Kritik am Wahlergebnis

Erdogan siegt: Özdemir zieht Parallelen zu Putin - doch Scholz lädt schon mit „frischem Elan“

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Recep Tayyip Erdogan gewinnt die Stichwahl in der Türkei und feiert mit seinen Anhängern in Ankara. Kritik in Deutschland und EU wächst. Der News-Ticker.

Update vom 29. Mai, 21.30 Uhr: Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Recep Tayyip Erdogan zur Wiederwahl gratuliert - in einem Tweet fand Selenskyj lobende Worte für den international umstrittenen Amtskollegen: „Ich habe die persönliche Rolle des türkischen Präsidenten in der Getreide-Initiative gewürdigt“, erklärte er. Es handle sich um eine „wichtige Komponente der globalen Ernährungssicherheit“.

Türkei-Wahl: Scholz lädt Erdogan ein und setzt auf „frischen Elan“

Update vom 29. Mai, 19.30 Uhr: Trotz kritischer Stimmen aus der eigenen Koalition: Bundeskanzler Olaf Scholz will Recep Tayyip Erdogan nach dem Sieg in der Präsidentschafts-Stichwahl offenbar unvoreingenommen treffen. Die beiden Politiker hätten bei einem Telefonat vereinbart, „die Zusammenarbeit zwischen beiden Regierungen mit frischem Elan anzugehen und sich früh zu gemeinsamen Schwerpunkten abzustimmen“, erklärte Regierungssprecher Steffen Hebestreit nun.

Scholz habe in dem Telefonat „die enge Verbundenheit Deutschlands und der Türkei, nicht zuletzt als gemeinsame Verbündete in der Nato“ betont. Gemeinsam wollten die beiden Politiker „unter anderem an einer guten Entwicklung im östlichen Mittelmeer, bei den aktuell in der Nato anstehenden Entscheidungen sowie im Verhältnis der Türkei zur Europäischen Union arbeiten“, erklärte Hebestreit.

Update vom 29. Mai, 17.20 Uhr: Warum hat Recep Tayyip Erdogan unter den Auslands-Türken in Deutschland auch bei der Präsidentschafts-Stichwahl so großen Erfolg gehabt? Die CDU-Politikerin Serap Güler vermutet ein Image als „starker Mann“ als Hauptgrund. „Er hat die Türkei in dieser Wahrnehmung zu einem großen, starken Land gemacht“, sagte Güler der Kölnischen Rundschau: „Die Sehnsucht nach Stärke, nach Führung ist unter den hier lebenden türkischen Bürgern sehr ausgeprägt.“

Zugleich relativierte sie das Wahlergebnis. „1,5 Millionen Türken waren hier wahlberechtigt. Von denen haben 480.000 für Erdogan gestimmt. Ja, das war nicht wenig, das waren 67 Prozent derer, die wirklich gewählt haben, aber nicht 67 Prozent der Wahlberechtigten“, erklärte Güler Die Berichte deutscher Medien über die Lage in der Türkei würden „in diesen Kreisen oft als Erdogan-Bashing, als Fake News wahrgenommen“

Özdemir zieht Parallelen von Putin zu Erdogan: Grünen-Minister fordert Türkei-„Zeitenwende“

Update vom 29. Mai, 15.20 Uhr: Cem Özdemir (Grüne) fordert eine Zeitenwende in der deutschen Türkei-Politik. „Wir haben im Umgang mit Putin gesehen, wozu das führt, wenn man sich eine Situation schönredet“, sagte Özdemir mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin.

„Die Zeitenwende, die wir Gott sei Dank endlich haben, im Umgang mit Putin, die braucht es jetzt auch im Umgang mit türkischem Ultranationalismus, die braucht es jetzt auch im Umgang mit Fundamentalismus“, forderte er. Auch für die deutsche Gesellschaft habe die Wiederwahl Erdogans konkrete Folgen.

So entsende die türkische Religionsbehörde viele in Deutschland tätige Imame. „Wir müssen darüber sprechen, welche Konsequenzen es hat, wenn die nächste Generation von Imamen aus der Türkei noch nationalistischer, noch religiös fundamentalistischer sein wird. Das werden ja welche sein, die Kinder beeinflussen in Deutschland“, sagte Özdemir.

Türkei-Wahl: Erdogan telefoniert womöglich heute noch mit Biden

Update vom 29. Mai, 15.11 Uhr: Wie verschiedene türkische Medien, darunter die Zeitung Yeni Safak, melden, wird der wiedergewählte Präsident Recep Tayyip Erdogan noch am Abend mit US-Präsident Joe Biden telefonieren. Aus den USA gibt es dazu noch keine Bestätigung.

Update vom 29. Mai, 12.35 Uhr: Auch in Deutschland gab es Feierlichkeiten nach dem Sieg von Recep Tayyip Erdogan in der Türkei. Die Autokorsos von Deutsch-Türken sorgten für Empörung.

Update vom 29. Mai, 10.20 Uhr: Auch in der zweiten Runde der Wahl erreichte der wiedergewählte türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan große Zustimmung im Erdbebengebiet in der Türkei. In allen 11 Städten habe er mehr Stimmen erhalten als in der ersten Runde, berichtete der staatliche Sender TRT. Sein Herausforderer Kemal Kilicdaroglu hingegen habe lediglich in 8 Städten mehr Stimmen bekommen. In der Stadt Hatay überholte Erdogan in der zweiten Runde Kilicdaroglu. Die meiste Unterstützung erhielt der türkische Staatschef aus Kahramanmaras.

Türkei-Wahl: EVP-Chef Weber will Ende der EU-Beitrittsgespräche

Update vom 29. Mai, 06.38 Uhr: Ruf nach Konsequenzen wird laut: Nach der Wiederwahl des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hat der Vorsitzende der Europäischen Volkspartei, Manfred Weber, einen Stopp für den EU-Beitrittsprozess mit der Türkei angemahnt. „Die letzten Jahre haben gezeigt, dass eine enge Partnerschaft wichtig ist, eine Vollmitgliedschaft der Türkei in der EU allerdings niemand mehr will - weder die Türkei noch die EU“, sagte der CSU-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Diesen Prozess müsse man „zu den Akten legen, weil er bessere Beziehungen mehr blockiert als unterstützt“.

Stichwahl in der Türkei: Cem Özdemir kritisiert Wahlverhalten in Deutschland

Update vom 29. Mai, 06.15 Uhr: Feierstimmung nach dem Erdogan-Wahlsieg: Das Verhalten der in Deutschland lebenden Türken hat in Teilen der Bundesregierung großen Unmut hervorgerufen. So kritisierte Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) das Wahlverhalten bei der Stichwahl. Für das Ergebnis müssten nun in der Türkei viele Menschen mit Unfreiheit und Armut einstehen, während die Wählerinnen und Wähler in Deutschland von den Folgen unbehelligt blieben, sagte der Politiker, der selber türkische Wurzeln hat. Die Menschen in der Türkei seien „zurecht wütend. Darüber wird zu reden sein“, fügte er hinzu. Bei der Stichwahl am Sonntag hatte eine deutliche Mehrheit der Wahlberechtigten in Deutschland für Erdogan abgestimmt und anschließend mit Hupkonzerten auf den Straßen gefeiert.

