Werden wohl wenig Lust auf eine schwarz-grüne Koalition haben: Robert Habeck und Markus Söder.
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Werden wohl wenig Lust auf eine schwarz-grüne Koalition haben: Robert Habeck und Markus Söder.

Neue Umfrage enthüllt

Söders Öko-Feldzug zeigt Wirkung: Mehrheit der Unionswähler lehnt Merz‘ Schwarz-Grün-Vorstoß ab

  • Jens Kiffmeier
    VonJens Kiffmeier
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Schwarz-Grün ist für Friedrich Merz eine Machtoption. Doch laut einer neuen Umfrage lehnt die Mehrheit der Deutschen das ab – zur Freude von Söder.

Berlin – Widerstand gegen CDU-Plan: Friedrich Merz schielt neuerdings auf eine schwarz-grüne Koalition. Doch was für den Unionsfraktionschef eine mögliche Machtoption scheint, stößt bei den eigenen Anhängern und auch bei vielen Deutschen eher auf Ablehnung. Daran dürfte das Trommelfeuer von Markus Söder (CSU) gegen die Ampel-Regierung nicht ganz unschuldig sein. Doch eine Frage bleibt: Wie wollen die Unionsanhänger dann in Zukunft die Macht übernehmen?

Neue Umfrage zeigt: Union klar vorne – doch mit wem soll man regieren?

Laut einer neuen, von Bild in Auftrag gegebenen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa liegt die Union mit 30 Prozent klar vorne in der Gunst der Wählerinnen und Wähler. Platz zwei belegt die AfD (20 Prozent), gefolgt von der SPD (15 Prozent) und den Grünen (13 Prozent). Während das neue Bündnis von Sahra Wagenknecht mit sieben Prozent einen steilen Aufstieg hinlegt, muss die FDP aktuell um den Verbleib im Bundestag zittern. Die Liberalen schaffen es mit vier Prozent nur knapp vor die Linken, die nur noch auf drei Prozent kommen.

Dadurch stellt sich für die Union ein Problem: Eine Koalition mit der AfD hat die Union ausgeschlossen. Klarer Favorit für ein Regierungsbündnis im Fall einer Neuwahl oder bei der Bundestagswahl 2025 ist die FDP. Doch angesichts der aktuellen Umfragewerte könnte sich diese Machtoption für CDU und CSU auch in Luft auflösen. Aber was dann? Friedrich Merz hat vor diesem Hintergrund Anfang der Woche in einem Newsletter an die Parteifreundinnen und Parteifreunde erstmals Schwarz-Grün ins Spiel gebracht.

Friedrich Merz liebäugelt mit Schwarz-Grün – Mehrheit lehnt das aber ab

Doch die Deutschen stehen diesem Bündnis skeptisch gegenüber. So können sich nur 21 Prozent eine derartige Koalition vorstellen. Lieber hätten sie die Große Koalition (36 Prozent) zurück – oder eine Deutschlandkoalition aus Union, SPD und FDP (26 Prozent). Heruntergebrochen auf die Unionshänger ergibt sich laut der Insa-Erhebung ein ähnliches Bild. Die Zahlen fallen dabei nur noch drastischer aus. Mehr als die Hälfte lehnt ein schwarz-grünes Bündnis kategorisch ab. Rund ein Drittel findet sogar, dass die Union diese Machtoption klar und deutlich ausschließen sollte.

Im Süden der Republik dürfte dies Genugtuung auslösen. Seit Monaten fährt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) einen Knallhart-Abgrenzungskurs gegen die Ampel-Koalition von Olaf Scholz (SPD). Vor allem die Grünen werden immer wieder Ziel seiner Angriffe. Insofern verwundert es nicht, dass die Christsozialen in den vergangenen Tagen auch umgehend das Merz-Ansinnen in das Reich der Märchen zurückverwiesen.

Schwarz-Grün: Söder und die CSU sehen darin keine Machtoption

So sagte der CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt der Nachrichtenagentur dpa: „Mit uns geht nur ein Politikwechsel in Deutschland. Die Grünen haben mit ihren Ideologieprojekten maßgeblich die gesellschaftliche Polarisierung in Deutschland vorangetrieben. Diese links-grüne Bevormundungs- und Umerziehungspolitik muss beendet werden. Die Grünen werden dabei eher Gegner als Partner sein“, sagte Dobrindt, der auch Erster Stellvertreter von Merz in der Fraktion ist. CSU-Generalsekretär Martin Huber stellte beim Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) fest: „CSU und Grüne, das passt einfach nicht zusammen.“

