Geplanter Anschlag vermutet

Schüsse in München: Österreich hat „aggressive“ Islamisten-Szene aus Tschetschenien

  • Peter Sieben
    VonPeter Sieben
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Der Schütze von München war ein 18-Jähriger aus Österreich. Womöglich plante er einen islamistischen Anschlag. Im Nachbarland gibt es eine „aggressive Szene“.

München – Es sind bizarr anmutende Szenen, die mutmaßlich den Mann zeigen, der am Donnerstag womöglich einen Anschlag in München begehen wollte: Mit einem altertümlichen Gewehr samt aufgepflanztem Bajonett läuft er durchs Bild, schießt – und ist dem Rückstoß der Waffe kaum gewachsen.

Die Echtheit des Videos, das derzeit in den sozialen Medien kursiert, ist nicht geklärt. Die Behörden bestätigen allerdings, dass ein Mann mit „einer Repetierwaffe älteren Typs“ nahe dem israelischen Generalkonsulat und des NS-Dokumentationszentrums in München unterwegs war. Dann gab es einen Schusswechsel zwischen ihm und Polizisten, die ihn schließlich töteten.

Schüsse in München: Verdächtiger ist 18-Jähriger aus Österreich

Bei dem Mann handelt es sich laut Polizei um einen 18-Jährigen, der in Österreich geboren wurde und bosnische Wurzeln hat. Vieles deute darauf hin, dass der Vorfall einen radikal-islamistischen Hintergrund hat, sagt der Extremismusexperte Hans-Jakob Schindler vom Counter Extremism Project (CEP). Warum der Österreicher ausgerechnet München als Zielort gewählt hat? „Womöglich gibt es einen Zusammenhang zum Jahrestag der Olympia-Attentate 1972“, so Schindler. Am 5. September vor 52 Jahren hatten palästinensische Terroristen bei den Sommerspielen in München einen Anschlag auf israelische Sportler verübt und elf Olympiateilnehmer ermordet.