Türkei-Stichwahl: Erdogan greift in Dankesrede die unterlegene Opposition an

Update vom 28. Mai, 23.15 Uhr: Der Moment, auf den seine Anhänger gewartet haben: Präsident Erdogan betritt den Balkon des Präsidentenpalasts in Ankara, um seine Siegesrede zu halten. In Begleitung seiner Frau Emine schwor Erdogan seine Anhängerschaft auf „das zweite Jahrhundert dieses Landes“ ein, das man nun beginne, zu errichten. Einen Seitenhieb auf seinen unterlegenen Konkurrenten konnte sich der Präsident nicht verkneifen. Der sei bekanntlich ein Experte der Berechnungen, habe sich an diesem Tag aber deutlich verrechnet.

Update vom 28. Mai, 22.51 Uhr: Nun hat auch Bundeskanzler Olaf Scholz Recep Tayyip Erdogan zum Wahlsieg gratuliert. Scholz schrieb auf Twitter: „Deutschland und die Türkei sind enge Partner und Alliierte - auch gesellschaftlich und wirtschaftlich sind wir stark miteinander verbunden. Gratulation an Präsident Erdoğan zur Wiederwahl. Nun wollen wir unsere gemeinsamen Themen mit frischem Elan vorantreiben.“

Update vom 28. Mai, 22.14 Uhr: Offenbar wurde ein Mitglied von Kilicdaroglus CHP, das zugleich auch als Wahlbeobachter tätig war, auf einer Feier von AKP-Anhängern in Ordu ermordet, wie der Twitter-Account Solcu Gazete berichtet. Der stellvertretende Vorsitzende der CHP Cemil Enginyurt bestätigte dies.

Präsident Erdogan richtet sich nach seinem Wahlsieg an seine Anhängerschaft.

Opposition akzeptiert Niederlage bei Türkei-Wahl

Update vom 28. Mai, 21.14 Uhr: Meral Aksener, Vorsitzender der Iyi Partei, akzeptiert ebenfalls die Niederlage, attackiert jedoch Erdogan. „Gleich nach dem Ergebnis buhte er Kılıçdaroğlu mit großem Vergnügen aus. Das ist nicht angemessen für einen neu gewählten Präsidenten. Ich hoffe, dass er sich nicht von seinem Ehrgeiz, zu gewinnen, blenden lässt“, kritisierte er.

Update vom 28. Mai, 21.04 Uhr: Kilicdaroglu hält eine Rede und äußert sich zur sich abzeichnenden Wahlniederlage. „Ich konnte nicht leise sein, ich habe es nicht getan. Ich konnte nicht zulassen, dass Millionen von Flüchtlingen kommen und euch zu Bürgern zweiter Klasse machen. Ich konnte nicht zulassen, dass meinem Volk ärmer wird, während alles jeden Tag teuer wurde“, so der Herausforderer.

„Wir werden weiter kämpfen, bis in unserem Land echte Demokratie herrscht. Ich möchte, dass unsere 25 Millionen Bürger, die für mich gestimmt haben, aufstehen, unser Kampf geht weiter und wir bleiben hier“, ergänzte er. Kilicdaroglu akzeptiert, dass er verloren hat, sagt aber „Wir haben das unfairste Wahlverfahren der letzten Jahre erlebt. Alle staatlichen Einrichtungen wurden für eine politische Partei mobilisiert. Bei dieser Wahl hat sich der Wille des Volkes, die autoritäre Herrschaft zu ändern, trotz allen Drucks gezeigt“.

Erdogan-Unterstützer meldet sich zu Wort

Update vom 28. Mai, 20.34 Uhr: Sinan Organ, Unterstützer Erdogans, meldet sich zu Wort. „Die Verlierer sind den Terroristen nahestehende Parteien und diejenigen, die ihnen vertrauten, nun beginnt eine neue Ära, deren Gewinner die türkischen Nationalisten, die Kemalisten, die türkische Nation und die türkische Welt ist“

Erdogans Anhänger feiern seinen Sieg

Update vom 28. Mai, 20.20 Uhr: Die Anhänger Erdogans feiern bereits dessen Sieg. Tausende haben sich vor dem Palast des Präsidenten in Ankara versammelt. Es wird erwartet, dass Erdogan dort im Laufe des Abends seine Siegesrede halten wird. Anadolu gibt dem Amtsinhaber aktuell 52,09 Prozent und nur 47,91 Prozent für Kilicdaroglu. Bei Anka liegt Erdogan bei 52,02 Prozent, Kilicdaroglu bei 47,98.

Update vom 28. Mai, 19.42 Uhr: Die Anzeichen verdichten sich, dass Recep Tayyip Erdogan die Türkei-Wahl in der Stichentscheidung gewonnen hat. Laut Anadolu Ajansi sind 98,64 Prozent der Stimmen ausgezählt. Erdogan kommt demnach auf 52,09 Prozent, KIlicdaroglu auf 47,91 Prozent. Anka hat ausgerechnet, dass Erdogan bei 98,7 Prozent ausgezählten Stimmen auf 52,02 Prozent kommt. Kilicdaroglu landet bei 47,98 Prozent der Stimmen.

Erdogan beginnt Rede

Update vom 28. Mai, 19.29 Uhr: Recep Tayyip Erdogan hat seine Rede in Istanbul begonnen. „Wir haben die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen mit der Gunst unseres Volkes gewonnen. Ich bedanke mich bei meinem Volk“, sagte er unter anderem zu den vorläufigen Ergebnissen bei der Türkei-Wahl. „Wir werden dem Vertrauen unseres Volkes würdig sein, so wie wir es in den letzten 21 Jahren waren“, so der türkische Präsident weiter.

Kilicdaroglu will Rede halten

Update vom 28. Mai, 19.17 Uhr: Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu will in rund einer Stunde eine Rede halten. Gegen 20.30 Uhr wird er sich wohl zu den Wahlergebnissen bei der Stichwahl um das Präsidentenamt äußern.

Erdogan nimmt nach Stichwahl in der Türkei schon Glückwünsche entgegen

Update vom 28. Mai, 18.57 Uhr: Obwohl noch kein Endergebnis zu den Wahlen in der Türkei vorliegt, flattern bereits erste Glückwünsche für Erdogan von anderen Staatschefs ein. Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán schreibt auf Twitter: „Glückwünsche für Präsident Erdogan für seinen unbestrittenen Wahlsieg“. Der Emir von Katar, Tamin bin Hamad Al Thani, gratuliert Erdogan ebenfalls: „Mein lieber Bruder Recep Tayyip Erdogan, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Sieg.“

Update vom 28. Mai, 18.40 Uhr: Rund 95 Prozent der Stimmen sind bei den Wahlen in der Türkei ausgezählt, und es sieht so aus, als würde Erdogan wie vielfach prophezeit sein Amt halten können. Beide Nachrichtenagenturen sehen den amtierenden Präsidenten mittlerweile vor Herausforderer Kilicdaroglu. Laut der Staatsagentur Anadolu liegt Erdogan bei 52,43 Prozent, die CHP-nahe Nachrichtenagentur Anka sieht ihn bei 51,48 Prozent.

