Um Ihnen ein besseres Nutzererlebnis zu bieten, verwenden wir Cookies.
Durch Nutzung unserer Dienste stimmen Sie unserer Verwendung von Cookies zu.
Weitere Informationen
Russland lockt Kubaner in den Ukraine-Krieg: „Hohes“ Gehalt und neuer Pass als Belohnung
VonMarcus Giebel
schließen
Russland schickt auch Kubaner in den Krieg in der Ukraine. Dafür findet die BBC neue Beweise. Auch Kiew macht entsprechende Erfahrungen.
London – Der Blutzoll ist immens, den Russland im Ukraine-Krieg bezahlen muss. Zugunsten der Pläne von Wladimir Putin. Selbst der gnadenlose Kreml-Chef wird wohl nicht erwartet haben, so viele Menschen an die Front und in vielen Fällen ins Verderben schicken zu müssen, um seinen Traum von der Vergrößerung seines Reichs am Leben zu erhalten.
Kubaner im Ukraine-Krieg: Putin bekommt wohl Unterstützung aus befreundetem Staat
Eine BBC-Recherche stützt nun eine Meldung aus dem Spätsommer 2023, die auf dem Portal InformNapalm zu lesen war. Die dort beheimatete Community sammelt „eigene Untersuchungen und Angaben zu Fakten der russischen Aggression in der Ukraine“.
Damals berichtete das Portal darüber, es habe von den Hacktivisten der „Cyber Resistance“ Passkopien von 199 kubanischen Kämpfern erhalten, die nach Russland verlegt worden seien, um dort für den Kampf gegen die Ukraine ausgebildet zu werden. Später wurden binnen gut eines Monats noch einmal Pässe von mindestens 59 Kubanern aufgedeckt, die in Tula im Süden von Moskau angekommen seien.
Das dortige Rekrutierungsbüro spielt offenbar eine wichtige Rolle. Und damit der dort stationierte Wehrdienstoffizier Major Anton Perevozchikov. Der jüngste der Kubaner soll erst wenige Monate zuvor seinen 18. Geburtstag gefeiert haben. Ein anderer war damals bereits 69 Jahre alt. Aber ob das Alter für Putin oder seinen Rekrutierungsoffizier je eine Rolle gespielt hat?
Video: Russland lässt Atomstreitkräfte trainieren
Russland setzt auf Kämpfer aus Kuba: BBC deckt nach Recherchen auffällige Facebook-Accounts auf
Die BBC jedenfalls fand mittlerweile heraus, dass 31 der damals genannten Namen mit denen von Facebook-Usern übereinstimmen, die den dortigen Inhalten zufolge in Russland leben oder mit der russischen Armee in Verbindung stehen. Einige von ihnen zeigten sich auf Fotos sogar in russischer Uniform. Auffällig sei, dass viele von ihnen seit der zweiten Jahreshälfte 2023 Posts absetzen, die einen Bezug zu Russland haben.
Erwähnt wird, dass es einfach sei, als Kubaner in Putins Reich einzureisen. Da beide Länder seit dem Kalten Krieg Partner sind, brauchen sie für einen Trip nach Russland kein Visum.
Kubaner bekommen russische Pässe: Auch mit Gehalt lockt Putin sie in seine Armee
Die Verdienste bei einer Verpflichtung für Moskaus Armee seien lukrativ angesichts der sich verschärfenden Wirtschaftskrise im karibischen Inselstaat. So sollen geleakten Dokumenten sowie entsprechenden Berichten zufolge 2000 US-Dollar – rund 1850 Euro – pro Monat fließen, mehr als das 80-fache des durchschnittlichen Lohns auf Kuba.
Verlockend könnte demnach zudem die Aussicht auf die russische Staatsbürgerschaft sein. Diese erlaube Visa-freie Einreisen in 117 Länder, beim kubanischen Pass seien es nur 61.
Dem Bericht nach offenbaren einige der eingesehenen Social-Media-Posts, dass die Kubaner mittlerweile russische Pässe besitzen. Diese müssten sie nur wenige Monate nach ihrer Verpflichtung für das Militär bekommen haben.
Russland im Ukraine-Krieg: Sogar mehrere Tausend Kubaner für Putin im Einsatz?
Es wird auch ein russischer Artikel erwähnt, der die Aufnahme von Kubanern in die Kreml-Truppen thematisiert und betont, einige von ihnen wollen Russen werden. Allerdings ist es laut BBC schwierig, eine exakte Zahl der aufgenommenen Kubaner zu recherchieren.
Ruslan Spirin, der diplomatische Gesandte der Ukraine für Lateinamerika und die Karibik, schätzte die Zahl laut dem Wall Street Journal (WSJ) auf 400 (Artikel hinter einer Bezahlschranke). Hier wird jedoch auch betont, dass der ukrainische Parlamentsabgeordnete Marian Zablotskyi schätzt, dass sich zwischen 1500 und 3000 Kubanern gemeldet hätten. Auch aus der Zentralafrikanischen Republik, aus Serbien, aus Nepal und aus Syrien soll Moskau Kämpfer rekrutiert haben.
Lazaro Gonzalez, ein kubanischer Offizier in Russland, sagte laut der BBC in einem Gespräch mit einem in Miami sitzenden Radiosender, unter seinem Kommando hätten 90 Kubaner gedient. Vorrangig seien sie in den bereits besetzten Gebieten eingesetzt worden, nicht an der Front. Dennoch gibt es auch Berichte über gefallene Kubaner: Das WSJ zitiert die Mutter eines jungen Mannes, der von einer Drohne getötet worden sei, als er die Blutung einer Beinwunde stillen wollte.
Nawalny verlängert die Liste der Opfer Putins – ein Überblick
Kubaner kämpfen im Ukraine-Krieg: Lebenserwartung wird nur auf Stunden statt Tage geschätzt
Offenbar kamen zahlreiche der Kubaner über Social Media mit den für die Rekrutierung zuständigen Militärs in Kontakt. Einige sollen davon ausgegangen sein, in Russland lediglich auf dem Bau zu arbeiten und fanden sich plötzlich im Kampfgebiet wieder.
Auch die ukrainischen Behörden nehmen dem BBC-Bericht zufolge einen Anstieg an ausländischen Kämpfern auf Seiten der Invasoren wahr, ebenso unter den Kriegsgefangenen. „Jede Woche nehmen wir fünf Personen aus dem Ausland als Kriegsgefangene fest“, erklärt Petro Jazenko, Sprecher der zuständigen Koordinierungsstelle in Kiew.
Oftmals seien ihre Fähigkeiten als Kämpfer so gering, dass er ihre Lebenserwartung auf dem Schlachtfeld nur auf Stunden statt Tage beziffert. Es würde wohl nicht wundern, sollte Putin ähnlich kalkulieren. (mg)