Prigoschin ist zurück
Wagner-Chef meldet sich in Video-Botschaft – mit einem konkreten Plan
VonSandra Katheschließen
Statt sich weiter an der „Schande in der Ukraine“ zu beteiligen, kündigt Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin an, sich künftig auf Einsätze in Afrika konzentrieren zu wollen.
Minsk/Moskau – Fast einen Monat nach dem gestoppten Marsch seiner Kämpfer auf Moskau hat sich Jewgeni Prigoschin zur Zukunft der Wagner-Gruppe geäußert - und dabei direkt wieder zum Hieb auf die russische Militärführung ausgeholt. Das geht aus einem von Wagner-Kanälen verbreiteten Video hervor, das eine Ansprache Prigoschins vor Wagner-Kämpfern im belarussischen Dorf Molkino zeigen soll. Zweifelsfrei auf seine Echtheit überprüfen ließ sich das Video jedoch nicht.
Von dem Wagner-Chef, der sich in den vergangenen Wochen kaum öffentlich zu Wort gemeldet hatte, hieß es zunächst nach dem Aufstand, er sei ins Exil nach Belarus geschickt worden, dann wurde vermeldet, dass sich Prigoschin wieder in Sankt Petersburg aufhalte. Der ukrainische Militärgeheimdienst ließ derweil verlauten, dass die russische Seite bereits Mordpläne gegen Prigoschin schmiede.
Wagner-Chef Prigoschin: Neues Video - „Wie Brüder“ in Belarus aufgenommen
Nun bestätigt das Video mutmaßlich, dass sich Prigoschin genau wie viele seiner an der Aktion Ende Juni beteiligten Kämpfer tatsächlich in Belarus aufhält. Die Söldner-Gruppe wolle „einige Zeit“ bleiben und die dortigen Streitkräfte, mit denen sie zusammenarbeite, „zur zweiten Armee der Welt“ machen, sagte der Wagner-Chef. Die erste, das ist nach Prigoschins Verständnis die Wagner-Gruppe selbst.
In Belarus seien er und seine Söldner nach ihrer Exilierung aus Russland „nicht nur wie Helden, sondern auch wie Brüder“ aufgenommen worden, betonte Prigoschin in dem Video und zeigte sich froh darüber, dass seine Truppen sich vorerst nicht mehr an der „Schande“ in der Ukraine beteiligen. Stattdessen liege der Fokus vorerst bei Einsätzen etwa in Afrika, sagte Prigoschin: Wagner werde überall da kämpfen, wo es „notwendig“ sei.
Wagner-Video mit Seitenhieb gegen Russland: Prigoschin nennt Ukraine-Krieg „Schande“
Der Wagner-Chef hatte schon Wochen vor dem Vormarsch seiner Kämpfer auf Moskau immer wieder lautstark über Unfähigkeit der russischen Militärführung geklagt und Wladimir Putin aufgefordert, Verteidigungsminister Schoigu und Generalstabschef Gerassimow auszutauschen. Die Wagner-Kämpfer hätten indes „ehrenhaft gekämpft“, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters den Wagner-Chef.
Was die Möglichkeit eines erneuten Einsatzes im Ukraine-Krieg angeht, gab Prigoschin sich selbstsicher und kaum so, als sei er vom Kreml-Herrscher ins Exil nach Belarus geschickt worden: Man werde wieder in der Ukraine kämpfen, sofern die Kämpfer überzeugt sein könnten, sich dort nicht schämen zu müssen. Daraufhin sei auf dem Video lautstarker Applaus zu hören. (saka mit dpa/Reuters)
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