Schwedens Ministerpräsident Ulf Kristersson zu Gast bei Recep Tayyip Erdogan in der Türkei.
+
Schwedens Ministerpräsident Ulf Kristersson zu Gast bei Recep Tayyip Erdogan in der Türkei.

News-Ticker zum Nato-Beitritt

Nato-Ringen mit Erdogan: Schweden dreht den Spieß um – Kristersson fordert Auslieferungen

Alle Autoren
    schließen
  • Moritz Serif
    Moritz Serif
  • Florian Naumann
    Florian Naumann
  • Erkan Pehlivan
    Erkan Pehlivan

Schweden und Finnland wollen der Nato beitreten. Noch stellt sich die Türkei quer. Schweden besteht auf einen bedingungslosen Beitritt.

  • Nato-Erweiterung: Schweden und Finnland verhandeln mit der Türkei über den Nato-Beitritt
  • Ankara stellt Forderungen: Türkeis Präsident Recep Tayyip Erdogan fordert Zugeständnisse
  • Nato-Beitritt: Alle Neuigkeiten zu den Verhandlungen um einen Nato-Beitritt von Schweden und Finnland in unserem Newsticker

Update von Donnerstag, 1. Dezember, 9 Uhr: Die Türkei hält im Ringen um den Nato-Beitritt weiter den Druck auf Schweden aufrecht: Recep Tayyip Erdogan fordert unter anderem die Auslieferung mehrerer „Terrorverdächtiger“ – darunter etwa ein Exil-Journalist. Nun will Stockholm offenbar kontern. „Dutzende“ von Schweden gesuchte mutmaßliche Kriminelle versteckten sich in der Türkei, sagte Landes-Polizeichef Anders Thornberg laut dem Sender SVT am Mittwoch (30. November). Ministerpräsident Ulf Kristersson sprach dem Bericht zufolge von einem „ernsten Problem“.

Die „Verbrecher“ sollten in Schweden vor Gericht gestellt werden, erklärte Kristersson. Angesichts der Übereinkunft über den Nato-Beitritt zwischen Türkei, Finnland und Schweden spreche man nun auch über diese Frage – zuletzt bei seinem Besuch in der Türkei, erklärte der konservative Regierungschef. Diese Gespräche liefen weiter.

Atomwaffen in Schweden? Regierung sendet „sehr klare Botschaft“

+++ 15.30 Uhr: In einem Interview mit dem litauischen Fernsehsender LRT TV hat Schwedens Außenminister Tobias Billström erklärt, selbst im Falle eines Nato-Beitritts weiterhin keine Atomwaffen beherbergen zu wollen. „Der schwedische Antrag wurde bedingungslos eingereicht, und er wird auch bedingungslos durchgezogen werden“, sagte Billström. Ein klares Nein? Laut Billström zumindest eine „sehr klare Botschaft der schwedischen Regierung“. Ist man erst einmal Mitglied, könne man noch immer über Dinge diskutieren, „aber so weit sind wir noch nicht“, sagte der Außenminister.

