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Selenskyj-Besuch in Berlin: Merz plant wohl Kniff bei Taurus-Frage
VonStephanie Munk
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Merz trifft heute Selenskyj in Berlin, während Putin in der Ukraine 50.000 Soldaten mobilisiert. Die Taurus-Frage könnte der Kanzler über ein Manöver lösen.
Berlin – Friedrich Merz (CDU) ist erst seit kurzer Zeit Kanzler, doch bereits zum dritten Mal trifft er am heutigen Mittwoch den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Berliner Kanzleramt. Dies geschieht inmitten einer angespannten militärischen Lage an der Front in der Ukraine, wo Russland offenbar eine neue Großoffensive plant.
Treffen mit Selenskyj in Berlin: Merz unter Waffen-Druck – Taurus-Frage stellt sich
Der Besuch von Selenskyj in Berlin wird von einer neuen Bedrohung durch Putin überschattet. Die schönen Bilder und Worte, die beim Treffen zwischen Merz und Selenskyj in Berlin heute sicherlich entstehen werden, helfen dem ukrainischen Präsidenten in dieser kritischen Lage wenig. Sein Land benötigt dringend Unterstützung in Form von Waffen, um sich gegen die übermächtige Armee von Wladimir Putin zu verteidigen.
Am Mittwochmorgen warnte der ukrainische Präsident, dass Russland an der Front bei Sumy mehr als 50.000 Soldaten zusammenzieht. Trotz aller Bemühungen um Verhandlungen scheint Putin eine neue Großoffensive zu starten.
Von Taurus bis Leopard – die Waffensysteme der Bundeswehr im Überblick
Der Besuch von Selenskyj in Berlin steht heute unter anderen Vorzeichen als der Besuch von Merz in Kiew, der vier Tage nach seinem Amtsantritt stattfand: Damals herrschte noch die Hoffnung, dass gemeinsam mit US-Präsident Donald Trump ein Waffenstillstand im Ukraine-Krieg möglich sei.
Merz könnte bei Selenskyj-Besuch in Berlin andere Waffen als Taurus auf Lager haben
Merz steht heute beim Treffen mit Selenskyj in Berlin deshalb umso mehr unter Druck bezüglich der Waffenlieferungen. Während der hoffnungsvollen Bemühungen um eine Waffenruhe war die Frage für Merz weniger dringlich. Jetzt jedoch ist sie wieder ein zentrales Thema: Merz wird sich beim Treffen mit Selenskyj der Frage stellen müssen, ob er, wie im Wahlkampf angekündigt, Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine liefern wird. Öffentlich will sich der Kanzler dazu jedoch nicht mehr äußern. Er möchte nicht, dass Putin erfährt, über welche Waffen die Ukraine zur Verteidigung verfügt, so Merz‘ Begründung.
Es wird erwartet, dass Merz Selenskyj aber dennoch nicht mit leeren Händen empfängt, sondern weitere Waffenlieferungen aus Deutschland in Aussicht stellt. Berichten zufolge ist von Mars 2-Systemen die Rede. Bereits 2002 lieferte Olaf Scholz fünf Mars 2-Mehrfachraketenwerfer. Merz könnte nun weitere Zusagen machen und damit etwas Druck aus der Debatte um Waffen nehmen. Auch zusätzliche Iris-Flugabwehrsysteme zur Abwehr russischer Drohnen und Raketen könnte Merz Selenskyj versprechen.
Selenskyj-Besuch in Berlin: Merz plant wohl Kniff bei Taurus-Frage
Merz könnte zudem einen Umweg in Betracht ziehen, um der Ukraine den Zugang zu westlichen Distanzwaffen zu ermöglichen. Nach Informationen der Bild plant die Regierung, eine Millionensumme an ukrainische Rüstungsfirmen zu übergeben, damit diese selbst Marschflugkörper mit einer Reichweite von bis zu 2500 Kilometern entwickeln und bauen können. Dies ist jedoch nur möglich, wenn die ukrainischen Rüstungsunternehmen nicht zuvor von russischen Bomben getroffen werden, die zu den Hauptzielen der Angriffe Russlands im Ukraine-Krieg gehören.
Friedrich Merz (r.) bei seinem ersten Besuch in Kiew nach Kriegsbeginn im Mai 2022. Am 28.5.2025 empfängt er den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj als Kanzler in Berlin.
Am Montag, dem 26. Mai, sorgte Merz international für Aufsehen, als er verkündete, dass die Reichweitenbeschränkungen für Waffen an die Ukraine nun aufgehoben seien. Ukrainische Truppen dürften nun auch militärische Ziele im russischen Hinterland angreifen. Was Merz damit genau meinte, blieb unklar, denn Taurus-Raketen, die solche Reichweiten erzielen könnten, hat Deutschland noch nicht geliefert. Mit Mars 2-Raketenwerfern lassen sich jedenfalls keine russischen Stützpunkte tief in Russland treffen, da sie eine Reichweite von 85 Kilometern haben, während Taurus-Raketen 500 Kilometer erreichen.
Merz-Selenskyj-Treffen in Deutschland - Außenminister Wadephul in USA bei Trump-Minister
Während des Treffens zwischen Merz und Selenskyj in Deutschland befindet sich der deutsche Außenminister Johann Wadephul (CDU) in den USA. In Washington trifft er auf Donald Trumps Außenminister Marco Rubio. Wadephul setzt alles daran, Trump an der Seite der Ukraine und der europäischen Verbündeten zu halten und für eine gemeinsame Strategie im Umgang mit Putin zu werben. „Damit Putin endlich an den Verhandlungstisch kommt, damit Russland endlich in ernsthafte Verhandlungen einsteigt, müssen wir den Druck aufrechterhalten“, erklärte der CDU-Politiker vor seinem Abflug nach Washington.
Die Hoffnung besteht, dass sich Trump oder zumindest der US-Kongress doch noch zu schärferen Sanktionen gegen Russland entschließt. (smu)