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Die Schweizer Neutralität verliert an Sinn – doch „Pazifismus“ und „Woke“-Schelte stärken ein Bollwerk

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Die Weigerung der Schweiz, in der Ukraine Partei zu ergreifen, nützt vor allem Russland. Doch Zweifel an der Neutralität gibt es nur hinter vorgehaltener Hand.

  • Die Schweiz ist traditionell neutral - doch der Ukraine-Krieg lässt Zweifel an dieser Positionierung aufkommen.
  • Streitpunkt ist die untersagte Weiterlieferung von Munition an die Ukraine. In früheren Konflikten nahm es Bern nicht immer so genau.
  • Experten sehen die Bedeutung der Neutralität schwinden. Doch im Land gibt es starke Befürworter - mit sehr unterschiedlichen Beweggründen.
  • Dieser Artikel liegt erstmals in deutscher Sprache vor – zuerst veröffentlicht hatte ihn am 24. März 2023 das Magazin Foreign Policy.

Die Schweiz hat eine Vergangenheit, in der sie mit den Nazis Handel trieb, als Steuerparadies für die korrupten Beamten der Welt diente und in der Weltpolitik eine moralische Vormachtstellung beanspruchte. Das liegt an der Tradition der Neutralität, die bis ins Jahr 1500 zurückreicht und im Haager Abkommen von 1907 festgeschrieben wurde. In internationalen Konflikten hat sie vorzugsweise Luxushotels in hohen Bergen als Schauplatz für Friedensgespräche zur Verfügung gestellt. 

Doch der Einmarsch Russlands in die Ukraine und das anhaltende Beharren der Schweiz darauf, nicht in einen Krieg verwickelt zu werden, der ganz Europa bedroht, hat westliche Länder irritiert, die zuvor die Neutralitätsansprüche akzeptiert hatten. In den westlichen Hauptstädten wächst die Kritik daran, wie leicht es Bern in all den Jahren gehabt hat. 

Schweiz stimmte Russland-Sanktionen zu - doch der Blick wandert auch gen Oligarchen-Geld

Zu Beginn des Ukraine-Krieges im vergangenen Jahr stimmte die Schweiz der Verhängung von Sanktionen gegen Russland zu. Dazu gehörten das Einfrieren von Vermögenswerten russischer Oligarchen, die Sperrung des Luftraums für russische Flugzeuge und die Verhängung eines Reiseverbots für einige Männer aus dem Umfeld des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Das wurde als Wendepunkt in der Schweizer Außenpolitik gefeiert, aber westliche Diplomaten sagen, Bern hätte viel mehr tun müssen. 

Scott Miller, der US-Botschafter in Bern, sagte, die Schweiz könne das Einfrieren von Vermögenswerten russischer Oligarchen ohne weiteres von 8 auf 109 Milliarden USD erhöhen. Er forderte die Schweizerinnen und Schweizer auf, ihre Neutralität zu überdenken. Sie sei kein „statisches Konstrukt“. Die Schweiz könne sich nicht als neutral bezeichnen und zulassen, dass eine der beiden Seiten diese Position ausnutze, fügte Miller hinzu und deutete an, dass Russland genau dies tue.

Doch trotz des Drucks aus dem Westen überdenkt Bern seinen neutralen Status nicht und nimmt auch keine wesentlichen Änderungen vor. Die einzige Gesetzesänderung, die in Betracht gezogen wurde, ist eine Änderung des bestehenden Gesetzes, die es Drittländern ermöglichen würde, Schweizer Waffen und Munition auszuführen. 

Deutschland zürnt der Schweiz: Gepard-Munition für die Ukraine hängt fest

Deutschland, Spanien und Dänemark, die in der Schweiz hergestellte Waffen zur Verstärkung der ukrainischen Verteidigung liefern möchten, wurden bisher durch das Bundesgesetz über Kriegsmaterial daran gehindert. Dieses Gesetz verbietet die Wiederausfuhr in ein Land, das sich in einem bewaffneten Konflikt befindet, ohne dass diese Wiederausfuhr von der Schweizer Regierung genehmigt wurde. Im Januar sagte der deutsche Botschafter in der Schweiz, Michael Flügger, dass Bern andere europäische Staaten effektiv daran hindere, der Ukraine zu helfen. 

