Ein Mann in Uniform von hinten und ein Porträtbild
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Im Einsatz für Russland: Neben ausgebildeten Soldaten sollen auch Kubaner (r.) für den Kreml in der Ukraine kämpfen.

BBC deckt einige Fälle auf

Russland lockt Kubaner in den Ukraine-Krieg: „Hohes“ Gehalt und neuer Pass als Belohnung

  • Marcus Giebel
    VonMarcus Giebel
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Russland schickt auch Kubaner in den Krieg in der Ukraine. Dafür findet die BBC neue Beweise. Auch Kiew macht entsprechende Erfahrungen.

London – Der Blutzoll ist immens, den Russland im Ukraine-Krieg bezahlen muss. Zugunsten der Pläne von Wladimir Putin. Selbst der gnadenlose Kreml-Chef wird wohl nicht erwartet haben, so viele Menschen an die Front und in vielen Fällen ins Verderben schicken zu müssen, um seinen Traum von der Vergrößerung seines Reichs am Leben zu erhalten.

Trotz der hohen Zahl an entsandten Soldaten scheint Putin vor einer Generalmobilmachung weiter zurückzuschrecken. Denn auch für den scheinbar unantastbaren Machthaber gibt es Grenzen. Da scheint es dem 71-Jährigen entgegenzukommen, dass ein befreundeter Staat zumindest im kleinen Rahmen dabei hilft, den Nachschub an Invasionstruppen zu sichern.

Kubaner im Ukraine-Krieg: Putin bekommt wohl Unterstützung aus befreundetem Staat

Eine BBC-Recherche stützt nun eine Meldung aus dem Spätsommer 2023, die auf dem Portal InformNapalm zu lesen war. Die dort beheimatete Community sammelt „eigene Untersuchungen und Angaben zu Fakten der russischen Aggression in der Ukraine“.

Damals berichtete das Portal darüber, es habe von den Hacktivisten der „Cyber Resistance“ Passkopien von 199 kubanischen Kämpfern erhalten, die nach Russland verlegt worden seien, um dort für den Kampf gegen die Ukraine ausgebildet zu werden. Später wurden binnen gut eines Monats noch einmal Pässe von mindestens 59 Kubanern aufgedeckt, die in Tula im Süden von Moskau angekommen seien.

Das dortige Rekrutierungsbüro spielt offenbar eine wichtige Rolle. Und damit der dort stationierte Wehrdienstoffizier Major Anton Perevozchikov. Der jüngste der Kubaner soll erst wenige Monate zuvor seinen 18. Geburtstag gefeiert haben. Ein anderer war damals bereits 69 Jahre alt. Aber ob das Alter für Putin oder seinen Rekrutierungsoffizier je eine Rolle gespielt hat?

Video: Russland lässt Atomstreitkräfte trainieren

Russland setzt auf Kämpfer aus Kuba: BBC deckt nach Recherchen auffällige Facebook-Accounts auf

Die BBC jedenfalls fand mittlerweile heraus, dass 31 der damals genannten Namen mit denen von Facebook-Usern übereinstimmen, die den dortigen Inhalten zufolge in Russland leben oder mit der russischen Armee in Verbindung stehen. Einige von ihnen zeigten sich auf Fotos sogar in russischer Uniform. Auffällig sei, dass viele von ihnen seit der zweiten Jahreshälfte 2023 Posts absetzen, die einen Bezug zu Russland haben.

Erwähnt wird, dass es einfach sei, als Kubaner in Putins Reich einzureisen. Da beide Länder seit dem Kalten Krieg Partner sind, brauchen sie für einen Trip nach Russland kein Visum.

Kubaner bekommen russische Pässe: Auch mit Gehalt lockt Putin sie in seine Armee

Die Verdienste bei einer Verpflichtung für Moskaus Armee seien lukrativ angesichts der sich verschärfenden Wirtschaftskrise im karibischen Inselstaat. So sollen geleakten Dokumenten sowie entsprechenden Berichten zufolge 2000 US-Dollar – rund 1850 Euro – pro Monat fließen, mehr als das 80-fache des durchschnittlichen Lohns auf Kuba.

Verlockend könnte demnach zudem die Aussicht auf die russische Staatsbürgerschaft sein. Diese erlaube Visa-freie Einreisen in 117 Länder, beim kubanischen Pass seien es nur 61.

Dem Bericht nach offenbaren einige der eingesehenen Social-Media-Posts, dass die Kubaner mittlerweile russische Pässe besitzen. Diese müssten sie nur wenige Monate nach ihrer Verpflichtung für das Militär bekommen haben.

