Ukraine-Krieg
Angriffe auf Russlands Raffinerien: Ex-General rät Ukraine, Bidens Rat zu ignorieren
- VonBettina Menzelschließen
Laut Insidern will Washington ein Ende der ukrainischen Drohnenangriffe auf russische Ölraffinerien. Der Grund: Steigende Ölpreise. Ein Ex-US-General hält das für eine „schreckliche Empfehlung“.
Washington – Die Ukraine setzt im Verteidigungskampf gegen Russland auf den indirekten Ansatz: Angriffe in der Tiefe sollen den Nachschub an der Front beeinflussen. Drohnenangriffe auf Öldepots und Gasterminals im russischen Hinterland hatten sich zuletzt als wirksame Maßnahme erwiesen. Eine Folge: Steigende Ölpreise. Die USA versuchen den Drohnenangriffen der Ukraine deshalb offenbar einen Riegel vorzuschieben. Doch ein früherer US-General rät Kiew, der Aufforderung Washingtons keine Folge zu leisten.
Ukraine mit Nadelstich-Taktik im russischen Hinterland: USA wollen offenbar Angriffe auf Öldepots stoppen
Drohnen sind kostengünstig und vergleichsweise leicht zu beschaffen. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs setzen Kiews Truppen daher auch auf die unbemannten Fluggeräte und bauten teilweise handelsübliche Modelle zu Aufklärungs- oder Angriffsdrohnen um. Der Vorteil beim Einsatz gegen Energiedepots: Schon mit einer vergleichsweise geringen Menge an Sprengstoff lässt sich Öl leicht in Brand setzen und ein großer Schaden erzielen. Zuletzt waren im März unter anderem die Ölraffinerien in Rjasan, Kstowo und Kirischi Ziel der Angriffe.
Neben dem fehlenden Treibstoff für die Front sind auch kletternde Ölpreise in Russland offenbar eine gewünschte Folge der Angriffe. „Wir setzen systematisch eine gut kalkulierte Strategie um, um das wirtschaftliche Potenzial der Russischen Föderation zu reduzieren“, sagte eine Quelle im ukrainischen Geheimdienst SBU dazu Ukrajinska Prawda. Die Preise der Nordsee-Sorte Brent und der US-Sorte WTI stiegen nach den Drohnenangriffen im März um jeweils rund zwei Prozent auf 83,62 US-Dollar respektive 79,33 Dollar pro Barrel (159 Liter). 2024 kletterten die Ölpreise auf dem Weltmarkt insgesamt bereits um rund 15 Prozent.
In den USA finden in diesem Jahr Wahlen statt, der amtierende Präsident Joe Biden tritt erneut an. Washington soll Kiew nun aufgefordert haben, die Drohnenangriffe auf die russische Energieinfrastruktur einzustellen, wie am vergangenen Freitag (22. März) die Financial Times berichtete. Das Finanzblatt berief sich dabei auf drei anonyme Insider. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig verifizieren. „Nichts erschreckt einen amtierenden amerikanischen Präsidenten mehr als ein Anstieg der Benzinpreise während eines Wahljahres“, sagte Bob McNally, der ehemalige Energieberater des Weißen Hauses, der Financial Times dazu.
Ex-US-General rät Ukraine, der Forderung aus Washington keine Folge zu leisten
Der frühere US-General Ben Hodges empfahl Kiew, der Forderung eines Angriffsstopps auf Öldepots aus Washington nicht zu folgen. „Ich hoffe, das stimmt nicht. Aber leider kann man es glauben“, so der ehemalige Befehlshaber der US-Streitkräfte in Europa im Gespräch mit BBC Ukraine. Sollte jemand aus der US-Regierung der Ukraine dies mitgeteilt haben, sei das „eine absolut schreckliche Empfehlung“, so der Militär weiter. „Die Ukraine sollte es ignorieren. [Raffinerien] sind legitime Ziele.“ Damit bezog sich der Ex-General auf das humanitäre Völkerrecht, das den Angriff auf militärische Ziele deckt.
Russlands Kriegsmaschinerie hängt auch am Profit aus Öl und Gas, der rund 40 Prozent der russischen Staatseinnahmen ausmacht. Im vergangenen Jahr hatten sinkende Ölpreise für ein Loch in Putins Kriegskassen gesorgt. Nun versucht die Ukraine, die Energiebranche Russlands – dem drittgrößten Ölproduzenten weltweit – auszuschalten. Ende Februar hatte Moskau bereits einen sechsmonatigen Exportstopp für Benzin verhängt. Ziel sei es, die Marktsituation „während einer Periode hoher Nachfrage im Zusammenhang mit landwirtschaftlichen Frühjahrsarbeiten, der Ferienzeit und geplanten Reparaturen von Ölraffinerien“ zu stabilisieren, hieß es dazu vom Kreml. Moskaus Gesamteinnahmen sind nicht nur vom Preis, sondern auch von der ausgeführten Menge abhängig.
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