„Könnte eine Provokation sein“

Ukraine-Krieg: Feuer im Kühlsystem des russisch besetzten AKW Saporischschja

  • Paula Völkner
    VonPaula Völkner
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Ein Brand ist im russisch kontrollierten Atomkraftwerk Saporischschja ausgebrochen. Russland deutet einen Angriff an. Selenskyj beschuldigt Russland.

Update vom 12. August, 6.20 Uhr: Das Feuer im Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine ist in der Nacht „vollständig gelöscht“ worden. Das erklärte der von Moskau eingesetzte Behördenvertreter Wladimir Rogow am frühen Morgen auf Telegram. Rogow führte das Feuer auf einen „Angriff der ukrainischen Streitkräfte auf den Kühlturm des Atomkraftwerks“ zurück. Zuvor hatte bereits der von Russland eingesetzte Regionalgouverneur Jewgeni Balizki bei Telegram erklärt, dass „infolge eines Beschusses der Stadt Enerhodar durch die ukrainischen Streitkräfte“ ein Feuer in einem Kühlsystem der Anlage ausgebrochen sei.

Russland hat einen Brand an der Kühlanlage in dem russische besetzten Atomkraftwerk Saporischschja gemeldet. Wolodymyr Selenskyj veröffentlicht Aufnahmen und machte Russland verantwortlich.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wies die Vorwürfe zurück. Er erklärte seinerseits im Onlinedienst X, „russische Besatzer“ hätten an der Anlage ein Feuer „ausgelöst“. Sie wollten Kiew „erpressen“. Russland müsse für diesen Vorfall „zur Rechenschaft gezogen werden“, forderte er.

Brand im Kühlsystem von AKW Saporischschja im Süden der Ukraine

Update vom 11. August, 23.16 Uhr: Infolge des Brandes an einer Kühlanlage des besetzten ukrainischen Kernkraftwerks, teilte die russische Leitung mit, man arbeite daran, ein Feuer in der Nähe der Kühltürme zu löschen. Der Brand ist nach russischen Angaben am Sonntagabend ausgebrochen. Das Feuer habe keine Auswirkungen auf die Sicherheit der Anlage, gaben die Behörden laut Reuters-Bericht an. Russland sprach jedoch von erheblichen Schäden an der Infrastruktur. Nach russischer Darstellung war der Brand durch eine Kampfdrohne entstanden, berichtet die dpa.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) gab dem Reuters-Bericht zufolge an, dass auf dem Gelände starker Rauch zu sehen sei. Zuvor seien Explosionen zu hören gewesen. Bislang gab es jedoch keine Berichte, dass die nukleare Sicherheit der Anlage gefährdet sei.

Ukraine-Krieg: Feuer an russisch besetztem AKW Saporischschja in der Ukraine

Erstmeldung: Saporischschja – Nach russischen Angaben ist in dem von Russland besetzten Atomkraftwerk Saporischschja im südukrainischen Enerhodar am Sonntagabend (11. August) ein Brand an der Kühlanlage ausgebrochen. Der von Moskau eingesetzte Statthalter der Region, Jewgeni Balizki, erklärte, zuvor habe es einen ukrainischen Angriff auf die Umgebung des Kraftwerks gegeben, wie die Staatsagentur Tass berichtete. Es drohe allerdings keine Gefahr, da alle Blöcke des AKW abgeschaltet seien.

Einem Bericht von Ukrianska Pravda zufolge berichtete Jewhen Jewtuschenko, der Leiter der Militärverwaltung des Bezirks Nikopol, dass das ZKKW wie gewohnt in Betrieb sei und die Russen wahrscheinlich eine große Menge Autoreifen im Kühlturm in Brand gesteckt hätten. „Dies könnte eine Provokation oder ein Versuch sein, in den Siedlungen am rechten Ufer Panik zu schüren“, erklärte der Leiter.

Brand in Atomkraftwerk Saporischschja: Selenskyj wirft Russland im Ukraine-Krieg „Erpressung“ vor

Auch der ukrainische Präsident Selenskyj reagierte auf die russische Meldung. „Aus der Stadt Nikopol sehen wir, dass die Besatzer auf dem Gelände des Kernkraftwerks Saporischschja ein Feuer gelegt haben“, erklärte Selenykyj auf der Plattform X (ehemals Twitter). Derzeit sei die Strahlenbelastung normal, erklärte der ukrainische Präsident weiter. Dennoch erklärt Selenskyj: „Solange jedoch russische Terroristen die Kontrolle über das Atomkraftwerk behalten, ist die Situation nicht normal und kann es auch nicht sein.“ Russland wirft er vor, das Kraftwerk im Ukraine-Krieg „ausschließlich zur Erpressung der Ukraine, ganz Europas und der Welt“ zu nutzen.

Selenskyj betonte außerdem, die Ukraine warte nun auf eine internationale Reaktion und eine Reaktion der Internationalen Atomenergiebehörde: „Dafür muss Russland zur Verantwortung gezogen werden.“

UN hat Russlands Rückzug vom AKW in der Ukraine gefordert

Die UN-Vollversammlung hatte zuletzt im Juli den Rückzug Russland von dem Atomkraftwerk in der Ukraine gefordert. Moskau müsse das Kraftwerk wieder unter die volle Kontrolle der ukrainischen Behörden stellen, hieß es in der Resolution der Vereinten Nationen. Unter anderem Deutschland hatte die Resolution eingebracht.

Im April musste der letzte Reaktor des wichtigen Atomkraftwerks im Süden der Ukraine wegen Beschusses in den Kaltzustand versetzt werden – wie fünf weitere Reaktoren bereits vorher. Das mit knapp sechs Gigawatt leistungsstärkste AKW Europas wurde kurz nach Beginn von Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine von russischen Truppen besetzt – und später vermint.

Mehrfach geriet es unter Beschuss, worauf international die Sorge vor einem Atomunglück stieg. Beide Kriegsparteien werfen einander immer wieder vor, einen Vorfall provozieren zu wollen. Wegen der Gefahr wurde das Kraftwerk bereits im September 2022 heruntergefahren. 

Ukrainische Kursk-Offensive: Internationalen Atomenergiebehörde warnt vor Atomunfall

Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine warnt die IAEA immer wieder vor der Gefahr eines Atomunfalls. Zuletzt angesichts des großangelegten ukrainischen Vorstoßes in der Region Kursk im Westen Russlands vor Kämpfen nahe dem Kraftwerk Kursk.

„Zum jetzigen Zeitpunkt möchte ich alle Parteien zu maximaler Zurückhaltung aufrufen, um einen Atomunfall mit möglicherweise schwerwiegenden radiologischen Folgen zu vermeiden“, erklärte IAEA-Chef Rafael Grossi am Freitag mit Blick auf Kämpfe nahe dem Atomkraftwerk Kursk. (pav mit dpa)

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