Panzer, Drohnen, Luftabwehr: Waffen für die Ukraine

Die Bundeswehr nutzt den Kampfpanzer Leopard in verschiedenen Varianten seit 1979. Bewaffnet mit einer 120-Millimeter-Kanone lassen sich in den jüngeren Modellen von vier Soldaten an Bord Ziele in einer Entfernung bis zu 5000 Metern bekämpfen. Die Ukraine erhält Panzer des Typs Leopard 2 A6. Das 62,5 Tonnen-Gefährt war bei seiner Einführung im Jahr 2001 als verbesserte Variante des A5 etwa mit neuer Hauptwaffe versehen worden. Das Modell A6M verfügt zudem über einen erhöhten Minenschutz.
Die Bundeswehr nutzt den Kampfpanzer Leopard in verschiedenen Varianten seit 1979. Bewaffnet mit einer 120-Millimeter-Kanone lassen sich in den jüngeren Modellen von vier Soldaten an Bord Ziele in einer Entfernung bis zu 5000 Metern bekämpfen. Die Ukraine erhält Panzer des Typs Leopard 2 A6. Das 62,5 Tonnen-Gefährt war bei seiner Einführung im Jahr 2001 als verbesserte Variante des A5 etwa mit neuer Hauptwaffe versehen worden. Das Modell A6M verfügt zudem über einen erhöhten Minenschutz. © Philipp Schulze/dpa
Der US-Kampfpanzer M1 Abrams gleicht dem Leopard 2 in weiten Teilen. Den M1 Abrams gibt es seit 1980 in mittlerweile drei Hauptvarianten. Seit dem Modell M1A1 ist eine 120-Millimeter-Kanone an Bord. Die vier Insassen werden von einer Stahl-Panzerung vor Angriffen geschützt. Mit 1500 PS kommt der je nach Modell bis zu 74 Tonnen schwere Abrams auf eine Höchstgeschwindigkeit von knapp 68 Kilometern pro Stunde. Anders als der Leopard 2 wird der M1 Abrams über eine Gasturbine mit Kerosin angetrieben.
Der US-Kampfpanzer M1 Abrams gleicht dem Leopard 2 in weiten Teilen. Den M1 Abrams gibt es seit 1980 in mittlerweile drei Hauptvarianten. Seit dem Modell M1A1 ist eine 120-Millimeter-Kanone an Bord. Die vier Insassen werden von einer Stahl-Panzerung vor Angriffen geschützt. Mit 1500 PS kommt der je nach Modell bis zu 74 Tonnen schwere Abrams auf eine Höchstgeschwindigkeit von knapp 68 Kilometern pro Stunde. Anders als der Leopard 2 wird der M1 Abrams über eine Gasturbine mit Kerosin angetrieben. © JONATHAN NACKSTRAND/afp
Die Hauptwaffe der US-amerikanischen Bradley-Schützenpanzer besteht aus einer 25-Millimeter-Maschinenkanone M242 Bushmaster, die zwischen 100 und 200 Schuss pro Minute verschießen kann. Zudem sind die gepanzerten Kettenfahrzeuge, die nach General Omar N. Bardley benannt sind, mit Maschinengewehren des Typs M240 sowie panzerbrechende Raketen ausgestattet. Die Besatzung umfasst bis zu zehn Soldaten: Fahrer, Kommandant, Richtschütze sowie bis zu sieben Soldaten als Infanterietrupp. Der Panzer wurde dafür konzipiert, im Verbund mit Panzerartillerie und Kampfhelikoptern zu operieren.
Die Hauptwaffe der US-amerikanischen Bradley-Schützenpanzer besteht aus einer 25-Millimeter-Maschinenkanone M242 Bushmaster, die zwischen 100 und 200 Schuss pro Minute verschießen kann. Zudem sind die gepanzerten Kettenfahrzeuge, die nach General Omar N. Bradley benannt sind, mit Maschinengewehren des Typs M240 sowie panzerbrechenden Raketen ausgestattet. Die Besatzung umfasst bis zu zehn Soldaten: Fahrer, Kommandant, Richtschütze sowie bis zu sieben Soldaten als Infanterietrupp. Der Panzer wurde dafür konzipiert, im Verbund mit Panzerartillerie und Kampfhelikoptern zu operieren. © U.S. Army/dpa
Beim AMX-10 RC aus Frankreich handelt es sich um einen amphibischen Spähpanzer. Der Panzer wird aufgrund seiner schwereren Panzerung und Bewaffnung hauptsächlich bei der Aufklärung eingesetzt. Ausgestattet ist er mit einer 105-Millimeter-Kanone, wodurch er auch als Panzerjäger verwendet werden kann. Die Besatzung besteht aus mindestens vier Soldaten. Bei einer Gefechtsmasse von 14,2 Tonnen ist der Panzer mit 85 km/h extrem mobil.
Beim AMX-10 RC aus Frankreich handelt es sich um einen amphibischen Spähpanzer. Der Panzer wird aufgrund seiner schwereren Panzerung und Bewaffnung hauptsächlich bei der Aufklärung eingesetzt. Ausgestattet ist er mit einer 105-Millimeter-Kanone, wodurch er auch als Panzerjäger verwendet werden kann. Die Besatzung besteht aus mindestens vier Soldaten. Bei einer Gefechtsmasse von 14,2 Tonnen ist der Panzer mit 85 km/h extrem mobil. © Björn Trotzki/Imago
