Zoff um Bezahlkarten und Zahlungen

Geld kürzen hilft „auf keinen Fall“: Migrationsforscher dämpft Aufregung um „Pull-Faktoren“

  • Franziska Schwarz
    VonFranziska Schwarz
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Wollen Geflüchtete nach Deutschland, weil es hier mehr Geld gibt als anderswo? Ein Experte ordnet für Ippen.Media die Debatte um „Pull-Faktoren“ ein.

Kiel – Ist Deutschland „zu attraktiv“ für Asylsuchende? Die Debatte könnte wie eine Verbrämung einer brisanten Frage wirken: „Geben wir den anderen zu viel?” Schließlich ist auch die Kürzung von Zuwendungen die Rede. Aber kann deren Kürzung die irreguläre Migration tatsächlich begrenzen? Oder helfen Sachleistungen und Bezahlkarten für Geflüchtete? „Auf keinen Fall“, sagt der Experte Matthias Lücke vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) im Gespräch mit IPPEN.MEDIA.

Asyl-Streit in Deutschland: Aufregung um Pull-Faktoren für IfW-Forscher „Symboldebatte“

Migrationsforscher Lücke hält das für eine Symboldebatte. „In dem Rahmen, in dem wir kürzen könnten, sind Sozialleistungen kein Pull-Faktor.“ Abgesehen von der Frage der Humanität, dem Grundgesetz und der Genfer Flüchtlingskonvention. Denn würden Asylsuchenden hier die Leistungen gekürzt, stünde dem Ökonomen zufolge schnell ein neues Problem im Raum: „Wie würden sie sich dann versorgen?“, fragt Lücke.

Den Begriff „Pull-Faktor“ benutzte zuletzt unter anderem Friedrich Merz.  Es sei klar, dass das Gesundheits- und Sozialsystem ein Pull-Faktor für Menschen sei – also ein Anreiz gerade zur Einreise nach Deutschland, sagte der CDU-Chef der Rheinischen Post. Für sein „Lassen sich die Zähne neu machen“ erntete Oppositionsführer Merz aber auch Kritik.

Doch auch der FDP-Fraktionsvorsitzende Christian Dürr forderte im Oktober eine Einstellung von Bargeldzahlungen an Geflüchtete und stattdessen „nur noch Sachleistungen oder Bezahlkarten“, um einen „Pull-Faktor“ zu beseitigen.

Sozialleistungen auf Null: „Keine geeignete Lösung“

„Ich halte es nicht für eine geeignete ‚Lösung‘, Sozialleistungen auf ‚Null‘ zu setzen“, sagt Lücke mit Blick auf Italien. Dort wurde im Sommer vielen das Bürgergeld per SMS gestrichen – was zu Protesten im Land von Regierungschefin Giorgia Meloni führte. In Deutschland haben anerkannte Flüchtlinge und darüber hinaus alle, die langfristig bleiben, bei Mittellosigkeit Anspruch auf dieselben Sozialleistungen wie Einheimische. „Das würde Einheimische ebenso wie Zugewanderte betreffen“, warnt deshalb Lücke zum italienischen Vorgehen. „So etwas schlägt niemand in Deutschland vor“, sagt Lücke.

Warum kommen Geflüchtete nach Deutschland? Experte sieht viele Faktoren

Mit Pull-Faktoren kennt der Migrationsforscher Lücke sich aus – und auch mit ihrem Gegenstück, den Push-Faktoren: Krieg, schlechte wirtschaftliche Aussichten, politische Verfolgung. „Vor allem in einigen westafrikanischen Länder haben viele junge Männer das Gefühl, in ihrem Land nicht in Würde leben zu können“, sagt er. 

Aber Push- und Pull-Faktoren sind nur ein Ausschnitt des analytischen Rahmens. Sie helfen, Fakten zu sortieren – mehr nicht. So spielen auch Sprache, Rassismus, und Chancen auf dem Arbeitsmarkt im Zielland sowie der Wunsch, im Herkunftsland in der Nähe von Verwandten und Freunden zu leben, in jeden persönlichen Entschluss für oder gegen Migration hinein.

