Rauch über dem Kreml
Drohnen-„Anschlag“ auf Putin: Russland erhebt Vorwürfe - und droht Ukraine mit Reaktion
VonNail Akkoyunschließen
Felix Durachschließen
Russland beschuldigt die Ukraine eines Drohnen-Angriffs auf den Kreml. Das Präsidialamt spricht von einem versuchten Anschlag auf Putin.
Moskau – Nach Angaben des russischen Präsidialamts haben die ukrainischen Streitkräfte in der Nacht zum Mittwoch (3. Mai) versucht, mit zwei Drohnen den Kreml anzugreifen. Das berichtet unter anderen die staatliche Nachrichtenagentur Tass.
Präsident Wladimir Putin sei bei dem versuchten Angriff nicht verletzt worden, es habe auch keine Schäden an Gebäuden gegeben. Die russische Verteidigung habe den Angriff auf Putins Amtssitz abgewehrt. Die „zwei Drohnen, die den Kreml im Visier hatten“, seien in der Nacht auf Mittwoch dank eines Radarsystems „außer Gefecht gesetzt“ worden, erklärte das Präsidialamt.
Moskau wirft Ukraine Drohnen-„Anschlag“ auf Putin vor – Video zeigen Rauch über dem Kreml
Der russische Präsident hat sich den Angaben zufolge zum Zeitpunkt des Angriffs nicht im Kreml befunden. Das berichtet die Nachrichtenagentur RIA. Der Präsident arbeite am Mittwoch in Nowo Ogarjowo, außerhalb von Moskau. Auf Twitter kursieren derweil diverse Videos, die das Aufsteigen einer Rauchwolke über dem Kreml zeigen. Eine entsprechende Aufnahme teilte unter anderem der ukrainische Kriegsreporter Illia Ponomarenko. Unklar ist jedoch, ob die Aufnahmen wirklich aus der Nacht stammen und was die Rauchwolke tatsächlich verursacht hat.
The Kremlin under a drone attack.
— Illia Ponomarenko 🇺🇦 (@IAPonomarenko) May 3, 2023
Something tells me that Putin’s three-days-long walk in the park to seize Kyiv is not going very well. pic.twitter.com/QiRvUPeVbM
Ukraine-Krieg: Kreml meldet Abschuss von zwei Drohnen und spricht von „Terroranschlag“
Auch Anton Geraschtschenko, ein Berater des ukrainischen Innenministers, teilte das Video über seinen offiziellen Twitter-Account. Dabei sprach er jedoch davon, dass Russland „zwei unidentifizierte Drohnen“ abgeschossen hätte. Weiter schrieb Geraschtschenko unter Verweis auf den Moskauer Bürgermeister, dass Drohnenstarts in Moskau ab heute verboten seien.
„Wir werten dies als einen geplanten Terrorangriff“, wird das russischen Präsidialamt zitiert. Es sei ein Versuch eines Angriffs auf Putins Leben gewesen. Russland behalte sich das Recht vor, darauf zu reagieren. Die Informationen können zunächst nicht unabhängig überprüft werden.
Nach Berichten aus Moskau: Kiew dementiert angeblichen Kreml-Angriff
Die Ukraine hat wenige Stunden später auf den Vorwurf des Kremls reagiert. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass ein hoher ukrainischer Beamter sagte, man habe „nichts“ mit dem Drohnenangriff zu tun. Weiter fügte er hinzu, ein Angriff auf den Kreml „nichts auf dem Schlachtfeld ändern“ und Russland wahrscheinlich „zu radikaleren Aktionen provozieren“ würde.
„Wir haben keine Informationen über sogenannte nächtliche Angriffe auf den Kreml“, sagte auch Serhiy Nykyforow, ein Sprecher des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, gegenüber CNN. „Wie Präsident Selenskyj bereits mehrfach erklärt hat, setzt die Ukraine alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel ein, um ihr eigenes Territorium zu befreien und nicht, um andere anzugreifen“, so Nykyforow weiter.
Russland wirft Ukraine Anschlag auf Putin vor – Selensky-Beraterin vermutet Kalkül
Auch Iuliia Mendel, eine ehemalige Beraterin von Präsident Wolodymyr Selenskyj, schrieb zu den Vorwürfen auf Twitter: „Wie viel Vertrauen haben wir in russische Informationen über angebliche ukrainische Drohnenangriffe auf den Kreml? Nach Jahren der Lügen und Provokationen?“ Mendel vermutete in einem weiteren Beitrag, dass der Kreml den Angriff nutzen könnte, um den russischen Bürgern im Ukraine-Krieg Angst einzujagen und sie für weitere Mobilisierungswellen zu gewinnen. Offenbar gibt es auch neue Propaganda-Richtlinien aus dem Kreml.
Zuletzt war es wiederholt zu Explosionen und mutmaßlichen Sabotage-Akten in Russland gekommen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigte am Mittwoch auf Besuch in Helsinki eine baldige Gegenoffensive an. Wie Russlands mögliche Reaktion auf den „Anschlag“ aussehen könnte, blieb vorerst unklar. (fd/nak/rtr)

