Supreme Court muss entscheiden

Vorwahl der Republikaner ohne Trump? Weitere Bundesstaaten werden aktiv

  • Christian Stör
    VonChristian Stör
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Darf Donald Trump als Präsident antreten? Dem Republikaner droht der teilweise Ausschluss von den Vorwahlen. Die Entscheidung fällt vor Gericht.

Washington, D.C. - Donald Trump will zurück an die Macht. Und seine Chancen stehen eigentlich nicht schlecht. Zu Beginn eines heißen Wahljahrs in den USA deutet jedenfalls fast alles darauf hin, dass der 77-Jährige bei der US-Wahl 2024 den amtierenden Präsidenten Joe Biden herausfordern wird.

Ein erstes Ausrufezeichen kann Trump schon am 15. Januar setzen, wenn in Iowa die Vorwahlen der Republikaner beginnen. Den aktuellen Umfragen zufolge geht Trump jedenfalls als klarer Favorit in das Rennen um die Nominierung. Bisher haben weder die frühere UN-Botschafterin Nikki Haley noch Floridas Gouverneur Ron DeSantis an Trumps Vormachtstellung innerhalb der Republikanischen Partei rütteln können.

Bundesstaaten schließen Trump von den Vorwahlen der Republikaner aus

Dennoch hat Trump bei den Vorwahlen der Republikaner mit einem nicht unerheblichen Problem zu kämpfen. Zwei Bundesstaaten haben den ehemaligen US-Präsidenten von den Vorwahlen für das Weiße Haus bereits ausgeschlossen. Zunächst hatte das höchste Gericht in Colorado entschieden, dass sich Trump durch seine Rolle im Zusammenhang mit der Attacke auf das Kapitol am 6. Januar 2021 für die Vorwahl in Colorado disqualifiziert habe. Eine ähnliche Entscheidung fiel später im Bundesstaat Maine.

Donald Trump will wieder Präsident werden. Doch darf er überhaupt in allen Bundesstaaten an den Vorwahlen der Republikaner teilnehmen?

Doch Colorado und Maine sind nicht die einzigen Bundesstaaten, die Trump vom Wahlzettel streichen wollen. Auch anderswo laufen noch entsprechende Klagen. So reichte am 4. Januar auch die Interessenvertretung „Free Speech For People“ in Illinois und Massachusetts Anträge ein, um Trump von der Wahl 2024 auszuschließen. Der Gruppe gehören Demokraten, Republikaner und Unabhängige an.

Begründet wurde der Antrag mit dem sogenannten Aufstandsverbot im 14. Verfassungszusatz. Demnach darf niemand ein höheres Amt im Staat bekleiden, der sich zuvor im Amt an einem Aufstand gegen den Staat beteiligt hat. Zwar werden in der Passage einige Beispiele für solche höheren Ämter genannt, nicht explizit aufgeführt ist aber das Amt des Präsidenten.