Rettung von Bootsmigranten im Mittelmeer vor der italienischen Küste (Aufnahme von „Ärzte ohne Grenzen“ vom Mai 2023)

Migrations-Debatte dreht sich um nebensächliche Fragen

Einige aktuelle Studien (aus Dänemark, der Schweiz, Großbritannien) zeigen, dass in bestimmten Situationen nach deutlichen Kürzungen von Sozialleistungen oder Verschärfungen der Zuzugsbedingungen weniger Asylsuchende gekommen sind. Diese Studien hält Lücke grundsätzlich für valide. Aber sie zeigen beispielsweise nicht, wohin die Asylsuchenden stattdessen gegangen sind – ebenso wenig wie die Folgen von schlechteren Integrationsbedingungen für diejenigen, die trotzdem kommen.

Lücke ist Co-Direktor des MEDAM-Projekts, in dem sich Forschende mit der Asyl- und Migrationspolitik der EU befassen. Es läuft bereits seit 2016. Doch heute resümiert er: „Es bleibt schwierig, der Öffentlichkeit die komplexen Ursachen und Wirkungen von Migration und die Einflussmöglichkeiten der Politik zu vermitteln.“ Die öffentliche Debatte dominieren seiner Ansicht nach häufig eher nebensächliche Fragen.

Bezahlkarten? „Weiß nicht, wofür das gut sein soll“

Den Umgang mit den jetzt auf dem Migrationsgipfel geforderten Bezahlkarten zum Beispiel hält Lücke in erster Linie für eine pragmatische Frage. Er gibt zu bedenken, dass es bislang offenbar kein geeignetes Kartensystem gibt und dass die Behörden, die das System umsetzen müssten, es für unpraktikabel halten. „Ich weiß auch nicht, wofür das gut sein soll – außer es wäre eine Vereinfachung für die Beteiligten, aber das ist jedenfalls nicht das Anliegen der Befürworter.“