Nach Schüssen in München – Bilder des Einsatzes am Haus des Täters

Nach dem Attentat in München stellte sich heraus: Der Täter war ein 18-jähriger Österreicher. Die Polizei durchsuchte seinen Wohnsitz in Neumarkt.
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Der Täter stellte im Bereich des Tatorts sein Auto ab – es soll in Salzburg-Umgebung zugelassen worden sein. Daraufhin durchsuchten Einsatzkräfte auch den Wohnort des Mannes.
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Mehrere Polizeiwagen trafen am frühen Nachmittag in Neumarkt ein, dutzende Beamte durchsuchten das Anwesen, in dem der Täter wohnte.
Mehrere Polizeiwagen trafen am frühen Nachmittag in Neumarkt ein, dutzende Beamte durchsuchten das Anwesen, in dem der Täter wohnte. © IMAGO/Daniel Scharinger
Der Wohnsitz des Täters befindet sich in Neumarkt am Wallersee, etwa eine halbe Autostunde von Salzburg entfernt. Es heißt, der junge Mann habe dort mit seinen Eltern gewohnt.
Der Wohnsitz des Täters befindet sich in Neumarkt am Wallersee, etwa eine halbe Autostunde von Salzburg entfernt. Es heißt, der junge Mann habe dort mit seinen Eltern gewohnt. © IMAGO/Daniel Scharinger
Nach dem vereitelten mutmaßlichen Terroranschlag auf das israelische Generalkonsulat sind Bereiche um den Tatort am Morgen noch gesperrt.
dpa_5FB24C0052B7E8FF.jpg © dpa/Matthias Balk
Polizistinnen patrouillieren am Morgen um das Israelische Generalkonsulat – rechts ist die Ecke des Gebäudes zu sehen, an der es zum Schusswechsel gekommen war.
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Der Justizminister von Bayern Georg Eisenreich (CSU, l-r), Markus Söder (CSU) und Generalstaatsanwalt Reinhard Röttle auf der Pressekonferenz vor dem Israelischen Generalkonsulat.
Der Justizminister von Bayern Georg Eisenreich (CSU, l-r), Markus Söder (CSU) und Generalstaatsanwalt Reinhard Röttle auf der Pressekonferenz vor dem Israelischen Generalkonsulat.  © Peter Kneffel/dpa
Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) äußerte sich bei einem Pressetermin an einer Kontrollstelle der Bayerischen Grenzpolizei zu dem Vorfall in München. Eigentlich sollte es bei der Pressekonferenz um die aktuelle Lage an den bayerischen Grenzen zu Österreich und Tschechien und Grenzschutz gehen.
Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) äußerte sich bei einem Pressetermin an einer Kontrollstelle der Bayerischen Grenzpolizei zu dem Vorfall in München. Eigentlich sollte es bei dem Pressetermin um die aktuelle Lage an den bayerischen Grenzen zu Österreich und Tschechien und Grenzschutz gehen.  © Matthias Balk/dpa
Die Polizei sperrte das Gebiet rund um das Israelische Generalkonsulat weitläufig ab. Die israelische Flagge weht vor dem Gebäude.
Die Polizei sperrte das Gebiet rund um das Israelische Generalkonsulat weitläufig ab. Die israelische Flagge weht vor dem Gebäude. © Peter Kneffel/dpa
Polizisten suchen am Karolinenplatz nach Spuren. Der Platz befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Israelischen Generalkonsulat.
Polizisten suchen am Karolinenplatz nach Spuren. Der Platz befindet sich in unmittelbarer Nähe zum israelischen Generalkonsulat.  © Peter Kneffel/dpa
Absperrband der Polizei hängt vor dem NS-Dokumentationszentrum, ein Großaufgebot an Polizei ist vor Ort. Zuvor wurde der Täter am NS-Dokumentationszentrum gesichtet.
Absperrband der Polizei hängt vor dem NS-Dokumentationszentrum, ein Großaufgebot an Polizei ist vor Ort. Zuvor wurde der Täter am NS-Dokumentationszentrum gesichtet.  © Peter Kneffel/dpa
Großeinsatz der Polizei am Karolinenplatz, Blaulicht vor NS-Dokumentationszentrum
Blaulicht vor NS-Dokumentationszentrum: Einsatzkräfte der Polizei sind weiter im Einsatz. © IMAGO / Wolfgang Maria Weber
Polizeieinsatz in München
Polizisten sind in München im Einsatz. Laut Polizei waren für Beamte bei dem Schusswechsel beteiligt. © picture alliance/dpa/AP | Matthias Schrader
Polizeieinsatz in München
Polizisten in Spezialausrüstung und mit einem Spezialfahrzeug sind in München vor Ort. Die Hintergründe der Tat blieben zunächst unbekannt. © picture alliance/dpa/AP | Matthias Schrader
Grosseinsatz der Polizei in Muenchen Foto vom 05.09.2024
Die Polizei habe im Bereich des Karolinenplatzes auf eine verdächtige Person geschossen und diese auch getroffen, sagte eine Polizeisprecherin. © IMAGO/epd/Theo Klein
Polizeieinsatz in München
Ein Polizeihubschrauber kreist über der Bayerischen Landeshauptstadt. Zahlreiche Polizisten sind in der Münchner Innenstadt in der Nähe des NS-Dokumentationszentrums und des Israelischen Generalkonsulats im Einsatz. © picture alliance/dpa | Felix Hörhager
Polizteieinsatz in München
Ein Polizist mit Maschinenpistole ist in München im Einsatz. © picture alliance/dpa | München TV
Die Polizei ist in Kampfmontur in der weiteren Umgebung zu sehen. Der Einsatzort ist großräumig abgesperrt.
Die Polizei ist in Kampfmontur in der weiteren Umgebung zu sehen. Der Einsatzort ist großräumig abgesperrt. © Matthias Schrader/dpa
Die Polizei ist in Kampfmontur in der weiteren Umgebung zu sehen. Der Einsatzort ist großräumig abgesperrt.
Ein Polizeihubschrauber sichert die Umgebung aus der Luft ab. © Achim Frank Schmidt
Gegen 9 Uhr waren Schüsse am NS-Dokuzentrum zu hören. Polizei hat eine verdächtige Person getroffen und gesichert, meldet sie etwa eine halbe Stunde später.
Gegen 9 Uhr waren Schüsse am NS-Dokuzentrum zu hören. Polizei hat eine verdächtige Person getroffen und gesichert, meldet sie etwa eine halbe Stunde später.  © Gautier
Die Karte zeigt den genauen Einsatzort in München. Die Polizei bittet den Bereich weiträumig zu meiden.
Die Karte zeigt den genauen Einsatzort in München. Die Polizei bittet den Bereich weiträumig zu meiden. © IPPEN.MEDIA
Großeinsatz in München: Am Donnerstagvormittag kam es zu Schüssen im Bereich des israelischen Generalkonsulats.
Die Schüsse ereigneten sich im Bereich des israelischen Generalkonsulats. © Gautier
Großer Polizeieinsatz am Donnerstagvormittag in München – der Bereich ist Großräumig abgesperrt.
Der Bereich ist Großräumig abgesperrt. © Thomas Gautier
Ein Großaufgebot an Einsatzkräften ist im Bereich Karolinenplatz und Briennerstraße unterwegs.
Ein Großaufgebot an Einsatzkräften ist vor Ort. © Thomas Gaultier
Polizeieinsatz in München
Fahrzeuge der Polizei stehen in München. Zahlreiche Polizisten sind in der Münchner Innenstadt in der Nähe des NS-Dokumentationszentrums und des Israelischen Generalkonsulats im Einsatz. Die Polizei rief dazu auf, den Bereich großräumig zu meiden. © Simon Sachseder/dpa
Die Polizei ist in Kampfmontur in der weiteren Umgebung zu sehen. Der Einsatzort ist großräumig abgesperrt.
Die Polizei ist in Kampfmontur in der weiteren Umgebung zu sehen. Der Einsatzort ist großräumig abgesperrt. © Achim Frank Schmidt
Ein Video, das auf X kursiert, zeigt den mutmaßlichen Täter. Die Polizei geht davon aus, dass das Video authentisch ist. In dem Video trägt er ein antikes Gewehr mit einem Bajonet und schießt damit.
Ein Video, das auf X kursiert, zeigt den mutmaßlichen Täter. Die Polizei geht davon aus, dass das Video authentisch ist. In dem Video trägt er ein antikes Gewehr mit einem Bajonet und schießt damit. © Screenshot X
Ministerpräsident Markus Söder hält unweit des Tatorts eine Pressekonferenz ab.
Ministerpräsident Markus Söder hält unweit des Tatorts eine Pressekonferenz ab. © Thomas Gautier