Aus Großbritannien stammt der Kampfpanzer vom Typ Challenger 2. Dabei handelt es sich um einen der modernsten Panzer weltweit. Im Gegensatz zu den meisten anderen modernen Kampfpanzern ist der Challenger 2 mit einer 120-Millimeter-Kanone mit gezogenem Lauf ausgerüstet. Auch auf lange Entfernung sind zuverlässige Treffer zu erwarten. So soll ein Challenger 2 im Golfkrieg von 1991 einen irakischen Panzer auf fast fünf Kilometer Entfernung ausgeschaltet haben. Die Chobham-Panzerung sorgt für einen enorm guten Schutz. Als Nachteile gelten das hohe Gewicht, die komplizierte Logistik und die eingeschränkte Mobilität.
Aus Großbritannien stammt der Kampfpanzer vom Typ Challenger 2. Dabei handelt es sich um einen der modernsten Panzer weltweit. Im Gegensatz zu den meisten anderen modernen Kampfpanzern ist der Challenger 2 mit einer 120-Millimeter-Kanone mit gezogenem Lauf ausgerüstet. Auch auf lange Entfernung sind zuverlässige Treffer zu erwarten. So soll ein Challenger 2 im Golfkrieg von 1991 einen irakischen Panzer auf fast fünf Kilometer Entfernung ausgeschaltet haben. Die Chobham-Panzerung sorgt für einen enorm guten Schutz. Als Nachteile gelten das hohe Gewicht, die komplizierte Logistik und die eingeschränkte Mobilität. © Spc. Nicko Bryant Jr./Imago
Der Marder hat schon mehr als 50 Jahre auf dem Buckel, ist aber noch immer bei der Bundeswehr im Einsatz. Gebaut wurde der Marder mitten im Kalten Krieg. Er dient den Panzergrenadieren als Gefechtsfahrzeug und Führungspanzer. Durch seine Geschwindigkeit sollen die Infanteristen den Kampfpanzern folgen können. Mit 600 PS bei 35 Tonnen ist er gut motorisiert. Bewaffnet ist der Marder mit einer 20-Millimeter-Kanone. Die Besatzung besteht aus Kommandant, Richtschütze, Fahrer und sechs Grenadieren.
Der Marder hat schon mehr als 50 Jahre auf dem Buckel, ist aber noch immer bei der Bundeswehr im Einsatz. Gebaut wurde er mitten im Kalten Krieg. Der Marder dient den Panzergrenadieren als Gefechtsfahrzeug und Führungspanzer. Durch seine Geschwindigkeit sollen die Infanteristen den Kampfpanzern folgen können. Mit 600 PS bei 35 Tonnen ist er gut motorisiert. Bewaffnet ist der Marder mit einer 20-Millimeter-Kanone. Die Besatzung besteht aus Kommandant, Richtschütze, Fahrer und sechs Grenadieren. © Philipp Schulze/dpa
Die NLAW ist eine Panzerabwehrlenkwaffe aus schwedischer Produktion. Sie dient zur Bekämpfung von gepanzerten Fahrzeugen sowie Gebäuden. Sie kann von einem einzelnen Menschen transportiert und eingesetzt werden. Der Start mit der geschulterten Waffe kann liegend, kniend oder stehend erfolgen. Ihre Reichweite liegt bei bis zu 600 Metern. Verfehlt die Rakete das Ziel, so zerstört sie sich nach einer Flugzeit von 5,6 Sekunden selbst. Die NLAW ist ein Wegwerfartikel und kann nur einmal abgefeuert werden.
Die NLAW ist eine Panzerabwehrlenkwaffe aus schwedischer Produktion. Sie dient zur Bekämpfung von gepanzerten Fahrzeugen sowie Gebäuden. Sie kann von einem einzelnen Menschen transportiert und eingesetzt werden. Der Start mit der geschulterten Waffe kann liegend, kniend oder stehend erfolgen. Ihre Reichweite liegt bei bis zu 600 Metern. Verfehlt die Rakete das Ziel, so zerstört sie sich nach einer Flugzeit von 5,6 Sekunden selbst. Die NLAW ist ein Wegwerfartikel und kann nur einmal abgefeuert werden. © Sergei Supinsky/afp
Das Patriot-System dient zur Abwehr von Flugzeugen, Marschflugkörpern, Drohnen und Raketen kürzerer Reichweite. Es besteht aus mehreren Komponenten: Das Bodenradar erkennt Flugobjekte, der Leitstand berechnet deren Flugbahn, programmiert die eigenen Raketen und koordiniert deren Abschuss, das Startgerät verfügt über bis zu acht Raketenwerfer, der erforderliche Strom kommt von einem Fahrzeug mit Generatoren. Das Patriot-System kann gleichzeitig bis zu 50 Ziele beobachten und fünf bekämpfen. Die maximale Kampfentfernung liegt bei etwa 68 Kilometern. Die Entwicklung des Boden-Luft-Lenkwaffensystems reicht in die späten 1960er-Jahre zurück, eingeführt wurde es in den frühen 1980er-Jahren, seitdem wurde es immer wieder modernisiert.
Das Patriot-System dient zur Abwehr von Flugzeugen, Marschflugkörpern, Drohnen und Raketen kürzerer Reichweite. Es besteht aus mehreren Komponenten: Das Bodenradar erkennt Flugobjekte, der Leitstand berechnet deren Flugbahn, programmiert die eigenen Raketen und koordiniert deren Abschuss, das Startgerät verfügt über bis zu acht Raketenwerfer, der erforderliche Strom kommt von einem Fahrzeug mit Generatoren. Das Patriot-System kann gleichzeitig bis zu 50 Ziele beobachten und fünf bekämpfen. Die maximale Kampfentfernung liegt bei etwa 68 Kilometern.  © Kevin Schrief/dpa