Kreml-Truppen im Ukraine-Krieg: Wladimir Putin entsendet Unmengen an Soldaten ins Kampfgebiet.

Russland im Ukraine-Krieg: Sogar mehrere Tausend Kubaner für Putin im Einsatz?

Es wird auch ein russischer Artikel erwähnt, der die Aufnahme von Kubanern in die Kreml-Truppen thematisiert und betont, einige von ihnen wollen Russen werden. Allerdings ist es laut BBC schwierig, eine exakte Zahl der aufgenommenen Kubaner zu recherchieren.

Ruslan Spirin, der diplomatische Gesandte der Ukraine für Lateinamerika und die Karibik, schätzte die Zahl laut dem Wall Street Journal (WSJ) auf 400 (Artikel hinter einer Bezahlschranke). Hier wird jedoch auch betont, dass der ukrainische Parlamentsabgeordnete Marian Zablotskyi schätzt, dass sich zwischen 1500 und 3000 Kubanern gemeldet hätten. Auch aus der Zentralafrikanischen Republik, aus Serbien, aus Nepal und aus Syrien soll Moskau Kämpfer rekrutiert haben.

Lazaro Gonzalez, ein kubanischer Offizier in Russland, sagte laut der BBC in einem Gespräch mit einem in Miami sitzenden Radiosender, unter seinem Kommando hätten 90 Kubaner gedient. Vorrangig seien sie in den bereits besetzten Gebieten eingesetzt worden, nicht an der Front. Dennoch gibt es auch Berichte über gefallene Kubaner: Das WSJ zitiert die Mutter eines jungen Mannes, der von einer Drohne getötet worden sei, als er die Blutung einer Beinwunde stillen wollte.