Bayerns Ministerpräsidenten seit 1945

Bundeskanzler Konrad Adenauer (mit Zylinder, CDU), Bundesratspräsident Karl Arnold (l, CDU) und Fritz Schäffer (r, CSU) bei der feierlichen Eröffnungssitzung des Deutschen Bundestages am 07.09.1949 in Bonn.
28. Mai 1945 – 28. September 1945: Fritz Schäffer (r, CSU) mit Konrad Adenauer (mit Zylinder, CDU), Bundesratspräsident Karl Arnold (l, CDU) bei der feierlichen Eröffnungssitzung des Deutschen Bundestages am 07.09.1949 in Bonn. © dpa
28. September 1945 – 21. Dezember 1946: Wilhelm Hoegner (SPD), ernannt durch die USA.
28. September 1945 – 21. Dezember 1946 (erste Amtszeit): Wilhelm Hoegner (SPD), ernannt durch die USA. © IMAGO/Rolf Poss
21. Dezember 1946 –
 14. Dezember 1954: Hans Ehard (CSU) mit Ehefrau Sieglinde.
21. Dezember 1946 – 14. Dezember 1954: Hans Ehard (CSU) mit Ehefrau Sieglinde. © IMAGO
14. Dezember 1954 – 16. Oktober 1957 (zweite Amtszeit): Wilhelm Hoenger (SPD) trat nach Verlust der Mehrheit im Landtag zurück.
14. Dezember 1954 – 16. Oktober 1957 (zweite Amtszeit): Wilhelm Hoenger (SPD) trat nach Verlust der Mehrheit im Landtag zurück. © IMAGO
16. Oktober 1957 – 26. Januar 1960: Hanns Seidel (CSU) überreicht General Lauris Norstad den Bayerischen Lowen.
16. Oktober 1957 – 26. Januar 1960: Hanns Seidel (CSU) überreicht General Lauris Norstad den Bayerischen Lowen. © IMAGO
26. Januar 1960 – 11. Dezember 1962 (zweite Amtszeit): Hans Erhard (CSU).
26. Januar 1960 – 11. Dezember 1962 (zweite Amtszeit): Hans Erhard (CSU). © IMAGO
11. Dezember 1962 – 7. November 1978: Ministerpräsident Alfons Goppel und Parteivorsitzender Franz Josef Strauß (beide CSU).
11. Dezember 1962 – 7. November 1978: Ministerpräsident Alfons Goppel, der aus Altersgründen zurücktrat, und Parteivorsitzender Franz Josef Strauß (beide CSU). © IMAGO
7. November 1978 – 3. Oktober 1988: Franz Josef Strauß (CSU) mit Münchens ehemaligem Oberbürgermeister Erich Kiesl.
7. November 1978 – 3. Oktober 1988: Franz Josef Strauß (CSU) mit Münchens ehemaligem Oberbürgermeister Erich Kiesl. © Heinz Gebhardt/IMAGO
3. Oktober 1988 – 19. Oktober 1988: Max Streibl (CSU) führte das Amt erst kommissarisch und trat dann in seiner offiziellen Amtszeit (19. Oktober 1988 – 28. Mai 1993) wegen der „Amigo-Affäre“ zurück.
3. Oktober 1988 – 19. Oktober 1988: Max Streibl (CSU) führte das Amt erst kommissarisch und trat dann in seiner offiziellen Amtszeit (19. Oktober 1988 – 28. Mai 1993) wegen der „Amigo-Affäre“ zurück. © IMAGO
28. Mai 1993 – 9. Oktober 2007: Edmund Stoiber (CSU) trat nach einem innerparteilichen Machtkampf zurück.
28. Mai 1993 – 9. Oktober 2007: Edmund Stoiber (CSU) trat nach einem innerparteilichen Machtkampf zurück. © IMAGO/Astrid Schmidhuber
9. Oktober 2007 – 27. Oktober 2008: Günther Beckstein (CSU) schied aus dem Amt, als die CSU bei der Landtagswahl 2008 einen deutlichen Stimmenverlust hinnehmen musste.
9. Oktober 2007 – 27. Oktober 2008: Günther Beckstein (CSU) schied aus dem Amt, als die CSU bei der Landtagswahl 2008 einen deutlichen Stimmenverlust hinnehmen musste. © IMAGO
27. Oktober 2008 – 13. März 2018: Horst Seehofer (CSU) gab das Amt ab, als die Ernennung zum Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat anstand.
27. Oktober 2008 – 13. März 2018: Horst Seehofer (CSU) gab das Amt ab, als die Ernennung zum Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat anstand. © Sammy Minkoff/IMAGO
13. März 2018 – 16. März 2018: Ilse Aigner (CSU) übernahm das Amt der Ministerpräsidentin kommissarisch.
13. März 2018 – 16. März 2018: Ilse Aigner (CSU) übernahm das Amt der Ministerpräsidentin kommissarisch. © Charles Yunck/IMAGO
Seit 16. März 2018: Markus Söder (CSU) ist Ministerpräsident von Bayern und CSU Vorsitzender.
Seit 16. März 2018: Markus Söder (CSU) ist Ministerpräsident von Bayern und CSU Vorsitzender. © IMAGO

Hinter dem Richtungsstreit steckt auch eine andere Auseinandersetzung. Denn neben der Koalitionsfrage ist auch innerhalb der Union offen, wer ein mögliches Bündnis als Kanzler anführen soll: Friedrich Merz oder Markus Söder? Oder doch Hendrik Wüst? Der junge NRW-Ministerpräsident regiert bereits mit einer schwarz-grünen Koalition in seinem Land – trotz der angeblichen Skepsis in seiner Partei. (jkf)