Beim Multiple Launch Rocket System (MLRS) handelt es sich um ein Mehrfachraketenwerfer-Artilleriesystem auf Kettenfahrgestell. Die Typenbezeichnung des US-amerikanischen Militärs lautet M270. Bei der Bundeswehr wird es unter dem Namen MARS (Mittleres Artillerieraketensystem) geführt. Das System trägt zwölf Raketen, die Ziele in bis zu 40 Kilometer Entfernung treffen.
Beim Multiple Launch Rocket System (MLRS) handelt es sich um ein Mehrfachraketenwerfer-Artilleriesystem auf Kettenfahrgestell. Die Typenbezeichnung des US-amerikanischen Militärs lautet M270. Bei der Bundeswehr wird es unter dem Namen MARS (Mittleres Artillerieraketensystem) geführt. Das System trägt zwölf Raketen, die Ziele in bis zu 40 Kilometer Entfernung treffen. © Jeon Heon-Kyun/dpa
Die türkische Kampf- und Aufklärungsdrohne Bayraktar TB2 ist seit 2016 im Einsatz. Der Name geht auf ihren Erfinder Selçuk Bayraktar zurück, den Schwiegersohn des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Die Drohne erreicht eine Flughöhe von 7300 Metern. Sie ist 6,5 Meter lang, besitzt eine Spannweite von zwölf Metern und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 222 Kilometern pro Stunde. Beim ukrainischen Angriff auf das russische Flaggschiff „Moskwa“ soll die Drohne einen Angriff vorgetäuscht haben, bevor zwei Neptun-Raketen das Schiff trafen.
Die türkische Kampf- und Aufklärungsdrohne Bayraktar TB2 ist seit 2016 im Einsatz. Der Name geht auf ihren Erfinder Selçuk Bayraktar zurück, den Schwiegersohn des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Die Drohne erreicht eine Flughöhe von 7300 Metern. Sie ist 6,5 Meter lang, besitzt eine Spannweite von zwölf Metern und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 222 Kilometern pro Stunde. Beim ukrainischen Angriff auf das russische Flaggschiff „Moskwa“ soll die Drohne einen Angriff vorgetäuscht haben, bevor zwei Neptun-Raketen das Schiff trafen. © Birol Bebek/afp
Im Ukraine-Krieg kommen auch zahlreiche unbemannte Kamikaze-Drohnen zum Einsatz. Die Switchblade 300 ist zusammengeklappt so handlich, dass sie in jeden Rucksack passt. Sie wird mithilfe von Druckluft aus einem Rohr abgeschossen und verfügt über vier schwenkbare Flügel, die im Flug wie Springmesser herausspringen. Sie hat eine Reichweite von knapp zehn Kilometern und kann einige Zeit über ihrem Einsatzgebiet verweilen, ehe sie im Sturzflug angreift. Der Gefechtskopf der Switchblade 300 hat eine Sprengladung, die einer 40-Millimeter-Granate entspricht.
Im Ukraine-Krieg kommen auch zahlreiche unbemannte Kamikaze-Drohnen zum Einsatz. Die Switchblade 300 ist zusammengeklappt so handlich, dass sie in jeden Rucksack passt. Sie wird mithilfe von Druckluft aus einem Rohr abgeschossen und verfügt über vier schwenkbare Flügel, die im Flug wie Springmesser herauskatapultiert werden. Sie hat eine Reichweite von knapp zehn Kilometern und kann einige Zeit über ihrem Einsatzgebiet verweilen, ehe sie im Sturzflug angreift. Der Gefechtskopf der Switchblade 300 hat eine Sprengladung, die einer 40-Millimeter-Granate entspricht.  © Lcpl. Tyler Forti/Imago
Das norwegische Luftabwehrsystem NASAMS wurde entwickelt, um Flugzeuge, Hubschrauber, Marschflugkörper und unbemannte Luftfahrzeuge zu identifizieren, anzugreifen und zu zerstören. Es ist in der Lage, 72 Ziele gleichzeitig zu treffen. Ihre weitreichendsten Raketen können Ziele bis maximal 50 Kilometer abschießen. Eine Batterie besteht aus zwölf Raketenwerfern, acht Radar-Stationen, einer Feuerleitzentrale, einem Kamera- und einem Kontroll-Fahrzeug. Seit 2005 schützt das System die US-Hauptstadt Washington, D.C.
Das norwegische Luftabwehrsystem NASAMS wurde entwickelt, um Flugzeuge, Hubschrauber, Marschflugkörper und unbemannte Luftfahrzeuge zu identifizieren, anzugreifen und zu zerstören. Es ist in der Lage, 72 Ziele gleichzeitig zu treffen. Ihre weitreichendsten Raketen können Ziele bis maximal 50 Kilometer abschießen. Eine Batterie besteht aus zwölf Raketenwerfern, acht Radar-Stationen, einer Feuerleitzentrale, einem Kamera- und einem Kontroll-Fahrzeug. Seit 2005 schützt das System die US-Hauptstadt Washington, D.C. © Robin Van Lonkhuijsen/dpa
Die Ukraine kann im krieg gegen Russland auch auf Bushmaster-Panzerfahrzeuge aus australischer Produktion zurückgreifen. Sie sind dank ihrer gepanzerten Stahlplatten explosionssicher und für alle Umgebungen geeignet. Auch eine Reifenpanne hindert den Bushmaster nicht an der Weiterfahrt. Das Fahrzeug bietet Platz für insgesamt zehn Soldaten einschließlich ihrer Waffen und Ausrüstung. Übliche Bordwaffen sind 5,56-Millimeter- und 7,62-Millimeter-Maschinengewehre.