Die Nato wächst und kämpft: Alle Mitgliedstaaten und Einsätze des Bündnisses

nato-erweiterung-north-atlantic-treaty-organization-mitglieder-staaten-gruendung
Gegründet wurde die Nato am 4. April 1949 in Washington, D.C. Zunächst zwölf Staaten unterzeichneten den Nordatlantikvertrag: Belgien, Dänemark, Frankreich, das Vereinigte Königreich, Island, Italien, Kanada, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Portugal und die USA. Sie wurden zu den Gründungsmitgliedern der Nato. Hier präsentiert Gastgeber und US-Präsident Harry S. Truman das Dokument, das die Grundlage für das Verteidigungsbündnis bildet. Der erste Oberkommandeur war der US-Amerikaner Dwight D. Eisenhower, der nach seiner Zeit bei der Nato Truman im Amt des US-Präsidenten beerben sollte. © imago
nato-erweiterung-north-atlantic-treaty-organization-mitglieder-staaten-frankreich-deutschland
In den ersten Jahren nach ihrer Gründung stand die Nato ganz im Dienste der Abwehr der sowjetischen Gefahr. 1952 fanden in Deutschland zahlreiche Manöver der Mitgliedsstaaten statt, unter anderem überwacht vom zweiten Oberkommandeur der Nato, Matthew Ridgway (2.v.l.) und dem damaligen französischen Botschafter in Deutschland, Andre Francois-Poncet (3.v.r.). © imago
nato-erweiterung-north-atlantic-treaty-organization-mitglieder-staaten-tuerkei-griechenland
Im Jahr 1952 traten zwei weitere Länder der Nato bei: Griechenland und die Türkei. Die Anzahl der Nato-Mitglieder stieg also auf 14. Noch im selben Jahr fanden die ersten Manöver des Verteidigungsbündnisses statt. Beteiligt waren neben Einheiten Großbritanniens und der USA auch Kampftaucher, sogenannte Froschmänner, der türkischen Marine. © imago
nato-erweiterung-beitritt-deutschland-vereinbarung-1955
Im Jahr 1954 beschlossen die Nato-Mitgliedsstaaten auch der Bundesrepublik Deutschland den Beitritt anzubieten. Der britische Außenminister Anthony Eden reiste nach Paris, um im Palais de Chaillot die Vereinbarung zu unterzeichnen. Ein Jahr später, 1955, wurde die BRD als 15. Mitglied der Nato in das Verteidigungsbündnis aufgenommen. © UPI/dpa
nato-erweiterung-mitgliedsstaaten-frankreich
Kurz nach Gründung durchlitt die Nato bereits ihre erste interne Krise. Frankreich entzog bereits 1959 seine Flotte der Nato-Unterstellung. 1966 verabschiedeten sich die Vertreter des Landes aus allen militärischen Organen des Verteidigungsbündnisses. Frankreichs Präsident Charles de Gaulle (l.), hier bei der Beerdigung John F. Kennedys, fürchtete eine Dominanz der USA in der Nato und pochte auf die Unabhängigkeit der französischen Streitkräfte. Das Land kehrte erst im Jahr 2009 wieder als vollwertiges Mitglied in die militärischen Strukturen zurück. © imago
nato-erweiterung-mitgliedsstaaten-spanien-1982
Im Jahr 1982 fand die nächste Erweiterungsrunde der Nato statt. Spanien wurde das 16. Mitglied des Verteidigungsbündnisses und nahm kurz darauf am Nato-Gipfel in Bonn teil. In der damaligen Bundeshauptstadt kamen die Staatsoberhäupter und Regierungschefs zusammen (v.l.n.r.): Kare Willoch (Norwegen), Francisco Balsemao (Portugal), Leopoldo Calvo-Sotelo (Spanien), Bülent Ulusu (Türkei), Margaret Thatcher (Großbritannien) und Ronald Reagan (USA). © imago
Ihren ersten Kampfeinsatz startete die Nato am 30. August 1995 mit der Operation „Deliberate Force“ gegen serbische Freischärler im ehemaligen Jugoslawien. Offiziell trat die Nato dabei nur als eine Art bewaffneter Arm der UN-Mission im Land auf. Beteiligt waren 5000 Soldaten aus 15 Ländern mit 400 Flugzeugen, darunter 222 Kampfflugzeugen. 54 dieser Maschinen, die rund um die Uhr von drei Flugzeugträgern und 18 Luftwaffenstützpunkten in Europa losflogen, waren F-16 Fighting Falcon (im Bild).
Am 30. August 1995 startete die Nato die Operation „Deliberate Force“ gegen serbische Freischärler im ehemaligen Jugoslawien. Offiziell trat die Nato dabei nur als eine Art bewaffneter Arm der UN-Mission im Land auf. Beteiligt waren 5000 Soldaten aus 15 Ländern mit 400 Flugzeugen, darunter 222 Kampfflugzeugen. 54 dieser Maschinen, die rund um die Uhr von drei Flugzeugträgern und 18 Luftwaffenstützpunkten in Europa losflogen, waren F-16 Fighting Falcon (im Bild). © DOD/USAF/afp