Recep Tayyip Erdoğan: Der Weg zur Macht des türkischen Präsidenten

Armut, Haft, absolute Macht: Der Sohn eines Küstenschiffers wird in einer politischen Karriere vom eifrigen Koranschüler zum absoluten Machthaber in der Türkei. Recep Tayyip Erdogans Weg kann getrost unüblich genannt werden. Aufgewachsen in einem religiösen, doch armen Vorort von Istanbul macht er als talentierter Fußballer auf sich aufmerksam. Der religiöse Vater verbietet den Traum vom Fußball und schickt ihn auf eine Religionsschule, auf welcher er ein neues Talent entdeckt. Die freie Rede ist damals eines der wichtigsten Fächer und der junge Recep macht schon damals mit seinem Redetalent auf sich aufmerksam und konnte aufgrund des ISKI-Skandals als Außenseiter Bürgermeister Istanbuls werden.
Armut, Haft, absolute Macht: Der Sohn eines Küstenschiffers wird in einer politischen Karriere vom eifrigen Koranschüler zum absoluten Machthaber in der Türkei. Recep Tayyip Erdogans Weg kann getrost unüblich genannt werden. Aufgewachsen in einem religiösen, doch armen Vorort von Istanbul macht er als talentierter Fußballer auf sich aufmerksam. Der religiöse Vater verbietet den Traum vom Fußball und schickt ihn auf eine Religionsschule, auf welcher er ein neues Talent entdeckt. Die freie Rede ist damals eines der wichtigsten Fächer und der junge Recep macht schon damals mit seinem Redetalent auf sich aufmerksam und konnte aufgrund des ISKI-Skandals als Außenseiter Bürgermeister Istanbuls werden. © Mehmet Gulbiz/dpa
Es folgte ein großer Wahlerfolg seiner Partei bei den Parlamentsgutswahlen 2002. Zwar durfte Erdogan aufgrund eines Gedichtes, für welches er zu einem Politikverbot und einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde, nicht das Amt des Ministerpräsidenten nicht einnehmen. Dafür installierte er seinen Parteikollegen Abdullah Gül in dem Amt, welcher kurzerhand die Gesetze änderte, um das Vergehen, welches Erdogan ein Politikverbot einbrachte, umschrieb.
Es folgte ein großer Wahlerfolg seiner Partei bei den Parlamentsgutswahlen 2002. Zwar durfte Erdogan aufgrund eines Gedichtes, für welches er zu einem Politikverbot und einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde, nicht das Amt des Ministerpräsidenten nicht einnehmen. Dafür installierte er seinen Parteikollegen Abdullah Gül in dem Amt, welcher kurzerhand die Gesetze änderte, um das Vergehen, welches Erdogan ein Politikverbot einbrachte, umschrieb.  © Jeff_J._Mitchell/Imago
Nachdem Gül die Verfassungsänderung durchgebracht hatte, und eine Annullierung der Wahl in der Provinz Siirt stattfand, konnte er nachträglich als Abgeordneter ins Parlament einziehen. Somit war er erneut offiziell Politiker und in der Lage, Ämter innezuhaben. Er wurde am 12. März 2003 Ministerpräsident und Gül übernahm den Posten des Außenministers. Hier auf diesem Foto wird Erdogan als Parlamentsabgeordneter vereidigt.
Nachdem Gül die Verfassungsänderung durchgebracht hatte, und eine Annullierung der Wahl in der Provinz Siirt stattfand, konnte er nachträglich als Abgeordneter ins Parlament einziehen. Somit war er erneut offiziell Politiker und in der Lage, Ämter innezuhaben. Er wurde am 12. März 2003 Ministerpräsident und Gül übernahm den Posten des Außenministers. Hier auf diesem Foto wird Erdogan als Parlamentsabgeordneter vereidigt.  © Anadolu Ajansi/dpa
Erdogan wurde am 12. März 2003 Ministerpräsident, Abdullah Gül übernahm den Posten des Außenministers. Zunächst öffnete sich die Türkei dem Westen und schuf etwa die Todesstrafe ab. Außenpolitisch verfolgte Erdogan zudem anfangs eine Annäherung an die EU, sodass ein möglicher Beitritt im Raum stand. Auch verbesserte sich das Verhältnis der Türkei zu ihren östlichen Nachbarn deutlich.
Erdogan wurde am 12. März 2003 Ministerpräsident, Abdullah Gül übernahm den Posten des Außenministers. Zunächst öffnete sich die Türkei dem Westen und schuf etwa die Todesstrafe ab. Außenpolitisch verfolgte Erdogan zudem anfangs eine Annäherung an die EU, sodass ein möglicher Beitritt im Raum stand. Auch verbesserte sich das Verhältnis der Türkei zu ihren östlichen Nachbarn deutlich. © dpa/epa
Der nächste politische und wirtschaftliche Erfolg ist die Abzahlung sämtlicher Schulden, welche die Türkei in 19 Jahren als Schuldner bei der IWF und Weltbank hatten. Die Türkei hat sich in 50 Jahren fast 47 Milliarden US-Dollar aus dem Fonds geliehen. Nachdem bei Verhandlungen keine Einigung über eine neue Standby-Vereinbarung getroffen werden konnte, entschied sich die Türkei den Rest der Schulden 2009 anlässlich der Jahrestagung der IWF und Weltband (siehe Bild) zu tilgen.
Der nächste politische und wirtschaftliche Erfolg ist die Abzahlung sämtlicher Schulden, welche die Türkei in 19 Jahren als Schuldner bei der IWF und Weltbank hatten. Die Türkei hat sich in 50 Jahren fast 47 Milliarden US-Dollar aus dem Fonds geliehen. Nachdem bei Verhandlungen keine Einigung über eine neue Standby-Vereinbarung getroffen werden konnte, entschied sich die Türkei den Rest der Schulden 2009 anlässlich der Jahrestagung der IWF und Weltband (siehe Bild) zu tilgen.  © epa Jaffe / Imf Handout
Auf diesen auch international anerkannten politischen Erfolg folgte noch im selben Jahr ein Eklat. Als Israels Premierminister Shimon Peres das Vorgehen seines Staates im Gazastreifen rechtfertigte, fragte er Erdogan, wie er auf einen Raketenbeschuss Istanbuls reagieren würde. Erdogan reagierte verärgert und rief: „One Minute(s)! One Minute(s)!“ Daraufhin gab ihm der Moderator wieder das Wort. Er kritisierte Israels Vorgehen gegen die palästinensische Bevölkerung und warf der Israels Regierung vor, bewusst unschuldige Zivilisten und Kinder getötet zu haben. Währenddessen versuchte der Moderator immer wieder, Erdogans Rede zu beenden. Erdogan war der Ansicht, die Redezeit sei unfair verteilt und verließ das Podium.
Auf diesen auch international anerkannten politischen Erfolg folgte noch im selben Jahr ein Eklat. Als Israels Premierminister Shimon Peres das Vorgehen seines Staates im Gazastreifen rechtfertigte, fragte er Erdogan, wie er auf einen Raketenbeschuss Istanbuls reagieren würde. Erdogan reagierte verärgert und rief: „One Minute(s)! One Minute(s)!“ Daraufhin gab ihm der Moderator wieder das Wort. Er kritisierte Israels Vorgehen gegen die palästinensische Bevölkerung und warf der Israels Regierung vor, bewusst unschuldige Zivilisten und Kinder getötet zu haben. Währenddessen versuchte der Moderator immer wieder, Erdogans Rede zu beenden. Erdogan war der Ansicht, die Redezeit sei unfair verteilt und verließ das Podium. © dpa/epa
Der Eklat in Davos und nachfolgende Abreise des türkischen Staatschefs hatten zur Folge, dass Erdogan von Anhängern der Hamas-Bewegung auf Demonstrationen gefeiert wurde. Aber auch in seiner türkischen Heimat stieß er mit seinen Worten auf fruchtbaren Boden und wurden auch von seinen eigenen Anhängern für diese Aktion gefeiert. Am Istanbuler Flughafen waren Flaggen sowie Spruchbänder mit Texten wie „Willkommen zurück, Eroberer von Davos“ oder „Welt, schau auf unseren Ministerpräsidenten“ zu sehen.
Der Eklat in Davos und nachfolgende Abreise des türkischen Staatschefs hatten zur Folge, dass Erdogan von Anhängern der Hamas-Bewegung auf Demonstrationen gefeiert wurde. Aber auch in seiner türkischen Heimat stieß er mit seinen Worten auf fruchtbaren Boden und wurden auch von seinen eigenen Anhängern für diese Aktion gefeiert. Am Istanbuler Flughafen waren Flaggen sowie Spruchbänder mit Texten wie „Willkommen zurück, Eroberer von Davos“ oder „Welt, schau auf unseren Ministerpräsidenten“ zu sehen.  © Nabil Mounzer/dpa/epa