Kabinett Scholz: Nach dem Ampel-Aus kommt Rot-Grün ohne Mehrheit

Olaf Scholz spricht zur Energiepolitik.
Olaf Scholz (SPD) ist der neunte Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Politisch wird er dem konservativen Flügel der Sozialdemokraten zugerechnet. Lange Zeit galt er als reiner „Scholzomat“ – ein Spitzname, den er sich wegen seiner mechanisch wirkenden Sprechblasen in seiner Zeit als Generalsekretär unter Kanzler Gerhard Schröder verdiente. Kurz nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine kündigte er in einer Sondersitzung des deutschen Bundestages einen Wandel der deutschen Politik an: „Wir erleben eine Zeitenwende.“  © Britta Pedersen/dpa
Robert Habeck auf Deutschlandtour.
Robert Habeck ist Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz im Kabinett Scholz sowie Stellvertreter des Kanzlers. Vom 27. Januar 2018 bis zum 14. Februar 2022 hatte er zusammen mit Annalena Baerbock den Bundesvorsitz der Partei Bündnis 90/Die Grünen inne. Habeck ist auch als Schriftsteller tätig. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Andrea Paluch veröffentlichte er mehrere Romane, u.a. Hauke Haiens Tod (2001). © Soeren Stache/dpa
Jörg Kukies kommt zu Beginn der Sitzung des Bundeskabinetts im Kanzleramt.
Am 7. November 2024 hat Jörg Kukies das Amt des Finanzminister übernommen. Der Sozialdemokrat Kukies ist derzeit Staatssekretär im Kanzleramt und gilt als einer der wichtigsten Berater von Kanzler Scholz. Er ist sein Mann für Wirtschaft und Finanzen und verhandelt für ihn die Abschlussdokumente der G7- und G20-Gipfel.  © Michael Kappeler/dpa
Christian Lindner im Kanzleramt in Berlin am 27. Juli 2022.
Christian Lindner ist Bundesminister der Finanzen im Kabinett Scholz. Der FDP-Politiker ist seit dem 7. Dezember 2013 Bundesvorsitzender der Liberalen. Schon 2017 sah es lange so aus, als würde die FDP an der Regierung beteiligt sein. Doch nach vierwöchigen Sondierungsgesprächen zur Bildung einer Jamaika-Koalition erklärte Lindner die Verhandlungen schließlich für gescheitert. Seine Begründung: „Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren!“ © Emmanuele Contini/Imago
Nancy Faeser (SPD), alte und neue Landesvorsitzende der SPD in Hessen und Bundesinnenministerin, freut sich über ihre Wiederwahl.
Nancy Faeser führt im Kabinett Scholz als erste Frau das Bundesministerium des Innern und für Heimat. Die Juristin ist seit dem 2. November 2019 Vorsitzende der SPD Hessen. Zuvor war sie 16 Jahre lang Abgeordnete des Hessischen Landtags und ab 2019 als Vorsitzende der hessischen SPD-Fraktion auch Oppositionsführerin. Zudem war sie Spitzenkandidatin der SPD bei der Landtagswahl in Hessen 2023. Als Abgeordnete im Landtag erhielt sie zwei Drohbriefe, die mit NSU 2.0 unterschrieben waren. © Andreas Arnold/dpa
Annalena Baerbock ist im Kabinett Scholz Bundesministerin des Auswärtigen. Sie ist die erste Frau, die dieses Amt innehat. Bei der Bundestagswahl 2021 trat sie als Kanzlerkandidatin der Grünen an, die sich aber mit 14,8 Prozent der Zweitstimmen mit Platz drei hinter SPD und Union begnügen mussten. Von Januar 2018 bis Februar 2022 war sie gemeinsam mit Robert Habeck Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen.
Annalena Baerbock ist im Kabinett Scholz Bundesministerin des Auswärtigen. Sie ist die erste Frau, die dieses Amt innehat. Bei der Bundestagswahl 2021 trat sie als Kanzlerkandidatin der Grünen an, die sich aber mit 14,8 Prozent der Zweitstimmen mit Platz drei hinter SPD und Union begnügen mussten. Von Januar 2018 bis Februar 2022 war sie gemeinsam mit Robert Habeck Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen. © Thomas Imo/Imago
Marco Buschmann FDP, Bundesjustizminister, stellt Eckpunktepapier zum Selbstbestimmungsgesetz vor.
Marco Buschmann war bis zum 7. November 2024 Bundesminister der Justiz im Kabinett Scholz. Der FDP-Politiker war von Oktober 2017 bis Dezember 2021 Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Bundestagsfraktion. Im Herbst 2020 warnte er während der Corona-Pandemie vor einer Verfassungskrise. Buschmann war auch Mitkoordinator der erfolgreichen Verfassungsklage der Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und FDP gegen den Berliner Mietendeckel. Nach dem Rauswurf von Finanzminister Christian Lindner verließ Buschmann die Ampel.  © Jürgen Heinrich/Imago
Volker Wissing, Bundesverkehrsminister FDP, vor der Kabinettssitzung im Berliner Kanzleramt Bundeskanzleramt in Berlin
Volker Wissing wurde nah dem Ampel-Aus für sein Ausscheren aus dem Kurs von FDP-Parteichef Christian Lindner belohnt. Der Bundesminister für Digitales und Verkehr erhielt zusätzlich das Justizressort. Einer der letzten großen Ampel-Fans in der FDP zog nach dem Koalitionsbruch Konsequenzen: In einem beispiellosen Schritt trat er aus der Partei aus und bleibt bis zu den geplanten Neuwahlen als Parteiloser im Amt. Der Jurist war vom 19. September 2020 bis zum 23. April 2022 Generalsekretär der FDP. Wissing gibt als Hobby Weinbau an, vor allem im familieneigenen Weingut.  © Stefan Boness/Imago
Hubertus Heil besucht die Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in Berlin-Spandau.
Hubertus Heil ist im Kabinett Scholz Bundesminister für Arbeit und Soziales – ein Amt, das der SPD-Politiker bereits seit dem 14. März 2018 innehat. Heil ist seit Dezember 2019 stellvertretender Bundesvorsitzender der Sozialdemokraten. Von November 2005 bis November 2009 und von Juni bis Dezember 2017 war er Generalsekretär seiner Partei. Heil spricht sich für einen Mindestlohn von mindestens 12 Euro aus, eine Erhöhung des Rentenalters auf über 67 Jahre lehnt er ab. © M. Popow/Imago
Boris Pistorius ist als Nachfolger von Christine Lambrecht ins Chefbüro des Verteidigungsministeriums im Bendlerblock gerückt. Pistorius gehört dem SPD-Parteivorstand an und gilt als erfahrener Polit-Manager. Von 1980 bis 1981 absolvierte er seinen Wehrdienst, anschließend studierte er Rechtswissenschaften in Osnabrück und Münster. Pistorius war zuvor seit 2013 Innenminister in Niedersachsen.