Bei der Operation kam es zum ersten Kampfeinsatz der deutschen Luftwaffe seit dem Zweiten Weltkrieg. 14 deutsche Tornado-Kampfflugzeuge flogen von Piacenza aus 65 Einsätze. Nach dem Abzug der schweren Waffen durch die Serben und einer Garantie für die verbliebenen Schutzzonen wurde die Luftoperation am 21. September 1995 beendet. Nato-Befehlshaber Leighton Smith (Mitte) und UN-Balkankommandant Bernard Janvier (rechts) konnten sich schon am Tag davor am Flughafen von Sarajevo als Sieger fühlen.
Am ersten Kampfseinsatz der Nato war auch Deutschland beteiligt. Die Bundeswehr schickte Tornado-Kampfflugzeuge in den Krieg in Jugoslawien. Ab Juni 1999 übernahm Deutschland die militärische Führung über einen Sektor des Kosovos im Rahmen der so genannten Kosovo-Friedenstruppe (KFOR). Zu Beginn befanden sich rund 6.000 deutsche Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr im Einsatz im Kosovo. © ANJA NIEDRINGHAUS/afp
nato-erweiterung-mitgliedsstaaten-kosovo-krieg-bundeswehr-einsatz-tornados
Es war der erste Kriegseinsatz der deutschen Luftwaffe seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. 14 deutsche Tornado-Kampfflugzeuge flogen von Piacenza aus 65 Einsätze im ehemaligen Jugoslawien. Nach dem Abzug der schweren Waffen durch die Serben und einer Garantie für die verbliebenen Schutzzonen wurde die Luftoperation am 21. September 1995 beendet. © dpa
Bereits im Jahr 1998 hatte hatte das Kabinett Kohl gemeinsam mit den Wahlsiegern der Bundestagswahl 1998, Gerhard Schröder und Joschka Fischer, den ersten Einsatz deutscher Soldaten in einem militärischen Konflikt in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg beschlossen. Außenminister Fischer appellierte: „Wir haben immer gesagt: ‚Nie wieder Krieg!‘ Aber wir haben auch immer gesagt: ‚Nie wieder Auschwitz!‘“ Die Menschen in Deutschland gingen bei Antikriegsdemos gegen den Nato-Einsatz auf die Straße, so wie hier zum Beispiel am 25. März 1999 in Leipzig.
Bereits im Jahr 1998 hatte das Kabinett Kohl gemeinsam mit den Wahlsiegern der Bundestagswahl 1998, Gerhard Schröder und Joschka Fischer, den ersten Einsatz deutscher Soldaten in einem militärischen Konflikt in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg beschlossen. Außenminister Fischer appellierte: „Wir haben immer gesagt: ‚Nie wieder Krieg!‘ Aber wir haben auch immer gesagt: ‚Nie wieder Auschwitz!‘“ Die Menschen in Deutschland gingen bei Antikriegsdemos gegen den Nato-Einsatz auf die Straße, so wie hier zum Beispiel am 25. März 1999 in Leipzig.  © ECKEHARD SCHULZ/Imago
Seit Anfang 2001 lieferten sich die Rebellen der UCK (Befreiungsarmee im Kosovo), die bereits im Kosovo-Krieg gegen die Serben gekämpft hatten, Kämpfe mit der mazedonischen Armee. Nach Abschluss eines Friedensabkommens stimmte die UCK ihrer Entwaffnung und Auflösung zu und übergab der Nato ihre Waffen. Insgesamt wurden 3875 Waffen der Rebellen eingesammelt und eingeschmolzen.
Seit Anfang 2001 lieferten sich die Rebellen der UCK (Befreiungsarmee im Kosovo), die bereits im Kosovo-Krieg gegen die Serben gekämpft hatten, Kämpfe mit der mazedonischen Armee. Nach Abschluss eines Friedensabkommens stimmte die UCK ihrer Entwaffnung und Auflösung zu und übergab der Nato ihre Waffen. Insgesamt wurden 3875 Waffen der Rebellen eingesammelt und eingeschmolzen. © Louisa Gouliamaki/dpa
nato-erweiterung-mitgliedsstaaten-polen-ungarn-tschechien
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs erweiterte sich die Nato um Länder der ehemaligen Sowjetunion. Am 12. März 1999 wurden die Flaggen von Polen, Tschechien und Ungarn am Nato-Hauptquartier in Brüssel (Belgien) gehisst. Das Verteidigungsbündnis war damit auf 19 Mitgliedsstaaten gewachsen. © ATTILA SEREN/imago
