Schüsse auf Trump-Golfplatz

„Sie wollen ihn töten“ – Attentat auf Trump entflammt Gemüter

  • Nils Thomas Hinsberger
    VonNils Thomas Hinsberger
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Vor der US-Wahl scheint Donald Trump erneut in ein Attentat verstrickt. Vertraute und Gegner verurteilen den Angriff – er zeigt sich ungerührt.

Update, 15.05 Uhr: Auf einer Veranstaltung in Flint, Michigan, hat Ex-Präsident Donald Trump seine Anhängerschaft überrascht. Inmitten einer Kundgebung fand der Kandidat der Republikaner wohlwollende Worte für seine politischen Gegner, namentlich US-Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris. „Ich muss sagen, dass Präsident Biden mich gestern angerufen hat“, sagte Trump und beschrieb das Telefonat als „sehr nettes Gespräch. Ich habe es sehr geschätzt, dass er mich angerufen hat.“ Auch von Kamala Harris habe er „vor einer Weile einen netten Anruf erhalten“, so Trump.

Update vom 18. September, 5.54 Uhr: Donald Trump hat seinen ersten Wahlkampfauftritt seit dem mutmaßlichen Attentatsversuch auf ihn absolviert. Dabei stellte er eine Verbindung her zwischen dem Vorfall und seiner Forderung nach hohen Zöllen auf Autoimporte aus Mexiko und China. „Und dann wundern Sie sich, warum auf mich geschossen wird?“, sagte Trump. „Nur auf wichtige Präsidenten wird geschossen.“

Trump präsentierte sich als Verteidiger der US-Autoindustrie. Sollte er die US-Wahl nicht gewinnen, werde „es keine Arbeitsplätze in der Automobilindustrie“ mehr geben, sagte er. Trump hielt seine Rede gestern in Flint (Michigan), einst ein zentraler Standort der Branche.

Biden spricht nach Anschlagsversuch mit Trump

Update vom 17. September, 5.46 Uhr: US-Präsident Joe Biden hat nach dem mutmaßlich versuchten Attentat auf Donald Trump mit ihm telefoniert. In dem „freundlichen Gespräch“ habe Biden seine Erleichterung zum Ausdruck gebracht, dass Trump in Sicherheit sei, teilte das Weiße Haus mit. Trump habe sich für den Anruf bedankt. Auch Trump selbst äußerte sich positiv über das Gespräch, nachdem er kurz zuvor noch Biden und dessen Stellvertreterin Kamala Harris für den mutmaßlichen Anschlagsversuch mitverantwortlich gemacht hatte.

Donald Trump absolviert seinen ersten Wahlkampfauftritt nach einem versuchten Attentat auf ihn.

Trump-Attentat schlägt hohe Wellen: „Wollen ihn töten“ – Harris und Biden reagieren

Erstmeldung: Washington, D. C. – „Meinem Vater gehen die Leben aus.“ Nach einem vermeintlichen Attentatsversuch auf den Donald Trump zeigt sich sein Sohn Eric Trump gegenüber Fox News Moderator Sean Hannity schockiert – zumal dies der zweite mutmaßliche Mordanschlag auf den Ex-Präsidenten war. Am 13. Juli eröffnete der 20-jährige Thomas Matthew Crooks bei einer Wahlkampfrede des Republikaners zur US-Wahl 2024 in Pennsylvania das Feuer auf Trump. Nun soll es ein Mann auf dem Golfplatz des Präsidentschaftskandidaten erneut auf Trump abgezielt haben.

Versuchtes Trump-Attentat vor US-Wahl 2024: „Linker Freak“ – Familie reagiert auf

Trumps ältester Sohn, Donald Trump Jr., machte auf der Kurznachrichtenplattform X seinem Ärger nach den Schüssen in Verbindung mit seinem Vater Luft. Der Geschäftsführer der Trump-Organisation teilte nach dem versuchten Trump-Attentat vor allem gegen die Berichterstattung über den Ex-Präsidenten aus. Dazu teilte er einen Beitrag eines Journalisten der US-Zeitung The Atlantic, in dem der Anschlagsversuch mit Trumps Falschbehauptungen über haitianischen Immigranten in der Kleinstadt Springfield in Verbindung gebracht wurden. „Kurz nachdem ein linker Freak versucht hat, meinen Vater zu ermorden, hat @davidfrum von @TheAtlantic Folgendes getweetet“, so Trump Jr..

