Präsidentschaftskandidaten der Republikaner

Ron DeSantis läuft die Zeit davon – schlechte Karten für den Ex-Hoffnungsträger

  • Marius Gogolla
    VonMarius Gogolla
    schließen

Mit den Wahlversammlungen in Iowa beginnt die heiße Phase des US-Wahlkampfes. Während Trump in Umfragen vorne liegt, liefern sich seine zwei Konkurrenten eine Werbeschlacht.

Des Moines – Wer die Vorwahlen im US-Bundesstaat Iowa verliert, hat kaum Chancen, Spitzenkandidatin oder -kandidat der eigenen Partei für die US-Wahl 2024 zu werden. Denn die vergangenen Veranstaltungen in Iowa zeigten: wer in den Wahlversammlungen, englisch „Caucuses“, nicht unter die ersten drei kam, wurde auch nicht als Präsidentschaftskandidat von seiner Partei nominiert.

Die Vorwahlen in Iowa finden am 15. Januar 2024 statt – bis dahin sind die Präsidentschaftskandidatinnen und -kandidaten auf zahlreichen Wahlversammlungen in Schulen, Sporthallen und Bibliotheken unterwegs, um die Gunst ihrer Parteimitglieder im kleinen Rahmen für sich zu gewinnen.

Und während der ehemalige US-Präsident Donald Trump in den Umfragen vorne liegt, ohne selbst an Wahlversammlungen teilzunehmen, bekämpfen sich seine beiden republikanischen Hauptkonkurrenten Ron DeSantis und Nikki Haley. DeSantis Team hatte das ganze Jahr von einem „Zwei-Mann-Rennen“ zwischen Trump und DeSantis als Spitzenkandidaten für die Nominierung als Präsidentschaftskandidaten der Republikaner gesprochen.

Ron DeSantis, Präsidentschaftskandidat der Republikaner, bei einer Wahlversammlung in Iowa.

Haley investiert mehrere Millionen US-Dollar in Werbekampagnen gegen DeSantis

Dabei hatte es wohl nicht mit Haley gerechnet, deren Political Action Committee (PAC) mehrere Millionen US-Dollar in Werbekampagnen in Iowa und New Hampshire gegen DeSantis investiert hat. Im Gegensatz dazu habe sie keinen einzigen US-Dollar für Kampagnen gegen Trump investiert, schreibt die New York Times.

Haleys Wahlkampfteam nehme an, ein Sieg über DeSantis in Iowa könnte sie zur einzigen Gegenkandidatin Trumps machen – mit Blick auf New Hampshire und South Carolina, wo Haley einen besseren Stand hat als DeSantis. „Je mehr die Menschen von Nikki Haley sehen, desto mehr mögen sie sie“, sagte Haleys Wahlkampfleiterin Betsy Ankney. „Je mehr sie von Ron DeSantis sehen, desto weniger mögen sie ihn.“

Die Kampagne gegen DeSantis sei ein politisches Geschenk an Trump, da die zweite Wahl der DeSantis-Anhänger nicht Haley, sondern Trump sei, kommentierte David Polyansky, stellvertretender Wahlkampfleiter von DeSantis. „Haley und ihre Spender verschwenden Millionen von Dollar, um Ron DeSantis in Iowa anzugreifen.“

Nikki Haley, republikanische Präsidentschaftskandidatin, bei einer Wahlversammlung in Iowa.

Trump könnte von dem Konkurrenzkampf zwischen DeSantis und Haley profitieren

In Trumps Lager wird die Werbeschlacht zwischen Haley und DeSantis derweil freudig aufgenommen. Die beiden würden „um den Titel des ersten Verlierers kämpfen“, sagte Trump-Berater James Blair.

„Der höchste Sieg in Iowa aller Zeiten beträgt 12 Punkte, also ist alles darüber ein Rekord“, fügte Blair hinzu und argumentierte, dass selbst eine Überraschung in Iowa nur ein Ausrutscher sei angesichts der Überlegenheit des ehemaligen Präsidenten in den übrigen Bundesstaaten.

