Getty Images/afp
Alvin Bragg ist der Staatsanwalt im Prozess gegen Donald Trump.
Alvin Bragg ist der Staatsanwalt im Prozess gegen Donald Trump. Mit seinem Team an Ermittlern ist es sein Ziel, nachzuweisen, dass Trump mit den Schweigegeld-Zahlungen versucht haben soll, die öffentliche Meinung vor der US-Wahl 2016 zu beeinflussen. Bragg ist Mitglied der Demokraten und seit 2022 Bezirksstaatsanwalt des Bezirks New York. © Angela Weiss/afp
Verteidigt wird Donald Trump in New York von Todd Blanche
Verteidigt wird Donald Trump in New York von Todd Blanche. Der ehemalige Staatsanwalt, der seit April 2023 für den Ex-Präsidenten arbeitet, hat beste Beziehungen in das MAGA-Universum. So verteidigte Blanche bereits Igor Furman, ein Mitarbeiter Rudy Giulianis, und Paul Manafort, Trumps ehemaligen Wahlkampfmanager.  © Mark Peterson/Imago
Unterstützt wird Todd Blanche bei der Verteidigung Donald Trumps von Susan Necheles.
Unterstützt wird Todd Blanche bei der Verteidigung Donald Trumps von Susan Necheles. Sie gilt als sehr erfahrene Strafverteidigerin, auf deren Dienste unter anderem Donald Trumps Firma, die „Trump Organization“, in der Vergangenheit vertraute. Wenn Necheles nicht gerade den Ex-Präsidenten oder seinen Familienkonzern vertritt, verteidigt sie andere zwielichtige Gestalten aus New York - darunter in der Vergangenheit auch Venero Frank Mangano. Der mittlerweile verstorbene Mafiaboss galt Zeit seines Lebens als hochrangiges Mitglied der „Cosa Nostra“ und Chef der berüchtigten „Genovese-Familie“. © Pool/Getty Images/afp
Der Richter im Fall von Donald Trump in New York heißt Juan Merchan.
Der Richter im Fall von Donald Trump in New York heißt Juan Merchan. Geboren wurde er in Kolumbien, aufgewachsen ist er in New York. Dort begann er seine Karriere als Staatsanwalt. Seit 2006 ist er als Richter in der Stadt tätig. Merchan gibt an, kein Mitglied einer politischen Partei in den USA zu sein. Bei der US-Wahl 2020 soll er aber nach Informationen von CNN in drei Fällen kleine Geldbeträge an die Demokraten und ihren damaligen Kandidaten, den heutigen US-Präsidenten Joe Biden, gespendet haben. © Jane Rosenberg/dpa
Der Richter im Fall von Donald Trump in New York heißt Juan Merchan.
Sie brachte den Stein ins Rollen. Stephanie Clifford, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Stormy Daniels. Die Erotikdarstellerin behauptet, im Jahr 2006 eine kurze Affäre mit Donald Trump gehabt zu haben. Kurz vor der US-Wahl 2016 soll Trumps damaliger Anwalt Michael Cohen ihr 130.000 Dollar Schweigegeld gezahlt haben, damit die Affäre nicht ans Licht kommt und Trumps Wahlkampf behindert. Dass Daniels im Prozess gegen Donald Trump aussagen wird, gilt als nahezu sicher. © John Angelillo/Imago
Michael Cohen. Der ehemalige Anwalt Trumps gilt mittlerweile als einer seiner größten Gegner.
Die Eröffnungsplädoyers im Prozess gegen Donald Trump haben bewiesen, dass Michael Cohen der für beiden Seiten wichtigste Zeuge werden wird. Der ehemalige Anwalt Trumps gilt mittlerweile als einer seiner größten Gegner. Das dürfte auch daran liegen, dass Cohen 2018 in Zusammenhang mit Geschäften, die er für Trump abwickelte, wegen Steuerhinterziehung und Falschaussagen vor dem Kongress zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt worden war. © Spencer Platt/afp
Der erste Zeuge im Prozess gegen Donald Trump war David Pecker, ehemaliger Herausgeber des National Enquirer.
Der erste Zeuge im Prozess gegen Donald Trump war David Pecker, ehemaliger Herausgeber des National Enquirer. Pecker stammt wie Trump aus New York. Die beiden verbindet eine Geschäftsbeziehung, die bis in die 1990er Jahre zurückreicht. Vor Gericht bestätigte Pecker, dass er Trump dabei geholfen habe, Geschichten über Affären, die der Ex-Präsident gehabt habe, zu vertuschen. So soll der Zeitungsmann unter anderem in die Schweigegeldzahlungen an Stormy Daniels als auch an Karen McDougal verweickelt gewesen sein. © Imago
Neben Stormy Daniels behauptet auch Karen McDougal, sie habe Schweigegeld von Donald Trump erhalten.
Denn neben Stormy Daniels behauptet auch Karen McDougal, sie habe Schweigegeld von Donald Trump erhalten, um eine neun Monate dauernde Affäre geheim zu halten. Das ehemalige Playmate und spätere Model behauptet, sich zwischen 2006 und 2007 mehrmals mit dem späteren Präsidenten getroffen zu haben. Damit die Geschichte geheim bleibt, soll McDougal 150.000 Dollar erhalten haben. © Imago
Ein weiterer Zeuge, der im Prozess gegen Donald Trump vor Gericht erwartet wird, ist Allen Weisselberg.
Ein weiterer Zeuge, der im Prozess gegen Donald Trump vor Gericht erwartet wird, ist Allen Weisselberg. Er ist der ehemalige Finanzvorstand der „Trump Organization“ und hat bereits Erfahrungen mit New Yorker Justiz sammeln dürfen: Im Januar 2023 wurde Weisselberg zu einer neunmonatigen Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Laut Michael Cohen soll Weisselberg auch in die Schweigegeldzahlungen an Stormy Daniels verwickelt gewesen sein. © Kena Betancur/afp
Eine weitere hochkarätige Zeugin im Prozess gegen Donald Trump könnte Hope Hicks werden.
Eine weitere hochkarätige Zeugin im Prozess gegen Donald Trump könnte Hope Hicks werden. Das ehemalige Model steht seit 2012 mit der Familie Trump in Verbindung und arbeitete unter anderem für Donalds Tochter Ivanka Trump. Ab 2015 war sie Pressesprecherin der Wahlkampagne des späteren Präsidenten und blieb in verschiedenen Positionen auch nach Trumps Wahlsieg für ihn tätig. Im Prozess in New York dürfte sie nach ihren Kenntnissen über mutmaßliche Schweigegeldzahlungen im Wahlkampf 2016 befragt werden. © Andrew Harnik/dpa
Was sagt eigentlich Melania Trump? Die ehemalige First Lady hält sich bislang aus Prozess gegen ihren Mann heraus.
Was sagt eigentlich Melania Trump? Die ehemalige First Lady hält sich bislang aus Prozess gegen ihren Mann heraus. Weder begleitet die dritte Ehefrau Trumps ihn zum Gericht in New York, noch hat sie sich bislang zu den Vorwürfen geäußert, ihr Ehemann habe sie mit Playmates und Pornostars betrogen, während sie mit dem gemeinsamen Kind schwanger war. Bislang steht nicht fest, ob Melania Trump als Zeugin geladen wird. Sollte das geschehen, könnte Donalds Ehefrau wohl von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machen. © Lynne Sladky/dpa
Zum Thema vor Gericht in New York wurde auch Barron Trump, der jüngste Sohn Donalds und das einzige Kind von Melania Trump.
Zum Thema vor Gericht in New York wurde auch Barron Trump, der jüngste Sohn Donalds und das einzige Kind von Melania Trump. Der über zwei Meter große Teenager feierte im März 2024 seinen 18. Geburtstag und wird noch dieses Jahr seinen Highschool-Abschluss feiern - womöglich ohne seinen Vater. Dessen Anwälte stellten für ihren Mandanten einen Antrag, dass er am 17. Mai, dem Tag der Abschlussfeier seines Sohnes, dem Gericht fernbleiben könne. Im Anschluss behauptete Trump, Richter Juan Merchan habe ihm das verboten - eine Falschbehauptung. Merchan hatte lediglich gesagt, er sei noch nicht bereit, eine Entscheidung über diesen Antrag zu fällen. Diese hinge vor allem davon ab, wie der Prozess in den kommenden Wochen verlaufen werde. © Damon Higgins/Imago

