UN-Botschafterin wird Trump gefährlich

„Vogelhirn!“ Trump beschimpft Haley nach neuer Umfrage aus den USA

  • Daniel Dillmann
    VonDaniel Dillmann
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Trump bleibt Favorit der Vorwahlen bei den Republikanern. Nikki Haley aber holt auf. Der Ex-Präsident geht deshalb in die Offensive.

Update vom 23. Dezember 2023, 08.20 Uhr: Donald Trump hat sich erstmals zu der neuen Umfrage zu den Vorwahlen in den USA geäußert, die ihm nur noch einen knappen Vorsprung vor Nikki Haley einräumt. Die Zahlen aus dem US-Bundesstaat nannte Trump im Interview mit dem konservativen Radiomoderator Hugh Hewitt „Fake News“. Haley bezeichnete der Ex-Präsident als „Vogelhirn“ - ein Spitzname, den Trump erstmals im Dezember verwendet hatte.

Das Team der ehemaligen UN-Botschafterin wiederum zeigte sich erfreut über die neuen Zahlen zu den Vorwahlen der Republikaner. „Es ist ein Zwei-Personen-Rennen“, so ein Sprecher der Kampagne Haleys über den Kampf um die Nominierung der Republikaner für die US-Wahl 2024.

Erstmeldung vom 22. Dezember 2023: Washington DC – In den Vereinigten Staaten wird das kommende Jahr von einer Sache bestimmt: die US-Wahl 2024, die traditionell am ersten Dienstag im November stattfindet. Bis dahin fallen die Entscheidungen, wen welche Partei ins Rennen schickt, in den sogenannten Vorwahlen der USA.

Beste Chancen bei der „Grand Old Party“ (GOP) hat Donald Trump. Der ehemalige US-Präsident führt alle Umfragen zu den Vorwahlen der Republikaner an – mit deutlichem Vorsprung auf den zumeist zweitplatzierten Ron DeSantis. Die Chancen des Gouverneurs von Florida sanken nach zweifelhaften Auftritten in den TV-Debatten der Republikanischen Partei. Trump hatte die Runden allesamt gemieden. In Abwesenheit des Topfavoriten war stattdessen das Feld der Verfolger aufeinander losgegangen. Vor allem DeSantis und Nikki Haley lieferten sich heftige Wortduelle.

Nikki Haley auf Wahlkampf in Iowa. Die ehemalige UN-Botschafterin tritt im Kampf um die Nominierug der Republikaner für die US-Wahl 2024 gegen Donald Trump an.

Nikki Haley wird zur größten Konkurrenz für Donald Trump

Nach einhelliger Meinung war es aber die ehemalige UN-Botschafterin der USA, die die Bühne als Siegerin verließ. Das Time-Magazin nannte sie die „beste der Kandidaten, die nicht Trump heißen“. Das Nachrichtenportal Vox sah sie „Angriffe von allen Seiten gekonnt abwehren“.

Nun scheint Haley für ihre couragierten Auftritte gegen Ron DeSantis und Vivek Ramaswamy die Früchte zu ernten. Eine aktuelle Umfrage aus dem US-Bundesstaat New Hampshire sieht sie bei den Vorwahlen der Republikaner nur noch vier Punkte hinter Donald Trump. Erhoben wurde die Umfrage von dem Wahlforschungsinstitut „American Research Institute“. Befragt wurden mehr als 300 Wählerinnen und Wähler der Republikaner, wen sie am liebsten ins Rennen gegen den amtierenden US-Präsidenten Joe Biden schicken würden. Trump, der die Vorwahlen in New Hampshire 2016 gewonnen hatte, liegt demnach weiter auf dem ersten Platz. Den zweiten aber sicherte sich Haley, die den Abstand auf den Ex-Präsidenten deutlich verkürzen konnte.

