Trump: „Faire Argumentation“

Nato-Mitgliedschaft oder Atomwaffen: Selenskyj enthüllt Forderung an Trump

  • Christoph Gschoßmann
    VonChristoph Gschoßmann
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Wolodymyr Selenskyj wendet sich an den republikanischen Präsidentschaftskandidaten. Bei diesem scheint er Gehör gefunden zu haben.

München – Welchen Einfluss könnte die US-Wahl auf den von Aggressor Russland begonnenen Ukraine-Krieg haben? Präsident Wolodymyr Selenskyj trifft jedenfalls Vorbereitungen, falls Donald Trump sich tatsächlich zum zweiten Mal den Sitz im Weißen Haus sichert. Selenskyj hat bekannt gegeben, dass er mit Trump die Notwendigkeit einer Aufnahme der Ukraine in die NATO gesprochen und dabei auch Kiews Verzicht auf Atomwaffen erwähnt habe.

Ukraine-Präsident Selenkyj hält Budapester Memorandum für ineffektiv

Das sagte Selenskyj bei einem Briefing in Brüssel nach der Teilnahme an einer Sitzung des Europäischen Rates, bei der er den Siegesplan der Ukraine vorstellte, wie unter anderem das ukrainische Medium European Pravda berichtet.

Der Präsident bezeichnete das Budapester Memorandum von 1994 dabei als ineffektives Abkommen, das die Ukraine nach der Aufgabe ihres Atomwaffenarsenals nicht schützen konnte.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion hatte sich die Ukraine mit ihm verpflichtet, die auf ihrem Staatsgebiet gelagerten sowjetischen Atomwaffen an Russland zu übergeben. Im Gegenzug bekräftigten die Atomwaffenstaaten Russland, USA und Großbritannien, dass sie die Unabhängigkeit und die Grenzen der Ukraine achten und das Land nicht mit Atomwaffen bedrohen werden.

Selenskyj würde lieber in die Nato, als dass die Ukraine zur Atommacht wird

Selenskyj wurde dabei deutlich: „Welche dieser Großmächte, aller Atommächte, hat gelitten? Waren es alle? Nein, nur die Ukraine. Wer hat seine Atomwaffen aufgegeben? Waren es alle? Nur die Ukraine. Wer befindet sich heute im Krieg? Die Ukraine.“

Russland feuert Raketen auf Kinderkrankenhaus in Kiew: Fotos zeigen erschütternde Szenen