Allzu lange hielt diese innertürkische Zufriedenheit mit ihrem Staatschef jedoch nicht vor. Am 28. Mai 2013 beginnen in der Türkei Dauerproteste gegen Erdogan. Ursprung war eine Demonstration gegen ein geplantes Bauprojekt auf dem Gelände des Gezi-Parks, woher die Protestwelle ihren Namen hat. Ein übermäßiger Gewalteinsatz seitens der Polizei sorgte für die Eskalation der Proteste. Schnell fanden weitere Proteste in großen türkischen Städten gegen die als autoritär angesehene Regierung Erdogans AKP statt.
Allzu lange hielt diese innertürkische Zufriedenheit mit ihrem Staatschef jedoch nicht vor. Am 28. Mai 2013 beginnen in der Türkei Dauerproteste gegen Erdogan. Ursprung war eine Demonstration gegen ein geplantes Bauprojekt auf dem Gelände des Gezi-Parks, woher die Protestwelle ihren Namen hat. Ein übermäßiger Gewalteinsatz seitens der Polizei sorgte für die Eskalation der Proteste. Schnell fanden weitere Proteste in großen türkischen Städten gegen die als autoritär angesehene Regierung Erdogans AKP statt.  © Tolga Bozoglu/dpa
Bei den Protesten spielte auch die Besetzung des Taskim-Platzes eine große Rolle. Rund um den Platz herum fanden Ausschreitungen und gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und den Demonstranten statt. Es wurde zu einem Symbol von Widerstand gegen Polizeigewalt. In Anlehnung auf den Arabischen Frühling wurden die Proteste dort auch als „Türkischer Frühling“ bekannt. Am 12. Juni 2013 wurde der Platz, erneut mit hoher Polizeigewalt, geräumt.
Bei den Protesten spielte auch die Besetzung des Taskim-Platzes eine große Rolle. Rund um den Platz herum fanden Ausschreitungen und gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und den Demonstranten statt. Es wurde zu einem Symbol von Widerstand gegen Polizeigewalt. In Anlehnung auf den Arabischen Frühling wurden die Proteste dort auch als „Türkischer Frühling“ bekannt. Am 12. Juni 2013 wurde der Platz, erneut mit hoher Polizeigewalt, geräumt.  © Burak Akbulut/Anadolu Agency/dpa
Doch weitere Proteste sollten folgen. Diesmal sehr persönlich an Erdogan gerichtet. Auslöser war ein angeblicher Mitschnitt eines Telefonates mit seinem Sohn Bilal, indem es darum geht, wie sie Millionensummen vor Korruptionsermitteln verstecken können. „Wir haben hier auch 30 Millionen Euro!“, riefen die Demonstranten, die sich erneut nahe dem Taskim-Platz sammelten. Sie verteilten große Menschen Falschgeld, um auf Korruption aufmerksam zu machen.
Doch weitere Proteste sollten folgen. Diesmal sehr persönlich an Erdogan gerichtet. Auslöser war ein angeblicher Mitschnitt eines Telefonates mit seinem Sohn Bilal, indem es darum geht, wie sie Millionensummen vor Korruptionsermitteln verstecken können. „Wir haben hier auch 30 Millionen Euro!“, riefen die Demonstranten, die sich erneut nahe dem Taskim-Platz sammelten. Sie verteilten große Menschen Falschgeld, um auf Korruption aufmerksam zu machen. © Imago
Seit Herbst 2014 residiert Erdogan im Präsidentschaftspalast im Naturschutzgebiet Atatürk Orman Çiftliği in der Hauptstadt Ankara. Der Gebäudekomplex gilt umstritten – unter anderem, weil er trotz eines gerichtlichen Verbots errichtet wurde. Kritisiert werden darüber hinaus die Größe des Palasts: rund 1000 Zimmer sollen vorhanden sein. Weiter waren die Kosten in Höhe von etwa 1,37 Milliarden Türkische Lira enorm für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler.
Seit Herbst 2014 residiert Erdogan im Präsidentschaftspalast im Naturschutzgebiet Atatürk Orman Çiftliği in der Hauptstadt Ankara. Der Gebäudekomplex gilt umstritten – unter anderem, weil er trotz eines gerichtlichen Verbots errichtet wurde. Kritisiert werden darüber hinaus die Größe des Palasts: rund 1000 Zimmer sollen vorhanden sein. Weiter waren die Kosten in Höhe von etwa 1,37 Milliarden Türkische Lira enorm für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler. © Turkish President Press Office/Imago
Für internationale Schlagzeilen sorgte Satiriker Jan Böhmermann, als er den türkischen Präsidenten in einem Schmähgedicht diffamierte. Die Regierung der Türkei sowie auch Erdogan selbst erstatteten Strafanzeige gegen Böhmermann; die Staatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren ein. Am 4. Oktober 2016 gab die Staatsanwaltschaft Mainz bekannt, dass das Ermittlungsverfahren gegen Böhmermann eingestellt wurde. Der Satiriker und Fernsehmoderator spielte in seiner damaligen Sendung „Neo Magazin Royale“ hin und wieder auf das Gedicht an, äußerte sich aber nicht zu dem Prozess.
Für internationale Schlagzeilen sorgte Satiriker Jan Böhmermann, als er den türkischen Präsidenten in einem Schmähgedicht diffamierte. Die Regierung der Türkei sowie auch Erdogan selbst erstatteten Strafanzeige gegen Böhmermann; die Staatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren ein. Am 4. Oktober 2016 gab die Staatsanwaltschaft Mainz bekannt, dass das Ermittlungsverfahren gegen Böhmermann eingestellt wurde. Der Satiriker und Fernsehmoderator spielte in seiner damaligen Sendung „Neo Magazin Royale“ hin und wieder auf das Gedicht an, äußerte sich aber nicht zu dem Prozess. © Presidential Press Office/Spata/dpa
Am Abend des 15. Juli 2016 kam es offiziellen Angaben zufolge zu einem Putschversuch von Teilen des türkischen Militärs. Da die Revolte bei einem Großteil der Bevölkerung jedoch auf Ablehnung stieß, und auch bei der politischen Opposition wenig Anklang fand, fiel der Putsch schon am nächsten Tag wieder in sich zusammen. Die Erdogan-Regierung machte prompt die Gülen-Bewegung für den Putschversuch verantwortlich, was diese aber zurückwies. Das Foto zeigt Anhänger von Präsident Erdogan auf einem Panzer auf der Bosporusbrücke am 16. Juli 2016.
Am Abend des 15. Juli 2016 kam es offiziellen Angaben zufolge zu einem Putschversuch von Teilen des türkischen Militärs. Da die Revolte bei einem Großteil der Bevölkerung jedoch auf Ablehnung stieß, und auch bei der politischen Opposition wenig Anklang fand, fiel der Putsch schon am nächsten Tag wieder in sich zusammen. Die Erdogan-Regierung machte prompt die Gülen-Bewegung für den Putschversuch verantwortlich, was diese aber zurückwies. Das Foto zeigt Anhänger von Präsident Erdogan auf einem Panzer auf der Bosporusbrücke am 16. Juli 2016. © dpa/EPA
Im Jahr 2017 setzte Recep Tayyip Erdogan mithilfe eines Referendums eine Verfassungsänderung durch, bei der es vor allem um die Bündelung der Exekutivbefugnisse ging. Dadurch gewann der türkische Präsident noch mehr Einfluss auf die Justiz. Die Opposition sprach von Wahlbetrug. Auch Untersuchungen von Forschenden legen nahe, dass das Referendum manipuliert wurde.
Im Jahr 2017 setzte Recep Tayyip Erdogan mithilfe eines Referendums eine Verfassungsänderung durch, bei der es vor allem um die Bündelung der Exekutivbefugnisse ging. Dadurch gewann der türkische Präsident noch mehr Einfluss auf die Justiz. Die Opposition sprach von Wahlbetrug. Auch Untersuchungen von Forschenden legen nahe, dass das Referendum manipuliert wurde. © Turkish Presidential Press Office/Imago
Unter Erdogan begann 2018 in der Türkei eine Währungskrise, woraufhin die türkische Lira in den folgenden Jahren Rekordwertverluste einbüßte. Zwischen 2019 und 2021 tausche der Präsident dreimal den Chef der türkischen Zentralbank, weil sie die lockere Finanzpolitik nicht mittragen wollten. Für 2022 hob Erdogan den Mindestlohn um 50 Prozent an und forderte von Arbeitgebern weitere Steuern. Dies soll den Verlusten entgegenwirken.
Unter Erdogan begann 2018 in der Türkei eine Währungskrise, woraufhin die türkische Lira in den folgenden Jahren Rekordwertverluste einbüßte. Zwischen 2019 und 2021 tausche der Präsident dreimal den Chef der türkischen Zentralbank, weil sie die lockere Finanzpolitik nicht mittragen wollten. Für 2022 hob Erdogan den Mindestlohn um 50 Prozent an und forderte von Arbeitgebern weitere Steuern. Dies soll den Verlusten entgegenwirken. © Sha Dati/Imago
