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Putins Baku-Reise: Ablenkung von der Kursk-Offensive?
VonPaula Völkner
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Die Ukraine meldet weitere Gebietsgewinne in Kursk. Putin ist derweil nach Aserbaidschan gereist. Experten sehen darin den Versuch, die Offensive zu bagatellisieren.
Baku - 92 Orte sollen die ukrainischen Truppen in der russischen Grenzregion Kursk eingenommen haben. Das gab der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Montag (19. August) bei einem Auftritt vor ukrainischen Diplomaten und Beamten an. Während Selenskyjs Truppen nach eigenen Angaben in Kursk weiter vorrücken, reist der russische Präsident Wladimir Putin nach Aserbaidschan. Analysten des US-Thinktanks Institute for the Study of War (ISW) sehen ins Putins Reise einen Ablenkungsversuch.
Dass der Kreml-Chef ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt nach Baku reist, sei „angesichts der anhaltenden Situation im Gebiet Kursk und der anhaltenden Bemühungen des Kremls, das Ausmaß und die Auswirkungen des ukrainischen Überfalls herunterzuspielen, beachtenswert“. Putins Reise soll einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge erst am 16. August – also zwei Tage vor Beginn – vom Kreml angekündigt worden sein.
Lage im Ukraine-Krieg: Ukrainische Truppen rücken in Kursk vor
Zwei Wochen sind vergangen, seit ukrainische Soldaten in die Grenzregion in Russland einmarschiert sind. Seither vermeldet die Ukraine immer wieder Erfolge in der Region. Auch das ISW kam zuletzt zu dem Schluss, die Ukraine habe durch schnelle Manöver und das Überraschungsmoment alleine innerhalb der ersten sechs Tage 800 Quadratkilometer eingenommen.
Putin in Aserbaidschan: „Aufmerksamkeit von der unangenehmen Situation in Russland abzulenken“
Der ukrainische Vormarsch im Ukraine-Krieg sei jedoch laut Bericht der Tagesschau bei Putins Besuch in Baku ausgespart worden. Putin reiste in Begleitung des russischen Außenministers Sergej Lawrow und einer russischen Delegation zu einem zweitägigen Besuch vom 18. bis 19. August in die Hauptstadt Aserbaidschans. Im Fokus sollten laut Berichten russischer Medien die Stärkung der Beziehung der beiden Länder stehen.
In der ISW-Analyse heißt es, russische Medien würden sich nun auf die Reise des Kreml-Chefs konzentrieren und detailliert über Putins Besuch berichten – „wahrscheinlich zum Teil, um die Aufmerksamkeit von der unangenehmen Situation in Russland abzulenken“. Im Fokus stünde dabei die Inszenierung „des globalen diplomatischen Engagements und der angeblichen Erfolge des Kremls“.
Kursk-Vorstoß: „Unangenehme Situation“ für Putin – Kreml-Chef spielt Offensive herunter
Dass die Kursk-Offensive für Putin zu einer „unangenehmen Situation“ geworden sein könnte, dafür fanden auch andere Experten Anhaltspunkte. So thematisierte eine Analyse des GuardianPutins Rhetorik in Verbindung mit der Offensive der Ukraine. Anstatt diese als solche zu benennen, sprach Putin von einer „Situation“ und den „Ereignissen in der Region Kurs“. Olga Vlasova, Gastwissenschaftlerin am Russland-Institut am King’s College London, sagte über Putins Verhalten bezüglich der Kursk-Offensive gegenüber dem Guardian: „Er möchte die Kommunikation von allem stoppen, was die Angst in der russischen Gesellschaft erhöhen könnte.“
Kreml-Reaktion auf Kursk-Offensive: „Putin in klassischer Form, wie er sich vor einer Krise versteckt.“
Auch der russische Sicherheitsexperte beim Royal United Services Institute, Mark Galeotti, sagte gegenüber Washington Post über Putins Handeln nach Beginn der Kursk-Offensive: „Wieder einmal zeigt es Putin in klassischer Form, wie er sich vor einer Krise versteckt.“
Wladimir Putin: Der Aufstieg von Russlands Machthabern in Bildern
Der Besuch in Aserbaidschan, während in Russland gekämpft wird, spiele für Putin besonders eine außenwirksame Rolle, erklärte auch der Russlandexperte Stefan Meister von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik gegenüber Tagesspiegel. Der Staatsbesuch solle die Illusion vermitteln: „Putin kann weiterhin seinen Staatsgeschäften nachgehen, der Angriff der Ukraine ist nur ein Nebenthema für ihn.“ (pav)