Seit Monaten beobachten Sicherheitsexperten, dass der Krieg in Israel nach dem Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 Radikalisierungen in islamistischen Kreisen befeuert. Auch in Österreich gibt es eine „sehr aggressive und relativ große islamistische Szene“, wie Schindler sagt. „Dort gibt es genau wie hier einen Kreis von Hasspredigern.“ Besonders bekannt war zuletzt etwa der in Österreich geborene Mohamed Mahmoud: Der Islamist war Teil der Führung des Islamischen Staats (IS) in Syrien. 2018 soll er bei einem Luftangriff auf ein IS-Gefängnis in Syrien ums Leben gekommen sein.

Große Islamisten-Szene in Österreich

Die Islamisten-Szene in Österreich speise sich weniger aus dem arabischen Raum, als vielmehr unter anderem aus Tschetschenien beziehungsweise aus Balkanländern, erklärt Experte Schindler. Und: „Es gibt seit einigen Jahren einen riesigen illegalen Waffenhandel in Österreich. Die Behörden haben in den letzten Jahren regelmäßig Lager mit hunderten Waffen gefunden, meist allerdings in der rechtsextremen Szene.“ Viele Waffen kämen unbemerkt über die Balkanroute ins Land und seien relativ einfach zu bekommen.  

Waffe in München „außergewöhnlich“: „Zuletzt bei einem afghanischen Warlord gesehen“

Die in München eingesetzt Waffe sei allerdings „außergewöhnlich“, so Schindler: „Das letzte Mal habe ich so ein altertümliches Repetiergewehr an der Wand eines afghanischen Warlords gesehen.“ Unklar ist, ob der in München getötete mutmaßliche Islamist den Behörden als Gefährder bekannt war. In Österreich soll man ihn Berichten zufolge auf dem Schirm gehabt haben, in Deutschland soll er den Behörden bislang aber nicht bekannt gewesen sein.  

Laut Sicherheitskreisen gestaltet sich die Überwachung von Gefährdern in Österreich schwieriger als hierzulande. „Die Online-Beobachtung von Extremisten und Terroristen ist in Österreich noch schwieriger als in Deutschland. Die österreichischen Sicherheitsbehörden scheinen noch weniger Befugnisse als die Behörden in Deutschland zu haben“, sagt auch Hans-Jakob Schindler.

Rubriklistenbild: © Matthias Schrader/dpa

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