Erdogan wird mit seiner islamisch-konservativen AKP wieder im Wahlbündnis mit der ultranationalistischen MHP antreten. Ein Teil der Opposition hat sich zu einem Bündnis zusammengeschlossen („Sechser-Tisch“), zu dem unter anderem die größte Oppositionspartei CHP und die nationalkonservative Iyi-Partei gehören. Ein weiteres Bündnis bildet die pro-kurdische Oppositionspartei HDP mit kleineren Parteien.
Im Jahr 2023 trat Erdogan mit seiner islamisch-konservativen AKP wieder im Wahlbündnis mit der ultranationalistischen MHP bei der Türkei-Wahl an. Ein Teil der Opposition schloss sich zu einem Bündnis zusammen („Sechser-Tisch“), zu dem unter anderem die größte Oppositionspartei CHP und die nationalkonservative Iyi-Partei gehörten. Ein weiteres Bündnis bildet die pro-kurdische Oppositionspartei HDP mit kleineren Parteien. © Adem Altan/afp
Seit den schweren Erdbeben muss sich die Regierung scharfer Kritik an ihrem Krisenmanagement stellen. Vielerorts wurde beklagt, dass Rettungsteams zu spät, in zu geringer Zahl und mit zu wenig Ausrüstung in die Krisenregion gekommen seien. Unter Trümmern verschüttete Menschen hätten so nicht gerettet werden können. In den Erdbebengebieten herrschten vielerorts Minusgrade, viele der Eingeschlossenen erfroren.
Nach dem schweren Erdbeben in der Türkei im Jahr 2023 musste sich die Regierung Erdogans scharfer Kritik an ihrem Krisenmanagement stellen. Vielerorts wurde beklagt, dass Rettungsteams zu spät, in zu geringer Zahl und mit zu wenig Ausrüstung in die Krisenregion gekommen seien. Unter Trümmern verschüttete Menschen hätten so nicht gerettet werden können. In den Erdbebengebieten herrschten vielerorts Minusgrade, viele der Eingeschlossenen erfroren. © Bulent Kilic/afp
Die Kritik an der Regierung nach den schweren Erdbeben traf auch Erdogan persönlich. Ende Februar, also rund drei Wochen nach den Beben, entschuldigte sich Erdogan erstmals bei den Menschen dafür und bat um Vergebung für Verzögerungen bei der Erbeben-Hilfe. Erdogan räumte Versäumnisse ein und sagte bei einem Besuch in Adiyaman, aufgrund der großen Zerstörung, der Wetterbedingungen und der Schäden an der Infrastruktur habe man in den ersten Tagen nicht in der „gewünschten Effektivität“ arbeiten können. „Wie jeder Sterbliche können auch wir Fehler, Mängel und Makel haben.“
Die Kritik an der Regierung nach den schweren Erdbeben traf auch Erdogan persönlich. Ende Februar, also rund drei Wochen nach den Beben, entschuldigte sich Erdogan erstmals bei den Menschen dafür und bat um Vergebung für Verzögerungen bei der Erbeben-Hilfe. Erdogan räumte Versäumnisse ein und sagte bei einem Besuch in Adiyaman, aufgrund der großen Zerstörung, der Wetterbedingungen und der Schäden an der Infrastruktur habe man in den ersten Tagen nicht in der „gewünschten Effektivität“ arbeiten können. „Wie jeder Sterbliche können auch wir Fehler, Mängel und Makel haben.“ © Adem Altan/afp
Erdogan bat zudem „um ein Jahr“ Zeit, um „die Wunden des Erdbebens zum Großteil“ zu heilen. Die Opposition kritisierte dagegen den Vorstoß des türkischen Präsidenten. Man nehme die Entschuldigung nicht an, schrieb etwa die prokurdische Partei HDP auf Twitter. Ali Babacan, der Chef der Oppositionspartei Deva, erklärte rundheraus, Erdogan könne der Verantwortung nicht entkommen.
Erdogan bat zudem „um ein Jahr“ Zeit, um „die Wunden des Erdbebens zum Großteil“ zu heilen. Die Opposition kritisierte dagegen den Vorstoß des türkischen Präsidenten. Man nehme die Entschuldigung nicht an, schrieb etwa die prokurdische Partei HDP auf Twitter. Ali Babacan, der Chef der Oppositionspartei Deva, erklärte rundheraus, Erdogan könne der Verantwortung nicht entkommen. © Press Office of the Presidency of Turkey/afp
Auch Erdogans Hauptrivale im Kampf um das Präsidentenamt macht Erdogan für die Folgen verantwortlich. „Sie waren in allen möglichen Dingen untätig, so wie hier auch“, sagte Kemal Kilicdaroglu von der kemalistisch-sozialdemokratischen CHP. „Sie haben wirklich keine Ahnung, wie man einen Staat regiert. Ich sage es ganz offen: Wenn jemand hauptverantwortlich für diese Folgen ist, dann ist es Erdogan.“
Auch Erdogans Hauptrivale im Kampf um das Präsidentenamt macht Erdogan für die Folgen verantwortlich. „Sie waren in allen möglichen Dingen untätig, so wie hier auch“, sagte Kemal Kilicdaroglu von der kemalistisch-sozialdemokratischen CHP. „Sie haben wirklich keine Ahnung, wie man einen Staat regiert. Ich sage es ganz offen: Wenn jemand hauptverantwortlich für diese Folgen ist, dann ist es Erdogan.“ © Yasin Akgul/afp
Erdogan kontert, indem er seinen stärksten Herausforderer Wahlen wegen Treffen mit der prokurdischen Partei HDP scharf kritisiert. Kilicdaroglu habe den parlamentarischen Arm einer „Terrororganisation“ zum Partner gemacht, sagte Erdogan. Die HDP, die bei der Präsidentenwahl keinen eigenen Kandidaten aufstellt, dürfte die Bewerbung Kilicdaroglus unterstützen. Die HDP-Stimmen könnten entscheidend sein.
Erdogan konterte, indem er seinen stärksten Herausforderer Wahlen wegen Treffen mit der prokurdischen Partei HDP scharf kritisierte. Kilicdaroglu habe den parlamentarischen Arm einer „Terrororganisation“ zum Partner gemacht, sagte Erdogan. Die HDP, die bei der Präsidentenwahl in der Türkei 2023 keinen eigenen Kandidaten aufstellte, unterstützte die Bewerbung Kilicdaroglus, die durch HDP-Stimmen auf einen Sieg über Erdogan hofften. © Francisco Seco/dpa
AKP-Kandidat mit seiner Anhängerschaft und in Begleitung seiner Ehefrau Emine Erdogan.
Wenn auch knapp, so konnte Erdogan sich trotz allem 2023 bei den Präsidentschaftswahlen im zweiten Versuch durchsetzen. Verpassten beim ersten Wahlgang alle Kandidaten die absolute Mehrheit noch, holte Erdogan diese mit 52 Prozent der Stimmen in der sich anschließenden Stichwahl. Den Sieg feierte der AKP-Kandidat mit seiner Anhängerschaft und in Begleitung seiner Ehefrau Emine Erdogan. © MURAT CETIN MUHURDAR/AFP
massive Protestwelle in weiten Teilen der Türkei
Am 19. März 2025 nahm die türkische Polizei Erdogans Gegenspieler und Bürgermeister der Stadt Istanbul, Ekrem İmamoğlu, fest. Dem CHP-Politiker wurden Korruption und Unterstützung der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) vorgeworden. İmamoğlus Festnahme und die weiteren Verhaftungen von über 100 Personen lösten eine massive Protestwelle in weiten Teilen der Türkei aus. Die Proteste richteten sich dabei vor allem gegen die Regierung Erdogans, der vorgeworfen wurde, die Festnahmen seien politisch motiviert. © ED JONES/AFP
Epizentrum der Proteste gegen Erdogan war die Metropole Istanbul
Epizentrum der Proteste gegen Erdogan war die Metropole Istanbul. Dort kam es am 29. März 2025 zur größten Demonstration der Türkei seit den Gezi-Protesten 2013. Hunderttausende Menschen beteiligten sich. Laut CHP-Vertretern soll die Zahl sogar bei mehr als zwei Millionen gelegen haben. Die Polizei ging zum Teil mit aller Härte gegen die Demonstrationen vor. Laut Angaben des türkischen Innenministeriums wurden etwa 2.000 Menschen festgenommen. © KEMAL ASLAN/AFP
Als ein Mittel des Widerstands gegen Erdogan setzt die Protestbewegung auch auf Boykottaufrufe.
Als ein Mittel des Widerstands gegen Erdogan setzt die Protestbewegung auch auf Boykottaufrufe. Produkte von Unternehmen, denen eine Nähe zu Erdogan unterstellt wird, sollten nicht mehr gekauft werden, so die Forderung der Opposition. „Stoppt alle Einkäufe! Supermärkte, Online-Shopping, Restaurants, Benzin, Kaffee, Rechnungen, kauft nichts“, sagte Özgür Özel, Vorsitzender der CHP-Partei.  © ADEM ALTAN/AFP