Iowa habe schon immer eine entscheidende Rolle bei der Eingrenzung des Feldes für die Präsidentschaftswahlen gespielt, aber dieses Jahr könnte es darüber entscheiden, ob es überhaupt zu einem großen Wettbewerb kommt, heißt es im Bericht der New York Times. Die Trump-Kampagne habe ihren Unterstützern mitgeteilt, dass sie ihre ersten großen Fernsehwerbungen gebucht hat, die am 1. Dezember in Iowa beginnen sollen.

Weg frei für Trump: Haley steigt aus US-Vorwahlkampf aus

Donald Trump will wieder US-Präsident werden
Nun ist es raus: Donald Trump will 2024 erneut als US-Präsident antreten. Dann wird der Milliardär aus New York 78 Jahre alt sein. Trump hatte das Amt 2017 bis 2021 inne, verlor 2020 aber die Wahl und musste auf eine zweite Amtszeit verzichten. Die soll nun im dritten Anlauf gelingen. Trump wäre erst der zweite Präsident in der Geschichte der USA, dem ein solches Comeback gelingen würde. © Andrew Harnik/dpa
Nikki Haley tritt als US-Botschafterin bei der UN zurück und 2024 vielleicht noch einmal an
Nikki Haley war Trumps letzte verbliebene Rivalin. Doch am Ende zog auch sie sich aus dem parteiinternen Rennen um die US-Präsidentschaft zurück. Nach ihrer Serie von Niederlagen am Super Tuesday verkündete Haley ihren Ausstieg. Die ehemalige Gouverneurin des Bundesstaates South Carolinas wechselt ihre Haltung zu Donald Trump wie andere Leute die Kleidung. Als Botschafterin Trumps bei den Vereinten Nationen war sie enge Vertraute des Ex-Präsidenten, nach dem Sturm aufs Kapitol distanzierte sie sich. Dann sagte sie, sie werde nicht kandidieren, sollte Trump erneut antreten. Haley gilt als Establishment-Republikanerin, die für möglichst geringe Sozialausgaben, niedrige Steuern und eine aggressive Außenpolitik steht. © Evan Vuccid/dpa
Floridas Gouverneur Ron de Santis spricht nach dem Sieg bei den Midterms zu seiner Anhängerschaft
Als härtester Konkurrent für die Nominierung bei den Republikanern für die US-Wahl 2024 galt lange Ron DeSantis. Der Gouverneur Floridas feierte bei den Midterms einen klaren Sieg und wurde von der Wählerschaft im Amt bestätigt. Er galt als der Hoffnungsträger in der Partei. Das Rennen um die Präsidentschaftsnominierung hat er aber inzwischen aufgegeben. DeSantis hatte sich in der Vergangenheit als Trump-Fan inszeniert, geht mittlerweile aber auf Distanz zum Ex-Präsidenten. Hier zu sehen ist der Politiker mit seiner Frau Casey DeSantis und den drei gemeinsamen Kindern. © IMAGO/Luis Santana
Der erfahrene Politiker Asa Hutchinson tritt als Anti-Trump-Kandidat an
Er war bereits Staatsanwalt, Abgeordneter im Repräsentantenhaus, Behördenleiter der Anti-Drogenbehörde DEA und Gouverneur des Bundesstaates Arkansas. Jetzt wollte Asa Hutchinson 2024 republikanischer Präsidentschaftskandidat werden, doch nach der Vorwahl in Iowa zog er seine Kandidatur zurück. Hutchinson trat als Alternative zu Donald Trump an, denn seines Erachtens sollte dieser „nicht der nächste Anführer unseres Landes sein“. Hutchinson forderte Trump auf, seine Kandidatur aufgrund der Anklage gegen ihn in New York zurückzuziehen – eine Sicht, die die republikanische Wählerschaft nicht teilt. © SCOTT OLSON / AFP
Vivek Ramaswamy, Trump-Fan mit Anti-Woke-Agenda
