Der Taiwaner Jack Yao hat den Kampf der Ukrainer gegen die Russen unterstützt.
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Der Taiwaner Jack Yao hat den Kampf der Ukrainer gegen die Russen unterstützt.

Als Freiwilliger aus Taiwan in der Ukraine

„Wenn China angreift, ergeht es Taiwan noch schlechter als heute der Ukraine“

  • Sven Hauberg
    VonSven Hauberg
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Der Taiwaner Jack Yao hat als Freiwilliger den Kampf der Ukrainer gegen die Russen unterstützt. Er hofft, dass die Welt seinem Land bei einem chinesischen Angriff ebenso beistehen werde.

München/Taipeh – Anfangs hatte er noch Angst, bei einem Angriff der Russen ein Bein zu verlieren oder einen anderen Körperteil, „und nicht einfach nur schnell zu sterben“. Aber diese Angst verschwand bald. Denn wenn man miterlebe, was der Krieg in der Ukraine mit dem Land anrichte, „dann macht man sich keine Gedanken mehr über den Tod“, sagt der Taiwaner Yao Kuan-chun, der im Gespräch mit Ausländern „Jack“ genannt werden möchte. Dann gehe es nur noch um das Hier und Jetzt, darum, anderen Menschen die Hilfe zukommen zu lassen, die sie brauchen. Jack Yao war knapp drei Monate lang in der Ukraine. Als Freiwilliger half er, Lebensmittel und Medikamente an Zivilisten und Kämpfer zu verteilen.

„Unsere Brigade hat außerdem an Aufklärungsmissionen teilgenommen und andere Spezialoperationen durchgeführt“, sagt er FR.de von IPPEN.MEDIA. Auch an der Front sei er gewesen und habe geholfen, Verwundete in Sicherheit zu bringen. Details will der 28-Jährige nicht erzählen – geheim. Nur so viel verrät er: In der Hauptstadt Kiew, im westukrainischen Lwiw und in der Millionenstadt Dnipro im Osten des Landes war er im Einsatz, außerdem im Donbass. Nicht als Kämpfer, sondern als Helfer, wie er betont.

Wie viele Taiwaner in der Ukraine kämpfen oder den dortigen Truppen anderweitig helfen, ist nicht bekannt. Eine Anfrage von IPPEN.MEDIA an das Verteidigungsministerium in Kiew blieb unbeantwortet. CNA, die staatliche Nachrichtenagentur Taiwans, schätzte die Zahl Anfang Juni auf zehn. Jack Yao selbst sagt, er kenne sechs weitere taiwanesische Männer, die in der Ukraine im Einsatz waren. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte bereits drei Tage nach Beginn des russischen Angriffs dazu aufgerufen, sich der neu gegründeten Internationalen Legion der Territorialverteidigung der Ukraine anzuschließen. „Jeder, der sich an der Verteidigung der Ukraine, Europas und der Welt beteiligen will, kann kommen und Seite an Seite mit den Ukrainern gegen die russischen Kriegsverbrecher kämpfen“, sagte Selenskyj Ende Februar. Verlässliche Zahlen darüber, wie viele Menschen diesem Aufruf gefolgt sind, gibt es nicht.

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Taiwan: Unterstützung für die Ukraine, Angst vor China

Zwischen Taipeh, der Hauptstadt des Inselstaats, und Kiew liegen fast 8000 Kilometer Luftlinie. Der Ukraine-Krieg ist für die meisten Taiwaner dennoch mehr als irgendein Konflikt am anderen Ende der Welt. Für sie ist der Überfall Russlands auf seinen Nachbarn ein bitterer Vorgeschmack auf das, was ihrem eigenen Land eines Tages drohen könnte: ein Angriff der Volksrepublik China. Denn die Regierung in Peking betrachtet Taiwan als Teil des eigenen Staatsgebiets, bezeichnet das demokratisch regierte Land als „abtrünnige Provinz“ und droht mit der gewaltsamen Eroberung. Und dann, so glaubt Jack Yao, könnte es „Taiwan noch schlechter ergehen als jetzt der Ukraine“. Denn das Kräfteverhältnis sei ein anderes. In China leben 1,4 Milliarden Menschen, im kleinen Taiwan nur knapp 23 Millionen. „Außerdem ist unser Nachbarland besser vorbereitet“, sagt Jack Yao.