Die Ukraine kann im Krieg gegen Russland auch auf Bushmaster-Panzerfahrzeuge aus australischer Produktion zurückgreifen. Sie sind dank ihrer gepanzerten Stahlplatten explosionssicher und für alle Umgebungen geeignet. Auch eine Reifenpanne hindert den Bushmaster nicht an der Weiterfahrt. Das Fahrzeug bietet Platz für zehn Soldaten einschließlich ihrer Waffen und Ausrüstung. Übliche Bordwaffen sind 5,56-Millimeter- und 7,62-Millimeter-Maschinengewehre. © Russell Freeman/Imago
Die Geschichte des M113 ist schon mehr als 60 Jahre alt. Das auch gerne als „Battle Taxi“ bezeichnete Militärfahrzeug war der erste moderne Truppentransportpanzer. Die Möglichkeit, in einem leichten, schnellen, schwimmfähigen und per Flugzeug transportablen gepanzerten Fahrzeug elf Infanteristen durch ein Kampfgebiet zu befördern, kam einer Revolution gleich. Seit der Markteinführung 1960 wurden mehr als 80.000 Fahrzeuge herstellt. In der Standardausführung verfügt der M113 über ein 12,7-Millimeter-Maschinengewehr als Hauptwaffe.
Die Geschichte des M113 ist schon mehr als 60 Jahre alt. Das auch gerne als „Battle Taxi“ bezeichnete Militärfahrzeug war der erste moderne Truppentransportpanzer. Die Möglichkeit, in einem leichten, schnellen, schwimmfähigen und per Flugzeug transportablen gepanzerten Fahrzeug elf Infanteristen durch ein Kampfgebiet zu befördern, kam einer Revolution gleich. Seit der Markteinführung 1960 wurden mehr als 80.000 Fahrzeuge herstellt. In der Standardausführung verfügt der M113 über ein 12,7-Millimeter-Maschinengewehr als Hauptwaffe. © Björn Trotzki/Imago
Der PT-91 Twardy („Der Harte“) ist eine modernisierte Version des Panzers T-72 aus der Sowjetzeit. Der PT-91 ist seinem Vorbild äußerlich nach wie vor sehr ähnlich, besitzt jedoch gegenüber dem Original einige Verbesserungen. Dazu gehören eine im Vergleich zum Basismodell deutlich präzisere Feuerleitanlage, ein Laserwarnsystem, eine Wärmebildkamera und eine Reaktivpanzerung.
Der polnische PT-91 Twardy („Der Harte“) ist eine modernisierte Version des Panzers T-72 aus der Sowjetzeit. Der PT-91 ist seinem Vorbild äußerlich nach wie vor sehr ähnlich, besitzt jedoch gegenüber dem Original einige Verbesserungen. Dazu gehören eine im Vergleich zum Basismodell deutlich präzisere Feuerleitanlage, ein Laserwarnsystem, eine Wärmebildkamera und eine Reaktivpanzerung.  © Imago
Der Gepard ist ein Flugabwehrpanzer, der Teil der Heeresflugabwehr der Bundeswehr war, bis er 2010 außer Dienst gestellt wurde. In der Zwischenzeit wird er nur noch von anderen Armeen verwendet, so auch von der Ukraine. Der Gepard wurde in erster Linie entwickelt, um die Panzer- und Panzergrenadiertruppe vor angreifenden Flugzeugen und Hubschraubern im niedrigen Höhenbereich zu schützen. In der Ukraine ist vor allem der Suchradar von Vorteil, mit dem feindliche Drohnen schnell erkannt angegriffen werden können. Der Gepard verfügt über 35-Millimeter-Maschinenkanonen.
Der Gepard ist ein Flugabwehrpanzer, der Teil der Heeresflugabwehr der Bundeswehr war, bis er 2010 außer Dienst gestellt wurde. In der Zwischenzeit wird er nur noch von anderen Armeen verwendet, so auch von der Ukraine. Der Gepard wurde in erster Linie entwickelt, um die Panzer- und Panzergrenadiertruppe vor angreifenden Flugzeugen und Hubschraubern im niedrigen Höhenbereich zu schützen. In der Ukraine ist vor allem der Suchradar von Vorteil, mit dem feindliche Drohnen schnell erkannt und angegriffen werden können. Der Gepard verfügt über 35-Millimeter-Maschinenkanonen.  © Michael Mandt/afp
Italienische Panzerhaubitzen M109L werden über Udine und Österreich in die Ukraine geliefert.
Ende April 2023 lieferte Italien klammheimlich über die nordöstliche Region Friaul-Julisch Venetien und Österreich 30 schwere Panzerhaubitzen M109L in die Ukraine. Das Foto vom Transport ist am Bahnhof Udine entstanden. Laut italienischer Tageszeitung „La Repubblica“ erhält Kiew vom Nato-Mitglied insgesamt 60 Stück der Standard-Haubitze des Verteidigungsbündnisses. Die M109L zeichnet vor allem ihre schwere 155mm-Kanone aus. © Twitter@Topolin28714725
Ein gepanzerter MaxxPro-Truppentransporter der US-Streitkräfte. (Symbolfoto)
Zu Beginn ihrer Gegenoffensive hatten die ukrainischen Streitkräfte mit Hilfe der Vereinigten Staaten laut „Magazin für Europäische Sicherheit & Technik“ einen Bestand von 580 sogenannter MRAPs (Mine Resistant Ambush Protected Vehicle) aufgebaut. Dabei handelt es sich um Truppentransporter mit hohem Minenschutz. Etliche davon gingen im Frühsommer 2023 verloren, vor allem gepanzerte MaxxPro (Beispiel-Foto), was Videos brennender Exemplare bei Twitter beweisen sollten.  © IMAGO / ZUMA Wire