Vivek Ramaswamy hatte Großes vor. Der 38-jährige, rechtslibertäre Tech-Unternehmer mit indischen Wurzeln wollte US-Präsident werden. Nach seinem enttäuschenden Abschneiden bei der Vorwahl in Iowa warf er aber das Handtuch und empfahl, Trump zu Wählen. Der Trump-Fan sieht die USA in einer „nationalen Identitätskrise“ und fordert eine „nationale Wiederbelebung“. Dazu will er z.B. das FBI und das Bildungsministerium abschaffen. Er wolle Trumps „America-First-Aganda auf die nächste Stufe bringen“.  © Anna Moneymaker / AFP
US-Wahl 2024: Ehemaliger Trump-Vertrauter Christie will ins Weiße Haus
Chris Christie hatte auch noch einmal Ambitionen auf das Weiße Haus angemeldet. Der frühere Gouverneur des US-Bundesstaats New Jersey war einst ein enger Vertrauter von Donald Trump, hat sich aber mittlerweile von ihm losgesagt und kritisiert ihn sogar öffentlich. So bezeichnete er den früheren Präsidenten wegen dessen Haltung zum Ukraine-Krieg als „Feigling“ und „Marionette“ des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Christie wollte 2016 schon einmal Präsidentschaftskandidat seiner Partei werden, zog nach schlechten Ergebnissen bei den Vorwahlen aber zurück. Diesmal gab er bereits vor den Vorwahlen der Republikaner auf. © Charles Krupa/dpa
Zu den krassen Außenseitern zählt auch Douglas James „Doug“ Burgum, der hier im Juli 2023 bei einer Veranstaltung in Iowa um Stimmen wirbt.
Zu den krassen Außenseitern zählte von Beginn an Douglas James „Doug“ Burgum, der hier im Juli 2023 bei einer Veranstaltung in Iowa um Stimmen wirbt. Der Republikaner, der am 4. Dezember aus dem Rennen ausstieg, ist seit dem 15. Dezember 2016 Gouverneur von North Dakota. Vor seiner politischen Karriere war er Softwareunternehmer, Microsoft-Manager und Risikokapitalgeber. Im April unterzeichnete Burgum ein Gesetz, das Abtreibungen in der sechsten Schwangerschaftswoche verbietet. Zudem hat er zahlreiche Gesetze unterzeichnet, die die Rechte von trans Menschen einschränken. © SCOTT OLSON/afp
Senator Tim Scott aus dem Bundesstaat South Carolina begreift seinen Aufstieg aus armen Verhältnissen als Verkörperung des amerikanischen Traumes. In einem im April veröffentlichten Video spricht er sich gegen eine Politik der Spaltung aus und fordert mehr Optimismus. Scott betont darin auch seine Religiosität und seinen Wunsch, die konservativen Werte Amerikas zu verteidigen. Als Beispiele nennt er etwa den Schutz der Grenzen und der Kampf gegen Abtreibung.
Tim Scott (blaues Hemd) hat sich aus dem Rennen um die Kandidatur verabschiedet. Am 12. November zog der Senator aus South Carolina seine Kandidatur zurück. In einem im April veröffentlichten Video sprach er sich gegen eine Politik der Spaltung aus und forderte mehr Optimismus. Scott betonte darin auch seine Religiosität und seinen Wunsch, die konservativen Werte Amerikas zu verteidigen. Als Beispiele nannte er etwa den Schutz der Grenzen und der Kampf gegen Abtreibung. Seinen Aufstieg aus armen Verhältnissen begreift Scott als Verkörperung des amerikanischen Traumes.  © ALLISON JOYCE
Mike Pence könnte 2024 bei der US-Wahl für das Amt des Präsidenten kandidieren.