Die Kandidaten der Republikaner für die US-Wahl 2024

  1. Donald Trump: 33 Prozent
  2. Nikki Haley: 29 Prozent
  3. Chris Christie: 13 Prozent
  4. Ron DeSantis: 6 Prozent
  5. Vivek Ramaswamy: 5 Prozent
  6. Asa Hutchinson: 1 Prozent

Doch nicht nur das „American Research Institute“ verortet Nikki Haley auf Erfolgskurs. Auch CBS sieht die Zustimmung für die 51 Jahre alte Politikerin steigen. In einer Umfrage, die der TV-Sender Mitte Dezember veröffentlicht hatte, befand sich Haley ebenfalls bei komfortablen 29 Prozent. In dieser Befragung stellte sich Trumps Vorsprung aber deutlich komfortabler dar: Der Ex-Präsident kam hier auf 44 Prozent Zustimmung.

Nikki Haleys Chancen auf einen Sieg gegen Trump könnten sich noch verbessern

Doch Haleys Chancen könnten bald noch weiter steigen – dann nämlich, wenn andere prominente Kandidaten das Teilnehmerfeld verlassen. Üblicherweise erfolgt das nach den ersten paar Wahlgängen in den Vorwahlen, die unter anderem in Iowa und New Hampshire stattfinden. Verlässt ein Kandidat das Rennen, empfiehlt er traditionelle seiner Wählerschaft eine Alternative und fordert sie auf, einen Kandidaten seiner Wahl zu unterstützen. Für diese im englischen „Endorsement“ genannte Unterstützung lassen sich Kandidaten häufig Ämter in zukünftigen Kabinetten versprechen – so geschehen, als Kamala Harris sie von den Vorwahlen der Demokraten verabschiedete und stattdessen Joe Biden unterstützte. Der wurde Präsident und Harris seine Vizepräsidentin.

