Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert Georgien auf, ihren ehemaligen und inhaftierten Präsidenten Saakashwili an die Ukraine übergeben.
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Der georgische Ex-Präsident befindet sich in einer Gefängniszelle in Georgien.

Aufforderung

Selenskyj weist Botschafter aus: Georgien soll kranken Saakaschwili Ukraine übergeben

  • Erkan Pehlivan
    VonErkan Pehlivan
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Der ukrainische Präsident fordert Georgien erneut mit Nachdruck zur Rettung ihres in Haft erkrankten Ex-Staatschefs Michail Saakaschwili auf.

Kiew – Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat angesichts des Gesundheitszustands des früheren georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili den Botschafter des Landes zur Rückkehr nach Tiflis aufgefordert. Das Außenministerium in Kiew solle den georgischen Botschafter auf seine Anweisung „zum Verlassen der Ukraine binnen 48 Stunden“ auffordern, schrieb Selenskyj auf Twitter. Der seit 2021 inhaftierte Saakaschwili, der ukrainischer Staatsbürger ist, hatte sich zuvor in einem im Fernsehen veröffentlichten Video abgemagert und gebrechlich gezeigt.

Selenskyj: Saakaschwili werde in georgischer Haft „langsam getötet“

Saakaschwilis Ärzte warnen seit Monaten davor, dass sich der 55-Jährige in Lebensgefahr befinde. Der ukrainische Präsident Selenskyj forderte die georgische Regierung auf, Saakaschwili der Ukraine „auszuhändigen“ und „diesen Mann zu retten“. Saakaschwili hatte seit Selenskyjs Amtsantritt im Jahr 2019 unter anderem als dessen Reformbeauftragter und als Gouverneur der Region Odessa gearbeitet. Selenskyj hatte immer wieder behauptet, dass Saakaschwili in georgischer Haft „langsam getötet“ werde.

Er sprach auch schon von einer „Schande“ und „de facto öffentlichen Hinrichtung einer Person im Europa des 21. Jahrhunderts“. Selenskyj schrieb im Online-Dienst Telegram, die Welt habe „wieder einmal“ sehen können, wie „der Kreml - mithilfe der derzeitigen georgischen Regierung - den ukrainischen Staatsbürger Michail Saakaschwili tötet“.

In einer Videoschalte zu seiner Gerichtsanhörung erschien Saakashwili und lüftete sein T-Shirt. Dabei brachte er seine hervorstehenden Rippen und seinen hohlen Bauch zum Vorschein. Saakaschwilis Ärzte zu Folge soll er sich im Gefängnis lebensbedrohliche Krankheiten zugezogen habe. Der Politiker wog vor seiner Verhaftung rund 115 Kilogramm. Seinen Ärzten zufolge nahm er seither etwa 60 Kilogramm ab. Er leide unter verschiedenen gravierenden Krankheiten und habe unter anderem eine Schwermetallvergiftung erlitten. Die georgischen Behörden gaben hingegen an, er werde angemessen medizinisch versorgt.

Gesundheitszustand von Saakaschwili angeblich Ergebnis von „Folter“ in Haft

Den schlechten Gesundheitszustand von Saakaschwili bestätigen auch internationale Ärzte. Eine in den USA ansässige Ärztegruppe untersuchte Saakaschwili vor Ort und erklärte, sein sich verschlechternder Gesundheitszustand sei das Ergebnis von „Folter“ in Haft. Der ehemalige Staatschef müsse sofort in eine medizinische Einrichtung im Ausland verlegt werden.

Nach einem 50-tägigen Hungerstreik war der Ex-Präsident im vergangenen Jahr in ein Krankenhaus gebracht worden, wo er seitdem inhaftiert ist. „Mich ins Gefängnis zu stecken, wird mich nicht brechen. Ich werde mich aktiv an der georgischen Politik beteiligen“, sagte Saakaschwili in dem Video, das live von mehreren Fernsehsendern übertragen wurde. „Ich habe kein Verbrechen begangen“, bekräftigte er.

Ukraine-Krieg reicht jetzt bis nach Moskau: Fotos zeigen den Schaden durch Drohnen-Angriffe