Rauch über Kiew. Die ukrainische Hauptstadt wurde am Montag von mehreren russischen Raketen getroffen.
Rauch über Kiew. Die ukrainische Hauptstadt wurde am Montag von mehreren russischen Raketen getroffen. © Evgeniy Maloletka / dpa
Die Schäden nach dem russischen Angriff auf Kiew sind beachtlich, wie hier zu sehen im Lukianivska Bezirk.
Die Schäden nach dem russischen Angriff auf Kiew sind beachtlich, wie hier zu sehen im Lukianivska Bezirk. © Andreas Stroh / dpa
Das Okhmatdyt-Kinderkrankenhaus in Kiew wurde durch die russischen Raketen schwer getroffen.
Das Okhmatdyt-Kinderkrankenhaus in Kiew wurde durch die russischen Raketen schwer getroffen. Rettungskräfte und Zivilisten suchen nach möglichen Verschütteten. © Evgeniy Maloletka / dpa
Ein augenscheinlich verletzter Mann telefoniert nach dem schweren Angriff auf Kiew.
Ein augenscheinlich verletzter Mann telefoniert nach dem schweren Angriff auf Kiew. © dpa/AP | Efrem Lukatsky
Eine Frau kümmert sich um ein Kind vor dem von russischen Raketen getroffenen Okhmatdyt-Kinderkrankenhaus in Kiew.
Eine Frau kümmert sich um ein Kind vor dem von russischen Raketen getroffenen Okhmatdyt-Kinderkrankenhaus in Kiew. © Evgeniy Maloletka / dpa
Ein Blick in das Kinderkrankenhaus zeigt, wie schwer die Raketen aus Russland die Klinik in der Ukraine verwüstet haben.
Ein Blick in das Kinderkrankenhaus zeigt, wie schwer die Raketen aus Russland die Klinik in der Ukraine verwüstet haben. © Evgeniy Maloletka / dpa
Mit blutigem Gewand steht ein Krankenhaus-Mitarbeiter vor den Trümmern nach dem russischen Raketenangriff auf Kiew.
Mit blutigem Gewand steht ein Krankenhaus-Mitarbeiter vor den Trümmern nach dem russischen Raketenangriff auf Kiew. © IMAGO/Madeleine Kelly/ZUMA Press Wire
Rettungskräfte räumen die Trümmer nach dem schweren russischen Angriff auf Kiew vor der Kinderklinik.
Rettungskräfte räumen die Trümmer nach dem schweren russischen Angriff auf Kiew vor der Kinderklinik. © Evgeniy Maloletka / dpa
In der nähe des von einer Rakete getroffenen Okhmatdyt-Kinderkrankenhauses trägt ein Mann ein Kind aus der Gefahrenzone.
In der nähe des von einer Rakete getroffenen Okhmatdyt-Kinderkrankenhauses trägt ein Mann ein Kind aus der Gefahrenzone. © Evgeniy Maloletka / dpa
Nach dem schweren russischen Angriff auf die ukrainische Hauptstadt werden verletzte abtransportiert.
Nach dem schweren russischen Angriff auf die ukrainische Hauptstadt werden Verletzte abtransportiert. © IMAGO/Madeleine Kelly/ZUMA Press Wire
Kinder warten in der Nähe des Okhmatdyt-Kinderkrankenhauses, das von russischen Raketen getroffen wurde.
Kinder warten in der Nähe des Okhmatdyt-Kinderkrankenhauses, das von russischen Raketen getroffen wurde. © Evgeniy Maloletka / dpa
Vereinte Kräfte bei den Bergungsarbeiten: Retter tragen ein Stück des Daches am Okhmatdyt-Kinderkrankenhaus in Kiew weg.
Vereinte Kräfte bei den Bergungsarbeiten: Retter tragen ein Stück des Daches am Okhmatdyt-Kinderkrankenhaus in Kiew weg. © Evgeniy Maloletka / dpa
Ein Feuerwehrmann sitzt bei Rettungsarbeiten in Kiew nach dem schweren russischen Angriff im Schutt.
Ein Feuerwehrmann sitzt bei Rettungsarbeiten in Kiew nach dem schweren russischen Angriff im Schutt. © Aleksandr Gusev / dpa
Auch am Tag nach dem russischen Raketenangriff auf ein Kinderkrankenhaus in Kiew gehen die Aufräumarbeiten weiter.
Auch am Tag nach dem russischen Raketenangriff auf ein Kinderkrankenhaus in Kiew gehen die Aufräumarbeiten weiter. © IMAGO/Maxym MarusenkoNurPhoto
Nach dem russischen Angriff auf das Kinderkrankenhaus mussten die schwer kranken Kinder draußen vor der Klinik behandelt werden.
Nach dem russischen Angriff auf das Kinderkrankenhaus mussten die schwer kranken Kinder draußen vor der Klinik behandelt werden. © IMAGO/Maxym Marusenko/NurPhoto
In Kiew stehen Krankenhaus-Betten auf der Straße, um nach dem Angriff auf die Kinderklinik die Patienten weiter betreuen zu können.
In Kiew stehen Krankenhaus-Betten auf der Straße, um nach dem Angriff auf die Kinderklinik die Patienten weiter betreuen zu können. © IMAGO/Bahmut Pavlo/Ukrinform/Abaca
Ein Blick in das Kinderkrankenhaus in Kiew zeigt, wie schwer die russischen Raketen die Klinik zerstört haben.
Ein Blick in das Kinderkrankenhaus in Kiew zeigt, wie schwer die russischen Raketen die Klinik zerstört haben. © IMAGO/Ruslan Kaniuka/Ukrinform/ABACA
Medizinisches Personal und Freiwillige räumen Trümmer, suchen unter dem Schutt des Kinderkrankenhauses nach Opfern.
Medizinisches Personal und Freiwillige räumen Trümmer, suchen unter dem Schutt des Kinderkrankenhauses nach Opfern. © Anton Shtuka / dpa
Verzweiflung herrscht in Kiew. Nach dem Angriff auf die Kinderklinik suchen Erwachsene und Kinder Schutz in Kellern.
Verzweiflung herrscht in Kiew. Nach dem Angriff auf die Kinderklinik suchen Erwachsene und Kinder Schutz in Kellern. © Anton Shtuka / dpa

