Spannungen nehmen zu
Nordkoreanische Soldaten überqueren Grenze: Südkorea feuert Warnschüsse ab
VonFabian Müllerschließen
Die Spannungen zwischen Nord- und Südkorea haben in den vergangenen Monaten wieder deutlich zugenommen. Nun gab das südkoreanische Militär Warnschüsse ab.
Seoul - An der schwer befestigten Grenze zwischen Süd- und Nordkorea soll es zu einem militärischen Zwischenfall gekommen sein. Laut dem südkoreanischen Militär sollen eigene Streitkräfte am Sonntag Warnschüsse abgegeben haben, nachdem nordkoreanischen Truppen die gemeinsame Grenze überquert hatten. Die Soldaten aus Nordkorea hätten sich sofort wieder über die Grenzlinie und aus der Pufferzone zwischen den beiden Ländern zurückgezogen, ohne dass „ungewöhnliche Aktivitäten“ erkennbar gewesen seien, hieß es.
„Es gab keine ungewöhnlichen Bewegungen, außer dass sich die nordkoreanische Armee nach unseren Warnschüssen sofort nach Norden bewegte“, sagte Oberst Lee Sung-jun, Sprecher der südkoreanischen Generalstabschefs, auf einer Pressekonferenz am Dienstag. „Das südkoreanische Militär beobachtet die Bewegungen des nordkoreanischen Militärs genau und ergreift die notwendigen Maßnahmen“.
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Südkoreas Militär vermutete, die nordkoreanischen Soldaten hätten die Linie bei zunächst nicht näher identifizierten Arbeiten innerhalb der demilitarisierten Zone nicht mit Absicht überschritten. Die oberste Kommandostelle betonte aber, die Bewegungen der Gegenseite würden genau beobachtet. Wie die nationale Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf den Generalstab berichtete, hatten etwa 20 nordkoreanische Soldaten die Grenzlinie übertreten.
Die 248 Kilometer lange entmilitarisierte Zone, die Nord- und Südkorea trennen, ist eine der am stärksten bewachten Grenzen der Welt. Auf beiden Seiten säumen sie hohe Zäune, die Zone ist mit Minen übersät und weitgehend frei von menschlichen Aktivitäten. Der Vorfall am Sonntag waren die ersten abgegebenen Schüsse innerhalb der DMZ seit dem Jahr 2020, als es zu versehentlichen Schüssen kam.
Nordkorea schickt erneut Müllballons über die Grenze
Zuletzt haben die Spannungen zwischen Nord- und Südkorea wieder deutlich zugenommen, nachdem unter anderem Hunderte mit Müll befüllte Ballons aus dem Norden im Süden gelandet sind. Die südkoreanische Regierung hatte daraufhin wieder die Propaganda-Beschallung über Lautsprecher an der Grenze aufgenommen.
Kim Yo-jong, die Schwester des nordkoreanischen Diktators Kim Jong-un, warnte am Sonntag, dass die Wiederaufnahme der Lautsprecherübertragungen „ein Vorspiel zu einer sehr gefährlichen Situation“ sei und dass Südkorea mit einer nicht näher bezeichneten „neuen Gegenmaßnahme“ seitens des Nordens rechnen müsse, wenn es mit der Propaganda fortfahre. An der See- und Landesgrenze kommt es immer wieder zu Zwischenfällen, beide Länder befinden sich völkerrechtlich seit dem Korea-Krieg (1950-53) noch immer im Kriegszustand. (fmü/dpa)