Seit Beginn des Ukraine-Kriegs zeigt sich Taiwan solidarisch mit der Ukraine, obwohl Kiew – wie auch die allermeisten anderen Regierungen weltweit – keine diplomatischen Beziehungen zu Taipeh unterhält. Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen verurteilte den Einmarsch auf Schärfste, und Taiwans Außenministerium erklärte, beide Staaten teilten „die universellen Grundwerte der Freiheit, der Demokratie, der Rechtsstaatlichkeit und der Menschenrechte“. Öffentliche Gebäude im ganzen Land wurden in den Farben der Ukraine angestrahlt, die Bevölkerung sammelte binnen weniger Tage mehrere Millionen US-Dollar an Spendengeldern. Vor allem aber beteiligte sich Taiwan an den internationalen Sanktionen gegen Russland. Moskau reagierte prompt und setzte Taiwan auf seine „Liste der unfreundlichen Staaten und Territorien“.

Jack Yao in der Ukraine: Der Taiwaner glaubt, dass auch sein Land eines Tages von seinem großen Nachbarn angegriffen wird.

Ukraine-Krieg als Blaupause: China droht mit Angriff auf Taiwan

Jack Yao reiste Mitte März von Taipeh nach Polen und anschließend weiter in die Ukraine. Anfang April bestand er das Aufnahmeverfahren der ukrainischen Armee. Nicht alle, die für die Ukraine kämpfen wollen, schaffen das. Anfang März berichteten taiwanesische Medien von einem Mann, der von den zuständigen Behörden in der Ukraine abgewiesen wurde, weil ihm die nötige Kampferfahrung fehlte. Jack Yao hingegen hat ein Jahr Militärdienst abgeleistet, wie die meisten jungen Männer in Taiwan, und zudem Medizinmanagement studiert.

Wirklich vorbereitet auf das, was ihn in der Ukraine erwartete, war der Kaffee-Großhändler allerdings nicht. Er habe den Menschen in der Ukraine immer wieder erklären müssen, dass er nicht aus China komme, sagt er. Peking gibt sich im Ukraine-Konflikt neutral, spricht aber nicht von einem „Krieg“ und hält weiterhin zu Russland. Zudem gibt Staats- und Parteichef Xi Jinping den USA und der NATO die alleinige Schuld an der Eskalation. „Am Anfang hat man mich für einen chinesischen Spion gehalten“, sagt Jack Yao. Das habe sich geändert, wenn er erklärte, dass er aus Taiwan komme. Dann hätten die Menschen verstanden, warum er in die Ukraine wollte. „Sie wissen, dass wir dieselben Sorgen haben wie sie.“

Der Ukraine-Krieg hat den Blick der Weltöffentlichkeit einmal mehr auf den Taiwan-Konflikt gelenkt. Zu Beginn des Krieges befürchtete manch Beobachter, China könne die russische Invasion der Ukraine als Blaupause für einen Angriff auf Taiwan nutzen. Wie tapfer und ausdauernd sich die Ukrainer aber zur Wehr setzen und wie geschlossen der Westen auf die Aggression reagieren würde, ahnten damals allerdings noch die wenigsten. Gut möglich, dass das Scheitern der Russen, die Ukraine schnell zu erobern, zu einem Nachdenken in Peking geführt hat.

