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Neue EU-Kommission gewählt: Von der Leyen bringt Team durch das Parlament
VonNail Akkoyun
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Für die neue EU-Kommission von Ursula von der Leyen geht es am 1. Dezember an die Arbeit. Auf der Agenda stehen Wirtschaft, Verteidigung, Migration und Trump.
Straßburg – Die neue EU-Kommission unter Ursula von der Leyen steht. Vor wenigen Minuten haben die Abgeordneten im Europaparlament die 26 Kommissarinnen und Kommissare mit der nötigen einfachen Mehrheit ins Amt gewählt. Die neue EU-Kommission wird bereits zum 1. Dezember ihre Arbeit aufnehmen.
Die Mehrheit galt schon zuvor als gesichert, weil sich die Spitzen von Konservativen, Sozialdemokraten und Liberalen vorab darüber geeinigt hatten. „Ich bitte Sie, eine Zukunft in Freiheit für Europa zu wählen. Dieser Weg war nie der einfachste. Aber gemeinsam wissen wir, dass wir es schaffen können“, sagte von der Leyen vor der Abstimmung.
Einige Personalien sorgen für scharfe Kritik, etwa die Nominierung des rechten Politikers Raffaele Fitto aus der Regierung von Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. SPD-Politiker Rene Repasi warnte von der Leyen davor, Mehrheiten mit Rechtsextremen zu suchen. „Das käme einer Selbstentleibung gleich, die wir bei den Kommissions-Anhörungen bereits erleben mussten“, sagte er gegenüber Ippen.Media. „Mehrheitsbildung mit Rechtsextremen: Das geht zu weit!“
Wer ist EU-Kommissar(in)? Ursula von der Leyens neue EU-Kommissionsmitglieder im Schnell-Überblick:
Portfolio:
Inhaber/in:
Land / Partei:
bisherige/r Landesvertrer/in:
Kommissionspräsidentin
Ursula von der Leyen
Deutschland / EVP**
seit 2019 im Amt
Außenbeauftragte*
Kaja Kallas
Estland / ALDE
Kadri Simson (ALDE)
Binnenmarkt*
Stéphane Séjourné
Frankreich / ALDE
Thierry Breton (parteilos)
Kohäsion*
Raffaele Fitto
Italien / EKR
Paolo Gentiloni (SPE)
Technische Souveränität*
Henna Virkkunen
Finnland / EVP
Jutta Urpilainen (SPE)
Wettbewerb*
Teresa Ribera
Spanien / SPE
Josep Borrell (SPE)
Bildung und Qualifikation*
Roxana Mînzatu
Rumänien / SPE
Adina Valean (EVP)
Verteidigung
Andris Kubilius
Litauen / EVP
Virginijus Sinkevičius (parteilos)
Krisenmanagement
Hadja Lahbib
Belgien / ALDE
Didier Reynders (ALDE)
Erweiterung
Marta Kos
Slowenien / parteilos
Janez Lenarčič (parteilos)
Inneres und Migration
Magnus Brunner
Österreich / EVP
Johannes Hahn (EVP)
Mittelmeer
Dubravka Šuica
Kroatien / EVP
seit 2019 Mitglied
Handel
Maroš Šefčovič
Slowakei / parteilos
seit 2009 Mitglied
Internationale Partnerschaften
Jozef Síkela
Tschechien / EVP
Vera Jourová (ALDE)
Demokratie und Rechtsstaat
Michael McGrath
Irland / ALDE
Mairead McGuinness (EVP)
Haushalt
Piotr Serafin
Polen / EVP
Janusz Wojciechowski (EKR)
Wirtschaftlichkeit
Valdis Dombrovskis
Lettland / EVP
seit 2014 Mitglied
Finanzdienstleistungen
Maria Luís Albuquerque
Portugal / EVP
Elisa Ferreira (SPE)
Forschung
Ekaterina Sachariewa
Bulgarien / EVP
Iliana Iwanowa (EVP)
Verkehr und Tourismus
Apostolos Tzitzikostas
Griechenland / EVP
Margaritas Schinas (EVP)
Energie und Wohnen
Dan Jørgensen
Dänemark / SPE
Margrethe Vestager (ALDE)
Klimaschutz
Wopke Hoekstra
Niederlande / EVP
seit 2023 Mitglied
Umwelt
Jessika Roswall
Schweden / EVP
Ylva Johansson (SPE)
Landwirtschaft
Christophe Hansen
Luxemburg / EVP
Nicola Schmit (SPE)
Fischerei und Ozeane
Costas Kadis
Zypern / parteilos
Stelle Kyriakides (EVP)
Gesundheit
Olivér Várhelyi
Ungarn / parteilos
seit 2019 Mitglied
Jugend, Kultur, Sport
Glenn Micallef
Malta / SPE
Helena Dalli (SPE)
*Kommissions-Vizepräsident/in, ** Parteiabkürzungen: EVP = Europäische Volkspartei (konservativ), ALDE = Allianz der Liberalen und Demokraten (liberal), EKR = Europäische Konservative und Reformer (nationalkonservativ), SPE = Sozialdemokratische Partei Europas (sozialdemokratisch/sozialistisch).