Weg frei für Trump: Haley steigt aus US-Vorwahlkampf aus

Donald Trump will wieder US-Präsident werden
Nun ist es raus: Donald Trump will 2024 erneut als US-Präsident antreten. Dann wird der Milliardär aus New York 78 Jahre alt sein. Trump hatte das Amt 2017 bis 2021 inne, verlor 2020 aber die Wahl und musste auf eine zweite Amtszeit verzichten. Die soll nun im dritten Anlauf gelingen. Trump wäre erst der zweite Präsident in der Geschichte der USA, dem ein solches Comeback gelingen würde. © Andrew Harnik/dpa
Nikki Haley tritt als US-Botschafterin bei der UN zurück und 2024 vielleicht noch einmal an
Nikki Haley war Trumps letzte verbliebene Rivalin. Doch am Ende zog auch sie sich aus dem parteiinternen Rennen um die US-Präsidentschaft zurück. Nach ihrer Serie von Niederlagen am Super Tuesday verkündete Haley ihren Ausstieg. Die ehemalige Gouverneurin des Bundesstaates South Carolinas wechselt ihre Haltung zu Donald Trump wie andere Leute die Kleidung. Als Botschafterin Trumps bei den Vereinten Nationen war sie enge Vertraute des Ex-Präsidenten, nach dem Sturm aufs Kapitol distanzierte sie sich. Dann sagte sie, sie werde nicht kandidieren, sollte Trump erneut antreten. Haley gilt als Establishment-Republikanerin, die für möglichst geringe Sozialausgaben, niedrige Steuern und eine aggressive Außenpolitik steht. © Evan Vuccid/dpa
Floridas Gouverneur Ron de Santis spricht nach dem Sieg bei den Midterms zu seiner Anhängerschaft
Als härtester Konkurrent für die Nominierung bei den Republikanern für die US-Wahl 2024 galt lange Ron DeSantis. Der Gouverneur Floridas feierte bei den Midterms einen klaren Sieg und wurde von der Wählerschaft im Amt bestätigt. Er galt als der Hoffnungsträger in der Partei. Das Rennen um die Präsidentschaftsnominierung hat er aber inzwischen aufgegeben. DeSantis hatte sich in der Vergangenheit als Trump-Fan inszeniert, geht mittlerweile aber auf Distanz zum Ex-Präsidenten. Hier zu sehen ist der Politiker mit seiner Frau Casey DeSantis und den drei gemeinsamen Kindern. © IMAGO/Luis Santana
Der erfahrene Politiker Asa Hutchinson tritt als Anti-Trump-Kandidat an
Er war bereits Staatsanwalt, Abgeordneter im Repräsentantenhaus, Behördenleiter der Anti-Drogenbehörde DEA und Gouverneur des Bundesstaates Arkansas. Jetzt wollte Asa Hutchinson 2024 republikanischer Präsidentschaftskandidat werden, doch nach der Vorwahl in Iowa zog er seine Kandidatur zurück. Hutchinson trat als Alternative zu Donald Trump an, denn seines Erachtens sollte dieser „nicht der nächste Anführer unseres Landes sein“. Hutchinson forderte Trump auf, seine Kandidatur aufgrund der Anklage gegen ihn in New York zurückzuziehen – eine Sicht, die die republikanische Wählerschaft nicht teilt. © SCOTT OLSON / AFP
Vivek Ramaswamy, Trump-Fan mit Anti-Woke-Agenda
Vivek Ramaswamy hatte Großes vor. Der 38-jährige, rechtslibertäre Tech-Unternehmer mit indischen Wurzeln wollte US-Präsident werden. Nach seinem enttäuschenden Abschneiden bei der Vorwahl in Iowa warf er aber das Handtuch und empfahl, Trump zu Wählen. Der Trump-Fan sieht die USA in einer „nationalen Identitätskrise“ und fordert eine „nationale Wiederbelebung“. Dazu will er z.B. das FBI und das Bildungsministerium abschaffen. Er wolle Trumps „America-First-Aganda auf die nächste Stufe bringen“.  © Anna Moneymaker / AFP
US-Wahl 2024: Ehemaliger Trump-Vertrauter Christie will ins Weiße Haus
Chris Christie hatte auch noch einmal Ambitionen auf das Weiße Haus angemeldet. Der frühere Gouverneur des US-Bundesstaats New Jersey war einst ein enger Vertrauter von Donald Trump, hat sich aber mittlerweile von ihm losgesagt und kritisiert ihn sogar öffentlich. So bezeichnete er den früheren Präsidenten wegen dessen Haltung zum Ukraine-Krieg als „Feigling“ und „Marionette“ des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Christie wollte 2016 schon einmal Präsidentschaftskandidat seiner Partei werden, zog nach schlechten Ergebnissen bei den Vorwahlen aber zurück. Diesmal gab er bereits vor den Vorwahlen der Republikaner auf. © Charles Krupa/dpa
Zu den krassen Außenseitern zählt auch Douglas James „Doug“ Burgum, der hier im Juli 2023 bei einer Veranstaltung in Iowa um Stimmen wirbt.