Ein Radpanzer Stryker der US-Streitkräfte.
Die USA haben der Ukraine im Verlauf des ersten Halbjahres 2023 bis zu 90 Radpanzer vom Typ Stryker geliefert. Der hochmobile Schützenpanzer mit einer Länge von knapp sieben Metern und einer Breite von 2,72 Metern soll Truppenverlegungen binnen kurzer Zeit ermöglichen, weil er mit bis zu 100 km/h deutlich schneller ist als viele Kettenpanzer. Mit bis zu 39 Millimetern Außenhülle ist er jedoch vergleichsweise schwach gepanzert. © IMAGO / ABACAPRESS
Ukrainische Soldaten werden an schwedischen Schützenpanzern CV 90 ausgebildet.
Das Combat Vehicle 90 (CV 90) gilt als einer der modernsten Schützenpanzer der Welt. Entwickelt wurde der Panzer in den 1990er Jahren vom britischen Rüstungskonzerns BAE Systems AB für die Streitkräfte Schwedens. Das skandinavische Land stellte der Ukraine im Frühjahr 2023 nach und nach 50 der Schützenpanzer bereit, die die 40-mm-Ma­schi­nen­ka­no­ne 40/70B auszeichnet. Bis zu acht Infanterie-Soldaten können mit dem CV 90 mitten in die Schlacht gefahren werden. © IMAGO / TT
Aus Frankreich soll die Ukraine bereits im März 2025 drei Modelle des Kampfjets „Mirage 2000“ erhalten
Aus Frankreich soll die Ukraine bereits im März 2025 drei Modelle des Kampfjets „Mirage 2000“ erhalten. Bei den Maschinen soll es sich laut Medienberichten um Modelle der Variante „Mirage 2000-5“ handeln. Eine offizielle Bestätigung der Lieferung steht noch aus. Frankreich verfügt selbst über 26 modernisierte Kampfjets des Typs „Mirage 2000-5“. © KHALED DESOUKI/AFP
Ein Leopard-1-A5 der belgischen Armee, der in Deutschland produziert wurde. (Archivfoto)
Der Leopard 1A5 ist eine kampfwertgesteigerte Variante des „Leos“ 1 aus deutscher Produktion und Vorgänger des Leopard-2-Kampfpanzers der Bundeswehr. Zwischen 1986 und 1992 wurde im A5 eine neue Feuerleitanlage sowie erstmals ein Laserentfernungsmesser eingebaut. Anfang 2023 hatte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) der Ukraine 178 Exemplare in Aussicht gestellt. Beim Nato-Gipfel im Juli erfüllte Deutschland die zwischenzeitlich genannte Zielgröße von 25 gelieferten Leopard-1-A5 im Sommer 2023. © IMAGO / StockTrek Images
Die F-16 wurde in den 1970er Jahren als wendiger, vergleichsweise kostengünstiger und vielfältig einsetzbarer Kampfjet.
Die F-16 wurde in den 1970er Jahren als wendiger, vergleichsweise kostengünstiger und vielfältig einsetzbarer Kampfjet entwickelt. Sie trägt den offiziellen Spitznamen „Fighting Falcon“ (Kämpfender Falke), ist aber auch als „Viper“ bekannt. Der einstrahlige Kampfjet ist mit einer 20-Millimeter-Kanone mit mehreren Läufen bewaffnet und kann mit Luft-Luft-Raketen und Bomben ausgestattet werden. Nach Angaben der US-Luftwaffe erreicht die F-16 Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 2400 Kilometern pro Stunde und kann mehr als 860 Kilometer entfernt liegende Ziele anfliegen, ihre Raketen abfeuern und zum Startpunkt zurückkehren.  © PETRAS MALUKAS/afp
Die USA haben Atacms-Raketen an die Ukraine geliefert.
Die USA haben Atacms-Raketen an die Ukraine geliefert. Nach Abschuss vom Boden fliegen sie eine ballistische Kurve und sollen wieder am Boden detonieren. Obwohl sie als schwer abzufangen gelten, sind sie im Vergleich zu Marschflugkörpern nicht annähernd so präzise. Das liegt vor allem an der Geschwindigkeit. In der Spitze erreichen sie mehr als dreifache Schallgeschwindigkeit (Mach 3). Dieses hohe Tempo von rund 3700 km/h macht es auch deutlich schwerer, die Rakete zu kontrollieren. Bisher haben die USA Atacms mit einer gedrosselten Reichweite von 165 Kilometern geliefert. Die Ukraine wünscht sich aber Atacms mit einer Reichweite von 300 Kilometern. © U.S. Army/Imago
Kampfflugzeug des Typs „Gripen“ aus Schweden
Eigentlich sollte die Ukraine bereits im März 2024 die erste Lieferung von Kampfflugzeugen des Typs „Gripen“ aus Schweden erhalten. Bislang sind aber keine Modelle des von der Firma Saab hergestellten Kampfjets im Kampf gegen Russland. Das wiederum liegt an der Lieferung der F16-Kampfjets an die Ukraine. Um die Luftwaffe des Landes und ihre Piloten nicht zu überfordern, wurde die Lieferung und Ausbildung des Personals an den schwedischen Flugzeugen zunächst ausgesetzt. Geplant sind die Lieferungen nun für 2025. © Sandor Ujvari/dpa