Im August 2003 übernahm die Nato durch ein Mandat der Vereinten Nationen in Afghanistan das Kommando über internationale Friedenstruppen und läutete damit den ersten Einsatz des Bündnisses außerhalb Europas ein. der Einsatz der International Security Assistance Force (ISAF) war ein sogenannter friedenserzwingender Einsatz unter Verantwortung der beteiligten Staaten im Rahmen des Krieges in Afghanistan von 2001 bis 2014.
Im August 2003 übernahm die Nato durch ein Mandat der Vereinten Nationen in Afghanistan das Kommando über internationale Friedenstruppen und läutete damit den ersten Einsatz des Bündnisses außerhalb Europas ein. Der Einsatz der International Security Assistance Force (ISAF) war ein sogenannter friedenserzwingender Einsatz unter Verantwortung der beteiligten Staaten im Rahmen des Krieges in Afghanistan von 2001 bis 2014.  © SHAH MARAI/afp
Nato-Einsatz in Afghanistan
Am Nato-Einsatz in Afghanistan beteiligte sich auch die deutsche Bundeswehr. Mit gleichzeitig 5.300 stationierten Soldatinnen und Soldaten war es der größte Auslandseinsatz der Bundeswehr. Als Teil der International Security Assistance Force (ISAF) waren deutsche Streitkräfte an mindestens zehn Kampfeinsätzen beteiligt. Zwischen 2001 und 2014 wurden 59 Bundeswehrsoldaten in Afghanistan getötet. © Michael Kappeler/dpa
Im Februar 2020 unterzeichnete Donald Trumps Regierung mit den Taliban das Doha-Abkommen
Im Februar 2020 unterzeichnete Donald Trumps Regierung mit den Taliban das Doha-Abkommen, das einen vollständigen Abzug der US-Truppen aus Afghanistan bis Ende April 2021 beinhaltete. Trumps Nachfolger Joe Biden terminierte den Abzug der US-Truppen bis zum symbolischen Stichtag des 11. September. Die verbündeten Nato-Staaten schlossen sich an, und so begann auch die Bundeswehr mit dem Abzug ihrer letzten Streitkräfte aus Afghanistan. © Boris Roessler/dpa
nato-erweiterung-mitgliedsstaaten-bulgarien-estland-lettland-litauen-rumänien-slowakei-slowenien-colin-powell-usa
Im Jahr 2004 fand die bis dato größte Erweiterungsrunde der Nato statt. Der damalige US-Außenminister Colin Powell gab bekannt, dass das Verteidigungsbündnis sieben neue Mitgliedsstaaten auf einen Streich aufnehmen werde: Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Rumänien, die Slowakei und Slowenien. Die Nato bestand damit aus 26 Mitgliedern. © BENOIT DOPPAGNE/imago
Seit Juni 2005 unterstützt die Nato die Afrikanische Union, u.a. auch die AU-Mission in Somalia (Amisom). Dort kontrolliert die mit der Terrororganisation Al Qaida verbundene islamistische Bewegung Al-Shabaab Teile des Südens und setzt die Scharia in strenger Form durch. Im Rahmen der AU-Mission in Somalia testet ein Panzerfahrer im Januar 2013 seine Lenkung, während er auf einem Stützpunkt an der Front in Lower Shabelle stationiert ist.
Seit Juni 2005 unterstützt die Nato die Afrikanische Union, u.a. auch die AU-Mission in Somalia (Amisom). Dort kontrolliert die mit der Terrororganisation Al Qaida verbundene islamistische Bewegung Al-Shabaab Teile des Südens und setzt die Scharia in strenger Form durch. Im Rahmen der AU-Mission in Somalia testet ein Panzerfahrer im Januar 2013 seine Lenkung, während er auf einem Stützpunkt an der Front in Lower Shabelle stationiert ist. © TOBIN JONES/afp
nato-erweiterung-mitgliedsstaaten-kroatien-albanien-angela-merkel
Zu ihrem 50-jährigen Bestehen im Jahr 2009 nahm die Nato zwei weitere Mitglieder auf: Albanien und Kroatien. Bundeskanzlerin Angela Merkel begrüßte den albanischen Ministerpräsidenten Sali Berisha bei den Feierlichkeiten rund um die Erweiterung sowie zum Jubiläum auf dem Nato-Gipfel in Straßburg und Kehl. © imago
nato-mitgliedsstaaten-erweiterung-montenegro
Am 5. Juni 2017 wird die Nato um ein weiteres Mitglied erweitert. Montenegro tritt dem Verteidigungsbündnis bei. Das Land hatte sich 2006 von Serbien unabhängig erklärt und wurde inklusive Flagge elf Jahre später in Brüssel am Nato-Hauptquartier begrüßt.  © Gong Bing/imago
nato-erweiterung-beitritt-mitgliedsstaaten-nordmazedonien
Die vorerst letzte Nato-Erweiterung fand im Jahr 2020 statt. Am 27. März trat Nordmazedonien dem Verteidigungsbündnis bei. Griechenland hatte die Aufnahme des Landes wegen eines Streits über dessen Namen jahrelang blockiert. Nachdem sich beide Länder geeinigt hatten, war der Weg frei für gemeinsame Manöver, wie hier zum Beispiel mit Einheiten der US-Armee in der Nähe von Krivolak. © imago