Die Behauptung, dass die Schüsse in der Nähe von Trump etwas mit seinen Aussagen über Immigranten zu tun haben sollen, seien „ohne jeglichen Beweis“. Trump schürte während des TV-Duells mit seiner demokratischen Kontrahentin Kamala Harris das Gerücht, haitianische Immigranten würden die Haustiere von US-Bürgern töten und essen. Eine Behauptung, die für die Menschen in Springfield zunehmend zur Gefahr wird.

Trumps zweiter Sohn Eric Trump teilte ein Schreiben seines Vaters, in dem er versicherte, dass er nach dem vermeintlich erneuten Attentatsversuch auf ihn wohlauf sei. Eric Trump schrieb dazu: „Es sind ernsthafte Änderungen notwendig.“ Worauf genau er damit abzielte, bleibt unklar. Im Gespräch mit Hannity soll er jedoch die Frage danach gestellt haben, wie viele Schusswaffen noch in die Reichweite seines Vaters gelangen sollen. Womöglich ein Angriff auf den US-Geheimdienst Secret Service, der bereits nach dem ersten versuchten Anschlag auf Trump in die Kritik geraten war.

Nach versuchtem nach Trump-Attentat: Unterstützer wettern – „Sie versuchen, ihn zu töten“

Dass die anstehende US-Wahl 2024 etwas mit dem Attentat zu tun hat, scheint für das konservative Lager der US-Politik klar zu sein. „Sie versuchen, ihn zu töten“, schrieb beispielsweise Marjorie Taylor Greene, eine Republikanerin aus dem US-Bundesstaat Georgia, auf X. „Sie werden alles tun, um ihn vom Sieg abzuhalten.“ Wen Greene mit „Sie“ meint, spezifiziert die Q-Anon-Anhängerin nicht. Sie fiel jedoch bereits 2018 auf, als sie einem Kommentar auf Facebook zustimmte, dass ein Amoklauf an einer Schule in Parkland eine „false flag Operation“ der Demokraten gewesen sei.

Auch der Tech-Milliardär und Trump-Unterstützer Elon Musk scheint eine Verschwörung hinter den Angriffen auf Trump zu vermuten. „Und niemand versucht, Biden/Kamala zu ermorden“, schrieb er auf seiner Plattform X. Hinter den Satz setzte er einen nachdenklichen Smiley. Nach kurzer Zeit war der Beitrag nicht mehr abzurufen.

Trumps ehemaliger Rivale und Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, kündigte sogar an, dass der US-Bundesstaat eigene Ermittlungen zu den Schüssen auf Trumps Golfplatz einleiten werde. „Die Menschen verdienen die Wahrheit über den Möchtegern-Attentäter und darüber, wie er bis auf 500 Meter an den ehemaligen Präsidenten und derzeitigen GOP-Kandidaten herankommen konnte“, schrieb er auf X.

Auch der republikanische Abgeordnete Tim Burchett (Tennessee) ging in einem Gespräch mit Fox News darauf ein, wie nahe der Schütze an Trump herangekommen ist. Es sei ihm „einfach schleierhaft“, warum „um alles in der Welt“ sich überhaupt irgendjemand im Umkreis des Golfplatzes habe aufhalten können.

Harris und Biden reagieren nach zweitem Attentatsversuch auf Trump: „Ich bin froh, dass er sicher ist“

Auch die Gegner im US-Wahlkampf haben sich zu den Schüssen geäußert. Vize-Präsidentin und aktuelle Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Kamala Harris, schrieb auf X: „Ich wurde über die Schüsse in der Nähe des ehemaligen Präsidenten Trump und seinem Anwesen in Florida informiert und ich bin froh, dass er in Sicherheit ist.“ Gewalt habe keinen Platz in den USA.