Der Ukraine-Krieg in Bildern – Zerstörung, Widerstand und Hoffnung

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat am 24. Februar 2022 begonnen. Im November konnten die ukrainischen Streitkräfte die Stadt Cherson befreien. Doch für die Menschen vor Ort ist die Lage noch immer katastrophal. Es gibt weder Strom noch fließendes Wasser. Hier kämpfen sie um die Verteilung von Hilfsgütern im Zentrum der Stadt.
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat am 24. Februar 2022 begonnen. Im November konnten die ukrainischen Streitkräfte die Stadt Cherson befreien. Doch für die Menschen vor Ort ist die Lage noch immer katastrophal. Es gibt weder Strom noch fließendes Wasser. Hier kämpfen sie um die Verteilung von Hilfsgütern im Zentrum der Stadt. © BULENT KILIC/afp
Am 24. Februar beginnt Russland mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine. Die Stadt Tschuhujiw wird bereits am ersten Tag des Krieges bombardiert. Helena, eine 53 Jahre alte Lehrerin, steht dort vor einem Krankenhaus.
Die Stadt Tschuhujiw wird bereits am ersten Tag des Krieges bombardiert. Helena, eine 53 Jahre alte Lehrerin, steht dort vor einem Krankenhaus. © Aris Messinis/afp
Das „Z“ findet sich, wie hier am Kontrollpunkt Perekop nahe der Halbinsel Krim, auf nahezu allen Militärfahrzeugen der russischen Armee. Es wird im weiteren Verlauf zum Symbol für den Überfall Russlands auf die Ukraine.
Das „Z“ findet sich, wie hier am Kontrollpunkt Perekop nahe der Halbinsel Krim, auf nahezu allen Militärfahrzeugen der russischen Armee. Es wird im weiteren Verlauf zum Symbol für den Überfall Russlands auf die Ukraine. © Sergei Malgavko/dpa
Zu Beginn des Ukraine-Kriegs kommt es wie hier in Moskau in zahlreichen Städten Russlands zu Demonstrationen. Die Staatsmacht im Kreml geht mit aller Härte gegen die Teilnehmenden vor. Tausende Personen werden verhaftet.
Zu Beginn des Ukraine-Kriegs kommt es wie hier in Moskau in zahlreichen Städten Russlands zu Demonstrationen. Die Staatsmacht im Kreml geht mit aller Härte gegen die Teilnehmenden vor. Tausende Personen werden verhaftet. © Sergei Mikhailichenko/afp
Weltweit gehen die Menschen gegen den Ukraine-Krieg auf die Straßen. Eine Demonstrantin in Montreal (Kanada) macht deutlich, wen sie für das Leid in der Ukraine verantwortlich macht: Russlands Präsidenten Wladimir Putin.
Weltweit gehen die Menschen gegen den Ukraine-Krieg auf die Straßen. Eine Demonstrantin in Montreal (Kanada) macht deutlich, wen sie für das Leid in der Ukraine verantwortlich macht: Russlands Präsidenten Wladimir Putin. © Andrej Ivanov/afp
Wolodymyr Selenskyj meldet sich mit einer nächtlichen Videobotschaft aus Kiew - während der russische Angriff auf die Hauptstadt läuft. Der Präsident wird im Verlauf des Kriegs zur Galionsfigur des ukrainischen Widerstands gegen die russische Invasion.
Wolodymyr Selenskyj meldet sich mit einer nächtlichen Videobotschaft aus Kiew - während der russische Angriff auf die Hauptstadt läuft. Der Präsident wird im Verlauf des Kriegs zur Galionsfigur des ukrainischen Widerstands gegen die russische Invasion. © Facebook/afp
Die Verluste Russlands lassen sich vor allem auf die hohe Kampfmoral der ukrainischen Bevölkerung zurückführen. Diese Frau lässt sich in Lwiw an einem Sturmgewehr des Typs AK-47 ausbilden.
Die Verluste Russlands lassen sich vor allem auf die hohe Kampfmoral der ukrainischen Bevölkerung zurückführen. Diese Frau lässt sich in Lwiw an einem Sturmgewehr des Typs AK-47 ausbilden. © Daniel Leal/afp
Der Kampf um Kiew tobt vor allem in der Anfangsphase. Die Hauptstadt der Ukraine ist von den Angriffen Russlands schwer gezeichnet. Doch der Widerstand hält an. Putins Armee gelingt es nicht, Kiew einzunehmen.