Im Rahmen ihrer Mission im Irak traniert und unterstützt die Nato die irakischen Sicherheitskräfte im Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat. Am 9. Dezember 2021 trafen sich der irakische Sicherheitsberater Qassem al-Araji (links) und der Nato-Befehlshaber Michael Lollesgaard in der „Grünen Zone“ der Hauptstadt Bagdad. Die USA-geführte Koalition beendete damals ihren Kampfeinsatz und verlegte sich auf eine Ausbildungs- und Beratungsrolle.
Im Rahmen ihrer Mission im Irak traniert und unterstützt die Nato die irakischen Sicherheitskräfte im Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat. Am 9. Dezember 2021 trafen sich der irakische Sicherheitsberater Qassem al-Araji (links) und der Nato-Befehlshaber Michael Lollesgaard in der „Grünen Zone“ der Hauptstadt Bagdad. Die USA-geführte Koalition beendete damals ihren Kampfeinsatz und verlegte sich auf eine Ausbildungs- und Beratungsrolle. © AHMAD AL-RUBAYE/afp
Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine hat die Nato ihre seit Jahren bestehende Mission für die Luftsicherheit der baltischen Staaten an der Ostflanke des Militärbündnisses noch einmal ausgebaut. Zur Luftraum-Überwachung setzt Frankreich vier Rafale-Kampfflugzeuge ein. Vor dem Start am 25. November 2022 bereitet ein Düsenjägerpilot in Mont-de-Marsan noch einmal sein Flugzeug für die viermonatigen Mission vor.
Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine hat die Nato ihre seit Jahren bestehende Mission für die Luftsicherheit der baltischen Staaten an der Ostflanke des Militärbündnisses noch einmal ausgebaut. Zur Überwachung des Luftraums setzt Frankreich vier Rafale-Kampfflugzeuge ein. Vor dem Start am 25. November 2022 bereitet ein Pilot in Mont-de-Marsan noch einmal seinen Jet für die viermonatige Mission vor.  © THIBAUD MORITZ/afp
Unter dem Eindruck des Ukraine-Kriegs ist im April 2023 auch Finnland der Nato beigetreten. Der Schritt ist historisch. Finnlands Präsident Sauli Niinistö bezeichnete den Nato-Beitritt als Beginn einer neuen Ära. Finnland hat eine 1340 Kilometer lange Grenze zu Russland. Das nordische Land mit seinen rund 5,5 Millionen Einwohnern hatte zuvor jahrzehntelang großen Wert auf militärische Bündnisfreiheit gelegt. Mit dem Beitritt Finnlands wächst die Nato-Außengrenze Richtung Russland nun auf mehr als das Doppelte an.
Unter dem Eindruck des Ukraine-Kriegs ist im April 2023 auch Finnland der Nato beigetreten. Der Schritt ist historisch. Finnlands Präsident Sauli Niinistö bezeichnete den Nato-Beitritt als Beginn einer neuen Ära. Finnland hat eine 1340 Kilometer lange Grenze zu Russland. Das nordische Land mit seinen rund 5,5 Millionen Einwohnern hatte zuvor jahrzehntelang großen Wert auf militärische Bündnisfreiheit gelegt. Mit dem Beitritt Finnlands wächst die Nato-Außengrenze Richtung Russland nun auf mehr als das Doppelte an. © JOHN THYS/afp
nato-beitritt-schweden-finnland-mitglieder-bündnis
Und am Horizont ist bereits die nächste Erweiterung der Nato zu sehen. Zusammen mit Finnland hatte sich auch Schweden um einen Beitritt zum Verteidigungsbündnis beworben. Der Aufnahmeprozess läuft. Im baltischen Meer fanden bereits erste gemeinsame Übungen der US Navy und der schwedischen Marine statt.  © IMAGO/U.S. Navy
Droht immer wieder mit einem Austritt aus der Nato: US-Präsident Donald Trump.
Bereits während seiner ersten Amtszeit stellte US-Präsident Donald Trump den Nutzen der Nato für die USA infrage und kritisierte die Verbündeten dafür, zu wenig in ihre Verteidigung zu investieren. Stattdessen würden sich die Staaten der Europäischen Union (EU) auf die militärische Stärke der USA verlassen. Nach seinem Sieg bei der US-Wahl 2024 erneuerte Trump seine Kritik und stellte sogar Artikel 5 des Nordatlantikvertrags infrage. Dieser besagt, dass ein Angriff auf einen Nato-Staat als Angriff auf alle Nato-Staaten gilt. © Anna Ross/Uncredited/dpa/Montage

