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Musks Doge-Team: Sie sollen den US-Verwaltungsapparat umkrempeln – „feindliche Übernahme“
VonFabian Hartmann
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Frisch im Amt, plant Trump eine radikale Umgestaltung des US-Verwaltungsapparats. Das Gremium Doge spielt eine Schlüsselrolle. Aber wer sind die Beschäftigten?
Washington, D.C. – Der unlängst vereidigte US-Präsident Donald Trump strebt weiter danach, den US-Staatsapparat deutlich umzustrukturieren. So stoppte der Republikaner vor Kurzem viele Zahlungen von Entwicklungshilfen und nahm die US-Behörde für internationale Entwicklung ins Visier. Hunderte Beschäftigte der Institution wurden laut US-Medienberichten bereits entlassen oder beurlaubt, während die Regierung erwägt, die Behörde ganz aufzulösen.
Unterstützt wurde Trump dabei von seinem Gefolgsmann, dem Multimilliardär und Tesla- sowie X-CEO Elon Musk, der die Behörde auf seinem Kurznachrichtendienst verunglimpfte. Auf welcher offiziellen Grundlage Musk überhaupt für die Trump-Regierung tätig ist, war bislang unklar. Nun aber wurde seine Position von Trump benannt: So soll Musk als „besonderer Regierungsangestellter“ fungieren und im neuen regierungsnahen Gremium – dem „Department of Government Efficiency“ (Doge) – dafür sorgen, dass die Staatsausgaben sinken.
Musks Doge-Gremium besitzt nun Zugang zum Zahlungssystem des US-Finanzministeriums
Wie mehrere internationale Medien – darunter die New York Times – am Wochenende berichteten, hat das Doge-Team um Elon Musk die Genehmigung erhalten, auf das Zahlungssystem des US-Finanzministeriums zuzugreifen. Damit erhielt Doge Zugang zu persönlichen Daten von Millionen US-Staatsbürgerinnen und -bürgern, die Sozialversicherungszahlungen, Steuerrückzahlungen und andere Gelder von der Regierung erhalten. Über das Zahlungssystem werden im Namen von Bundesbehörden jährlich Überweisungen an Amerikaner im Wert von mehr als sechs Billionen Dollar getätigt.
Die Abteilung hatte sich zuvor lange vergeblich um Zugang zu dem System der Finanzbehörde bemüht, weil unter anderem der Spitzenbeamte David Lebryk Widerstand leistete. Dieser sei nun jedoch gebrochen worden, indem Lebryk beurlaubt wurde und in den Ruhestand versetzt wird, woraufhin Finanzminister Scott Bessent Musks Team am Freitag Zugang zu dem Zahlungssystem gewährte.
US-Senator Wyden sieht „nationales Sicherheitsrisiko“ in Doge-Bestrebungen
Wie mehrere US-Medienberichte am Sonntag vermeldeten, versuchten Doge-Beschäftigte am Sonntag, unrechtmäßig auf vertrauliche Informationen und Sicherheitssysteme der US-Agentur für internationale Entwicklung zuzugreifen, die zuvor von der Trump-Regierung ins Visier genommen worden war. Der demokratische US-Senator Ron Wyden resümierte daraufhin, der aktuelle Prozess stelle ein „nationales Sicherheitsrisiko“ dar, wie er auf der Social-Media-Plattform Bluesky schrieb.
Wyden ist das ranghöchste Mitglied des Finanzausschusses des US-Senats und führte aus, Musk erhalte nun Zugang zu „Sozialversicherungs- und Medicare-Leistungen, Zuschüssen und Zahlungen an staatliche Auftragnehmer, einschließlich solcher, die direkt mit Musks eigenen Unternehmen konkurrieren“.
Elon Musk: Erst US-Schattenpräsident – und jetzt Trump-Gegenspieler?
Bei so viel Einfluss, die der neue Zugang zum Zahlsystem der Finanzbehörde Doge und damit auch der Trump-Regierung einbringt, stellt sich die Frage, wer überhaupt die Beschäftigten sind, die im Doge-Gremium dafür sorgen sollen, dass die US-Staatsausgaben sinken. Das US-Tech-Medium Wiredwill es herausgefunden haben und stellte in einem am Sonntag veröffentlichten Beitrag eine Riege von 19- bis 24-jährigen Ingenieuren vor, die im Auftrag Musks für Doge tätig sind.
Einblick in Doge – unter anderem diese sechs jungen Ingenieure sollen Staatsausgaben senken
Eigenen Aussagen zufolge identifizierte Wired auf der Grundlage von Datenbanken, den Online-Auftritten der betreffenden Mitarbeiter und weiteren Aufzeichnungen insgesamt sechs junge Männer, die ihren Hochschulabschluss entweder gerade absolviert haben oder sogar noch dabei sind, und nun offenbar Einsicht in Daten von Millionen US-Staatsbürgerinnen und -bürgern haben. Zu ihnen gehören:
Akash Bobba (22), der im Management-, Entrepreneurship- und Technologieprogramm der University of California studierte, bevor er Praktika bei Meta und Palantir absolvierte. Der US-Personalbehörde gilt er als Experte, hat in seinem Alter aber noch keine Erfahrung in höheren Positionen gesammelt.
Luke Farritor (23), der sein Informatikstudium in Nebraska nicht abschloss und Praktikant in Musks Unternehmen SpaceX war.
Gautier Cole Killian (24), über den neben seinem Studium an der McGill University in Montreal wenig bekannt ist. Laut Wired wird er als unbezahlter Mitarbeiter bei Doge gelistet.
Ethan Shaotran (22) studierte in Harvard und entwickelte eine App zur Terminplanung, die von AI unterstützt wird. Shaotran belegte zudem den zweiten Platz in einem Hacker-Wettbewerb, den Musks KI-Unternehmen xAI abhielt.
Edward Coristine (19), der unlängst die Highschool abschloss und an der Northeastern University eingeschrieben war. Musk kennt er von einem Praktikum bei Neuralink, Musks Unternehmen für Computer-Gehirn-Schnittstellen.
Der Anfang zwanzig Jährige Gavin Kliger. Er arbeitete nach seinem Studium an der University of California als Softwareingenieur für LinkedIn und Databricks.
Experten sehen Doge-Beschäftigte nicht für ihre Aufgaben gerüstet
Sie alle eint, dass sie keinerlei Erfahrungen in hochrangigen Positionen oder Regierungsbehörden besitzen. In einer derartigen Schlüsselrolle, die sie für Doge einnehmen sollen, mutet das skurril an. Don Moynihan, Professor für öffentliche Politik an der Universität von Michigan, machte seine Bedenken dazu gegenüber Wired deutlich: „Wir haben sehr wenig Einblick in das Geschehen. Der Kongress kann kaum eingreifen oder überwachen, da es sich nicht um rechenschaftspflichtige öffentliche Beamte handelt. Es fühlt sich an wie eine feindliche Übernahme des Regierungsapparats durch den reichsten Mann der Welt“, sagte Moynihan.
Auch Rechtsprofessor Nick Bednar von der University of Minnesota zweifelt daran, dass die für Musk bei Doge tätigen jungen Ingenieure ausreichende Kenntnisse für ihre Aufgabe mitbringen. Zumindest sei es „sehr unwahrscheinlich“, wie er Wired erklärte. Auch müsse angezweifelt werden, „ob diese Personen Ziele haben könnten, die nicht dem amerikanischen Volk oder der Bundesregierung dienen“. (fh)