Der Kampf um Kiew tobt vor allem in der Anfangsphase. Die Hauptstadt der Ukraine ist von den Angriffen Russlands schwer gezeichnet. Doch der Widerstand hält an. Putins Armee gelingt es nicht, Kiew einzunehmen. © Daniel Leal/afp
Ein sieben Jahre altes Mädchen aus der Ukraine hat es nach Moldawien geschafft. Laut dem UNHCR sind allein in den ersten drei Monaten des Krieges mehr als sechs Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen.
Ein sieben Jahre altes Mädchen aus der Ukraine hat es nach Moldawien geschafft. Laut dem UNHCR sind allein in den ersten drei Monaten des Krieges mehr als sechs Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen. © Nikolay Doychinov/afp
Irpin, ein Vorort Kiews, wird von der russischen Artillerie unter Beschuss genommen. Yevghen Zbormyrsky, 49 Jahre alt, sucht vor seinem zerstörten Haus Schutz vor dem Angriff aus Russland.
Irpin, ein Vorort Kiews, wird von der russischen Artillerie unter Beschuss genommen. Yevghen Zbormyrsky, 49 Jahre alt, sucht vor seinem zerstörten Haus Schutz vor dem Angriff aus Russland. © Aris Messinis/afp
Blutspuren in einem Zug in Kramatorsk, der für die Evakuierung von Zivilisten genutzt wurde, zeugen von den Grausamkeiten im Ukraine-Krieg.
Blutspuren in einem Zug in Kramatorsk, der für die Evakuierung von Zivilisten genutzt wurde, zeugen von den Grausamkeiten im Ukraine-Krieg. © Fadel Senna/afp
Der Zusammenhalt zwischen der Armee und der Bevölkerung im Ukraine-Krieg ist beispielhaft. In Irpin helfen Soldaten bei der Evakuierung einer Frau über eine zerstörte Brücke.
Der Zusammenhalt zwischen der Armee und der Bevölkerung im Ukraine-Krieg ist beispielhaft. In Irpin helfen Soldaten bei der Evakuierung einer Frau über eine zerstörte Brücke. © Aris Messinis/afp
Mitten Krieg geben Valery (l.) und Lesya sich in einem Außenposten vor Kiew das Ja-Wort. Beide kämpfen in der Armee der Ukraine gegen Russland.
Mitten im Krieg geben Valery (l.) und Lesya sich in einem Außenposten vor Kiew das Ja-Wort. Beide kämpfen in der Armee der Ukraine gegen Russland. © Genya Savilov/afp
Per Videoschalte hält Wolodymyr Selenskyj eine Rede im Deutschen Bundestag. Für seinen historischen Auftritt erhält der ukrainische Präsident Applaus - und im weiteren Verlauf die Zusage zur Lieferung von schweren Waffen aus Deutschland.
Per Videoschalte hält Wolodymyr Selenskyj eine Rede im Deutschen Bundestag. Für seinen historischen Auftritt erhält der ukrainische Präsident Applaus - und im weiteren Verlauf die Zusage zur Lieferung von schweren Waffen aus Deutschland. © Michael Kappeler/dpa
Vitali Klitschko im von russischen Angriffen zerstörten Kiew. Der ehemalige Boxweltmeister ist Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt und organisiert dort den Widerstand gegen Russlands Armeen.
Vitali Klitschko im von russischen Angriffen zerstörten Kiew. Der ehemalige Boxweltmeister ist Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt und organisiert dort den Widerstand gegen Russlands Armeen. © Sergej Supinsky/afp
Immer wieder nimmt Russland Kiew unter Beschuss. Bei einem Raketenangriff auf ein Einkaufszentrum sterben mindestens sechs Menschen.
Immer wieder nimmt Russland Kiew unter Beschuss. Bei einem Raketenangriff auf ein Einkaufszentrum sterben mindestens sechs Menschen. © Aris Messinis/afp
Doch nicht nur Kiew, auch Charkiw ist zu Beginn des Krieges heftig umkämpft. Ein Mann flieht aus der Stadt, während im Hintergrund russische Raketen einschlagen.
Doch nicht nur Kiew, auch Charkiw ist zu Beginn des Krieges heftig umkämpft. Ein Mann flieht aus der Stadt, während im Hintergrund russische Raketen einschlagen. © Aris Messinis/afp
Russland muss im Ukraine-Krieg unerwartet hohe Verluste in Kauf nehmen. Davon zeugen etliche zerstörte Panzer und Militärfahrzeuge, deren Überreste auf einer Straße Richtung Butscha zu sehen sind.
