Problem für US-Wahl?
Putin verliert Vertrauen: Eine alte Aussage trifft Donald Trump nach Gefangenenaustausch
- VonBettina Menzelschließen
Trump hatte behauptet, nur für ihn würde Putin den US-Reporter Gershkovich freilassen. Der erfolgreiche Gefangenenaustausch beweist das Gegenteil.
Update vom 4. August, 12.02 Uhr: Wie steht es um Donald Trumps Beziehung zu Russlands Präsidenten Wladimir Putin? Nach dem Gefangenenaustausch mit Russland kamen alte Aussagen von Trump wieder verstärkt in den Fokus. Denn der ehemalige US-Präsident hatte behauptet, eine Freilassung des US-Reporter Evan Gershkovich würde Putin nur für ihn veranlassen. Dass der Journalist nun frei ist, widerspricht Trumps Aussagen. Deshalb wurde bereits vonseiten des konservativen Journalisten David Frum gemutmaßt: „Es sieht so aus, als hätte Putin plötzlich das Vertrauen verloren, dass Trump im November gewinnen wird. Er hat sich die Auszahlung für seine Geiselnahme frühzeitig gesichert“. (siehe Erstmeldung)
Nun scheint Donald Trump eine Charme-Offensive in Richtung Putin zu starten. Im Hinblick auf den Gefangenenaustausch habe Russlands Präsident „wieder einmal einen großartigen Deal gemacht“, schwärmte der Republikaner bei einem Wahlkampfauftritt in Atlanta.
Leidet Beziehung zu Putin? Trump nach Gefangenen-Deal mit früherer Behauptung konfrontiert
Erstmeldung von Freitag, 2. August: Washington – Wenn der frühere US-Präsident Donald Trump nicht gerade unverhohlen Lügen erzählt – mehr als 30.000 waren es allein während seiner Amtszeit – stellt er gerne Behauptungen auf, die sich schwer widerlegen lassen. Etwa, dass er den Ukraine-Krieg „in 24 Stunden beenden“ könnte. Den Beweis musste er bislang noch nicht antreten. Mit dem historischen Gefangenenaustausch zwischen Russland und dem Westen stellte sich eine weitere seiner Behauptungen nun allerdings als falsch heraus.
US-Wahl: Trump behauptete Putin würde US-Reporter nur „für mich, aber für niemand anderen“ freilassen
Im Mai hatte der Republikaner auf seinem sozialen Netzwerk Truth Social angedeutet, dass der russische Präsident Wladimir Putin den US-Reporter Evan Gershkovich nur „für mich, für niemanden sonst“ freilassen würde. „Evan Gershkovich, der von Russland festgehaltene Reporter des Wall Street Journal, wird fast unmittelbar nach der Wahl freigelassen, auf jeden Fall aber, bevor ich mein Amt antrete“, verkündete der Ex-Präsident großspurig. „Er wird zu Hause, in Sicherheit und bei seiner Familie sein. Wladimir Putin, der Präsident Russlands, wird das für mich tun, aber für niemanden sonst, und wir werden nichts bezahlen“, so seine Behauptung.
Nach dem Bekanntwerden des größten Gefangenenaustausches zwischen Russland, Belarus und dem Westen seit dem Kalten Krieg dauerte es nicht lange, bis in den sozialen Medien Diskussionen über Trumps frühere Aussage begannen. „Ich kann nicht umhin festzustellen, dass Trump behauptet hatte, nur er könne dies schaffen“, kommentierte etwa Nicholas Grossman, ein Professor an der Universität Illinois, auf der Plattform X. „Es sieht so aus, als hätte Putin plötzlich das Vertrauen verloren, dass Trump im November gewinnen wird. Er hat sich die Auszahlung für seine Geiselnahme frühzeitig gesichert“, mutmaßte der konservative Journalist David Frum.
„Meisterleistung der Diplomatie“: So liefen die Verhandlungen zum Gefangenenaustausch mit Russland ab
Tatsächlich eingefädelt hatte den Gefangenenaustausch aber US-Präsident Joe Biden in Zusammenarbeit mit anderen westlichen Staaten. Biden selbst bezeichnete den geglückten Deal als „Meisterleistung der Diplomatie“ und richtete einen besonderen Dank an den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Nach Angaben des US-Sicherheitsberaters Jake Sullivan hatte Biden eine Serie von Gesprächen mit Scholz geführt, um den Gefangenenaustausch zu ermöglichen. Anfang des Jahres habe der Kanzler dann dem Präsidenten gesagt: „Für Dich werde ich das machen“, und auch seine Zustimmung zur Freilassung des in Deutschland inhaftierten „Tiergartenmörders“ erteilt.
Man habe ursprünglich an einem „Abkommen gearbeitet, das Alexej Nawalny einbezogen hätte“, wie Sullivan weiter bekannt gab. Der Kreml-Kritiker Nawalny war jedoch im Februar in russischer Haft gestorben, nach seinem Tod gingen die Verhandlungen aber weiter. Erst im Juli stand der Deal demnach final. US-Vizepräsidentin Kamala Harris betonte, der Austausch sei ein „außerordentlicher Beweis dafür, wie wichtig es ist, einen Präsidenten zu haben, der die Macht der Diplomatie versteht“. Das durfte durchaus als Seitenhieb auf Trump verstanden werden. (bme mit AFP).