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Taurus-Konflikt: Scholz über Merz‘ „gefährlichen Zickzack-Kurs“
VonKilian Beck
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Scholz bekräftigt seine Unterstützung für die Ukraine und betont, er würde erneut mit Putin in Dialog treten. Merz spricht über Friedenstruppen.
Berlin – Der Streit um die Lieferung des Marschkörpers Taurus an die Ukraine schien, angesichts der anstehenden Bundestagswahl in den Hintergrund zu rücken. Am Freitag (27. Dezember) ging Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) jedoch Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) nochmals scharf an: „Der Oppositionsführer wollte ihn erst liefern, vor den Wahlen in Ostdeutschland hielt er eine Lieferung dann plötzlich für nicht mehr nötig, um im Oktober im Deutschen Bundestag eine Art Ultimatum für eine Lieferung zu formulieren“, sagte Scholz dem Portal t-online. „Das nenne ich einen gefährlichen Zickzackkurs.“ Scholz bekräftigte erneut sein Nein zu Taurus-Lieferungen.
Während Taurus-Debatte: Merz will Ukraine-Friedenstruppe „im Konsens mit Russland“
Auch Merz äußerte sich am Samstag (28. Dezember) zum Ukraine-Krieg. Der Taurus sei ein „Baustein, um den Frieden in der Ukraine wiederherzustellen“, sagte der CDU-Chef. Er äußerte sich außerdem zu der Idee, deutsche Soldaten in der Ukraine zu stationieren. Für eine deutsche Beteiligung an einer Ukraine-Friedenstruppe verlangte Merz ein völkerrechtliches Mandat - möglichst im Konsens mit Moskau.
„Wenn es zu einem Friedensschluss kommen sollte und wenn die Ukraine für eine Absicherung Garantien braucht, dann kann man darüber nur diskutieren, wenn es ein einwandfreies völkerrechtliches Mandat dafür gibt. Das sehe ich im Augenblick nicht“, sagte der CDU-Chef der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Merz fügte hinzu: „Mein Wunsch wäre, dass es ein solches Mandat dann im Konsens mit Russland gibt und nicht im Konflikt.“
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Scholz würde noch einmal mit Putin telefonieren – aber ohne Illusionen
Der Kanzler warnte nach seinem jüngsten Telefonat mit Wladimir Putin vor überzogenen Erwartungen an Gespräche mit dem Kreml-Chef. Auf die Frage, ob er noch einmal mit Putin sprechen würde, antwortete der SPD-Politiker: „Das würde ich.“ Er ergänzte: „Man darf dabei nur nicht naiv sein oder sich Illusionen machen. Manch einer - oder soll ich sagen eine - läuft ja in Deutschland herum und behauptet, mit ein, zwei Gesprächen sei es getan.“
Der Kanzler zielte dabei anscheinend auf die BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht ab, nannte sie aber nicht beim Namen. Er betonte: „Russland führt einen brutalen und gnadenlosen Angriffskrieg gegen die Ukraine mit Hunderttausenden Toten und Verletzten. Wir müssen alles dafür tun, dass die Ukraine nicht alleingelassen wird und ein souveräner Staat bleibt.“
Scholz betont deutsche Hilfe für die Ukraine – Selenskyj kritisiert den Kanzler für Gespräch mit Putin
Scholz hatte im November nach mehr als zwei Jahren erstmals wieder mit Putin telefoniert und war dafür vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj kritisiert worden. Er sagte jetzt im Interview mit t-online, er habe das Gespräch genutzt, um Putin unmissverständlich deutlich zu machen, dass der Krieg in der Ukraine zu Ende gehen müsse.
„Ich habe ihm klargemacht, dass er nicht darauf hoffen kann, dass unsere Unterstützung der Ukraine nachlässt“, sagte Scholz. 28 Milliarden Euro betrage allein die militärische Hilfe Deutschlands. Nach den USA sei Deutschland weltweit der stärkste Unterstützer der Ukraine. „Mir war es wichtig, dass Putin auch meine Sicht auf seinen Krieg hört.“
Wie sich die Haltung der Kanzlerkandidaten auf die anstehenden Neuwahlen auswirken wird, bleibt noch abzuwarten. In Umfragen zur Bundestagswahl steht die CDU mit etwa 32 Prozent an aller Stelle. Die SPD liegt mit 16 Prozent an dritter Stelle hinter der, in Teilen rechtsextremen, AfD, der im Schnitt 19 Prozent der Befragten ihre Stimme geben wollen. (kb mit dpa)