Weg frei für Trump: Haley steigt aus US-Vorwahlkampf aus

Donald Trump will wieder US-Präsident werden
Nun ist es raus: Donald Trump will 2024 erneut als US-Präsident antreten. Dann wird der Milliardär aus New York 78 Jahre alt sein. Trump hatte das Amt 2017 bis 2021 inne, verlor 2020 aber die Wahl und musste auf eine zweite Amtszeit verzichten. Die soll nun im dritten Anlauf gelingen. Trump wäre erst der zweite Präsident in der Geschichte der USA, dem ein solches Comeback gelingen würde. © Andrew Harnik/dpa
Nikki Haley tritt als US-Botschafterin bei der UN zurück und 2024 vielleicht noch einmal an
Nikki Haley war Trumps letzte verbliebene Rivalin. Doch am Ende zog auch sie sich aus dem parteiinternen Rennen um die US-Präsidentschaft zurück. Nach ihrer Serie von Niederlagen am Super Tuesday verkündete Haley ihren Ausstieg. Die ehemalige Gouverneurin des Bundesstaates South Carolinas wechselt ihre Haltung zu Donald Trump wie andere Leute die Kleidung. Als Botschafterin Trumps bei den Vereinten Nationen war sie enge Vertraute des Ex-Präsidenten, nach dem Sturm aufs Kapitol distanzierte sie sich. Dann sagte sie, sie werde nicht kandidieren, sollte Trump erneut antreten. Haley gilt als Establishment-Republikanerin, die für möglichst geringe Sozialausgaben, niedrige Steuern und eine aggressive Außenpolitik steht. © Evan Vuccid/dpa
Floridas Gouverneur Ron de Santis spricht nach dem Sieg bei den Midterms zu seiner Anhängerschaft
Als härtester Konkurrent für die Nominierung bei den Republikanern für die US-Wahl 2024 galt lange Ron DeSantis. Der Gouverneur Floridas feierte bei den Midterms einen klaren Sieg und wurde von der Wählerschaft im Amt bestätigt. Er galt als der Hoffnungsträger in der Partei. Das Rennen um die Präsidentschaftsnominierung hat er aber inzwischen aufgegeben. DeSantis hatte sich in der Vergangenheit als Trump-Fan inszeniert, geht mittlerweile aber auf Distanz zum Ex-Präsidenten. Hier zu sehen ist der Politiker mit seiner Frau Casey DeSantis und den drei gemeinsamen Kindern. © IMAGO/Luis Santana
Der erfahrene Politiker Asa Hutchinson tritt als Anti-Trump-Kandidat an
Er war bereits Staatsanwalt, Abgeordneter im Repräsentantenhaus, Behördenleiter der Anti-Drogenbehörde DEA und Gouverneur des Bundesstaates Arkansas. Jetzt wollte Asa Hutchinson 2024 republikanischer Präsidentschaftskandidat werden, doch nach der Vorwahl in Iowa zog er seine Kandidatur zurück. Hutchinson trat als Alternative zu Donald Trump an, denn seines Erachtens sollte dieser „nicht der nächste Anführer unseres Landes sein“. Hutchinson forderte Trump auf, seine Kandidatur aufgrund der Anklage gegen ihn in New York zurückzuziehen – eine Sicht, die die republikanische Wählerschaft nicht teilt. © SCOTT OLSON / AFP
Vivek Ramaswamy, Trump-Fan mit Anti-Woke-Agenda
Vivek Ramaswamy hatte Großes vor. Der 38-jährige, rechtslibertäre Tech-Unternehmer mit indischen Wurzeln wollte US-Präsident werden. Nach seinem enttäuschenden Abschneiden bei der Vorwahl in Iowa warf er aber das Handtuch und empfahl, Trump zu Wählen. Der Trump-Fan sieht die USA in einer „nationalen Identitätskrise“ und fordert eine „nationale Wiederbelebung“. Dazu will er z.B. das FBI und das Bildungsministerium abschaffen. Er wolle Trumps „America-First-Aganda auf die nächste Stufe bringen“.  © Anna Moneymaker / AFP
US-Wahl 2024: Ehemaliger Trump-Vertrauter Christie will ins Weiße Haus
Chris Christie hatte auch noch einmal Ambitionen auf das Weiße Haus angemeldet. Der frühere Gouverneur des US-Bundesstaats New Jersey war einst ein enger Vertrauter von Donald Trump, hat sich aber mittlerweile von ihm losgesagt und kritisiert ihn sogar öffentlich. So bezeichnete er den früheren Präsidenten wegen dessen Haltung zum Ukraine-Krieg als „Feigling“ und „Marionette“ des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Christie wollte 2016 schon einmal Präsidentschaftskandidat seiner Partei werden, zog nach schlechten Ergebnissen bei den Vorwahlen aber zurück. Diesmal gab er bereits vor den Vorwahlen der Republikaner auf. © Charles Krupa/dpa
Zu den krassen Außenseitern zählt auch Douglas James „Doug“ Burgum, der hier im Juli 2023 bei einer Veranstaltung in Iowa um Stimmen wirbt.
Zu den krassen Außenseitern zählte von Beginn an Douglas James „Doug“ Burgum, der hier im Juli 2023 bei einer Veranstaltung in Iowa um Stimmen wirbt. Der Republikaner, der am 4. Dezember aus dem Rennen ausstieg, ist seit dem 15. Dezember 2016 Gouverneur von North Dakota. Vor seiner politischen Karriere war er Softwareunternehmer, Microsoft-Manager und Risikokapitalgeber. Im April unterzeichnete Burgum ein Gesetz, das Abtreibungen in der sechsten Schwangerschaftswoche verbietet. Zudem hat er zahlreiche Gesetze unterzeichnet, die die Rechte von trans Menschen einschränken. © SCOTT OLSON/afp