Zu den krassen Außenseitern zählte von Beginn an Douglas James „Doug“ Burgum, der hier im Juli 2023 bei einer Veranstaltung in Iowa um Stimmen wirbt. Der Republikaner, der am 4. Dezember aus dem Rennen ausstieg, ist seit dem 15. Dezember 2016 Gouverneur von North Dakota. Vor seiner politischen Karriere war er Softwareunternehmer, Microsoft-Manager und Risikokapitalgeber. Im April unterzeichnete Burgum ein Gesetz, das Abtreibungen in der sechsten Schwangerschaftswoche verbietet. Zudem hat er zahlreiche Gesetze unterzeichnet, die die Rechte von trans Menschen einschränken. © SCOTT OLSON/afp
Senator Tim Scott aus dem Bundesstaat South Carolina begreift seinen Aufstieg aus armen Verhältnissen als Verkörperung des amerikanischen Traumes. In einem im April veröffentlichten Video spricht er sich gegen eine Politik der Spaltung aus und fordert mehr Optimismus. Scott betont darin auch seine Religiosität und seinen Wunsch, die konservativen Werte Amerikas zu verteidigen. Als Beispiele nennt er etwa den Schutz der Grenzen und der Kampf gegen Abtreibung.
Tim Scott (blaues Hemd) hat sich aus dem Rennen um die Kandidatur verabschiedet. Am 12. November zog der Senator aus South Carolina seine Kandidatur zurück. In einem im April veröffentlichten Video sprach er sich gegen eine Politik der Spaltung aus und forderte mehr Optimismus. Scott betonte darin auch seine Religiosität und seinen Wunsch, die konservativen Werte Amerikas zu verteidigen. Als Beispiele nannte er etwa den Schutz der Grenzen und der Kampf gegen Abtreibung. Seinen Aufstieg aus armen Verhältnissen begreift Scott als Verkörperung des amerikanischen Traumes.  © ALLISON JOYCE
Mike Pence könnte 2024 bei der US-Wahl für das Amt des Präsidenten kandidieren.
Ausgestiegen ist auch Trumps ehemaliger Vizepräsident. „Dies ist nicht meine Zeit“, sagte Mike Pence am 28. Oktober 2023. Pence war in Umfragen weit abgeschlagen und hatte Medienberichten zufolge Probleme bei der Beschaffung von Geldern für seine Kampagne. „Wir wussten immer, dass dies ein harter Kampf sein würde, aber ich bereue nichts“, erklärte Pence. Mit kritischen Kommentaren nach den Midterms hatte sich der ultrakonservative Pence für einen möglichen Machtkampf innerhalb der Republikanischen Partei in Stellung gebracht. © IMAGO/Aimee Dilger
Larry Elder ist 2024 der erste schwarze Präsidentschaftskandidat bei den Republikanern
Am 26. Oktober zog sich Larry Elder zurück. Schon bei seinem ersten Versuch als Politiker war er gescheitert: 2021 versuchte der rechte Radiomoderator und Rechtsanwalt erfolglos, Kaliforniens demokratischen Gouverneur Gavin Newsom abzulösen. Elder vertritt rechtsradikale Ansichten, wie ein Abtreibungsverbot, glaubt, dass an Grenzen „Mauern funktionieren“, Antirassismus sowie Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion hingegen nicht. © SCOTT OLSON / AFP
Perry Johnson ist im Grunde der republikanische Antipolitiker im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur.
Am 20. Oktober zog sich auch Perry Johnson aus dem Wahlkampf zurück. Er war im Grunde der republikanische Antipolitiker im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur. Aufgefallen war der Unternehmer zuvor nur im Jahr 2022, als er für das Amt des Gouverneurs in Michigan kandidieren wollte. Wegen unsauberer Machenschaften wurde er allerdings von den republikanischen Vorwahlen vorzeitig ausgeschlossen. Johnson positionierte sich im Wahlkampf gegen Abtreibungen. Zudem kritisierte er die Höhe der Hilfsgelder, die die USA der Ukraine zur Verfügung stellen. Zugleich stellte Johnson aber klar, dass er Wladimir Putin nicht vertraue. © SCOTT OLSON/afp
Weitere Kandidaten im Kampf um die Bewerbung sind bisher Ryan Binkley, Will Hurd, Corey Stapleton und Francis Suarez.
Weitere Kandidaten im Kampf um die Bewerbung waren auch Will Hurd, Corey Stapleton und Francis Suarez. Auch sie haben ihre Kandidatur bereits wieder zurückgezogen. Im Rennen sind dagegen noch Ryan Binkley, John Anthony Castro und E. W. Jackson. Chancen auf eine Nominierung dürften sie allerdings kaum haben. Großer Favorit bleibt allen Anklagen und Prozessen zum Trotz weiter der frühere Präsident Donald Trump. Die Republikaner haben auf jeden Fall die Qual der Wahl. © ALLISON JOYCE/afp