Erste Ergebnisse zu Wahlen in der Türkei aus dem Ausland da

Update vom 28. Mai, 18.20 Uhr: Nun liegen auch erste Ergebnisse von türkischen Wählern aus dem Ausland vor. Erdogan hat hier ebenfalls einen dünnen Vorsprung: Er liegt bei 52,61 Prozent, Kilicdaroglu bei 47,39 Prozent. Zehn Prozent der Stimmen von Auslandstürken sind offenbar bislang ausgezählt.

Update vom 28. Mai, 18.17 Uhr: Im Istanbuler Stadtteil Kisikli versammeln sich bereits Erdogans Anhänger für eine Ansprache des Amtsinhabers. Dem Sender CNN Türk zufolge wird Erdogan bei einem Wahlsieg zunächst in Istanbul sprechen, dann nach Ankara reisen und in seinem Palast eine weitere Rede halten. Die Parteichefs seines Bündnisses seien ebenfalls eingeladen worden.

Großteil der Stimmen bei Türkei-Wahl ausgezählt - Erdogan liegt hauchdünn vorn

Update vom 28. Mai, 18.11 Uhr: CHP-Sprecher Faik Öztrak hat eine erste Pressekonferenz zu den Wahlergebnissen in der Türkei im Hauptquartier seiner Partei abgehalten. „Nach den Ergebnissen, die wir erhalten haben, gibt es ein knappes Rennen“, sagte er. „Im Moment sieht es so aus, dass wir die Stimmen von jedem Zweiten bekommen haben.“

  • Staatliche Nachrichtenagentur Anadolu: Erdogan 52,93 Prozent, Kilicdaroglu 47,07 Prozent
  • Nachrichtenagentur Anka: Erdogan 50,60 Prozent, Kilicdaroglu 49,40 Prozent

Türkei-Stichwahl: Erste Ergebnisse sind da - Aufruhr in Ankara

Update vom 28. Mai, 17.59 Uhr: Die Stimmen der im Ausland lebenden Türken werden bei der Stichwahl zwischen Erdogan und Kilicdaroglu entscheidend sein. Sie werden derzeit in der Handelskammer von Ankara ausgezählt. Berichten auf Twitter zufolge gibt es bereits einen Aufruhr zwischen AKP-Mitgliedern und anderen Gruppen. Die Arbeit der Wahlbeobachter sei gestört. Polizei und Anwälte sind offenbar vor Ort.

