„Sie sind unverschämt geworden“
Bomben auf Großbritannien: Kreml-Hardliner fordert nächste Eskalation im Ukraine-Krieg
VonStephanie Munkschließen
Raketen auf das Nato-Land Großbritannien und dessen Premier Sunak – das hat ein russischer Politiker im Staats-TV gefordert. Anlass ist eine Behauptung Putins.
Moskau – Der russische Präsident Wladimir Putin traf jüngst im fernsten Osten Russlands, am Weltraumbahnhof in Wladiwostock, den nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un. Es ging um Waffenverträge und große Bilder. Aber Putin machte in Wladiwostock auch eine Bemerkung, die im russischen Staatsfernsehen nun heiß diskutiert wurde und einen bekannten Kreml-Hardliner zu der Aussage animierte, Russland solle Großbritannien mit Raketen angreifen – und damit einen globalen Krieg starten.
Putin spricht von Geheim-Plänen Großbritanniens – Reaktion im Staats-TV folgt
Was war der Hintergrund? Putin hatte laut einem Bericht der Daily Mail bei einem öffentlichen Auftritt in Wladiwostok behauptet, dass Spezialeinheiten des britischen Geheimdienstes ukrainischen Soldaten darauf trainieren würden, russische Atomkraftwerke zu zerstören.
Ukrainische Einheiten hätten mithilfe von Großbritannien bereits mehrmals versucht, Atomstromleitungen in Russlands zu beschädigen, soll Putin ohne Vorlage von Beweise gesagt haben. Der russische Präsident versuchte dies offenbar mit der Behauptung zu untermauern, der russische Geheimdienst habe ein ukrainisches Team verhört: „Während der Verhöre gaben sie zu, dass sie unter Aufsicht britischer Ausbilder trainiert wurden.“
Putin spekulierte, dass die britischen Spezialeinheiten womöglich auf Anweisung der USA handelten und der britische Premierminister Rishi Sunak vielleicht gar nichts davon wisse. Er verurteilte die angeblichen Sabotageversuche gleichzeitig scharf und drohte mit ernsten Folgen. „Diese Art von Dingen“ seien „sehr besorgniserregend“, betonte er.
Kreml-Propagandist fordert Raketen auf Großbritannien
Sehr viel konkreter wurde ein Diskussionsteilnehmer in der Sendung des bekannten Putin-Propagandisten Wladimir Solowjow im russischen Staatssender Russia-1. Andrej Guruljow, russischer Abgeordneter des russischen Parlaments und Ex-Militärbefehlshaber, forderte, Russland solle Großbritannien mit Raketen angreifen. Der BBC-Reporter Francis Starr teilte eine Übersetzung der entsprechenden TV-Szene auf Twitter.
Großbritannien provoziere im Ukraine-Krieg – Antwort müsse klar sein
„Sie sind unverschämt geworden“, sagte Gurulyov demnach über die Briten und forderte: „Unsere Antwort sollte völlig klar sein.“ Großbritannien würde mit den angeblichen Trainings ukrainischer Truppen versuchen, in Russland ein „zweites Tschernobyl“ provozieren.
„Unser Präsident hat immer gesagt, wenn ein Kampf unvermeidlich ist, muss man zuerst zuschlagen“, so der bekannte russische Propagandist weiter. „Ich glaube nicht, dass es in Großbritannien ein Ziel gibt, das unsere Streitkräfte nicht bewältigen könnten.“ Ein Angriff auf Großbritannien sowie deren U-Boote, Marinestützpunkte und Atomkraftwerke sei logischer, als Atomkraftwerke in der Ukraine anzugreifen. Denn: „Wir werden dort leben müssen“, sagte der Ex-Militär in Hinblick auf das Ziel Russland, die Ukraine zu russischem Territorium zu machen.
Yesterday Putin accused British intelligence services of helping Ukraine to carry out an alleged sabotage attack on a nuclear power plant
— Francis Scarr (@francis_scarr) September 13, 2023
MP Andrei Gurulyov says Russia should respond by firing missiles at targets in the UK
"Sunak too! He’s also a target!" pic.twitter.com/r5hcnA1KPG
Scharfe Töne in Russlands Staatsfernsehen: „Sunak ist auch ein Ziel“
Sogar den britischen Premier Sunak selbst sah Guruljow als potenzielles Angriffsziel – egal, ob er über die angeblichen Geheim-Trainings Bescheid wisse oder nicht. „Sunak auch! Er ist auch ein Ziel!“, forderte er. „Warum sollten wir uns damit aufhalten, schüchtern zu sein?“
Dass Großbritannien Teil der Nato ist und ein Angriff auf das Land wohl zu einem neuen Weltkrieg führen würden, schien den Duma-Abgeordneten kaltzulassen. „Warum brauchen wir Sunak oder Großbritannien, wenn er versucht, unsere Kernkraftwerke Kursk oder Nowoworonesch in Verfall zu bringen?“, fragte er stattdessen.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Duma-Abegordnete Guruljow massive Schritte im Ukraine-Krieg fordert: Im russischen TV sprach er bei anderer Gelegenheit auch schon über Atombomben auf Alaska. Und auch gegenüber Polen fletschte der Ex-Militärkommandeur bereits die Zähne.
Unterstützung aus Deutschland erhält die Ukraine im Krieg in Form von Waffenlieferungen – die ukrainische Armee lobte jetzt ein spezielles Feature der deutschen Leopard-2-Panzer. (smu)
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