Untersuchung auf Nato-Gebiet
Trümmer möglicher russischer Drohne in Rumänien gefunden? „Schlimme Verletzung der Souveränität“
- VonBettina Menzelschließen
Das Nato-Land Rumänien untersucht Trümmerteile auf seinem Staatsgebiet, die möglicherweise von einer russischen Drohne stammen könnten.
Plaur – Trümmer einer mutmaßlich russischen Drohne wurden womöglich im Nato-Staat Rumänien gefunden. Die rumänische Armee untersuche die entsprechenden Teile derzeit, erklärte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Bukarest am Mittwoch (6. September). Noch ist unklar, ob sich der Anfangsverdacht bestätigt, doch der Vorfall kommt in einem Moment der extremen Anspannung zwischen Nato und Russland im Ukraine-Krieg.
Ukraine-Krieg: Rumänien untersucht Teile einer mutmaßlich russischen Drohne
Die Fundstelle der Trümmerteile nahe dem rumänischen Donaudorf Plaur liegt unmittelbar gegenüber des ukrainischen Hafens Ismajil, der in den vergangenen Tagen mehrfach von Russland angegriffen wurde. „Wir haben ein sehr großes Gebiet abgesucht, darunter auch das Gebiet, über das in der Öffentlichkeit diskutiert wurde, und ich bestätige, dass Teile gefunden wurden, die von einer Drohne stammen könnten“, sagte der rumänische Verteidigungsminister Angel Tîlvăr am Mittwoch laut dem lokalen Fernsehsender Antena 3 CNN.
Am Dienstag hatten das rumänische Verteidigungsministerium sowie Staatspräsident Klaus Iohannis noch ukrainischen Angaben widersprochen, wonach Drohnen aus Russland auf das Staatsgebiet Rumäniens gefallen seien. Später ruderte der rumänische Staatschef offenbar zurück und ergänzte, es handele sich „sehr wahrscheinlich“ um eine russische Drohne. Sollte sich der Verdacht bestätigen, „wäre dies eine völlig inakzeptable Situation und eine schlimme Verletzung der Souveränität und territorialen Integrität Rumäniens, eines Nato-Staats“, sagte Iohannis am Mittwoch in Bukarest.
Verdacht einer russischen Drohne auf Nato-Staatsgebiet: So reagiert die Allianz
Rumänien steht als Nato-Mitglied unter dem Schutz des Artikel 5, der den sogenannten Bündnisfall beschreibt. Dieser sieht vor, dass ein bewaffneter Angriff auf einen Bündnispartner als Angriff gegen alle angesehen wird. Die Allianz verpflichtet sich in diesem Fall zum Beistand. Der mutmaßliche Fund einer russischen Drohne auf Nato-Staatsgebiet löst aber nicht automatisch den Bündnisfall aus. Für die Nato geht es vielmehr um besonnenes Abwägen, das sie beispielsweise auch beim Raketeneinschlag in Polen im vergangenen Jahr an den Tag legte. Damals hatte man den Fall genau geprüft und war trotz anfänglicher öffentlicher Aufruhr zum Schluss gekommen, dass die Rakete versehentlich in Polen eingeschlagen und wohl von der Ukraine abgefeuert worden war.
Zum jetzigen Fund der mutmaßlichen Drohnenteile hieß es aus Rumänien, man sei in Alarmbereitschaft und in ständigem Kontakt mit den Nato-Verbündeten. „Innerhalb der NATO sind wir sehr gut verteidigt“, so der rumänische Staatspräsident. Details – etwa zum Ziel der mutmaßlichen Drohne – waren zunächst nicht bekannt. Ein Nato-Sprecher sagte, das Bündnis verfolge die Lage weiterhin sehr genau und bleibe in engem Austausch mit Rumänien. Anfang August hatte ein weiterer Vorfall für Aufsehen in der Nato gesorgt. Damals hatten zwei belarussische Hubschrauber den polnischen Luftraum verletzt.
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