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„Das war nie der Plan“ – Netanjahu spricht über Zukunft des Gazastreifens
VonFelix Busjaeger
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Israels Ministerpräsident Netanjahu erklärt, wie er sich die Zukunft des Gazastreifens vorstellt. Er widerspricht damit Plänen anderer Politiker.
Tel Aviv – Monatelang wird inzwischen im Krieg in Israel und Gaza gekämpft, Tausende Menschen starben und die israelische Armee geht weiter hart gegen die Hamas vor. Zwar haben die IDF (Israel Defense Forces) ihr umstrittenes militärisches Vorgehen in Rafah im Süden des Gazastreifens inzwischen angepasst, doch weite Teile des Küstengebiets sind seit dem Hamas-Überfall im vergangenen Oktober zerstört.
Israels Hardliner sprachen sich in jüngster Zeit immer wieder für radikale Lösungen für die Region aus. Auch eine Besiedelung mit israelischen Siedlern schwebte ihnen vor. Angesichts der Lage im Krieg in Israel äußert sich Ministerpräsident Netanjahu nun zu den Bestrebungen – und erteilt ihnen eine deutliche Absage.
Zukunft des Gazastreifens: Israels Ministerpräsident hat eine klare Meinung
„Eine Umsiedlung in Gaza war nie der Plan“, sagte Benjamin Netanjahu am Dienstagabend (21. Mai) gegenüber CNN im Interview. Der Likud-Chef führte aus, dass die Israelis nie in der Lage wären, Siedlungen im Gazastreifen wieder aufzubauen. Gleiches würde auch für die Palästinensische Autonomiebehörde gelten. Netanjahu stellte klar, dass Israel zwar die Sicherheitskontrolle über Gaza behalten müsse, um das Wiederaufleben des Terrorismus durch die Hamas zu verhindern. Zugleich würde es allerdings keine Pläne geben, den Gazastreifen wieder dauerhaft zu besetzen.
Vorausgegangen waren unter anderen Forderungen des israelischen Sicherheitsministers Itamar Ben-Gvir, der zum Bau israelischer Siedlungen im Gazastreifens und zur freiwilligen Auswanderung der Palästinenser aufgerufen hatte. Auch andere Politiker des konservativen-rechten Spektrums hatten sich in den vergangenen Tagen entsprechend geäußert. Zur Zukunft des Gazastreifens sagte Netanjahu, dass er mit seiner Haltung womöglich einige Wähler verärgern würde. Seit Ausbruch der Kämpfe in der Region im vergangenen Herbst hatte die politische Rechte immer wieder radikale Pläne für den Küstenstreifen öffentlich geäußert.
„Möchte eine andere Zukunft“: Israels Premier spricht über Zeit nach der Hamas
„Ich möchte eine andere Zukunft für Israelis und Palästinenser gleichermaßen“, sagte Netanjahu, schloss zugleich aber die Möglichkeit aus, dass die Palästinensische Autonomiebehörde den Gazastreifen kontrollieren könnte, wenn der Krieg vorbei wäre und die Hamas nicht länger an der Macht wäre. Gegenüber CNN führte er aus: Die Palästinensische Autonomiebehörde bringe ihren Kindern immer noch bei, die Zerstörung des jüdischen Staates anzustreben. Zudem würde sie monatliche Zuschüsse an inhaftierte Terroristen zahlen.
Als wichtigstes Ziel für die Zukunft des Gazastreifens sieht Netanjahu weiterhin die Zerstörung der Hamas. Danach würde er einen „sehr genauen“ Plan für die Küstenregion verfolgen. Dieser würde eine entmilitarisierte Zivilverwaltung vorsehen, die durch die Palästinenser geführt wird. „Ich würde den Wiederaufbau Gazas, wenn möglich, durch die gemäßigten arabischen Staaten und die internationale Gemeinschaft durchführen lassen“, führte Netanjahu aus.
Israel verändert Rafah-Offensive: Zukunft von Gazastreifen nur mit Alternative zur Hamas
Inwieweit Netanjahus Plan zur Zukunft des Gazastreifens auf positive Resonanz bei seinen politischen Verbündeten stoßen wird, bleibt abzuwarten. Dennoch drängt die internationale Gemeinschaft seit Monaten auf eine klare Perspektive der kriegsgeplagten Region. Erst vor wenigen Tagen bekräftigte ein Berater von US-Präsident Joe Biden die Forderung an Israel, eine politische Strategie für die Zukunft des Gazastreifens vorzulegen. Hintergrund ist das Bestreben, die Versorgung der Zivilbevölkerung in der Region sicherzustellen. Aktuell veränderte Israel aber zunächst auf Bestreben der USA ihre Pläne bei der Rafah-Offensive. Darüber schrieb unter anderem die Times of Israel. Laut Angaben der israelischen Streitkräfte wurden inzwischen knapp eine Million Menschen aus der Region vertrieben.
Vor dem Gaza-Krieg: Die Geschichte des Israel-Palästina-Konflikts in Bildern
Die Notwendigkeit einer politischen Perspektive für den Gazastreifen betonte auch die Neue Zürcher Zeitung in einem Beitrag. Demnach sieht die Zeitung nur in einer sinnvollen Alternative zur Hamas-Verwaltung im Gazastreifen Zukunftsaussichten für die Gesellschaft. Während Israels Politik wohl in den kommenden Tagen weiter über die Zukunft des Gazastreifens debattieren könnte, verändert die internationale Dynamik die Lage in der Region zunehmend: Am 22. Mai – und damit einen Tag nach Netanjahus CNN-Interview – hatten Irland, Spanien und Norwegen angekündigt, Palästina als Staat anerkennen zu werden.
Palästina wird als Staat anerkannt: Israel reagiert mit Empörung
Israel reagierte schnell auf die jüngsten Entwicklungen. Der israelische Außenminister Israel Katz hat die Botschafter seines Landes in Irland, Spanien und Norwegen zu sofortigen Beratungen zurückgerufen. „Ich sende eine klare und unmissverständliche Botschaft an Irland und Norwegen: Israel wird angesichts derjenigen, die seine Souveränität untergraben und seine Sicherheit gefährden, nicht schweigen“, erklärte er auf der Plattform X, vormals Twitter. „Die heutige Entscheidung sendet eine Botschaft an die Palästinenser und die Welt: Terrorismus zahlt sich aus“, so Katz. (fbu/dpa)