Promis, Premieren und Problemfälle: Das ist Ursula von der Leyens neue EU-Kommission
Neue EU-Kommission bekommt erstmals einen eigenen Verteidigungskommissar
Mit dem Litauer Andrius Kubilius bekommt die EU erstmals einen eigenen Verteidigungskommissar. Kubilius will zusammen mit der neuen EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas innerhalb der ersten 100 Tage im Amt ein Strategiepapier zu den Themen Sicherheit und Verteidigung vorlegen. Darin dürften beide deutlich höhere Investitionen in die Sicherheit Europas fordern.
Die Kommission geht von einem Zusatzbedarf von 500 Milliarden Euro aus, um Europa in den kommenden zehn Jahren vor allem gegen Russland abzusichern. Ungeklärt ist die Finanzierung. Neue Gemeinschaftsschulden wie in der Corona-Pandemie lehnte Deutschland bisher ab.
Schwächelnde Wirtschaft in Europa: EU-Kommission will Investitionen stärker ankurbeln
Die europäische Wirtschaft schwächelt, gebremst vom schwachen Wachstum in Deutschland und hohen Energiepreisen. Um den Firmen Auftrieb zu geben, setzt von der Leyen auf Investitionen in eine „saubere“ Industrie: Unternehmen sollen ihre Produktion elektrifizieren oder auf Wasserstoff umstellen, erneuerbare Energien sollen Öl und Gas ersetzen.
Dafür soll Geld aus einem „Europäischen Fonds für Wettbewerbsfähigkeit“ fließen. Industriekommissar Stéphane Séjourné und Wettbewerbskommissarin Teresa Ribera sollen zudem eine Strategie aufsetzen, die Genehmigungsverfahren abkürzen, kleineren Unternehmen den Zugang zu Finanzierung erleichtern und die Kreislaufwirtschaft fördern. Um Investitionen anzukurbeln, soll Ribera zudem die EU-Regeln für staatliche Hilfen vereinfachen.
Von der Leyen hofft auf Deals mit Trump – EU-Kommission will schnellere Abschiebungen
Auch der Amtsantritt des neuen und früheren US-Präsidenten Donald Trump am 20. Januar dürfte für die EU einschneidend werden. Manche in Brüssel sprechen bereits von einer neuen „Zeitenwende“. Von der Leyen hatte nach Trumps Wahlsieg angedeutet, sie wolle den Dialog suchen und bei Streitthemen wie möglichen Zollaufschlägen für EU-Produkte Deals mit dem Republikaner suchen.
Zudem will von der Leyen im Auftrag der Mitgliedsländer in Kürze einen Gesetzesvorschlag für die schnellere Abschiebung irregulär eingereister Migranten vorlegen. Nach EU-Angaben wurden im vergangenen Jahr mehr als 480.000 Drittstaatsangehörige zum Verlassen der EU aufgefordert, nur in jedem fünften Fall kam es jedoch zur Rückkehr. Der neue Migrationskommissar Magnus Brunner aus Österreich will im ersten Halbjahr 2025 zudem eine Strategie für innere Sicherheit vorlegen. (nak)