Er bezeichnete die Position der Schweiz als „unverständlich“. Das deutsche Verteidigungsministerium hat sich an die Schweiz gewandt und um mehr als 12.000 Stück 35-Millimeter-Munition aus Schweizer Produktion für Gepard-Luftabwehrpanzer gebeten, die die Ukraine zum Schutz ihrer Städte vor russischen Drohnenangriffen benötigt. Ein deutsches Unternehmen hat inzwischen damit begonnen, die Munition selbst herzustellen, aber deutsche Diplomaten machen ihrem Unmut Luft. 

Anfang dieses Monats diskutierte das Schweizer Parlament einen ersten Vorschlag, der die Wiederausfuhr in die Ukraine erlaubt hätte, wenn es sich bei den Lieferanten um gleichgesinnte Länder handelt. Er wurde jedoch von einer Mehrheit abgelehnt. Die Abstimmung zeigt, wie stark die Neutralität der Schweiz verankert ist, auch wenn sie auf Kosten eines um seine Unabhängigkeit kämpfenden Landes geht. 

Kommt die Neutralität an ihre Grenzen? „Schweiz wird sie nicht grundsätzlich überdenken“

„Die Schweiz wird ihre Neutralität nicht grundsätzlich überdenken, denn sie hängt nicht von der Art des Konflikts ab, nicht davon, ob jemand auf der richtigen oder der falschen Seite steht“, sagte Laurent Goetschel, Direktor des Schweizerischen Friedensforschungsinstituts und Professor für Politikwissenschaft an der Universität Basel. Die verschiedenen politischen Parteien der Schweiz hätten unterschiedliche Gründe, den neutralen Status zu schützen, erklärte er am Telefon Foreign Policy. „Die Populisten in der Schweiz wollen an einer orthodoxen Auslegung der Neutralität festhalten, weil dies den Interessen des Landes besser entspricht“, erklärt er.„Viele der Linken und der Grünen wiederum sind Pazifisten.“

Bei den Rechten könnte sich allerdings hinter der Unterstützung der Neutralität eine aktive Sympathie für Putin verbergen. In seiner jüngsten Rede zum ersten Jahrestag der Invasion in der Ukraine beschuldigte Putin den Westen, die Institution der Familie sowie die „kulturelle und nationale Identität“ zu zerstören, indem er „Priester zwingt, gleichgeschlechtliche Ehen zu segnen“ und die Idee eines geschlechtsneutralen Gottes in Erwägung zieht. Die Äußerungen waren maßgeschneidert, um rechtsextreme Politiker in ganz Europa zu ködern, die gegen progressive Werte sind. 

Dazu gehören auch die Führer der populistischen Schweizerischen Volkspartei (SVP), der größten Partei im Schweizer Parlament. Sie fordern eine strenge Auslegung der Schweizer Neutralität im Ukraine-Krieg und sind maßgeblich daran beteiligt, die Lieferung von Waffen aus Schweizer Produktion an die Ukraine zu blockieren. „Man kann nicht ein bisschen neutral sein“, sagte Yves Nidegger, SVP-Mitglied und Mitglied der Aussenpolitischen Kommission der Schweiz. In sozialen Fragen scheint er mit dem russischen Präsidenten auf einer Linie zu liegen. Kürzlich postete er auf Facebook die Parodie eines Pink-Floyd-Songs und erklärte: „Wir brauchen keine ‚woke‘ Bildung“.

Schweiz und der Ukraine-Krieg: Rechte SVP sieht Putin als Verbündeten im Kampf gegen „Woke-Kultur“

Roger Köppel, ebenfalls SVP-Mitglied und Chefredakteur der rechtsextremen politischen Wochenzeitung Weltwoche, wird in den hiesigen Medien als Putin-Sympathisant und Russlandfreund bezeichnet. Er glaubt, dass der russische Präsident verunglimpft wird, weil er „für Männlichkeit steht“ und prophezeit, dass Putin der Schock sein könnte, den der Westen braucht, um wieder zur Vernunft zu kommen.

Das Schweizer Bankgeheimnis ist ihm heilig: Der Journalist und Verleger Roger Köppel.

Solche Äußerungen zeigen, dass die SVP in Putin einen Verbündeten sehen könnte, wenn es darum geht, ihre gesellschaftlichen Werte zu propagieren. Goetschel sagte, dass sich einige Führer der extremen Rechten mit Putin identifizieren, „weil er eine ähnliche Haltung gegenüber LGBTQ und der Woke-Kultur einnimmt“. Wie andere populistische Parteien in Europa ist auch die SVP der Ansicht, dass Russland ein Gegengewicht zu Washington bildet.

In Zusammenarbeit mit Pro Schweiz hat die SVP eine Initiative zur Wahrung der schweizerischen Neutralität lanciert, die per Volksentscheid eine strenge Definition der Neutralität in der Schweizer Verfassung verankern will. Im Falle einer Verabschiedung würde der Schweiz der Beitritt zu einem Verteidigungsbündnis wie der NATO untersagt, es sei denn, das Land wird direkt angegriffen. Wenn 50.000 Unterschriften gesammelt werden, muss darüber abgestimmt werden, sagte Fabian Molina, ein Schweizer Politiker der linksgerichteten Sozialdemokratischen Partei. „Die SVP will die Schweizer Neutralität verteidigen, um die Wirtschaftsaußenpolitik der Schweiz zu verteidigen. Die Schweizer sind in den letzten hundert Jahren sehr reich geworden, weil sie zu nichts Stellung nehmen mussten, sondern eine Offshore-Plattform für manchmal fragwürdige Geschäfte waren. Wir haben zwei Weltkriege überlebt und vom Handel mit den Nazis profitiert“, fügte er hinzu. 