Senator Tim Scott aus dem Bundesstaat South Carolina begreift seinen Aufstieg aus armen Verhältnissen als Verkörperung des amerikanischen Traumes. In einem im April veröffentlichten Video spricht er sich gegen eine Politik der Spaltung aus und fordert mehr Optimismus. Scott betont darin auch seine Religiosität und seinen Wunsch, die konservativen Werte Amerikas zu verteidigen. Als Beispiele nennt er etwa den Schutz der Grenzen und der Kampf gegen Abtreibung.
Tim Scott (blaues Hemd) hat sich aus dem Rennen um die Kandidatur verabschiedet. Am 12. November zog der Senator aus South Carolina seine Kandidatur zurück. In einem im April veröffentlichten Video sprach er sich gegen eine Politik der Spaltung aus und forderte mehr Optimismus. Scott betonte darin auch seine Religiosität und seinen Wunsch, die konservativen Werte Amerikas zu verteidigen. Als Beispiele nannte er etwa den Schutz der Grenzen und der Kampf gegen Abtreibung. Seinen Aufstieg aus armen Verhältnissen begreift Scott als Verkörperung des amerikanischen Traumes.  © ALLISON JOYCE
Mike Pence könnte 2024 bei der US-Wahl für das Amt des Präsidenten kandidieren.
Ausgestiegen ist auch Trumps ehemaliger Vizepräsident. „Dies ist nicht meine Zeit“, sagte Mike Pence am 28. Oktober 2023. Pence war in Umfragen weit abgeschlagen und hatte Medienberichten zufolge Probleme bei der Beschaffung von Geldern für seine Kampagne. „Wir wussten immer, dass dies ein harter Kampf sein würde, aber ich bereue nichts“, erklärte Pence. Mit kritischen Kommentaren nach den Midterms hatte sich der ultrakonservative Pence für einen möglichen Machtkampf innerhalb der Republikanischen Partei in Stellung gebracht. © IMAGO/Aimee Dilger
Larry Elder ist 2024 der erste schwarze Präsidentschaftskandidat bei den Republikanern
Am 26. Oktober zog sich Larry Elder zurück. Schon bei seinem ersten Versuch als Politiker war er gescheitert: 2021 versuchte der rechte Radiomoderator und Rechtsanwalt erfolglos, Kaliforniens demokratischen Gouverneur Gavin Newsom abzulösen. Elder vertritt rechtsradikale Ansichten, wie ein Abtreibungsverbot, glaubt, dass an Grenzen „Mauern funktionieren“, Antirassismus sowie Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion hingegen nicht. © SCOTT OLSON / AFP
Perry Johnson ist im Grunde der republikanische Antipolitiker im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur.
Am 20. Oktober zog sich auch Perry Johnson aus dem Wahlkampf zurück. Er war im Grunde der republikanische Antipolitiker im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur. Aufgefallen war der Unternehmer zuvor nur im Jahr 2022, als er für das Amt des Gouverneurs in Michigan kandidieren wollte. Wegen unsauberer Machenschaften wurde er allerdings von den republikanischen Vorwahlen vorzeitig ausgeschlossen. Johnson positionierte sich im Wahlkampf gegen Abtreibungen. Zudem kritisierte er die Höhe der Hilfsgelder, die die USA der Ukraine zur Verfügung stellen. Zugleich stellte Johnson aber klar, dass er Wladimir Putin nicht vertraue. © SCOTT OLSON/afp
Weitere Kandidaten im Kampf um die Bewerbung sind bisher Ryan Binkley, Will Hurd, Corey Stapleton und Francis Suarez.
Weitere Kandidaten im Kampf um die Bewerbung waren auch Will Hurd, Corey Stapleton und Francis Suarez. Auch sie haben ihre Kandidatur bereits wieder zurückgezogen. Im Rennen sind dagegen noch Ryan Binkley, John Anthony Castro und E. W. Jackson. Chancen auf eine Nominierung dürften sie allerdings kaum haben. Großer Favorit bleibt allen Anklagen und Prozessen zum Trotz weiter der frühere Präsident Donald Trump. Die Republikaner haben auf jeden Fall die Qual der Wahl. © ALLISON JOYCE/afp

Haley wiederum könnte für ihren Kampf gegen Donald Trump ebenfalls Unterstützung gebrauchen – und könnte diese vor allem von Chris Christie erhalten. Der ehemalige Gouverneur von New Jersey rangiert in New Hampshire derzeit auf Platz drei mit etwa 13 Prozent Zustimmung. Christie gilt wie Haley als gemäßigter Republikaner und als Kritiker Donald Trumps. Als DeSantis und Ramaswamy ihre Attacken auf Haley starteten, war es Christie, der der ehemaligen UN-Botschafterin zur Seite sprang.

Seine Unterstützung würde Haley zumindest in New Hampshire an Trump vorbeiziehen lassen. Das wäre zwar zunächst nicht mehr als ein kleiner Teilerfolg. Er dürfte aber groß genug sein, um etwas Spannung in den Auftakt des Wahljahres 2024 zu bringen. (dil)

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