Boris Pistorius ist als Nachfolger von Christine Lambrecht ins Chefbüro des Verteidigungsministeriums im Bendlerblock gerückt. Pistorius gehört dem SPD-Parteivorstand an und gilt als erfahrener Polit-Manager. Von 1980 bis 1981 absolvierte er seinen Wehrdienst, anschließend studierte er Rechtswissenschaften in Osnabrück und Münster. Pistorius war zuvor seit 2013 Innenminister in Niedersachsen. © Michael Kappeler/dpa
Verteidigungsministerin Lambrecht besucht Marder-Kompanie
Bis zum 19. Januar 2023 hatte Christine Lambrecht das Amt der Verteidigungsministerin inne. Die SPD-Politikerin stand zumeist unter einem immensen Druck. Kritische Stimmen warfen ihr fehlende Sachkenntnis, die schleppend angelaufene Beschaffung für die Bundeswehr, aber auch ihr Auftreten in der Öffentlichkeit vor. Irritation rief schließlich eine Neujahrsbotschaft hervor, in der sie begleitet von Silvesterfeuerwerk in Berlin über den Ukraine-Krieg sprach. © Robert Michael/dpa
Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft läuft beim Treffen der G7 Agrarminister zum Eingang des Schlosses Hohenheim.
Cem Özdemir ist Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft im Kabinett Scholz. Özdemir ist der erste Bundesminister mit türkischem Migrationshintergrund. Von November 2008 bis Januar 2018 war er Bundesvorsitzender der Grünen. Im Dezember 2021 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden des gemeinnützigen Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ gewählt. Nach dem Ampel-Aus übernahm er auch das Ministerium für Bildung und Forschung.  © Bernd Weißbrod/dpa
Lisa Paus (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, spricht beim hybriden Gipfeltreffen „Women7-Summit“.
Elisabeth „Lisa“ Paus ist seit dem 25. April 2022 Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Kabinett Scholz. Sie ist die Nachfolgerin von Anne Spiegel, die zuvor von diesem Posten zurückgetreten war. Paus gehört zum linken Parteiflügel der Grünen. Sie ist seit 2009 Abgeordnete im Deutschen Bundestag.  © Bernd von Jutrczenka/dpa
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übergibt im Schloss Bellevue anlässlich des Amtswechsels im Bundesfamilienministerium die Entlassungsurkunde an Anne Spiegel (Bündnis 90/Die Grünen), bisherige Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Vorgängerin von Lisa Paus war Anne Spiegel, die am 25. April 2022 die Entlassungsurkunde von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erhielt. „Es war zu viel“, hatte die Grünen-Politikerin vorher bekennen müssen. Ihr Verhalten als Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität in Rheinland-Pfalz nach der Flutkatastrophe im Sommer 2021 wurde vom Untersuchungsausschuss des Landtags bis ins Detail untersucht. Die Kritik wurde zum Sturm – ihr Amt als Bundesfamilienministerin gab Spiegel deshalb auf. In ihrer Rücktrittserklärung betonte Spiegel, dass sie das Amt nicht länger belasten wolle und entschuldigte sich für begangene Fehler. © Bernd von Jutrczenka/dpa
Karl Lauterbach (SPD), Bundesgesundheitsminister, beantwortet auf einer Pressekonferenz Fragen von Journalisten zum Infektionsgeschehen und zur Impfentwicklung.
Karl Lauterbach ist Bundesminister für Gesundheit im Kabinett Scholz. Der SPD-Politiker ist Professor am Universitätsklinikum Köln und dort Leiter des Instituts für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie. Wegen seines Bundestagsmandats ist er derzeit beurlaubt. Während der Pandemie ist er für viele zu einer Reizfigur geworden. Als Minister konnte er sich mit seiner Forderung nach einer allgemeinen Corona-Impfpflicht nicht durchsetzen.  © Wolfgang Kumm/dpa
Steffi Lemke, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz beim Treffen der G7 Klima-, Energie- und Umweltministerinnen und -minister.
Steffi Lemke hat im Kabinett Scholz den Posten als Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz inne. Die Politikerin von Bündnis 90/Die Grünen absolvierte ein Studium der Agrarwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin, das sie 1993 als Diplom-Agraringenieurin abschloss. Von 2002 bis 2013 war sie politische Bundesgeschäftsführerin ihrer Partei. © Chris Emil Janssen/Imago
Bettina Stark-Watzinger im Portrait bei der Bundespressekonferenz zum Thema Veroeffentlichung des nationalen Bildungsberichts Bildung in Deutschland.
Bettina Stark-Watzinger ist Bundesministerin für Bildung und Forschung im Kabinett Scholz. Seit 2017 ist sie Abgeordnete im Deutschen Bundestag und seit März 2021 Vorsitzende der FDP Hessen. Ihr Studium der Volkswirtschaftslehre an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz und der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main schloss sie 1993 als Diplom-Volkswirtin ab. Sie ist Mitglied im Stiftungsrat der Karl-Hermann-Flach-Stiftung. © Imago
Svenja Schulze SPD, Bundesministerin fuer wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, aufgenommen im Rahmen der Konferenz fuer globale Ernaehrungssicherheit im Auswaertigen Amt in Berlin.
Svenja Schulze ist Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland im Kabinett Scholz. Die SPD-Politikerin ist Mitglied der Arbeiterwohlfahrt, der IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), ver.di, im Naturschutzbund Deutschland (NABU) und im Verein Slowfood. Sie ist Mitbegründerin des Netzwerkes „Frauenzeiten“. © Florian Gaertner/Imago
Klara Geywitz im Kanzleramt in Berlin am 27. Juli 2022. Kabinettssitzung in Berlin.
Klara Geywitz ist Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen im Kabinett Scholz. Zudem ist sie Beauftragte der Bundesregierung für den Berlin-Umzug und den Bonn-Ausgleich. Im Dezember 2019 wurde sie zu einer der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der SPD gewählt. Geywitz gehört seit 2014 dem Vorstand der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit an. © Emmanuele Contini/Imago
Wolfgang Schmidt hisst die Regenbogenfahne am Bundeskanzleramt in Berlin.
Wolfgang Schmidt ist Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramtes im Kabinett Scholz. In dieser Funktion ist er außerdem Beauftragter der Nachrichtendienste des Bundes. Schmidt, der seit 1989 der SPD angehört, gilt als engster Vertrauter von Olaf Scholz. © Christian Spicker/Imago