Mehrere Wohngebäude werden geringfügig beschädigt, zwei Menschen leicht verletzt.
Am frühen Dienstagmorgen meldete die russische Hauptstadt verschiedene Drohnenangriffe. © IMAGO/Vitaly Smolnikov/Tass
Russlands Verteidigungsministerium machte die Ukraine dafür verantwortlich und spricht von „Terror“. Die Führung in Kiew weist die Beschuldigungen zurück.
Russlands Verteidigungsministerium machte die Ukraine dafür verantwortlich und spricht von „Terror“. Die Führung in Kiew weist die Beschuldigungen zurück. © IMAGO/Vitaly Smolnikov/Tass
Mitarbeiter des Rettungsdienstes nach einem gemeldeten Drohnenangriff in Moskau, Russland, vor einem Wohnblock.
Mitarbeiter des Rettungsdienstes nach einem gemeldeten Drohnenangriff in Moskau, Russland, vor einem Wohnblock. © IMAGO/Aleksey Nikolskyi/SNA
„Heute Morgen hat das Kiewer Regime einen Terrorakt mit unbemannten Flugkörpern auf Objekte der Stadt Moskau verübt“, hieß es vom russischen Militär.
„Heute Morgen hat das Kiewer Regime einen Terrorakt mit unbemannten Flugkörpern auf Objekte der Stadt Moskau verübt“, hieß es vom russischen Militär.  © IMAGO/Alexander Zemlianichenko Jr/Xinhua
Verteidigungsminister Sergej Schoigu lobte die eigene Flugabwehr. Insgesamt seien acht Drohnen zerstört worden.
Verteidigungsminister Sergej Schoigu lobte die eigene Flugabwehr. Insgesamt seien acht Drohnen zerstört worden. © Tass/IMAGO/Vitaly Smolnikov
Nach den Drohnen-Angriffen sperrten Sicherheitskräfte die Gegend ab.
Nach den Drohnen-Angriffen sperrten Sicherheitskräfte die Gegend ab. © IMAGO/Denis Bocharov
In sozialen Netzwerken hingegen vermuten viele, dass in Wirklichkeit viel mehr der kleinen Apparate - die optisch etwas wie Mini-Flugzeuge aussehen - auf Moskau zuflogen.
In sozialen Netzwerken hingegen vermuten viele, dass in Wirklichkeit viel mehr der kleinen Apparate - die optisch etwas wie Mini-Flugzeuge aussehen - auf Moskau zuflogen. © IMAGO/Alexander Zemlianichenko Jr/Xinhua
Seit Wochen schon häufen sich Attacken auch in Russland - meist jedoch in der unmittelbaren Grenzregion zur Ukraine und nicht auf zivile Objekte.
Seit Wochen schon häufen sich Attacken auch in Russland - meist jedoch in der unmittelbaren Grenzregion zur Ukraine und nicht auf zivile Objekte.  © IMAGO/Alexander Zemlianichenko Jr/Xinhua
Es war aber nicht das erste Mal seit Beginn des Kriegs vor mehr als 15 Monaten, dass Drohnen bis in die Hauptstadt flogen.
Es war aber nicht das erste Mal seit Beginn des Kriegs vor mehr als 15 Monaten, dass Drohnen bis in die Hauptstadt flogen. © IMAGO/Alexander Zemlianichenko Jr/Xinhua
Erst Anfang Mai wurden zwei Flugkörper unmittelbar über dem Kreml abgefangen. Das brachte spektakuläre Bilder.
Erst Anfang Mai wurden zwei Flugkörper unmittelbar über dem Kreml abgefangen. Das brachte spektakuläre Bilder. © IMAGO/Alexander Zemlianichenko Jr/Xinhua
Damals wurde aus Sicht der Moskauer aber nicht das Dach des eigenen Gebäudes getroffen, sondern der Amtssitz von Präsident Wladimir Putin - und der war zum besagten Zeitpunkt nicht zuhause.
Damals wurde aus Sicht der Moskauer aber nicht das Dach des eigenen Gebäudes getroffen, sondern der Amtssitz von Präsident Wladimir Putin - und der war zum besagten Zeitpunkt nicht zuhause. © IMAGO/Alexander Zemlianichenko Jr/Xinhua
Nun aber ist die Verunsicherung in der Riesenmetropole mit mehr als 13 Millionen Einwohnern groß. Die sozialen Netzwerke quellen über.
Nun aber ist die Verunsicherung in der Riesenmetropole mit mehr als 13 Millionen Einwohnern groß. Die sozialen Netzwerke quellen über. © IMAGO/Vitaly Smolnikov/Tass

Saakaschwili war von 2004 bis 2013 Präsident Georgiens. In seine Amtszeit fiel der Kaukasuskrieg im Jahr 2008 zwischen Tiflis und Moskau um die abtrünnigen Regionen Südossetien und Abchasien, bei dem Georgien unterlag. In beiden Regionen unterhält Russland seither eine starke Militärpräsenz.

 Saakaschwili ist der prominenteste Vertreter der georgischen Opposition

Heute ist der pro-westliche Reformpolitiker Saakaschwili der prominenteste Vertreter der georgischen Opposition gegen die von der Partei „Georgischer Traum“ geführte Regierung. Der seit 2012 an der Macht befindlichen Partei wird vorgeworfen, die Opposition mundtot zu machen. Saakaschwilii war im Oktober 2021 wegen des Vorwurfs des Amtsmissbrauchs festgenommen worden, als er nach einem langen Exil, das er vor allem in der Ukraine verbracht hatte, in seine Heimat zurückkehrte. (erpe/AFP/dpa)