Russland muss im Ukraine-Krieg unerwartet hohe Verluste in Kauf nehmen. Davon zeugen etliche zerstörte Panzer und Militärfahrzeuge, deren Überreste auf einer Straße Richtung Butscha zu sehen sind. © Aris Messinis/afp
Wochenlang tobt die Schlacht um Mariupol. Die Hafenstadt im Osten der Ukraine gleicht einem Trümmerfeld. Ein russischer Soldat hält die Zerstörung mit seinem Handy fest.
Wochenlang tobt die Schlacht um Mariupol. Die Hafenstadt im Osten der Ukraine gleicht einem Trümmerfeld. Ein russischer Soldat hält die Zerstörung mit seinem Handy fest. © Alexander Nemenov/afp
Raketenangriffe spielen im Ukraine-Krieg eine besonders große Rolle. Ein Soldat der Ukraine inspiziert die Überreste einer ballistischen Rakete aus russischen Beständen auf einem Feld nahe Bohodarove im Osten des Landes.
Raketenangriffe spielen im Ukraine-Krieg eine besonders große Rolle. Ein Soldat der Ukraine inspiziert die Überreste einer ballistischen Rakete aus russischen Beständen auf einem Feld nahe Bohodarove im Osten des Landes. © Yasuyoshi Chiba/afp
Anwohnerinnen und Anwohner aus Mariupol kommen in Saporischschja im Südosten der Ukraine an. Darunter befinden sich auch zahlreiche Personen, die fast zwei Monate in Schutzräumen des Asowstal-Stahlwerks ausgeharrt haben.
Anwohnerinnen und Anwohner aus Mariupol kommen in Saporischschja im Südosten der Ukraine an. Darunter befinden sich auch zahlreiche Personen, die fast zwei Monate in Schutzräumen des Asowstal-Stahlwerks ausgeharrt haben. © dpa
Die Kämpfer des Asowstahl-Stahlwerks in Mariupol werden in der Ukraine wie Helden gefeiert. Wochenlang hielten sie die russische Armee auf und der Belagerung stand. Am Ende und nach hohen Verlusten verkündet der Kreml aber die Einnahme des Stahlwerks und damit die Kontrolle über Mariupol.
Die Kämpfer des Asowstahl-Stahlwerks in Mariupol werden in der Ukraine wie Helden gefeiert. Wochenlang hielten sie die russische Armee auf und der Belagerung stand. Am Ende und nach hohen Verlusten verkündet der Kreml aber die Einnahme des Stahlwerks und damit die Kontrolle über Mariupol. © Dmytro ‚Orest‘ Kozatskyi/afp
Die Panzerhaubitze 2000 ist das modernste Artilleriegeschütz in der Bundeswehr.
Am 21. Juni treffen die ersten schweren Waffen aus Deutschland in der Ukraine ein. Die Panzerhaubitze 2000 ist das modernste Artilleriegeschütz der Bundeswehr. Sie sieht aus wie ein riesiger Kampfpanzer und kann Ziele in 40 Kilometern Entfernung treffen.  © Sven Eckelkamp/Imago
bombardiert die russische Luftwaffe ein Einkaufszentrum in der ostukrainischen Stadt Krementschuk
Am 27. Juni bombardiert Russland ein Einkaufszentrum im 100 Kilometer von der Frontlinie entfernten Krementschuk. Zum Zeitpunkt des Angriffs befinden sich laut ukrainischen Angaben etwa 1000 Menschen in dem Gebäude, mindestens achtzehn Menschen werden getötet. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bezeichnet die Attacke als „absoluten Horror“.  © STR/afp
Dieses Satellitenbild von Maxar Technologies zeigt einen Überblick über die Schlangeninsel im Schwarzen Meer.
Nach wiederholten ukrainischen Angriffen zieht sich das russische Militär Ende Juni von der Schlangeninsel südlich von Odessa zurück. Russland spricht von einem „Zeichen des guten Willens“. Die Die Ukraine feiert die Rückeroberung dagegen als Sieg. „KABOOM! Keine russischen Truppen mehr auf der Schlangeninsel“, schreibt der Leiter des Präsidialamts, Andrij Jermak, auf Twitter. „Unsere Streitkräfte haben großartige Arbeit geleistet.“ © dpa
In der Nacht auf den 29. Juli brannte nach einer Explosion ein Gefängnis in Oleniwka, in der von pro-russischen Separatisten besetzten Donezk-Region, aus.