Nawalny verlängert die Liste der Opfer Putins – ein Überblick

Alexej Nawalny
Alexej Nawalny war über Jahre der markanteste Kopf der russischen Opposition. Schon früh prangerte der Rechtsanwalt das Machtlager von Präsident Wladimir Putin offen als „Partei der Gauner und Diebe“ an.  © Andrei Zhilin/afp
Wahlen 2012 in Russland: Nawalny protestiert gemeinsam mit Schach-Großmeister Garry Kasparow (l.) für faire Wahlen in Russland – am Ende gewann Wladimir Putin.
Wahlen 2012 in Russland: Nawalny protestiert gemeinsam mit Schach-Großmeister Garry Kasparow (l.) für faire Wahlen in Russland – am Ende gewann Wladimir Putin. © Anatoly Maltsev / dpa
Alexej Nawalny
2013 trat er als Bürgermeisterkandidat in Moskau an und erreichte mit 27 Prozent der Stimmen den zweiten Platz. Später organisierte er Massenproteste im ganzen Land, besonders aber in Moskau. 2018 wollte Nawalny selbst Präsident werden, doch die Justiz schob ihm einen Riegel vor. Wiederholt wurde er wegen Betrugs- und Diebstahlsvorwürfen vor Gericht gestellt und verurteilt. © Kirill Kudryavtsev/afp
Nawalny – damals bereits sozusagen der Superstar der Protestbewegung in Russland – mit seiner Ehefrau Julija, vor Gericht. Nach seinen Protesten kam er damals vorerst frei.
Nawalny – damals bereits sozusagen der Superstar der Protestbewegung in Russland – mit seiner Ehefrau Julija, vor Gericht. Nach seinen Protesten kam er damals vorerst frei. © Valentina Svistunova / dpa
Kreml-Kritiker Nawalny 2017 nach einer Farbattacke vor seinem Büro.
Kreml-Kritiker Nawalny 2017 nach einer Farbattacke vor seinem Büro. © Evgeny Feldman / dpa
Nawalny vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte im Jahr 2018. Dort war Russland zuvor wegen Festnahmen des Kreml-Kritikers verurteilt worden.
Nawalny vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte im Jahr 2018. Dort war Russland zuvor wegen Festnahmen des Kreml-Kritikers verurteilt worden. © Jean-Francois Badias / dpa
Ein großes Portrait von Alexej Nawalny mitten in St. Petersburg. Nach nur wenigen Minuten ließ man es wieder überstreichen.
Ein großes Portrait von Alexej Nawalny mitten in St. Petersburg. Nach nur wenigen Minuten ließ man es wieder überstreichen. © Alexander Demianchuk / Imago
Alexej Nawalny
Im August 2020 brach Nawalny bei einer Reise zusammen und fiel ins Koma. Grund war eine Vergiftung mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok, wie Untersuchungen an der Charité in Berlin bewiesen. © Instagram account @navalny/afp
Alexej Nawalny
Im Januar 2021 kehrte Nawalny nach Russland zurück, wo er erneut vor Gericht gestellt und unter anderem wegen angeblichem „Extremismus“ zu 19 Jahren Lagerhaft verurteilt wurde. Im Dezember 2023 folgte die Verlegung in ein Lager hinter dem Polarkreis. Am 16. Februar 2024 starb Nawalny nach Justizangaben in dem Straflager. Er sei nach einem Hofgang zusammengebrochen, teilte die Gefängnisverwaltung mit.  © Vera Savina/afp
Am 16. Februar 2024 kommt überraschend dann die Info aus Russland, Nawalny sei im Strafgefangenenlager gestorben
Am 16. Februar 2024 kommt überraschend dann die Info aus Russland, Nawalny sei im Strafgefangenenlager gestorben. Weltweit wird um den Kreml-Kritiker getrauert. © IMAGO/Vuk Valcic / ZUMA Wire
Jewgeni Prigoschin
Jewgeni Prigoschin war in Russland als skrupelloser Unternehmer mit krimineller Vergangenheit bekannt. Er und Putin kannten sich lange. Als der heutige Präsident noch in der St. Petersburger Stadtverwaltung arbeitete, soll er in Prigoschins Restaurant eingekehrt sein. Deshalb war Prigoschin, der mehrere Jahre wegen Raubs in Haft saß, auch als „Putins Koch“ bekannt. Niemand sonst in Russland traute sich solche Kritik wie Prigoschin © ITAR-TASS/Imago
Jewgeni Prigoschin
Über Monate hinweg legte sich Jewgeni Prigoschin mit der Militärführung in Moskau an. Immer wieder warf der Chef der russischen Privatarmee Wagner dem Verteidigungsministerium und dem Generalstab der Armee vor, Präsident Wladimir Putin zu belügen. Mit einem bewaffneten Aufstand seiner Privatarmee forderte Prigoschin aber auch Putin selbst heraus. © Sergey Pivovarov/Imago
Jewgeni Prigoschin
Nach seinem gescheiterten Aufstand sahen Fachleute den Söldnerchef aber dem Tode geweiht. Kremlchef Putin hatte die Kämpfer um seinen Ex-Vertrauten als Verräter bezeichnet. Tatsächlich starb Prigoschin zwei Monate nach seiner Meuterei gegen die russische Staatsmacht im August 2023 bei einem Flugzeugabsturz in Russland. © Imago
Boris Nemzow
Der Oppositionspolitiker Boris Nemzow galt als einer der schillerndsten und mutigsten Politiker Russlands. Feinde machte er sich vor allem mit seiner Kritik an der Ukraine-Politik von Kremlchef Wladimir Putin. Er wurde zur Galionsfigur der zersplitterten Opposition und galt als Unterstützer der Richtung Westen strebenden Ukraine. © Oxana Onipko/afp
Boris Nemzow
