Manöver nach Wochen beendet
Bundeswehr-Chef nach Nato-Übung mit breiter Brust: „War das nicht großartig?“ – Signal wohl an Putin
VonMarcus Giebelschließen
Die Bundeswehr konzentriert sich nicht nur bei einer historischen Nato-Übung auf Litauen. Der Generalinspekteur liefert ein paar Sätze in Richtung Russland.
Pabrade – Seit mehr als zwei Jahren fragt sich Europa, ob der Ukraine-Krieg für Wladimir Putin nur der Anfang ist. In seinen Reden adressiert der Kreml-Chef regelmäßig den in seinen Augen bösen Westen. Gemeint sind die Nato, die USA, aber eben auch Deutschland und andere Staaten, die für Russland in Reichweite sind.
Putin stößt Warnungen und Drohungen vor allem in Richtung Berlin, London oder Paris aus. Vielleicht um den Willen der dortigen Regierungen zu brechen, Kiew weiter gegen den Aggressor zu unterstützen. Oder doch, um vorzubereiten, was da noch kommen könnte? Das Feindbild ist für Moskau jedenfalls kreiert.
Größtes Nato-Manöver seit Kaltem Krieg beendet: Bundeswehr beteiligt sich in Litauen
Die Gefahr eines militärischen Konflikts zwischen Russland und der Nato lässt sich nicht mehr von der Hand weisen. Entsprechend war das Interesse an der größten Militär-Übung des transatlantischen Verteidigungsbündnisses seit Ende des Kalten Kriegs. Mehr als 90.000 Soldatinnen und Soldaten aus allen 32 Mitgliedsstaaten waren Teil des nun zu Ende gegangenen „Steadfast Defender“. Auch mehr als 50 Kriegsschiffe und 1100 Gefechtsfahrzeuge sowie mehr als 80 Flugzeuge waren involviert.
Deutschland entsendete nach Bundeswehr-Angaben 12.000 Soldatinnen und Soldaten, rund 3000 Fahrzeuge und 30 Luftfahrzeuge. Deren Beitrag trug den Namen Quadriga 2024 und wurde an der Nato-Ostflanke in Litauen abgehalten, nahe der Grenze zu Belarus. Wohl auch ein Signal an Putin und seinen treuesten Partner unter Europas Staatsoberhäuptern, den in Minsk herrschenden Alexander Lukaschenko. Die entsprechenden Reaktionen aus Moskau ließen nicht lange auf sich warten.
Die Fregatten der Bundeswehr – Kriegsschiffe im aktiven Einsatz




Bundeswehr-Chef Breuer nach Nato-Übung: „Antwort auf anwachsende Bedrohung aus Russland“
„Quadriga ist unser Teil, ist unsere kollektive Antwort auf die dramatisch anwachsende Bedrohung aus Russland“, betonte Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr, zum Abschluss des Manövers auf dem Truppenübungsplatz Pabrade. Er schob nach: „Hier ist Putins Machtbereich nur 15 Kilometer entfernt.“
Laut dem 59-Jährigen wurden die „Phasen Frieden, Krise und Krieg“ simuliert. Beteiligt war die 10. Panzerdivision der Bundeswehr, dazu auch niederländische, französische und litauische Truppen. Breuer demonstrierte Zufriedenheit, mindestens. Die Neue Zürcher Zeitung zitiert ihn mit den Worten: „War das nicht erfolgreich? War das nicht großartig?“
Deutschland und Putins Ukraine-Krieg: Bundeswehr „beweist Kriegstüchtigkeit“
Es gehe um den Kampf für die Freiheit: „Deutschland steht zu seinem Wort. Wir werden jeden Zentimeter Nato-Boden verteidigen.“ Die Bundeswehr habe „Kriegstüchtigkeit bewiesen“ und gezeigt, „wir Alliierte können uns verteidigen und werden uns verteidigen“. Sätze, die so direkt auch an Putin adressiert werden könnten.
Unter anderem ging es bei Quadriga 2024 darum, wie ein Angreifer zurückgeschlagen werden kann oder wie sich Minensperren überwinden lassen. Auch Kampfhubschrauber nahmen an der Demonstrationsübung teil.
Bundeswehr bereit für russischen Angriff? „Müssen in fünf Jahren fertig sein“
Breuer verriet darüber hinaus, dass Russland laut Analysten fünf bis acht Jahre benötigen müsste, um mit seinen Streitkräften einen Angriff auf Nato-Gebiet starten zu können. „Dann müssen wir in fünf Jahren fertig sein und das ist 2029“, stellte der General klar: „Diese Marke haben wir uns gesetzt und ich sehe uns auf einem guten Weg dorthin.“
Bereits während der Übung – aber unabhängig davon – traf am 8. April ein Vorkommando mit 20 Soldaten ein, womit der Startschuss für den von der Bundesregierung zugesagten fest in Litauen stationierten Kampfverband der Bundeswehr fiel. Bis 2027 soll die Brigade einsatzfähig sein. Etwa 4800 Soldaten und rund 200 zivile Bundeswehrangehörige werden nach den Plänen dauerhaft im baltischen Staat präsent sein.
Bundeswehr in Litauen stationiert: Pistorius spricht von „besonderem Schritt“
Verteidigungsminister Boris Pistorius hatte der von Oberst Andre Hastenrath geführten Truppe bereits vor einigen Tagen einen Besuch abgestattet und die dauerhafte Entsendung gelobt: „Es ist beispielgebend, es beispiellos in der Geschichte der Republik und der Bundeswehr.“
Zudem sprach der besonders populäre SPD-Politiker davon, es sei „wirklich ein besonderer Schritt“. Der aber eben auch nötig erscheint, weil Europa und auch die Nato nicht wissen, wie die Zukunftspläne von Putin aussehen. (mg)
Rubriklistenbild: © IMAGO / photothek