Donald Trump entgeht Attentat auf Golfplatz in Florida – Bilder und Eindrücke

US_Beamte untersuchen Trumps Golfplatz nach einem vermeintlichen Attentatsversuch.
Mehrere US-Beamte, darunter auch Agenten der zentralen Sicherheitsbehörde der USA, dem FBI, untersuchen das Gelände um Trumps Golfplatz in West Palm Beach (Florida). Dort entdeckten Beamte des Geheimdienstes Secret Service einen bewaffneten Mann in einem Gebüsch. Trump spielte zu diesem Zeitpunkt auf eben diesem Golfplatz eine Partie. © JOE RAEDLE/AFP
Polizisten sperren den Zugang zu Trumps Golfplatz ab.
Um den Golfplatz des Ex-Präsidenten sperren Polizeibeamte die Zufahrtsstraßen ab. Währenddessen untersuchen FBI-Beamte den Tatort. © IMAGO/Damon Higgins
Der mutmaßliche Attentäter Ryan Wesley Routh hatte sich auf Trumps Golfplatz versteckt.
Ryan Wesley Routh versteckte sich den US-Behörden zufolge in einem Gebüsch auf Trumps eigenen Golfplatz. Mit dabei: Ein AK-47-Sturmgewehr, ein Zielfernrohr und eine GoPro-Kamera. Ob er das mutmaßliche Attentat auf Trump filmen wollte, ist aktuell nicht bekannt.  © AFPTV / AFP
Beweismittel beim mutmaßlichen Attentatsversuch auf Donald Trump
Die US-Behörden veröffentlichten Bilder der bei dem Verdächtigen gefundenen Gegenstände. Auf dem Bild ist ein AK-47-Sturmgewehr zu sehen. Das Gewehr ist als sogenannte Kriegswaffe auch in einige US-Bundesstaaten verboten. Ausgestattet war es mit einem Zielfernrohr, mit dem er einige hundert Meter von Trump entfernt in einem Gebüsch gesichtet wurde. © CHANDAN KHANNA/AFP
Donald Trump spricht im TV-Duell gegen Harris auch über den Ukraine-Krieg
Ein mögliches Motiv für das geplante Attentat? Trump hatte im TV-Duell mit Kamala Harris keine klare Antwort gegeben, ob er wolle, dass die Ukraine den Kampf gegen Russland gewinnt. Stattdessen habe er nur gemeint, dass er den Ukraine-Krieg schnellstmöglich beenden werde. Routh, der als Freiwilliger im Ukraine-Krieg war, deutete in einem Gespräch mit der New York Times, dass er alle tun werde, um das Land zu unterstützen. Dazu wollte er sogar ehemalige afghanische Soldaten in das Land schleusen. © John Locher/dpa
Versuchtes Trump-Attentat auf seinem Golfplatz in Florida.
Donald Trump bei einer Partie Golf auf seinem eigenen Golfplatz in West Palm Beach. Nur wenige hundert Meter entfernt positionierte sich wohl Ryan Routh mit einem vollautomatischen Gewehr, einem Zielfernrohr und einer GoPro-Kamera. © Allen Eyestone/dpa
Trumps Golfplatz in Florida. Hier versteckte sich ein mutmaßlicher Attentäter in einem Gebüsch.
Unübersichtliches Gelände. Das ist Trumps International Golf Club in West Palm Beach. © Bill Ingram/IMAGO
Ein Mitarbeiter des Secret Service vor dem Anwesen von Trump in Florida.
Donald Trump wird schwer bewacht. Als ehemaliger US-Präsident kümmert sich der Geheimdienst der USA um die Sicherheit des Republikaners. Sein Anwesen Mar-a-Lago in Florida steht unter permanentem Schutz durch den Secret Service. Einige werfen nun die Frage auf, wie es Bewaffneten gelang, bereits zweimal in die Nähe von Trump zu kommen. © GIORGIO VIERA/AFP
Donald Trump Attentat vom 13. Juli in Pennsylvania
Der Vorfall auf Trumps Golfplatz weckt Erinnerungen an das Attentat auf den Ex-Präsidenten am 13. Juli in Pennsylvania. Bei einer Wahlkampfrede schießt ein Mann mit einem Gewehr auf Trump und verletzt ihn am Ohr. Mitarbeiter des Secret Service töteten den Schützen. Bei dem Attentat wurde ein Mann im Publikum tödlich getroffen. Nach den Schüssen entbrannte eine Kontroverse über die Sicherheitsbedingungen von Donald Trump. © Xin Hua/IMAGO
Biden und Harris verurteilen den erneuten Attentatsversuch auf Donald Trump klar.
Die Reaktionen nach dem mutmaßlichen Attentatsversuch auf Donald Trump ließen nicht lange auf sich warten. US-Präsident Joe Biden und seine Vize und aktuelle Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Kamala Harris, betonten beide, dass sie Gewalt in den USA aufs Schärfste verurteilen. Biden fügte in einem Post auf X hinzu: „Ich habe mein Team angewiesen, weiterhin dafür zu sorgen, dass der Secret Service über alle notwendigen Ressourcen, Fähigkeiten und Schutzmaßnahmen verfügt, um die Verteidigung des ehemaligen Präsidenten zu gewährleisten.“ © MICHAEL M. SANTIAGO/AFP
Trump nach Attentatsversuch unbeeindruckt
Trump selbst gibt sich von dem erneuten Attentatsplan gegen ihn recht unbeeindruckt. In einem Post auf Truth Social, der persönlichen Social-Media-Plattform des Republikaners, schrieb er: „Ich möchte mich bei allen für ihre Anteilnahme und ihre guten Wünsche bedanken - es war wirklich ein interessanter Tag!“ © SPENCER PLATT/AFP