Update vom 28. Mai, 17.44 Uhr: Über 60 Prozent der Stimmen bei der Wahl zum türkischen Präsidenten sind jetzt ausgezählt. Und das Rennen bleibt laut der aktuellen Zahlen spannend: Die Nachrichtenagentur Anka sieht nun Herausforderer Kilicdaroglu (51,04 Prozent) wieder vor Erdogan (48,96 Prozent).

Ergebnisse der Wahlen in der Türkei live - Erdogan liegt vorne

Update vom 28. Mai, 17.31 Uhr: Rund die Hälfte der Stimmen sind bei den Wahlen in der Türkei mittlerweile ausgezählt. Aktuelle Zahlen unterscheiden sich weiterhin je nach Quelle, jedoch liegt Erdogan mittlerweile in beiden Hochrechnungen vorne. Die ersten Ergebnisse zur Stichwahl sehen so aus:

  • Staatliche Nachrichtenagentur Anadolu
    Recep Tayyip Erdogan: 56,36 %
    Kemal Kilicdaroglu: 43,64 %

    Nachrichtenagentur ANKA
    Recep Tayyip Erdogan: 51,04 %
    Kemal Kılıçdaroğlu: 48,96 %

Update vom 28. Mai, 17.18 Uhr: Erste offizielle Hochrechnungen sind da: Die türkische Wahlbehörde hat die Veröffentlichung der ersten Ergebnisse zu den Wahlen in der Türkei jetzt freigegeben. Es gibt jedoch große Unterschiede bei den ersten Ergebnissen. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtet, dass Erdogan mit 58 Prozent vorne liegt, während die Nachrichtenagentur ANKA Kilicdaroglu mit 50,86 Prozent vorne sieht. Rund 36 Prozent der Stimmen sind bisher ausgezählt.

Türkei-Stichwahl: Erste Ergebnisse sind da - knappes Rennen zeichnet sich ab

Update vom 28. Mai, 17.12 Uhr: Es zeichnet sich ein denkbar knappes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Erdogan und Kilicdaroglu bei den Wahlen zum Präsidenten ab. Nach Angaben des Journalisten Onur Öncü unter Berufung auf die Nachrichtenagentur ANKA liegt Herausforderer Kemal Kilicdaroglu mit 50,47 Prozent vor Erdogan mit 49,54 Prozent.

Stimmenauszählung bei Wahlen in der Türkei läuft auf Hochtouren

Update vom 28. Mai, 16.59 Uhr: Wann gibt es die erste Hochrechnung und vorläufigen Ergebnisse zu den Präsidentschaftswahlen in der Türkei? Laut dem türkischen Journalisten Ahmet Hakan vom Sender CNN Türk sind laut verschiedenen Quellen bereits bis zu 12 Prozent der Stimmen ausgezählt worden. Türkischen Medienberichten zufolge will der Chef der obersten Wahlbehörde YSK, Ahmet Yener, um 17 Uhr (18 Uhr Ortszeit) eine kurze Pressekonferenz halten. Yener wird höchstwahrscheinlich die Freigabe für die Veröffentlichung der ersten Ergebnisse erteilen.

CHP-Sprecher Faik Öztrak hat zudem bei einer Pressekonferenz betont, dass die Ergebnisse der Stichwahl schnell feststehen werden. „Wir warnen ganz ausdrücklich, dass hier niemand vollendete Tatsachen schaffen oder mit Balkon-Ansprachen Verwirrung stiften soll”, betonte Öztrak. Bei der ersten Wahlrunde hatte Amtsinhaber Erdogan noch vor Bekanntgabe der Ergebnisse eine Balkon-Rede vor seinen Anhängern gehalten.

CHP warnt vor „Stimmenklau“ bei Wahlen in der Türkei

Update vom 28. Mai, 16.52 Uhr: Kilicdaroglus Partei CHP hat vor „Stimmenklau“ bei der Wahl in der Türkei gewarnt. Nachdem es bereits „Provokationen“in den Wahllokalen und Anzeigen von Wahlbeobachtern gegeben habe, sei es jetzt geboten, auf die Stimmzettel aufzupassen, sagte Canan Kaftancioglu, Chefin der CHP Istanbul, bei einer Pressekonferenz: „Wir sollten jetzt darauf achten, dass dieselben Stimmzettel aus den Wahlurnen rauskommen wie die, die hineingegangen sind“, sagte sie. „Die Wahlbeobachter sollten ihre Arbeit sorgfältig machen.“

Ende der Wahlen in der Türkei - Angeblich „keine Unregelmäßigkeiten“

Update vom 28. Mai, 16.33 Uhr: Die Abstimmung um das Präsidentenamt in der Türkei ist beendet. Laut dem Chef des Hohen Wahlrates YSK, Ahmet Yener, gab es bei der Stichwahl zwischen Erdogan und Kilicdaroglu „keine Unregelmäßigkeit“: „Alles lief ohne Zwischenfälle“, sagte er in einer Pressekonferenz.

Wahllokale geschlossen: Erste Hochrechnung wird in Kürze erwartet

Update vom 28. Mai, 16.00 Uhr: Die Wahllokale in der Türkei werden in diesen Minuten geschlossen: Die Abstimmung läuft bis 16 Uhr. Dann beginnt die Auszählung der Stimmen für Erdogan und für Kilicdaroglu. Bei der Stichwahl ist schneller mit einem Ergebnis zu rechnen als beim ersten Wahlgang vor zwei Wochen. Da es diesmal nur zwei Kandidaten gab, wird die Auszählung vermutlich schneller gehen.

Türkei-Stichwahl läuft: Berichte über mehrere Angriffe auf Wahlbeobachter

Update vom 28. Mai, 15.26 Uhr: Bei den Wahlen in der Türkei hat es Berichten zufolge Angriffe auf Wahlbeobachter in Istanbul und im Südosten des Landes gegeben. Ali Seker, Abgeordneter der größten Oppositionspartei CHP, sagte im oppositionellen Sender Halk TV, er und Wahlhelfer der Opposition seien von einer Gruppe angegriffen worden, nachdem sie Unregelmäßigkeiten beanstandet hätten. Der Vorfall habe sich in einem Dorf in der südosttürkischen Provinz Sanliurfa ereignet.

Kilicdaroglu animiert Wähler zur Stimmabgabe

Update vom 28. Mai, 15.06 Uhr: Oppositionsführer Kilicdaroglu hat auf den letzten Metern der Stichwahl noch einmal alle Wahlberechtigten zur Stimmabgabe aufgerufen. „Mein Bruder, der immer noch nicht gewählt hat, geh zur Wahl, sei nicht faul, gib deine Stimme ab. Deine Zukunft ist so nah wie ein Spaziergang“, schrieb der 74-Jährige auf Twitter.

Update vom 28. Mai, 13.45 Uhr: In der Türkei gibt es Zweifel darüber, ob die Wahlbeteiligung so hoch wie in der ersten Runde sein wird. Beobachter an Wahlstationen melden, dass heute weniger Wähler als am 14. Mai anwesend sind. Sowohl die Regierung als auch die Opposition befürchten, dass dies ihren Chancen auf einen Wahlsieg schaden könnte. Daher rufen sich Anhänger beider Seiten gegenseitig dazu auf, wählen zu gehen.