Deswegen habe er mit Trump über mögliche Lösungen gesprochen. „Wir befinden uns in dieser Situation, also was ist der Ausweg?“, fragte er. Laut dem ukrainischen Präsidenten gäbe es zwei davon: „Entweder wird die Ukraine Atomwaffen haben, und dann wird das unsere Verteidigung sein, oder wir müssen eine Art Bündnis bilden. Außer der NATO kennen wir heute keine wirksamen Allianzen.“

Was er dabei vorziehe, daraus machte Selenskyj kein Geheimnis: Da die NATO-Länder heute nicht im Krieg seien, ziehe er ein Bündnis den Atomwaffen vor.

Selenskyj über Gespräch mit Trump: „Ich glaube, er hat mich gehört“

Und was sagte Trump zu seinem Vorschlag? Laut des Ukrainers war der Republikaner diesem gegenüber offen. „Ich glaube, Donald Trump hat mich gehört. Er sagte: ‚Ihre Argumentation ist fair‘“, so Selenskyj. Trump hatte Selenskyj jüngst das Ende des Krieges versprochen.

Wolodymyr Selenskyj und Donald Trump.

Für amerikanische Sorgen, dass eine Einladung der Ukraine in die Nato die Vereinigten Staaten ungewollt in einen Krieg hineinziehen könnten, äußerte Selenskyj kein Verständnis. „Eine Einladung ist ein präventiver Schritt, um zu zeigen, dass es nicht Putin ist, der die Welt verändert“, sagte er mit Blick auf die Kriegspolitik des russischen Präsidenten.

Ukraine im Krieg mit Russland: Budapester Memorandum funktionierte nicht als Sicherheitsgarantie

Dass Budapester Memorandum nicht als Sicherheitsgarantie funktionierte, zeigten die vergangenen Jahre. Seit der russischen Annexion der ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim durch Russland kommt das Thema einer atomaren Wiederbewaffnung deswegen immer wieder in der ukrainischen Diskussion auf. Kurz vor dem russischen Einmarsch 2022 deutete Selenskyj bei einem Auftritt auf der Münchner Sicherheitskonferenz ebenfalls an, dass sein Land eine atomare Wiederbewaffnung in Betracht ziehen könnte.

Die Nato setzt sich dafür ein, dass sich die Zahl der Atommächte nicht weiter erhöht. Atomwaffen in der Ukraine wären für dieses Unterfangen ein Rückschlag. Ob und wie schwer es für die Ukraine wäre, an Atomwaffen zu gelangen, ist noch eine andere Frage. Eine Denkfabrik berichtete kürzlich, dass die Ukraine „keine Urananreicherungsanlage oder Brennstoffproduktionsanlagen für Atomkraftwerke“ besitzt und dass vor der Invasion 2022 „ukrainisches Urankonzentrat zur Anreicherung und Brennstoffherstellung nach Russland verschifft“ wurde. Dennoch sei es möglich, dass das Land über die Wissensbasis verfügt, die es braucht, um seine Atomprogramme wieder aufzunehmen, wenn es dies wünsche. (cgsc mit dpa)

Rubriklistenbild: © IMAGO/Ukraine Presidency