Migrationsforscher empfiehlt Kooperationen mit Nicht-EU-Ländern

Doch wichtiger als das Reden über Pull-Faktoren ist laut Lücke einen Ausbau der Zusammenarbeit anstelle des herrschenden Asyl-Regel-Chaos – auch mit Nicht-EU-Ländern. Als gutes Beispiel nennt er das Nicht-EU-Mitglied Türkei (und als Negativbeispiel das Migrationsabkommen mit Tunesien). Die Zusammenarbeit mit der Türkei funktioniere seit vielen Jahren. Die Türkei erkennt – anders als die EU – den Syrerinnen und Syrern im Land sogar einen vorübergehenden Schutzstatus zu, wie ihn hierzulande Geflüchtete aus der Ukraine genießen. 

Gleichzeitig haben die EU und ihre Mitgliedstaaten erheblich die Versorgung von Flüchtlingen in der Türkei mitfinanziert, während die Türkei deren irreguläre Weiterwanderung nach Griechenland und in die EU verhindert. „Mit Blick auf die weitere soziale und wirtschaftliche Integration der Flüchtlinge in der Türkei wäre einiges mehr zu machen“, urteilt Lücke zugleich.

Natürlich habe nicht jeder Mensch das Recht, nach Deutschland zu kommen und sich hier niederlassen, betont der Migrationsforscher: „Das würde weder wirtschaftlich noch politisch funktionieren.“ Deutschland habe zwar derzeit viel irreguläre Einwanderung, aber ins Verhältnis zur Bevölkerungsgröße gesetzt, seien die Zahlen in vielen EU-Mitgliedstaaten ähnlich – bei durchaus unterschiedlichen Sozialleistungen. (frs)

Rubriklistenbild: © IMAGO / Political-Moments