Türkei-Wahl: Erdogan und Kilicdaroglu geben ihre Stimmen ab

Update vom 28. Mai, 11.45 Uhr: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und sein Herausforderer, Oppositionskandidat Kemal Kilicdaroglu, haben in Istanbul ihre Stimmen bei der Stichwahl abgegeben. „In der türkischen Demokratie erleben wir zum ersten Mal eine Wahl mit zwei Runden“, sagte Erdogan. Es gebe kein Land, das eine Wahlbeteiligung von rund 90 Prozent aufweise. Die Türkei hingegen zeige einen „demokratischen Kampf“ mit einer hohen Wahlbeteiligung. Er rief alle türkischen Bürger dazu auf, zu den Urnen zu laufen und ihre Stimmen abzugeben. „Ich bin mir sicher, dass diese Abstimmung heute sehr schnell enden wird“, so der Amtsinhaber.

Türkei-Wahl: Oberste Wahlbehörde erwartet schnelles Ergebnis

Update vom 28. Mai, 11.20 Uhr: Die Stimmabgabe bei der Türkei-Stichwahl läuft im Vergleich zur ersten Runde deutlich schneller ab. An den Wahlstationen gibt es nur selten lange Schlangen. Grund ist der kleine und somit übersichtliche Wahlzettel, auf dem nur zwei Kandidaten zu finden sind. In der ersten Runde hingegen mussten die Wähler auch noch im Rahmen der Parlamentswahlen abstimmen. Der entsprechende, separate Stimmzettel dazu war rund ein Meter lang, da insgesamt 24 Parteien an der Wahl teilgenommen hatten.

Türkei-Wahl: Türkische Regierungs- und Oppositionspolitiker geben ihre Stimmen ab

Update vom 28. Mai, 10.45 Uhr: Bei den Stichwahlen haben mehrere Politiker bereits ihre Stimmen abgegeben. Der türkische Innenminister Süleyman Soylu betonte nach seiner Stimmabgabe, man werde jedes Ergebnis nach Auszählung der Stimmen akzeptieren. „Heute ist ein schöner Morgen, unser Volk wird sich für einen schönen Beginn für die Zukunft und den Frieden unseres Landes entscheiden“, so Soylu. Bislang gebe es bei der Abstimmung keine Probleme. Der Justizminister Bekir Bozdag bestätigte ebenfalls, dass es keine Schwierigkeiten gebe. „Die Wahlen laufen mit einer großen demokratischen Reife ab“, erklärte er.

Türkei-Wahl 2023: Stimmabgabe an Wahlstationen beginnt

Update vom 28. Mai, 7.10 Uhr: Die Stimmabgabe bei der Stichwahl in der Türkei hat angefangen. Wähler werden dabei an ihren Urnen aus der ersten Runde am 14. Mai abstimmen. Wahlberechtigte Türken werden ihre Stimmen bis 16 Uhr (17 Uhr Ortszeit) abgeben können. Die ersten Ergebnisse werden nach der Aufhebung der Wahlverbote durch die oberste Wahlbehörde YSK erwartet. Jegliche Wahlkampfauftritte, Wahlpropaganda und Veröffentlichung von Umfragen, beziehungsweise Prognosen zur Wahl werden bei Wahlen in der Türkei 24 Stunden vor Ende der Stimmabgabe verboten.

Türkei-Wahl 2023: Erste Stichwahl in der Geschichte des Landes

Erstmeldung vom 27. Mai: Ankara - Zum ersten Mal in der Geschichte der Türkei kommt es am 28. Mai zu einer Stichwahl um das Präsidentenamt. Waren Oppositionsführer Kemal Kılıçdaroğlu im ersten Wahldurchgang noch gute Siegchancen zugesprochen worden, so gilt Recep Tayyip Erdoğan vor der entscheidenden Stimmabgabe als klarer Favorit. Die aktuellen Umfragen sprechen jedenfalls eindeutig für den Amtsinhaber.

Im ersten Wahldurchgang am 14. Mai hatte keiner der beiden Kandidaten die nötige Mehrheit erreicht, allerdings fehlte nicht viel und Erdoğan hätte schon damals die Wahl in der Türkei für sich entschieden. Zudem behielten seine islamisch-konservative AKP und ihre Bündnispartner ihre klare Mehrheit bei der gleichzeitig stattfindenden Parlamentswahl.

Offizielles Ergebnis der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in der Türkei:

KandidatProzent
Recep Tayyip Erdoğan49,5
Kemal Kılıçdaroğlu44,9
Sinan Oğan5,2

Türkei-Wahl 2023: Krisen im Land schaden Erdoğan offenbar nicht

Dass Erdoğan im ersten Wahlgang so viele Stimmen gewinnen konnte, kam für viele Fachleute überraschend. Die verheerende wirtschaftliche Lage in der Türkei galt als klarer Minuspunkt für den Präsidenten. Zudem sorgten das langsame Krisenmanagement der Regierung nach dem Erdbeben vom 6. Februar mit mehr als 50.000 Toten für scharfe Kritik. Die Stimmung im Lande schien in der Tat auf einen Wechsel hinzudeuten, die Umfragen sprachen für Kılıçdaroğlu. Doch am Ende sollte alles anders kommen.

Den Vorsprung aufzuholen, wird für die Opposition äußerst schwierig werden. Dies vor allem auch deshalb, weil Erdoğan auch auf die Unterstützung des dritten Präsidentschaftskandidaten zählen kann. Ultranationalist Sinan Oğan appellierte an die rund 2,8 Millionen Wahlberechtigten, die im ersten Durchgang für ihn gestimmt hatten, in der zweiten Runde nun Erdoğan ihre Stimme zu geben.

Wird Erdoğan nach der Türkei-Wahl seinen autoritären Kurs verschärfen?

Im Fall eines erneuten Sieges des Amtsinhabers wird erwartet, dass dieser seine Macht zementiert und seinen autoritären Kurs weiter verschärft. Erdoğan hatte 2017 nach einem Referendum das Präsidialsystem eingeführt, das ihm weitreichende neue Befugnisse gab. Seitdem ist er Präsident, Premier und Vorsitzender seiner Partei AKP in einem und regiert das Land mit zunehmend harter Hand. Nicht nur die Opposition, auch westliche Länder werfen Erdogan vor, in einen Autoritarismus abgeglitten zu sein.

Während Kılıçdaroğlu, Chef der sozialdemokratischen CHP, zunächst die Wiederherstellung der Demokratie in den Mittelpunkt des Wahlkampfs gestellt hatte, warb er nach dem ersten Wahldurchgang gezielt um Oğans nationalistisch orientierte Anhängerschaft. Mit Blick auf die rund vier Millionen Menschen aus Syrien in der Türkei kündigte Kılıçdaroğlu an, er werde „alle Flüchtlinge nach Hause schicken, sobald ich an die Macht komme“.

Wann gibt es das Ergebnis zur Stichwahl in der Türkei?

Das Ergebnis der Stichwahl in der Türkei wird noch am Abend des 28. Mai erwartet. Dann steht fest, ob sich der seit 20 Jahren - zunächst als Ministerpräsident, seit 2014 als Präsident - regierende Erdoğan eine weitere Amtszeit sichern wird. (cs/afp)

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