Transkripte veröffentlicht
Sexistische Kommentare, antisemitische Sprüche: Tonbänder bringen Giuliani in die Bredouille
VonChristian Störschließen
Gegen Rudy Giuliani läuft eine Klage wegen „sexueller Übergriffe“. Die Vorwürfe wiegen schwer. Audioaufnahmen könnten ihm zum Verhängnis werden.
New York – Die Vorwürfe wiegen schwer. Rudy Giuliani soll in der Zeit von 2019 bis 2021 eine Mitarbeiterin aufgefordert haben, nackt oder im Bikini zu arbeiten und ihn oral zu befriedigen. Im Mai war der frühere New Yorker Bürgermeister deshalb von Noelle Dunphy wegen sexueller Übergriffe verklagt worden. Auch bezieht sich die Klage auf rechtswidrigen Machtmissbrauch, Belästigungen, Lohndiebstahl und anderem Fehlverhalten. Dunphy fordert von Giuliani Schmerzensgeld in Höhe von 10 Millionen Dollar (9,2 Millionen Euro).
Giuliani wies sämtliche Vorwürfe zurück, verunglimpfte Dunphy und forderte das Gericht auf, die Klage zurückzuweisen und sie und ihren Anwalt zu sanktionieren. Auch Giulianis politischer und kommunikativer Berater Ted Goodman erklärte klipp und klar, dass Giuliani die Vorwürfe eindeutig bestreite. „Bürgermeister Giulianis lebenslanger Dienst an der Öffentlichkeit spricht für sich selbst, und er wird alle verfügbaren Rechtsmittel und Gegenklagen ausnutzen“, sagte Goodman im Mai dem Sender ABC News.
Sexismus, Rassismus, Antisemitismus: Audioaufnahmen belasten Giuliani
Doch offenbar hat die Klägerin Material in der Hand, das Giuliani schwer belastet. Schon in der 70-seitigen Klageschrift hieß es, dass sie zahlreiche Audioaufnahmen von Giuliani besitze, in denen er sexuelle Kommentare von sich gebe, Sex verlange sowie sexistische, rassistische und antisemitische Äußerungen mache. Giuliani soll die Klägerin auch oft „aus seinem Bett“ angerufen haben, „wo er erkennbar unter einem weißen Laken sich selbst anfasste“.
Nun haben Dunphy und ihr Anwalt die Karten auf den Tisch gelegt. Sie forderten ihrerseits, Giuliani und dessen Anwalt zu sanktionieren. Gleichzeitig spielten sie ihren Trumpf aus: Sie veröffentlichen die in der Klageschrift erwähnten Audioclips als Transkripte. Und die haben es in der Tat in sich. Offenbar hat Giuliani wohl genau das gesagt, was er nicht gesagt haben will. Die sexistischen Kommentare, rassistischen Bemerkungen und antisemitischen Sprüche könnten Giuliani teuer zu stehen kommen.
Rudy Giuliani's former assistant, Noelle Dunphy, who accused the former NY mayor of sexual abuse, harassment and wage theft, has filed a series of transcripts of audio files and ... wow. pic.twitter.com/tL4eDhh1GH
— Seth Hettena (@seth_hettena) August 2, 2023
Tonbänder machen deutlich: Giuliani hält mit Meinung nicht hinterm Berg
Die Transkripte scheinen Dunphys Aussagen zu stützen. Giulianis Worte sind jedenfalls eindeutig: „Du bist meine Hure“ oder „Du bist meine verdammte Schlampe“ gehören im Grunde noch zur harmlosen Sorte seiner Aussprüche. In einem anderen Fall nennt er sie angeblich „meine Tochter“ und „mein kleines Mädchen“. Weitere Redewendungen (siehe Tweet oben) machen die Sache nicht besser.
Den Gerichtsdokumenten zufolge verfiel Giuliani auch an mehreren Stellen in antisemitische Tiraden. Als Beispiel sei seine Meinung zu einem der wichtigste Feste des Judentums angeführt. „Juden wollen ständig ihr verdammtes Pessach erleben, Mann, Mann. Okay, das Rote Meer hat sich geteilt. Große Sache. Das ist nicht das erste Mal passiert.“ Das Fest erinnert an den Auszug aus Ägypten, also die Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei, von der das 2. Buch Mose im Tanach erzählt.
Handelt es sich bei Giuliani um Trumps „Mitverschwörer 1“?
Giuliani gilt spätestens seit der US-Wahl 2020 als eine der umstrittensten Personen in den USA. Als persönlicher Anwalt des damaligen Präsidenten Donald Trump gehörte er zu den treibenden Kräften, die nach der Wahl unbewiesene Behauptungen über Betrug verbreiteten und eine Bestätigung des Sieges von Joe Biden verhindern wollten. Trump muss sich deshalb vor Gericht verantworten. Beim „Mitverschwörer 1“ soll es sich um Rudy Giuliani handeln. (cs)
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