„Anfangsverdacht verfassungsfeindlicher Sabotage“

Durchlöcherte LNG-Pipeline: Bundesanwaltschaft ermittelt wegen Sabotage

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An mindestens drei Stellen der Flüssiggasleitung in Schleswig-Holstein wurden Löcher entdeckt. Nun ermittelt die Bundesanwaltschaft.

Karlsruhe – Das Landeskriminalamt Schleswig-Holstein ermittelt wegen eines möglichen Sabotageversuchs an der neuen Flüssiggas-Pipeline zwischen Brunsbüttel und Hetlingen in Norddeutschland. An mindestens drei Stellen entlang der rund 55 Kilometer langen Trasse sollen rund ein Zentimeter große Bohrlöcher entdeckt worden sein. Nun hat die Bundesanwaltschaft den Fall übernommen, wie eine Sprecherin am Donnerstag (4. Januar) gegenüber IPPEN.MEDIA bestätigte.

Löcher in LNG-Pipelines: Die Bundesanwaltschaft wegen verfassungsfeindlicher Sabotage an der Flüssiggasleitung.

Durchlöcherte LNG-Pipeline: Bundesanwaltschaft ermittelt wegen Sabotage

Die Bundesanwaltschaft hat „im Zusammenhang mit der mutmaßlichen Beschädigung der sogenannten LNG-Pipeline die Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts der verfassungsfeindlichen Sabotage (§ 88 Abs. 1 StGB) übernommen“, so die Staatsanwältin beim Generalbundesanwalts beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe. Bereits im November hatte sich die Betreiberfirma der schleswig-holsteinischen LNG-Trasse an die Polizei gewandt und auf Beschädigungen an der Leitung hingewiesen, wie eine Sprecherin des Landeskriminalamtes Schleswig-Holstein auf Anfrage von kreiszeitung.de von IPPEN.MEDIA erklärte.

Pipeline in Schleswig-Holstein sollte eigentlich schon Ende 2023 in Betrieb gehen

Der Betrieb der Pipeline mit dem Namen „ETL 180“ sollte ursprünglich Ende des vergangenen Jahres starten – bereits im Januar war das schwimmende LNG-Terminal in Brunsbüttel angekommen – ist jedoch bisher noch nicht aufgenommen worden. Ihr Verlauf erstreckt sich zwischen Brunsbüttel im Kreis Dithmarschen an der Elbmündung und Hetlingen im Kreis Pinneberg, südlich von Hamburg. Die Funktion der Pipeline besteht darin, Flüssigerdgas von einem Terminal vor Brunsbüttel entlang der Elbe zu einem Einspeisepunkt ins Fernleitungsnetz zu transportieren. Der Baubeginn mehrerer LNG-Pipelines erfolgte bereits im März des vergangenen Jahres.

Neubauer, van Baalen, Jeschke: Das sind die bekanntesten Klimaaktivisten Deutschlands

Die Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg spricht vor Teilnehmern der Klima-Demonstration „Fridays for Future“ in Hamburg
Sie gilt als das Gesicht der jungen Generation Klimaaktivisten: Greta Thunberg aus Schweden hat die „Fridays for Future“-Bewegung ins Leben gerufen. Und auch in Deutschland gibt es einige Mitstreiterinnen und Mitstreiter ... © Christian Charisius/dpa
Luisa Neubauer von Fridays for Future während einer Podiumsdiskussion
Die Gruppe von Gründerin Thunberg ist auch in der Bundesrepublik aktiv. Luisa Neubauer ist das populärste Gesicht der von „Fridays for Future Deutschland“ (FFFD). © Fabian Sommer/dpa