In der Nacht auf den 29. Juli kommen bei einem Angriff auf ein Gefängnis in Oleniwka in der Donezk-Region Dutzende ukrainische Kriegsgefangene ums Leben. Der ukrainische Generalstab beschuldigt Russland, damit Folter von Gefangenen und Hinrichtungen verschleiern zu wollen. Prorussische Separatisten hingegen bezichtigten die Ukraine, für den Angriff verantwortlich zu sein © afp
Auf dem Gelände des Militärflugplatzes Saki nahe Nowofjodorowka kommt es zu heftigen Explosionen.
Am 9. August erschüttern mehrere Explosionen eine russische Luftwaffenbasis auf der 2014 annektierten Halbinsel Krim. Mehrere Flugzeuge werden zerstört. Eine Woche später detoniert auf der Krim ein russisches Munitionslager. Rusland spricht von einem „Sabotageakt“. © dpa
Dieses Satellitenbild von Planet Labs PBC zeigt das von russischen Truppen besetzte Kernkraftwerk Saporischschja.
Das Atomkraftwerk Saporischschja ist schwer umkämpft. Das Artilleriefeuer lässt international die Angst vor einer Atomkatastrophe steigen. Am 25. August wird das AKW erstmals in seiner Geschichte vom Stromnetz getrennt. Russland und die Ukraine werfen sich gegenseitig den Beschuss des Kraftwerksgeländes und der Umgebung vor. © Planet Labs Pbc/dpa
Rauch steigt über einem Feuer in einem Naturschutzgebiet in der Nähe der Stadt Mykolajiw nach einem Beschuss durch die Streitkräfte der Ukraine auf.
Am 29. August gelingt den ukrainischen Truppen an mehreren Stellen in der Oblast Cherson ein Vorstoß über feindliche Frontlinien. Das russische Verteidigungsministerium bestätigt eine ukrainische Offensive bei den von Russland besetzten Gebieten in der Oblast Cherson und der Oblast Mykolajiw. © Kherson Region Emergency Service/Imago
Einheiten der ukrainischen Streitkräfte sind in der Region Charkiw unterwegs.
Im September erobert die Ukraine im Zuge ihrer Gegenoffensive in der Oblast Charkiw die strategisch bedeutsamen Städte Kupjansk und Isjum von Russland zurück und durchbricht die Frontlinie an mehreren Stellen.  © Imago
Im Zuge ihrer Gegenoffensive im Raum Charkiw gelingt es den ukrainischen Streitkräften in wenigen Tagen erhebliche Gewinne zu erzielen. In dieser Phase gelingt ihnen Anfang Oktober auch die Rückeroberung von Lyman in der Oblast Donezk.
Im Zuge ihrer Gegenoffensive im Raum Charkiw gelingt es den ukrainischen Streitkräften in wenigen Tagen erhebliche Gewinne zu erzielen. In dieser Phase gelingt ihnen Anfang Oktober auch die Rückeroberung von Lyman in der Oblast Donezk.  © YASUYOSHI CHIBA/afp
Mitten im Krieg bringt der britische Streetart-Künstler Banksy den Menschen in der Ukraine mit mehreren Werken seine Solidarität zum Ausdruck. So wirft ein kleiner Judoka in den Ruinen eines Kindergartens in Borodyanka nahe Kiew einen erwachsenen Kämpfer zu Boden, dessen Gestalt ein wenig der des russischen Präsidenten Wladimir Putin ähnelt.
Mitten im Krieg bringt der britische Streetart-Künstler Banksy den Menschen in der Ukraine mit mehreren Werken seine Solidarität zum Ausdruck. So wirft ein kleiner Judoka in den Ruinen eines Kindergartens in Borodyanka nahe Kiew einen erwachsenen Kämpfer zu Boden, dessen Gestalt ein wenig der des russischen Präsidenten Wladimir Putin ähnelt. © GENYA SAVILOV/afp
Im November erobert die ukrainische Armee auch die Stadt Cherson zurück. Am 11. November gab Russland den Rückzug von 30.000 Soldaten aus dem westlich des Dnepr liegenden Teil der Cherson-Region bekannt. Zwei Tage später feiern die Menschen die Befreiung der Stadt, die ukrainischen Soldaten werden herzlich begrüßt.
Im November erobert die ukrainische Armee auch die Stadt Cherson zurück. Am 11. November gab Russland den Rückzug von 30.000 Soldaten aus dem westlich des Dnepr liegenden Teil der Cherson-Region bekannt. Zwei Tage später feiern die Menschen die Befreiung der Stadt, die ukrainischen Soldaten werden herzlich begrüßt.  © afp