In welchen Bundesstaaten Trumps Kandidatur angefochten wird

In einigen Bundesstaaten scheiterten jedoch die Versuche, Trump von den Vorwahlen der Republikaner auszuschließen. Anderswo stehen Entscheidungen noch aus. Der New York Times zufolge wurde Trumps Kandidatur in mindestens 34 Bundesstaaten formell angefochten. Hier eine Übersicht:

Trump disqualifiziert, Berufung eingelegt

  1. Colorado
  2. Maine

Entscheidung über Trumps Kandidatur steht noch aus

  1. Alaska
  2. Arizona
  3. Florida
  4. Illinois
  5. Kalifornien
  6. Louisiana
  7. Nevada
  8. Massachusetts
  9. New Hampshire
  10. New Mexico
  11. New York
  12. North Carolina
  13. Oregon
  14. South Carolina
  15. Texas
  16. Vermont
  17. Virginia
  18. West Virginia
  19. Wisconsin
  20. Wyoming

Antrag abgelehnt

  1. Connecticut
  2. Delaware
  3. Idaho
  4. Kansas
  5. Michigan
  6. Minnesota
  7. Montana
  8. New Jersey
  9. Oklahoma
  10. Pennsylvania
  11. Rhode Island
  12. Utah

Streit über Teilnahme an Vorwahlen der Republikaner: Trump wendet sich an Supreme Court

Aufgrund der gegensätzlichen Beschlüsse auf höchster Ebene der Bundesstaaten bleibt im Grunde nur ein Weg, um zu einer Lösung zu kommen: Die heikle Frage muss vom Obersten Gerichtshof der USA geklärt werden. Tatsächlich hat sich Trump inzwischen an den Supreme Court gewandt, um seine Teilnahme an den Vorwahlen durchzusetzen. Zudem wurden die Entscheidungen aus Maine und Colorado vorerst ausgesetzt. Das heißt, Trumps Name bleibt dort auf den Wahlzetteln – bis die Berufung durch ist.

Auf den ersten Blick sieht es also so aus, als sollte Donald Trump keinen Grund zur Sorge haben. Immerhin hatte er während seiner Amtszeit die Mehrheit am Supreme Court nach rechts verschoben. Dennoch entschieden die dortigen Richterinnen und Richter nicht immer in seinem Sinne. Zudem könnte der Oberste Gerichtshof eine inhaltliche Entscheidung umgehen und Formalitäten geltend machen – oder aber eine Klärung der Frage dem Kongress überlassen. Offen ist außerdem, wie schnell der Supreme Court sich positionieren wird.

Allerdings drängt die Zeit. Die Vorwahlen in Colorado und Maine stehen am 5. März an, dem sogenannten Super Tuesday, wenn in einer ganzen Reihe von Bundesstaaten abgestimmt wird. Die Wahlzettel werden mit einigem Vorlauf gedruckt. (cs/dpa)

Rubriklistenbild: © JOSEPH PREZIOSO/afp