Die Klimaaktivistinnen Luisa Neubauer (l) und Greta Thunberg nehmen an der Demonstration von Klimaaktivisten bei Lützerath unter dem Motto „Räumung verhindern! Für Klimagerechtigkeit“ teil
Gemeinsam mit der Schwedin zeigte sich Neubauer (l.) schon mehrfach bei Klima-Demos. Hier ist sie mit Thunberg in Lützerath unterwegs. © Oliver Berg/dpa
Klima-Aktivistin Carla Reemtsma bei der ARD-Talkshow Hart aber Fair im WDR-Studio Köln
Neubauers Cousine Carla Reemtsma engagiert sich als Klimaaktivistin bei „Fridays for Future“. Hier ist sie in der ARD-Talkshow „Hart aber Fair“ zu Gast.  © Christoph Hardt/Imago
Klimaaktivistin Carla Reemtsma spricht während einer Demonstration ins Mikrofon
Carla Reemtsma gilt als Co-Gründerin des deutschen Ablegers von „Fridyas for Future“. Sie entstammt einer bekannten Tabak-Unternehmerfamilie. © Daniel Lakomski/Imago
Ragna Diederichs und Jakob Blasel von „Fridays for Future Deutschland“
Weitere bekannte Gesichter von „Fridays for Future Deutschland“ sind Ragna Diederichs (l.) und Jakob Blasel. © Florentine Dame/dpa
Polizeibeamte stehen an der Wexstraße um die Klimaschutz-Demonstrantin Aimée van Baalen von der Gruppe „Letzte Generation“
Die Gruppe „Letzte Generation“ verbinden wohl die meisten Menschen mit Szenen wie diesen. Immer wieder kleben sich deren Klimaaktivisten an Straßen fest – wie hier Aimée van Baalen. © Paul Zinken/dpa
Aimee van Baalen bei der Pressekonferenz der Letzten Generation zu geplanten Protestaktionen in Berlin in der St. Thomas
Die gebürtige Dresdnerin van Baalen ist auch in der „Fridays for Future“-Bewegung und bei der Organisation „Extinction Rebellion“ aktiv. Sie fungiert u.a. als Pressesprecherin der „Letzten Generation“.  © Mauersberger/Imago
Carla Hinrichs, Sprecherin der Gruppe „Letzte Generation“ sitzt bei mit einer festgeklebten Hand in Berlin (Archivfoto vom 16. Mai 2023) auf dem Asphalt.
Carla Hinrichs, Sprecherin der Gruppe „Letzte Generation“, sitzt bei einer Aktion mit einer festgeklebten Hand in Berlin (Archivfoto vom 16. Mai 2023) auf dem Asphalt.  © Paul Zinken/dpa
Carla Hinrichs, Sprecherin der Letzten Generation, spricht neben Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, während einer Podiumsdiskussion beim 38. Deutschen Evangelischen Kirchentag
Hinrichs tritt ebenfalls regelmäßig als Sprecherin der „Letzten Generation“ in Erscheinung. Hier diskutiert sie mit Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen. © Daniel Karmann/dpa
Henning Jeschke, einer der beiden verbliebenen Teilnehmer des „Hungerstreiks der letzten Generation“
Mit einem Hungerstreik wollte Henning Jeschke, Mitglied der „Letzten Generation“, den damaligen SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz dazu bringen, den Klimanotstand auszurufen. Der wollte sich aber nicht erpressen lassen. © Jörg Carstensen/dpa
Klimaaktivist Henning Jeschke von der Letzten Generation sitzt bei einer Protestaktion vor dem Bundesverkehrsministerium. Seine Hand klebt an einem Tisch
Auch an Klebe-Aktionen seiner Gruppe beteiligte der Klimaaktivist sich. Was ihn vor Gericht brachte – wo er sich ebenfalls festklebte.  © Christophe Gateau/dpa
Bekanntes Mitstreiterin der „Letzten Generation“: „Klima-Shakira“ Anja Windl, die aus Niederbayern stammt.
Bekannte Mitstreiterin der „Letzten Generation“: „Klima-Shakira“ Anja Windl aus Niederbayern. © Eibner Europa/Imago
Sängerin Shakira und Klimaaktivistin Anja Windl
Wegen ihrer vermeintlichen Ähnlichkeit zur kolumbianischen Sängerin (l.) wird Aktivistin Windl von diversen Medien immer weider als „Klima-Shakira“ bezeichnet. © Montage: IPPEN.MEDIA/Erwin Scheriau/Bilal Jawich/dpa/APA
Letzte Generation besprüht Verkehrsministerium von Feuerwehrfahrzeug mit Farbe und Wasser Pressesprecher Jakob Beyer gib
Auch Jakob Beyer tritt immer wieder als Aktivist der „Letzten Generation“ in Erscheinung. Und saß infolge des Protests bereits knapp drei Wochen im Gefängnis. © Jonas Gehring/Imago
Klimaaktivist Jakob Beyer kippt einen Eimer mit ölartigem Kleister über die Grundgesetztafeln am Deutschen Bundestag
Hier kippt Beyer einen Eimer mit ölartigem Kleister über die Grundgesetztafeln am Deutschen Bundestag. © aal.photo/Imago
Die Klimaaktivistinnen Lina Johnsen und Carla Rochel sitzen in Berlin auf einer Straße und halten sich an den Händen
Zu den bekanntesten Mitgliedern der „Letzten Generation“ zählen auch Lina Johnsen (l.) und Carla Rochel. Beide treten immer wieder als Sprecherinnen der Klimaaktivisten-Gruppe auf. © aal.photo/Imago
Klimaaktivist Christian Bläul wird in Dresden nach einer Klebeaktion von Polizisten weggetragen.
Klimaaktivist Christian Bläul wird in Dresden nach einer Klebeaktion von Polizisten weggetragen. Er beteiligte sich schon mehrfach an Protesten der „Letzten Generation“. © Sylvio Dittrich/Imago
Klimaaktivisten der Letzten Generation vor einem Monet-Gemälde, dass sie mit Kartoffelbrei überschüttet haben
Nicht jede Protestaktion der Klimaaktivisten findet Zustimmung: Hier schütten Aktivisten der „Letzten Generation“ Kartoffelbrei über ein historisches Monet-Gemälde. Dennoch bleibt festzuhalten: Der Einsatz gegen den Klimawandel ist an sich eine ehrenhafte Sache. © Screenshot / Twitter.com/AufstandLastGen