Ausgestiegen ist auch Trumps ehemaliger Vizepräsident. „Dies ist nicht meine Zeit“, sagte Mike Pence am 28. Oktober 2023. Pence war in Umfragen weit abgeschlagen und hatte Medienberichten zufolge Probleme bei der Beschaffung von Geldern für seine Kampagne. „Wir wussten immer, dass dies ein harter Kampf sein würde, aber ich bereue nichts“, erklärte Pence. Mit kritischen Kommentaren nach den Midterms hatte sich der ultrakonservative Pence für einen möglichen Machtkampf innerhalb der Republikanischen Partei in Stellung gebracht. © IMAGO/Aimee Dilger
Larry Elder ist 2024 der erste schwarze Präsidentschaftskandidat bei den Republikanern
Am 26. Oktober zog sich Larry Elder zurück. Schon bei seinem ersten Versuch als Politiker war er gescheitert: 2021 versuchte der rechte Radiomoderator und Rechtsanwalt erfolglos, Kaliforniens demokratischen Gouverneur Gavin Newsom abzulösen. Elder vertritt rechtsradikale Ansichten, wie ein Abtreibungsverbot, glaubt, dass an Grenzen „Mauern funktionieren“, Antirassismus sowie Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion hingegen nicht. © SCOTT OLSON / AFP
Perry Johnson ist im Grunde der republikanische Antipolitiker im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur.
Am 20. Oktober zog sich auch Perry Johnson aus dem Wahlkampf zurück. Er war im Grunde der republikanische Antipolitiker im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur. Aufgefallen war der Unternehmer zuvor nur im Jahr 2022, als er für das Amt des Gouverneurs in Michigan kandidieren wollte. Wegen unsauberer Machenschaften wurde er allerdings von den republikanischen Vorwahlen vorzeitig ausgeschlossen. Johnson positionierte sich im Wahlkampf gegen Abtreibungen. Zudem kritisierte er die Höhe der Hilfsgelder, die die USA der Ukraine zur Verfügung stellen. Zugleich stellte Johnson aber klar, dass er Wladimir Putin nicht vertraue. © SCOTT OLSON/afp
Weitere Kandidaten im Kampf um die Bewerbung sind bisher Ryan Binkley, Will Hurd, Corey Stapleton und Francis Suarez.
Weitere Kandidaten im Kampf um die Bewerbung waren auch Will Hurd, Corey Stapleton und Francis Suarez. Auch sie haben ihre Kandidatur bereits wieder zurückgezogen. Im Rennen sind dagegen noch Ryan Binkley, John Anthony Castro und E. W. Jackson. Chancen auf eine Nominierung dürften sie allerdings kaum haben. Großer Favorit bleibt allen Anklagen und Prozessen zum Trotz weiter der frühere Präsident Donald Trump. Die Republikaner haben auf jeden Fall die Qual der Wahl. © ALLISON JOYCE/afp

Bei Niederlage in Iowa stehen DeSantis Chancen schlecht

Bei aktuellen Umfragen kommt DeSantis im US-Bundesstaat New Hampshire nur auf Platz fünf unter den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner. „Wenn er in Iowa nicht gewinnt, hat DeSantis keinen Grund, um weiterzumachen“, sagte Haleys Wahlkampfleiterin Ankney.

Die Kampagnenleiter Haleys haben Pläne angekündigt, 10 Millionen US-Dollar für Fernseh-, Radio- und digitale Werbung in Iowa und New Hampshire auszugeben. Für DeSantis Kampagne sollen rund 2 Millionen US-Dollar für Fernsehwerbung in Iowa ausgegeben werden.

Neben Trump, Haley und DeSantis haben sich sechs weitere Mitglieder der Republikaner als Präsidentschaftskandidaten für die US-Wahlen 2024 beworben. (mag)

Rubriklistenbild: © IMAGO/Fritz Nordengren