US-Präsident Joe Biden verurteilte die Tat ebenfalls. „Eine Person ist in Gewahrsam und ich lobe den Secret Service und seine Partner bei den Strafverfolgungsbehörden für ihre Wachsamkeit und Bemühungen, den ehemaligen Präsidenten und sein Umfeld zu schützen“, so Biden auf X. Auch er betonte, dass er keine Gewalt in den USA dulden werde. „Und ich habe mein Team angewiesen, weiterhin dafür zu sorgen, dass der Secret Service über alle notwendigen Ressourcen, Fähigkeiten und Schutzmaßnahmen verfügt, um die Verteidigung des ehemaligen Präsidenten zu gewährleisten.“

Trump dankt Geheimdienst nach versuchtem Attentat vor US-Wahl: „Ein interessanter Tag“

Trump selbst gibt sich nach den Schüssen gelassen. „Es war durchaus ein interessanter Tag“, schrieb der Republikaner auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social. „Ich möchte dem US-Geheimdienst, Sheriff Ric Bradshaw und seinem Büro mutiger und engagierter Patrioten sowie der gesamten Strafverfolgungsbehörde für die unglaubliche Arbeit auf dem Trump-International [Golfplatz, Anm. d. R.] danken“, so Trump.

In einem Schreiben an die Unterstützer seines Wahlkampfes sprach sich Trump zudem siegessicher aus. „Nichts wird mich bremsen“, heißt es in dem Schreiben. „Ich werde NIEMALS AUFGEBEN!“

Auch Trumps designierter Vize, J. D. Vance, sprach seine Dankbarkeit dafür aus, dass Trump in Sicherheit ist. „Ich habe mit ihm gesprochen, bevor die Nachricht öffentlich gemacht wurde und er war, erstaunlicherweise, bei bester Laune“, schrieb er auf X. „Es gibt noch viel, was wir nicht wissen, aber ich werde meine Kinder heute Abend besonders fest umarmen und ein Gebet der Dankbarkeit sprechen.“

Attentat auf Trump – Verdächtiger nach Schüssen vor US-Wahl 2024 in Gewahrsam

„Präsident Trump ist in Sicherheit, nachdem in seiner Nähe Schüsse gefallen sind“, so ein Sprecher der Polizei nach den erneuten Schüssen auf den Ex-Präsidenten. Bei dem Vorfall habe es zudem keine Verletzten gegeben. Wie The Guardian berichtete, sollen Agenten des Geheimdienstes den Tatverdächtigen in einem Busch mehrere hundert Meter von Trump entfernt gesichtet haben. Der vermeintliche Schütze sei mit einem Sturmgewehr vom Typ AK-47 bewaffnet gewesen. Zudem habe er ein Zielfernrohr und eine GoPro-Kamera bei sich getragen.

Nachdem der Secret Service das Feuer auf den Verdächtigen eröffnet hatte, sei dieser mit einem Auto geflüchtet, berichtete CNN. Kurze Zeit später sollen die Behörden den Mann jedoch gestoppt und in Gewahrsam genommen haben. Bei dem Verdächtigen handele es sich Medienberichten zufolge um den 58-jährigen Ryan Wesley Routh. Er soll sich in sozialen Medien bereits mehrfach negativ über Trump geäußert haben. (nhi)

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