Ukraine-Krieg
„Nie so intensive Kämpfe gesehen“: US-General beurteilt Gegenoffensive
VonErkan Pehlivanschließen
US-General Mark Milley berichtet über heftige Kämpfe im Ukraine-Krieg. Er glaubt, dass der Krieg noch lange andauern wird.
Washington, D.C. – Der Ukraine-Krieg hält unvermindert an. Die ukrainische Gegenoffensive zeigt nach Wochen erste wichtige Fortschritte. Die Kämpfe sind aber unerbittlich. Die Gegenwehr, die Lufthoheit der russischen Truppen und auch die massiven Artilleriesysteme setzen den ukrainischen Soldaten immer wieder zu. Das weiß vor allem der amerikanische Generalstabschef Mark Milley. Milley hat regelmäßig Kontakt zum ukrainischen Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj. „Ich spreche jede Woche mit ihm, manchmal zweimal, manchmal dreimal die Woche“, sagte Milley zu CBS News.
Auf die Frage, ob er jemals solche Kämpfe wie in der Ukraine gesehen hat, antwortete der US-Offizier unmissverständlich mit einem „Nein“. „Ich war bei vielen Feuergefechten dabei. Ich bin mehrmals in Fahrzeugen in die Luft gesprengt worden - mit Minen, Sprengladungen und Panzerfäusten. Aber nie in diesem Ausmaß“, so Milley gegenüber CBS News.
Gegenoffensive der Ukraine läuft langsamer als erwartet
Die ukrainische Gegenoffensive, an deren Planung Milley beteiligt war, stößt offenbar auf starken Widerstand der russischen Armee. „Es geht langsamer voran als erwartet, nach den Kriegsspielen, bei denen wir ihnen bei der Planung geholfen haben“, sagte er. „Aber das ist der Unterschied zwischen einem Krieg auf dem Papier und einem echten Krieg. Hier werden wirklich Menschen getötet und Fahrzeuge in die Luft gesprengt. Daher neigen die Leute dazu, in solchen Situationen langsamer zu werden. Aber es ist sehr überlegt, und sie machen jeden Tag Fortschritte“, sagt Milley.
USA unterstützen Ukraine mit 44 Milliarden Dollar
Bislang sollen die USA militärische Ausrüstung im Wert von 44 Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt haben. Wie viele wertvolle Geheimdienstinformationen die ukrainischen Truppen aus Washington erhalten, wird dagegen nicht öffentlich gemacht. „Wir helfen der Ukraine, sich zu verteidigen, das tun wir“, so der US-General.
Das Ziel sei es derzeit, die Stadt Melitopol zu erreichen. Dann würde das von Russland besetzte Gebiet in zwei Teile geschnitten werden. Allerdings wird die Zeit zunehmend knapp. Im Oktober wird das Wetter schlechter und die Regenfälle setzen dann ein. „Es wird nicht der Winter sein, sondern der Regen, der den Boden aufweicht und ihn für Bodenmanöver unmöglich macht“, fürchtet der oberste US-General.
Doch auch der US-General geht offensichtlich von einem länger anhaltenden Krieg aus. „Der Krieg wird so lange weitergehen, bis die eine oder andere Seite ihre Ziele erreicht hat oder beide Seiten beschlossen haben, dass es an der Zeit ist, sich an den Verhandlungstisch zu setzen“, weil sie ihre Ziele nicht mit militärischen Mitteln erreichen könnten, sagte Milley zu CBS News. Dieser Zeitpunkt sei allerdings noch nicht gekommen.
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