Frankreich will Waffenstillstand
„Frauen und Kinder sterben“: Macron attackiert Israel, Netanjahu reagiert
- VonKilian Beckschließen
Macron fordert ein Ende der israelischen Militäroperation im Gazastreifen. Netanjahu reagiert prompt. Auch die Vereinten Nationen äußern sich.
Paris – Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat Israel aufgefordert, die Bombardierung des Gazastreifens zu beenden. Es gebe „keine Rechtfertigung“ dafür, dass durch israelische Bomben, „Frauen, Kinder und Alte sterben“, so Macron gegenüber der britischen BBC. Er forderte, Israel solle damit „aufhören“, warf dem Staat allerdings nicht vor, dass der Tod von Zivilisten die Intention der Militäroffensive in Gaza sei.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu widersprach Macron prompt: Israel tue „alles in seiner Macht Stehende“, um Zivilisten zu schonen. Er verwies auf die wiederholten Evakuierungsaufrufe des israelischen Militärs an die Zivilbevölkerung Gazas. Die Hamas missbrauche die Zivilbevölkerung als „menschliche Schutzschilde“, schrieb Netanjahu am Samstag auf X (ehemals Twitter). Außerdem tue die Terrormiliz alles, um zu verhindern, dass Menschen aus der Kampfzone in Gaza fliehen könnten. Einen Waffenstillstand mit der Hamas lehnt Israel ohne die Freilassung der Geiseln kategorisch ab.
Macron hofft auf Unterstützung für Waffenstillstands-Initiative im Israel-Krieg
Macron forderte weitere westliche Staatschefs auf, sich seiner Waffenstillstands-Initiative anzuschließen. Ob Israel Völkerrecht breche, wollte das französische Staatsoberhaupt auf Nachfrage nicht kommentieren. Zuletzt verfolgte Macron eine unter den EU-Staaten eigenständige diplomatische Linie im Krieg in Israel. Er forderte vehement den Schutz der Zivilbevölkerung und machte sich gleichzeitig für eine militärische Koalition westlicher und arabischer Staaten gegen die islamistische Hamas stark. Das Vorbild der Koalition war der Kampf gegen die Terrororganisation Islamischer Staat in Syrien und im Irak, die von 2014 bis 2017 einen mit dem der Hamas vergleichbaren Zivilisationsbruch beging.
Die Zahl der Toten in Gaza einzuschätzen, ist im aktuellen Israel-Krieg schwierig, da unabhängige Berichterstattung aus dem von der islamistischen Hamas regierten und von Israel und Ägypten weitgehend abgeriegelten Gebiet kaum möglich ist. Laut einer Einschätzung des Gesundheitsministeriums der Palästinensischen Autonomiebehörde, die auf Zahlen des Hamas-geführten Gesundheitsministeriums in Gaza beruhen dürfte, sollen bereits 10000 zivile Opfer in Gaza zu beklagen sein.
Bilder zeigen, wie der Krieg in Israel das Land verändert




UN: Humanitäre Hilfe für Gaza „Nur ein Bruchteil des Nötigen“
Das israelische Militär gewährte in den vergangenen Tagen wiederholt humanitäre Feuerpausen von einigen Stunden, in denen nach Angaben der Vereinten Nationen 50.000 Menschen die Kampfzone verließen. In diesen Pausen seien, so die UN, auch Hilfsgüter in das Gebiet gebracht worden. Allerdings sei dies, „nur ein Bruchteil des Nötigen“, hieß es in einer Mitteilung am Freitag.
Die Weltgesundheitsorganisation berichtete laut dem Spiegel über desolate Verhältnisse in der Krankenversorgung im Gazastreifen. 20 der 36 Krankenhäuser könnten nicht mehr arbeiten. Außerdem habe es am Freitag „intensive“ Kämpfe in der Nähe des einzigen Krankenhauses mit einer Kinderabteilung gegeben.
Hamas-Angriff auf Israel als größter Massenmord an Juden seit dem Holocaust bezeichnet
Israels Militäroperation im Gazastreifen ist die Gegenreaktion auf die Massaker der islamistischen Hamas am 7. Oktober. Am frühen Morgen des sickerten Terroristen nach Südisrael ein und töteten circa 1200 Zivilisten. Israels Präsident Jitzchak Herzog sagte in den Tagen kurz nach dem Anschlag: „Seit dem Holocaust sind nicht mehr so viele Juden an einem Tag umgebracht worden“. (kb mit dpa)
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