Schweizer Präsident warnte vor „Kriegsbegeisterung“: „Pazifismus Teil der DNA“

Während Molina erklärte, seine Partei unterstütze die Wiederausfuhr von Schweizer Waffen, sagte Alain Berset, der Schweizer Bundespräsident, der derselben Fraktion angehört, dies sei im derzeitigen Rechtsrahmen nicht möglich. Er warnte vor „Kriegsbegeisterung“ und sagte, Schweizer Waffen dürften nicht in einem Krieg eingesetzt werden. „Pazifismus hat im Moment einen schlechten Ruf, aber Krieg ist nicht Teil der Schweizer DNA“, betonte er in einem Interview. 

Der Kreml ist jedoch der Nutznießer der pazifistischen Ideologie in Europa. Obwohl Berset seine Bemerkung über die Kriegsbegeisterung zurückzog, griff der russische Botschafter in der Schweiz diese schnell auf und nutzte die Gelegenheit, die Vereinigten Staaten erneut als „Hegemon“ zu bezeichnen, der sich weigert, eine multipolare Welt zu akzeptieren. Antiamerikanismus und Whataboutismus sind sowohl bei Populisten als auch bei Pazifisten in Europa beliebt, und die Menschen misstrauen den Absichten der USA immer noch, weil diese in den Irak einmarschiert sind. Der Krieg Russlands in der Ukraine hat jedoch nichts mit dem Irak zu tun und wurde von den Vereinten Nationen mit überwältigender Mehrheit verurteilt. 

Mindestens vier oder fünf weitere Rechtsvorschläge sind anhängig, darunter eine sogenannte Lex Ukraine, die eine einmalige Übergabe von Material an Kiew ermöglichen würde. Ein Antrag, der von einigen Schweizer Politikern eingebracht wurde, besagt, dass die Schweizer Regierung die Reexportklausel aufheben könnte, wenn Waffen in einen Konflikt geliefert werden, der von zwei Dritteln der UN-Generalversammlung als völkerrechtswidrig verurteilt wird. 

Bei Russland wird es politisch: Schweiz drückte bisweilen ein (Rüstungs-)Auge zu

Ein Regierungsbeamter sagte Foreign Policy unter der Bedingung der Anonymität, dass es rechtlich möglich sein sollte, „die Neutralität aufrechtzuerhalten und dennoch Drittländer mit Schweizer Waffen beliefern zu lassen“. Mindestens zwei Beobachter der Schweizer Rüstungsindustrie, ein Regierungsbeamter und ein in der Schweiz ansässiger Militärexperte aus einem europäischen Land, erklärten, dass die Schweiz bei Kriegen in ärmeren Ländern einfach ein Auge zugedrückt habe, wenn es um den Re-Export ihrer Waffen ging, aber jetzt, da Russland involviert sei, sei die Debatte politischer geworden.

Schweizer Waffen sind in Afghanistan gelandet und Schweizer Sig Sauer 551 Sturmgewehre werden von saudischen Streitkräften im Jemen eingesetzt, unter anderem gegen Zivilisten. Einem Forschungsbericht zufolge finden sich Schweizer Komponenten auch in einigen der modernsten russischen Militärsysteme. 

Die eklatante Doppelmoral der Schweiz wirft die Frage auf, ob die Neutralitätsdoktrin überhaupt noch haltbar ist. Benno Zogg, ein ehemaliger leitender Forscher des Zürcher Think Tanks Center for Security Studies und jetziger Leiter des Bereichs Strategie und internationale Angelegenheiten im Schweizer Verteidigungsministerium, schrieb ein Forschungspapier über die Schweizer Neutralität. Er sagte, dass einige glauben, die Neutralität sei in der Schweizer Identität verankert, aber er zeigte auch die andere Seite. „Im Gegensatz dazu hat der Kern der Neutralität – im Wesentlichen die Enthaltung in einem zwischenstaatlichen Krieg – im Staatssystem des 21. Jahrhunderts viel von seiner Bedeutung verloren“, schrieb er, „da nichtstaatliche Akteure und Bedrohungen immer häufiger auftreten und die Staaten zunehmend voneinander abhängig sind.“

Von Anchal Vohra

Anchal Vohra ist ein in Brüssel ansässiger Kolumnist für Foreign Policy und schreibt über Europa, den Nahen Osten und Südasien. Sie hat für die Times of London über den Nahen Osten berichtet und war als Fernsehkorrespondentin für Al Jazeera English und die Deutsche Welle tätig. Sie war zuvor in Beirut und Delhi tätig und hat aus über zwei Dutzend Ländern über Konflikte und Politik berichtet. Twitter: @anchalvohra

Dieser Artikel war zuerst am 24. März 2023 in englischer Sprache im Magazin „ForeignPolicy.com“ erschienen – im Zuge einer Kooperation steht er nun in Übersetzung auch den Lesern der IPPEN.MEDIA-Portale zur Verfügung.

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