Möglicher Fehler im Präsidentschaftswahlkampf: Braucht Trump eine Vizekandidatin?

Bislang galt jedoch unter vielen die Meinung, dass Trump – gerade nach den Vorwürfen und Details, die in seinem kürzlich mit einer Verurteilung abgeschlossenen Prozess ans Licht kamen – in den Swing States vor allem mit einer Vize-Kandidatin punkten könnte. Das betonte laut Newsweek neben Noem, die sich womöglich selbst immer noch Chancen auf die Vize-Präsidentschaft ausrechnet, auch mehrere Politikwissenschaftler, die sich explizit für Haley als vernünftigste Wahl ausgesprochen hatten.

Während Noem kürzlich argumentiert hatte, dass laut einer Statistik noch ein Viertel aller republikanischen Wählerinnen unschlüssig seien, Trump zu wählen, weil sie sich wünschten, dass sich eine Frau ihrer Probleme annimmt, ist die Einschätzung des Politik-Professors Thomas Whalen noch deutlicher: „Trump wäre ein absoluter Idiot, wenn er sich nicht für Nikki Haley entscheidet“, betonte er gegenüber Newsweek und begründet das damit, dass jemand wie Haley das misogyne Verhalten des abgewählten Präsidenten ausgleichen könne. Auch der Londoner Politikwissenschaftler Thomas Gift betont im Gespräch mit der Zeitung, dass Haley all das mitbringt, was Trump helfen würde, um seine Politik auszubalancieren und mit dieser Aussicht seine Wählerschaft zu vergrößern.

Dass eine Zusammenarbeit mit Haley als unwahrscheinlich gilt, räumen jedoch beide ein, da Trump, der gemeinhin als nachtragend gilt, es nicht einfach hingenommen haben sollte, dass Haley sich mehrfach gegen ihn gestellt hat. So hatte Haley Trump etwa als „toxisch“ bezeichnet und ihm ein Fehlen „moralischer Klarheit“ attestiert. (saka)

Rubriklistenbild: © Jim Watson/AFP

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