Personalfragen nach der Bundestagswahl

Reiter sieht Pistorius als zentrale Figur in möglicher schwarz-roter Koalition

  • VonFarhad Salmanian
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Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter spricht sich für Verteidigungsminister Boris Pistorius in einer möglichen Regierung aus.

Berlin – Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) spricht sich in aktuellen Interviews für eine Führungsrolle von Verteidigungsminister Boris Pistorius in einer möglichen schwarz-roten Koalition aus. Gleichzeitig hält er Lars Klingbeil für den richtigen Politiker an der SPD-Spitze.

„Es geht nicht mehr und nicht weniger als um die Existenz der SPD“, sagte Reiter.

Reiter sieht in Pistorius eine zentrale Figur für die Sozialdemokraten in einer künftigen Regierung. „Auf jeden Fall traue ich ihm das Amt des Vizekanzlers zu,“ erklärte er im Interview mit dem Tagesspiegel. „Ich habe mich für Boris Pistorius als Kanzlerkandidat starkgemacht.“ Eine mögliche Führungsrolle für Pistorius sieht Reiter auch in Kombination mit einer starken SPD-Spitze als entscheidend an.

Der Verteidigungsminister gilt derzeit als beliebtester Politiker Deutschlands und genießt auch parteiübergreifend großes Ansehen. Seine Partei hingegen erzielte mit 16,4 Prozent der Zweitstimmen bei der Bundestagswahl 2025 ihr bislang schlechtestes Ergebnis in der Geschichte der Bundesrepublik.

Klingbeil als „Hoffnungsträger der SPD“ nach der Bundestagswahl

Mit Blick auf die Regierungsbildung sieht Reiter keinen Weg an CDU-Chef Friedrich Merz als Bundeskanzler vorbei. „Die Union ist stärkste Fraktion, das haben die Wählerinnen und Wähler entschieden, und Friedrich Merz wird der nächste Kanzler werden“, fügte er im Tagesspiegel-Interview hinzu. „Eine Alternative sehe ich nach dem Wahlergebnis nicht.“ Angesichts der politischen Lage rief Reiter dazu auf, schnell eine stabile Regierung zu bilden. Verzögerungen könnten der AfD weiteren Auftrieb geben.

Lars Klingbeil beim WahlFORUM des Münchner Merkur von IPPEN.MEDIA – die Bilder der Veranstaltung

Lars Klingbeil
WahlFORUM des Münchner Merkur von IPPEN.MEDIA: Im Pressehaus München stellte sich Lars Klingbeil, der Chef der SPD, nur wenige Tage vor der Bundestagswahl den Fragen der Moderatoren und des Publikums. © Peter Sieben
Lars Klingbeil
Lars Klingbeil (rechts) stellte sich den Fragen von Merkur-Chefredakteur Georg Anastasiadis und seinem tz-Kollegen Sebastian Arbinger. Markus Knall, Chefredakteur IPPEN.MEDIA, moderierte die Veranstaltung. © Peter Sieben
Lars Klingbeil
„Das muss der Anspruch immer sein: dass du dich um die kümmerst, die morgens aufstehen, die arbeiten gehen, die das Land am Laufen halten“, sagte Lars Klingbeil. © IPPEN.MEDIA
Lars Klingbeil
Lars Klingbeil sagte in München: „Ich möchte, dass wir Migrationspolitik nicht populistisch machen.“ © IPPEN.MEDIA
Lars Klingbeil
Viele Leserinnen und Leser bewegt der Ukraine-Krieg. „Es war absolut richtig, dass der deutsche Bundeskanzler mit Putin, der für diesen Krieg verantwortlich ist, telefoniert“, sagte Lars Klingbeil in München. © Peter Sieben
Lars Klingbeil
„Wir haben mit Boris Pistorius einen Verteidigungsminister, der jetzt anpackt bei der Bundeswegr und Sachen verändert, und all das unter einer Kanzlerschaft von Olaf Scholz“, erklärte Lars Klingbeil in München. © Peter Sieben

Für die Führung der SPD setzt Reiter auf den SPD-Co-Vorsitzenden. „Lars Klingbeil ist tatsächlich für mich persönlich der Hoffnungsträger der SPD für die nächsten Jahre, wahrscheinlich Jahrzehnte“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in München. Er sei eine klare und sympathische Führungspersönlichkeit, die der Partei eine dringend benötigte Richtung geben könne. „Es geht um nicht mehr und nicht weniger als um die Existenz der SPD“, sagte Reiter.

Reiters Forderung: Ende der SPD-Doppelspitze und klare Verhandlungen

Reiter plädiert für ein Ende der Doppelspitze in der SPD. Klingbeil brauche „jetzt eine klare Machtposition, damit er auch einen vernünftigen Verhandlungsstil und eine vernünftige Verhandlungsposition der CDU/CSU gegenüber hat“, betonte er. Die Partei müsse sich geschlossen präsentieren, um in den Koalitionsverhandlungen eine starke Position zu haben.

Laut Reiter soll sich die SPD in Regierungsverantwortung für sozialen Ausgleich, bezahlbaren Wohnraum und höhere Einkommen einsetzen. Die SPD hat bereits mitgeteilt, dass Gespräche mit den Konservativen aufgenommen wurden, um einen Zeitplan für die Koalitionsverhandlungen festzulegen. Dabei gibt es Herausforderungen, insbesondere in den Bereichen Finanzpolitik, Verteidigungsausgaben und dem Umgang mit der erstarkten AfD. Dennoch streben Union (CDU/CSU) und SPD an, bis Ostern 2025 eine Regierung zu bilden. (fsa mit dpa)

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