Möglicher Nato-Beitritt: „Die Türkei hat Schweden gedemütigt“

Update von Dienstag, 29. November, 09.05 Uhr: Noch immer gibt es bei den Verhandlungen um einen Nato-Beitritt von Schweden und Finnland keinen Durchbruch. Aus Schweden kommen nun Stimmen, die das Verhalten des Königreichs in den Gesprächen kritisieren. Dieses Bild zeichnet ein Journalist. „Kristersson (schwedischer Ministerpräsident) muss aufhören, sich von der Türkei demütigen zu lassen“, schrieb der Kolumnist Alex Schulman in einem Meinungsartikel, der in der schwedischen Tageszeitung Dagens Nyheter veröffentlicht wurde. Die Türkei habe Schweden erniedrigt, so der Kolumnist.

Türkei soll versucht haben, in kurdische Städte einzumarschieren

+++ 17.30 Uhr: Laut Angaben kurdischer Kräfte in Nordostsyrien soll die Türkei in den vergangenen Tagen mehrfach versucht haben, mit Bodentruppen in kurdische Städte und Dörfer einmarschiert zu sein. Bei den Kämpfen seien mindestens 12 türkische Soldaten und 8 Söldner ums Leben gekommen, teilten die Syrisch Demokratischen Kräfte (SDF) in Syrien mit. Die Kurden erwarten weitere Versuche der türkischen Armee, Städte wie Manbidsch und Kobane zu besetzen.

Eine Kommandeurin der kurdischen Frauenselbstverteidigungseinheiten YPJ in Syrien erhofft sich angesichts der Angriffe durch die Türkei Hilfe von den USA. „Wenn die USA will, kann sie die Türkei schnell stoppen, aber Washington verfolgt ihre eigenen Vorteile. Es ist keine große Überraschung für uns,“ sagte Generalin Nesrin Abdolah im Gespräch mit Fr.de von IPPEN.MEDIA.

Nato glaubt nicht an schnellen Beitritt von Schweden und Finnland

+++ 13.00 Uhr: Trotz positiver Signale aus der Türkei: Die Nato glaubt offenbar nicht an eine schnelle Ratifizierung des Beitritts von Schweden und Finnland. Vor Weihnachten sei keine Lösung zu erwarten, berichtet die norwegische Nachrichtenagentur NTB unter Berufung auf eine „zentrale“ Quelle in der Nato.