Die Bundesregierung setzt verstärkt auf LNG – unter anderem als Ersatz für ausbleibende Gaslieferungen aus Russland infolge des Ukraine-Krieges und der daraus resultierenden Energiekrise – und arbeitet im Eiltempo am Aufbau einer eigenen Infrastruktur.

Wichtige Energietrassen wie die norddeutsche Pipeline, die flüssiges Erdgas (LNG) von einem Terminal an der Nordsee ins Landesinnere leiten soll, gelten als kritische Infrastruktur. Sabotageaktionen an solchen Einrichtungen fallen in den Zuständigkeitsbereich der Bundesanwaltschaft.

Sabotageverdacht an LNG-Pipeline weckt Erinnerungen an den Nord-Stream-Anschlag

Die Behörde ermittelt bereits zu den Anschlägen auf die Unterwasserpipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 im September 2022. Auch der Bau der LNG-Pipelines ist nicht unumstritten. Im August blockierten etwa 50 Klimaaktivistinnen und -aktivisten des Bündnisses „Ende Gelände“ in Wilhelmshaven einen Teil der Baustelle und besetzten Baumaschinen.

Verschiedene Umweltschutzgruppen, darunter Greenpeace, wollten den Bau des Terminals für Flüssig-Erdgas (LNG = liquefied natural gas) verhindern. Sie kritisieren die Pläne von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), die Einstufung als „Wasserstoff-Ready“ sei nur „Greenwashing“. Auch die Umweltverbände BUND und Nabu forderten, die Planungen für LNG-Terminals zu reduzieren. Diese seien angesichts des Ausstiegs aus fossilen Energien überdimensioniert.

Rubriklistenbild: © Sina Schuldt/dpa

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