Nemzow wurde im Februar 2015 durch mehrere Schüsse in den Rücken aus einem Auto heraus erschossen. Der Mord wirft noch immer viele Fragen auf. Die EU drängte Russland wiederholt dazu, den Fall weiter aufzuklären. Ein Gericht in Moskau verurteilte 2017 den mutmaßlichen Mörder und vier Komplizen aus dem Nordkaukasus zu langen Haftstrafen. Nemzows Familie beklagte, dass nach den Drahtziehern nie wirklich gesucht worden sei. © afp
Boris Nemzow
In den 1990er Jahren hatte sich Nemzow als liberaler Reformer in Russland einen Namen gemacht. Präsident Boris Jelzin (rechts im Bild) holte ihn einst in die Regierung nach Moskau. Nemzow war zeitweilig auch als Präsidentenanwärter gehandelt worden. „Ich bin liberal, was Wirtschaftsfragen angeht, aber für eine starke Staatsmacht in der Politik“, sagte er einmal. © TASS/afp
Alexander Litwinenko
Der Putin-Kritiker Alexander Litwinenko starb im November 2006 in London nach einem Anschlag mit dem radioaktiven Gift Polonium 210. Einem Untersuchungsbericht zufolge soll ihm das Strahlengift in einem Londoner Hotel in den Tee gemischt worden sein. Unter den Augen der Weltöffentlichkeit siechte Litwinenko tagelang dahin. Vom Krankenhausbett beschuldigte er Putin, hinter dem Anschlag zu stecken. Die britische Justiz sieht es ebenfalls als bewiesen an, dass die Spur in hohe politische Kreise in Moskau führt. Russland weist dies zurück. © Sergei Kaptilkin/dpa
Anna Politkowskaja
Die Journalistin Anna Politkowskaja machte sich als Kritikerin der Kriege in Tschetschenien einen Namen. Die Mitarbeiterin Oppositionszeitung Nowaja Gaseta berichtete über Kriegsverbrechen der russischen Armee und der verbündeten tschetschenischen Gruppen und sprach von einem „schmutzigen Krieg“. Häufig musste sie sich gegen Drohungen wehren. Am 7. Oktober 2006 wurde sie vor ihrer Wohnung in Moskau erschossen. Politkowskajas Familie vermutet ein politisches Motiv für die Tat.  © Imago
Boris Beresowski
Die Serie von mitunter rätselhaften Todesfällen, hinter denen russische staatliche Stellen vermutet werden, ist noch sehr viel länger. Der Oligarch Boris Beresowski (Mitte) fiel nach dem Machtantritt Putins in Ungnade und floh nach Großbritannien. Am 23. März 2013 wurde Beresowski tot im Bad seines Hauses in Ascot gefunden.  © Shaun Curry/afp
Pawel Scheremet
Im Juli 2016 kam der russische Exil-Journalist Pawel Scheremet in Kiew durch eine Autobombe ums Leben. Scheremet engagierte sich während der Maidan-Proteste 2013/2014 in Kiew aufseiten der prowestlichen Kräfte und wurde später Redakteur beim renommierten Internetportal Ukrainskaja Prawda. © Dmytro Larin/afp
Denis Woronenkow
2017 wurde der abtrünnige russische Abgeordnete Denis Woronenkow auf offener Straße in Kiew erschossen. Auch sein Fall wurde nie aufgeklärt. © ITAR-TASS/Imago
Sergej Magnizki
Sergej Magnizki starb 2009 unter ungeklärten Umständen in einem Moskauer Gefängnis. Angeblich wurde der Anwalt, der nach eigenen Angaben einen Steuerbetrug aufgedeckt hatte, zu Tode geprügelt. Medizinische Hilfe wurde im verweigert.  © HO/Hermitage Capital Management/afp
Baburowa/Markelow
Die Journalistin Anastassija Baburowa und der Menschenrechtsanwalt Stanislaw Markelow wurden 2009 auf der Straße in Moskau erschossen. Für die Tat wurden ein Rechtsextremist und eine Komplizin zu langen Haftstrafen verurteilt. Sie hatten ihre Schuld bestritten. © ITAR-TASS/Imago
Natalia Estemirowa
Die Menschenrechtlerin Natalia Estemirowa wurde 2009 in der Konfliktregion Nordkaukasus erschossen aufgefunden. Mit Berichten über das Verschwinden von Zivilpersonen in dem Gebiet hatte sie sich wiederholt den Zorn der Machthaber zugezogen. © Memorial/afp
Sergej Juschenkow
Eines der ersten Todesopfer war Sergej Juschenkow. Der Duma-Abgeordnete wurde im April 2003 in Moskau erschossen. Juschenkow war der Staatsführung ein Dorn im Auge, wenngleich der Politiker über wenig Macht und Einfluss verfügte.  © Roman Mukhamedzanov/Vremya Novos/afp

Kubaner kämpfen im Ukraine-Krieg: Lebenserwartung wird nur auf Stunden statt Tage geschätzt

Offenbar kamen zahlreiche der Kubaner über Social Media mit den für die Rekrutierung zuständigen Militärs in Kontakt. Einige sollen davon ausgegangen sein, in Russland lediglich auf dem Bau zu arbeiten und fanden sich plötzlich im Kampfgebiet wieder.

Auch die ukrainischen Behörden nehmen dem BBC-Bericht zufolge einen Anstieg an ausländischen Kämpfern auf Seiten der Invasoren wahr, ebenso unter den Kriegsgefangenen. „Jede Woche nehmen wir fünf Personen aus dem Ausland als Kriegsgefangene fest“, erklärt Petro Jazenko, Sprecher der zuständigen Koordinierungsstelle in Kiew.

Oftmals seien ihre Fähigkeiten als Kämpfer so gering, dass er ihre Lebenserwartung auf dem Schlachtfeld nur auf Stunden statt Tage beziffert. Es würde wohl nicht wundern, sollte Putin ähnlich kalkulieren. (mg)

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