Den Informationen zufolge gibt es vor allem Streit um Auslieferungsforderungen aus der Türkei. Dabei gehe es eher um Verfahrensfragen als um die Zahl der Auslieferungen. Die Türkei hatte vor allem Schweden eine Liste mit konkreten Personen präsentiert. Öffentlich diskutiert wurde zuletzt der Fall des Exil-Journalisten Bülent Kenes. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte nach einem Treffen mit Schwedens Ministerpräsident Ulf Kristersson Kenes namentlich erwähnt und als „Terrorist“ gebrandmarkt.

Es gebe Zeichen, die eher auf eine Einigung „im Laufe des nächsten halben Jahres hindeuten“, berichtete NTB weiter. In der Nato gebe es die Hoffnung, die Türkei könne Schwedens und Finnlands Nato-Beitritt noch vor der türkischen Präsidentenwahl im Juni ratifizieren. Es werde allerdings auch nicht als Krise wahrgenommen werden, sollte es noch etwas länger dauern. Neben der Türkei hat auch Ungarn dem Nato-Beitritt der beiden Länder noch nicht zugestimmt – möglicherweise aus taktischen Erwägungen in einem schwelenden Streit mit der EU.

Nato-Beitritt: Türkei bescheinigt Schweden große „Fortschritte“

Erstmeldung: Stockholm – Die Türkei meldet Fortschritte bei dem Beitrittsprozess von Schweden und Finnland in die Nato. Das gaben Regierungsvertreter der Türkei nach einem gemeinsamen Treffen bekannt. „Schweden hat das trilaterale Memorandum umfassend respektiert und kommt der Nato näher“, teilte der schwedische Unterhändler Oscar Stenström nach dem Termin in Stockholm mit.

„Wir haben eine Reihe von Ideen mit der Polizei und ihren Kollegen in der Türkei ausgetauscht, um den Kampf gegen die terroristische Bedrohung der Türkei durch die PKK zu beschleunigen“, sagte Stenström einem lokalen Radiosender nach dem Treffen am 25. November.

Ankara verlangt weiterhin Zugeständnisse

Ankara blockiert den Beitritt beider Staaten in das westliche Verteidigungsbündnis und verlangt Zugeständnisse. So wirft es beiden Ländern unter anderem vor, Terrororganisationen zu unterstützen. Auch fordert der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan die Auslieferung von mehreren „Terroristen“ aus der Türkei, die in den Ländern als politische Flüchtlinge Zuflucht gefunden haben, unter ihnen mehrere Journalisten, kurdische Aktivisten und Lehrer.

Erst kürzlich hat Schweden sein Anti-Terror-Gesetz mit dem Versprechen geändert, dass es die Strafverfolgungsbehörden bei der Bekämpfung von Terrororganisationen stärken wird. Das Gesetz wird am 1. Januar in Kraft treten. Eine entsprechende Verfassungsänderung dazu wurde Mitte November stimmte durch das schwedische Parlament verabschiedet. Zwar räumt die AKP-Regierung ein, dass Schweden und Finnland einige positive Schritte unternommen haben, rechnet aber mit der Umsetzung des neuen Gesetzes in Schweden im ersten Quartal 2023.

Schweden stellt humanitäre Hilfsprojekte in Nordsyrien ein

Schon jetzt habe Schweden etwa ihre Hilfsprojekte in Nordsyrien eingestellt, sagt der Nahostreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Kamal Sido, im Gespräch mit Fr.de von IPPEN.MEDIA. „Schweden hat humanitäre Projekte in Nordsyrien eingestellt. Dazu zählen etwa Wasseraufbereitungsanlagen“. Diese Projekte seien auf Druck der Türkei eingestellt worden. Die Türkei wirft der Selbstverwaltung in Nordostsyrien vor, terroristisch zu sein. Auch fürchtet Sido, dass der Druck auf geflüchtete Oppositionelle im Land erhöht werden könnte, in dem etwa ihre Meinungsfreiheit eingeschränkt wird. (Erkan Pehlivan)