China provoziert Taiwan – aber greift es auch bald an?

Chinas Präsident Xi hatte im vergangenen Jahr das Ziel vorgegeben, sein Land solle bis 2027 in der Lage sein, Taiwan militärisch zu erobern. Dann wird Chinas Volksbefreiungsarmee 100 Jahre alt. Die USA halten das für realistisch. „In den nächsten sechs Jahren“ werde China in der Region stärker sein als die USA, sagte im März 2021 der damalige Kommandeur des US-Indopazifik-Kommandos, Admiral Philip Davidson, vor dem US-Senat. Taiwan, so Davidson, sei dabei „eindeutig eines der Ziele“ der Führung in Peking.

Wang Jisi, Professor für Internationale Beziehungen an der renommierten Peking University und einer der bekanntesten Intellektuellen Chinas, glaubt dagegen nicht daran, dass die chinesische Regierung schon bald zum Angriff auf Taiwan blasen werde. „Ich habe keinen hochrangigen chinesischen Regierungsbeamten von einer gewaltsamen Wiedervereinigung sprechen hören, noch habe ich von einem Zeitplan für den Einsatz von Streitkräften zur Lösung der Taiwan-Frage gehört“, sagte Wang laut South China Morning Post am unlängst bei einer Veranstaltung. „Ich habe die Befürchtung, dass einige Leute China und die USA in einen Krieg hineinziehen wollen, und das ist etwas, das wir vermeiden müssen.“

China jedenfalls tut derzeit einiges, um die Regierung in Taipeh zu provozieren. Immer wieder dringen chinesische Kampfjets in die sogenannte taiwanische Luftverteidigungszone ein, alleine an einem einzigen Tag Ende Juni wurden 29 Flugzeuge gezählt. Der Analyst Ryan Hass von der US-Denkfabrik Brookings Institution glaubt, dass sich Peking damit allerdings keinen Gefallen tut. „Je mehr Druck Peking auf Taiwan ausübte, desto deutlicher wurde die amerikanische Unterstützung für Taiwan“, sagt er. Die USA liefern der Regierung in Taipeh seit vielen Jahren Verteidigungswaffen, lassen aber offen, ob sie Taiwan im Falle eines chinesischen Angriffs auch direkt militärisch zur Seite stehen würden. US-Präsident Joe Biden „liegt die Verteidigung Taiwans und die Abschreckung der Aggression Pekings eindeutig am Herzen“, so Hass. Aber auch Biden wolle nichts am derzeitigen Status der Inselrepublik ändern.

„Wenn China uns angreift, dann brauchen wir eure Hilfe!“

Jack Yao ist mittlerweile zurück in Taiwan. Acht Kilo habe er abgenommen und sich außerdem eine Bronchitis zugezogen. „Aber sonst habe ich keine großen Probleme“, erzählt er. Bevor er in die Ukraine ging, war er auf YouTube aktiv, hat dort Videos gestreamt, in denen er stundenlang über taiwanische Politik sprach, auch in einem lokalen Wahlkampf in Taipeh hat er sich engagiert. Seit seiner Rückkehr aus dem Kriegsgebiet hat er nichts mehr veröffentlicht, auch seine Kanalinfo bei YouTube hat er noch nicht aktualisiert. „Derzeit als Freiwilliger in einem Kriegsgebiet tätig“, steht da noch immer.

„Ich war nie zuvor in der Ukraine“, erzählt er. „Ich hätte nie gedacht, dass ich dieses wunderschöne Land einmal wegen eines Krieges besuchen würde.“ Und dann richtet er einen Appell an die Welt: „Wenn China uns angreift, dann brauchen wir eure Hilfe!“ Denn dass es eines Tages so weit ist, daran zweifelt Jack Yao nicht. (sh)